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Category Archives: Exhibition Design

Prof. Langbein, osa – office of subversive architecture

Schneckeninvasion, eine Arbeit der Studierenden der Szenografie FH Dortmund unter der Leitung von Prof. Oliver Langbein Fotografie © Ursula Drees

Oliver Langbein, Professor für Szenografie an der FH Dortmund ist Mitglied der osa, dem Office for subversive architecture. Hier handelt es sich um ein Netzwerk, eine seit ca. 10 Jahren bestehende offene Arbeitsgemeinschaft und „sich – wann immer der Anlass, die Zeit und die finanzielle Möglichkeit dazu gegeben ist – mit der experimentellen Gestaltung und/oder Transformation von Raum, unabhängig von Maßstab und Definition sowie der Subversion festgetretener Sichtweisen beschäftigt.“ (Zitat Website osa).

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Die Mitglieder, in fast allen Fällen kommen sie aus der Architektur,  leben und arbeiten überall: Berlin, Darmstadt, Frankfurt, Graz, London, München und Wien.  Wenn sie zusammenarbeiten, dann geht dem eine Phase der Diskussion und Vorbereitung voraus. Die Mitglieder treffen sich online und erst wenn das Wichtigste geklärt ist, treffen sie sich zu einem festen verabredeten Zeitpunkt am Ort des Geschehens. Die Gruppe arbeitet an no budget Projekten, aber teilweise auch mit Projektpartnern und Geldkunden. Und die meisten Mitglieder sind in der Lehre tätig, sie verarbeiten und verbreiten ihre Überzeugungen, analysieren und machen Gedanken zugänglich.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Das intellektuelle Leitbild ist mit der Frage beschäftigt wie der Stadtraum verändert werden kann, was dazu führt, gibt es Leitbilder, Orte und Unorte, was macht Wandelt aus und wie kann er beschleunigt werden? Gibt es Utopien, Visionen und Ideen der Perspektiv- und Positionsänderung.  Es sind Szenografen der Städte. Ihre Aktionen sind teils aus langer Hand geplant, mit medialen und technischen Mitteln über längere Zeiträume  hergestellt und umgesetzt, teils an das Happening erinnernde spontane Aktionen, die so schnell da sind, wie sie auch wieder verschwinden. Dann es ist ein Glücksfall wenn man die Aktion mitzubekommt.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Prof. Langbein stellte eine Vielzahl von Projekten auf der DASA, Kolloquium für Szenografie in Dortmund, vor, darunter auch das Projekt Intact.  Zwischen den Jahren 2004 bis 2006, von Idee bis zur Realisation entstand intact.  Die Arbeit kann nicht mit streng geplantem Projektmanagement und -zeitstrahl verglichen werden, eher beginnen Eindrücke zu Ideen zu werden und  irgendwann mal kommt es zu einer Umsetzung.  Die Gedanken entstehen über Zeit. Und so ist diese Aktion wie auch andere eine Geschichte wert. Oliver Langbein erzählt sie.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Einige Mitglieder der Gruppe wanderten durch einen verlassenen Londener Ortsteil namens Shoreditch, östlich der sogenannten Brick Lane.  Shoreditch gehört zum hippen East End, ist selber noch in der Identitätsfindung. Hier passiert noch einiges. Die Künstler und Gallerien sind gerade erst eingefallen. Graffitis und  kleine Läden und Büros mit Namen wie „future lab“ oder „dishroom“ markieren den Wandel.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Dort befindet sich auch der 2006 still gelegte Shoreditch Bahnhof. Dieser alte Bahnhof wurde durch eine neue Verbindung und Station, der Shoreditch High Street Station überflüssig. Hier fanden die osa Mitgleider eine alte „signal box“, ein Bahnwärter Häuschen. Es steht auf Stelzen und überblickt das Areal.  Bei dem Anblick  kann an Baumhaus, erhöhtes Schrebergartenhaus,  Badeumkleidebungalow oder Wasserspeicher in Häuschenform gedacht werden. Es ist hoch und gut sichtbar, durch Wind und Wetter in Mitleidenschaft genommen und sieht aus, als es nicht ganz zugehörig wie zufällig dort hingestellt worden.  Hier kam der Gedanke auf, dass dieses runtergekomme Gebäude eine Auffrischung gebrauchen könnte. So klein und idylisch, da wäre es schade, wenn es verfallen und in Vergessenheit geraten  würde. Ein kleines Traumhaus sollte entstehen.

Anfangs verhandelten die Gruppenmitglieder mit den Behörden und der London Railway Heritage Society, aber irgendwann wurde ihnen klar, dass sie zwar überaus liebenwürdig, aber stetig vertagt und abgewimmelt wurden. Vom Projekt wurde nicht abgelassen und eine Nacht und Nebelaktion entwickelte sich daraus. Gegen 4 Uhr morgens verschafften sich die Mitglieder Zugang zum Gelände. Es war dunkel und man musste das Renovierungsmaterial gleich mitnehmen. Die Zeit war knapp, die Aktion illegal, Schnelligkeit war gefragt. Deshalb wurde das Traumhaus für eine bestimmte Betrachterperspektive renoviert, den „hintere“ Teil blieb wie vorgefunden. Die Wände wurden weiss getüncht, ein kleiner mit grünem Kunstrasen ausgelegter Balkon, angelegt, Blumenkästen mit blühenden Geranien, ein Grill und eine Sitzecke addiert. Fensterscheiben eingesetzt und 10 Stunden später war das Traumhaus fertig.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Das Traumhaus wurde jedoch nach schon 3 Tagen zerstört, Vandalismus, von welcher Institution oder Bevölkerungsschicht initiiert bleibt im Ungewissen. Also wurde eine erneute Aktion durchgeführt und diesmal stand kein Grill und Gartenstuhl vorne, sondern ein behängter Wäscheständer. Nach einigen Monaten wurde auch dieses Traumhaus zerstört und eine dritte Aktion fand statt. Keine Blumenkästen diesmal, sondern ein grossen blaues Stofftier namens Schlampi, eine Skulptur der Künstlerin Simone van gen Hassend. Schlampi war eine liebevolle Antwort auf den zweifachen Vandalismus.

intact, illegal refurbishment of a signal box, london/shoreditch © Website osa

Die „guerilla action“ wurde im Britischen Fernsehen – chanel_4 ausgestrahlt. Dan Edelstyn ist der Filmemacher. Das Projekt wurde aber nicht nur im Fernsehen besprochen, die Medien allgemein haben die Aktion in Zeitungen, Websites, Blogs und Architekturmagazinen ausgiebig behandelt. Dazu die Macher: „Public reaction to this project and other interventions of its kind has been overwhelming. Through a simple, low budget and temporary action on a specific site such projects capture the imagination and raise awareness and debate around the spaces that we often pass by without so much as a glance.“

The Subversive Architects von Daniel Edelstyn: unbedingt diesen FILM ansehen!

Szenografie kann spontan sein, leichtfüssig, kein Kostenfresser. Sie kann schnelllebig sein, inspirierend und freudig. Diese Merkmale kennzeichnet viele eigentlich fast alle Projekte der Gruppe. Eine erholsame Art Aufmerksamkeit zu schaffen. Da schaut der Betrachter gerne hin, lässt sich begeistern und der Tag ist gerettet.

Ein weiteres Projekt, diesmal von Studierenden von Oliver Langbein, war die Invasion der Schnecken, die direkt im Zuge des DASA Kolloquiums inszeniert wurde. Es war kalt, Schnee lag auf den Strassen, die Fussgängerwege dürftig frei geschaufelt. Und vor dem Haupteingang durchquerte der Kolloquiumsteilnehmer eine Invasion der Schnecken. Mehr als 1000 kleine Schnecken krochen unaufhaltsam zum Gebäude. Sie wurden abends vor Dieben gerettet und morgens in der Frühe wieder, ein Stück näher am Eingang platziert. Ob sie den Weg in den Innenraum geschafft haben, immerhin gab es eine Drehtür zu überwinden, soll offen bleiben.

Schneckeninvasion, eine Arbeit der Studierenden der Szenografie FH Dortmund unter der Leitung von Prof. Oliver Langbein

Fotografie © Ursula Drees

Beitrag von Ursula Drees

Prof. Dr. Raulff: Deutsches Literaturarchiv Marbach: 13. Szenografie Kolloquium in der DASA, 2013, Dortmund


Literatur ausstellen. Wie das? Sollen wir uns Bücher in Vitrinen anschauen, vielleicht dazugelegte Skizzen und Notizen, angereichert mit dem originalen Schreibutensil? Und daneben lesen wir dann die Geschichte des Schriftstellers. Das bedeutet der Museumsbesuch dauert Tage. So viel lesen nimmt Zeit in Anspruch. Auch Mühe und Ruhe, schlafen zwischen durch, essen und trinken auch.

Wie ist das mit der Literatur. Gedanken lassen sich kaum halten. Das Vergängliche, der spontane Einfall, wie soll das ausgestellt werden? Eine Ausstellung, so Prof. Dr. Raulff, muss nicht Essay sein, braucht keine Bibliographie, ist nicht nur ein Beitrag oder ein chronologischer Zeitstrahl mit wichtigen Merkmomenten. Kann es natürlich muss es aber nicht. Es ist aber eine Frage wert: wie stelle ich Literatur aus und mache es zu einem Besuch, der nicht vorrangig durch Langeweile oder elterliche Zwangsbildungsmaßnahme gekennzeichnet wird?


Meine Mitschrift. Ich wurde von Vortrag zu Vortrag geübter. ©Ursula Drees
Dr. Raulff, ein Sprecher mit einem erlesenen Wortschatz, er verwendete Worte wie „occopure“ (von Besetzung abgeleitet? „Occupy“ oder vom italienischen „Occupare“ als „etwas in Besitz nehmen“?) oder , „ephimär“(ebenerdig) oder „ephemer“ (eintägig, vergänglich), „obsolet“ (überholt, veraltet, ungebräuchlich, überflüssig geworden), Cassiber (geheime und versteckte Nachricht) und viele Andere ohne mit der Wimper zu zucken, ist ein gewandter Vortragender.

Er stellte verschiedene Sonderausstellungsprojekte vor, die allesamt mit der Ausstellungsgestaltung  die Aussage des Objekts unterstützten und eine Eindeutigkeit der Bedeutung schafften. Robert Gernhardt zum Beispiel – ein Multitalent. Er war Maler, Zeichner, Karikaturist und Schriftsteller. Wer kennt nicht seine Karikaturen? Ein massives Werk und schnell kann es bei der musealen Präsentation einer solchen Fülle auch zu Überfüllung und -information kommen. Auch fragen wir uns wie die unterschiedlichen Werkanteile vernünftig gezeigt werden können? Karikaturen, Poesie, Gedichte, Essays?


Robert Gernhardt: Vom Männlein. In: Zeit-Magazin Nr. 50/1985 vom 6.12.1985, S. 4. DVA: F 4867
© Robert Gernhardt. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Almut Gehebe-Gernhardt.

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Dr. Raulff erzählte, Robert Gernhardt hat stets auf Brunnenheften gearbeitet, anfangs umfassten die Hefte nur 32 Seiten, später dann schon 64 Seiten. Überall skizzierte, zeichnete, notierte er Gedanken und Einfälle. Sie waren sein Archiv. Eine weitere Gewohnheit zeichnet ihn aus; er verwendete nur eine Stiftart, nämlich die gelben BIC Kugelschreiber. Daraus entstand dann das Konzept für die Ausstellung. Eine Invasion von gelben BIC Schreibern zog sich unter der Decke entlang und darunter wurden in Kreise angeordnet, Plexiglasscheiben, durch Stahlseile von Decke und Boden in Spannung gehalten, ausgesuchte Doppelseiten der Hefte gezeigt. Die Menge wurde reduziert und damit stichprobenhaft und exemplarisch der Zugang zum Werk geschaffen.



Eine Fotografie von der Präsentation vor Ort. Im unteren Bildrand sehen wir Dr. Raulff und eine Impression zur Robert Gernhardt Ausstellung. ©Ursula Drees

Man sieht wie genau mit Menge, Objekten, räumlicher Aufteilung, der Architektur und Lichtsetzung umgegangen wurde. Wer das Bild sieht, versteht auch, dass Literatur in einer solchen Präsentation sich plötzlich auch dem weniger Kultur beflissenen Leser und Bildungsbürger erschliessen kann. Und zu diesen Leuten zähle ich mich auch.

Immer wieder lande ich in Museen, die  ihre Exponate präsentieren, als wären es Pausenbutterbrote, meist mit bedruckter Wand im Hintergrund, mit Zeitstrahl und Fotografien, sogar auch Beschriftung, im Vordergrund hängend eine Vielzahl von gleichartigen Objekten, die allesamt mächtig alt und herausragend sind und liegend, wahlweise stehend, auf dem Vitrinenboden noch weitere Besonderheiten ausgelegt sind. Das Lager wird zum Depot, zum Ausstellungsraum, zur Überfüllung und umgekehrt.

Im Jahr 2012 habe ich auf Kreta ein ethnologisches Museum, dass im Reiseführer als gelungen angepriesen wurde und sogar einen Preis für Gestaltung erhielt, besucht. Guten Mutes und denkend: „So können sogar alte Tonschüsseln, Geldscheine, Webstühle und Kupferkessel erträglich werden“. Es war langweilig. Mehr noch , dräuende Müdigkeit machte sich breit, Durst kam oben drauf.  Zum Glück gab es kleine Babykatzen in einer Nische ausserhalb des Museums. Das rette mich. Was geht schon über Leben?

Die Bilder der Präsentation der Gernhardtsschen Arbeiten lassen mein Herz schlagen. So kann ich mich einer Sache nähern ohne Furcht vor zu viel Masse zu verspüren. Da will ich lesen und hinschauen.


Eine meiner Mitschriften. ©Ursula Drees

Anschliessend stellte er eine weitere Sonderausstellung vor. Eine, die ganz und gar ohne Objekte oder Gegenstände auskommen musste, es ging um Schicksal. Vorstellungen und Gedanken, glauben wir immer noch an die 13 als Unglückszahl oder sind wirklich alle guten Dinge 3? Es war kein geschlossenes Werk, eher ein Sammelsurium. Eine Kombination aus vielen unterschiedlichen Dingen und Sachen. So wurden kreisrunde Podeste gestaltet, an den Seiten befanden sich Einkerbungen, der Besucher schaute hindurch und konnte etwas erkennen. Hier wird verdeckt und unsichtbar gemacht. Der Kontext, der Tenor des Auszustellenden wird erfasst. Denn wer kann Schicksal greifen, wer erkennt Schicksal auf dem ersten Blick? Schicksal offenbart sich und so wurde auch in dieser Ausstellung vorgegangen.

Das Leitmotiv des Deutschen Literaturarchivs in Marbach ist durch 3 grosse Gedanken markiert.
1. Die Objektart wird untersucht. Man will ihr gerecht werden und wenn sie zu Leitobjekten taugen, dann werden sie als solche behandelt.
2. Die Objektsprache soll durch Purismus gekennzeichnet sein.
3. Werkgenesen oder Autorenbiografien gilt es aufzubrechen. Keine Sprödheit in der Literatur.
Sehen ist etwas anderes als Lesen. Dies wurde vermittelt.

Was mir an dieser Präsentation gefiel, war die Intelligenz der Aufarbeitungen. Hier sind Menschen am Werk, die Literatur verstehen. Die begreifen, dass Gedanken, Visionen, Vorgehensweise und Versuche ein wesentlicher Bestandteil eines schöpferischen Prozesses sind und die Literatur davon lebt. Denn Verschriftlichtes wird auf dem Papier und oft in Buchform gezeigt. Da haben Aussteller keine Aufsehen erregende Skulpturen, Bilder, Installationen, Töne und Lichter. Eine weitaus schwierigere Aufgabe. Ich werde das Museum in Marbach besuchen.

Und zu guter Letzt noch ein filmisches Dokument „vomdunkelanslicht“ zum Deutschen Literatur Archiv in Marbach vom 20. April 2012. Es ist die Kurzfassung eines Films von Dieter Zimmermann zur Eröffnung des Literaturmuseums der Moderne am 6. Juni 2006. Er entstand in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Literaturarchiv Marbach. Mit Peter Rühmkorf, den Fantastichen Vier, Marco Goecke und dem Stuttgarter Ballett, Timo Brunke, David Chipperfield, Alexander Schwarz, Timon Birkhofer, Barbara Stoll und Musik von Patrick Bebelaar und Marie Luise.

 

von Ursula Drees

Firewall von Aaron Sherwood


Firewall ist eine interaktive Medieninstallation die in Zusammenarbeit mit Mike Allison von Aaron Sherwood kreiiert wurde. Eine Spandexfolie, aufgespannt wie eine Leinwand verhält sich als sei es eine Tonmembran. Das Interface reagiert auf Dehnung. Besucher drücken auf die Folie und je nach Tiefe werden entsprechende Töne erzeugt. Eine berührungssensitive Tonmaschine.

Firewall from Aaron Sherwood on Vimeo.

Der Künstler liess sich von einem in Vorbereitung befindlichen Kunstwerk inspirieren wie er selbst sagt: „The original concept stems from a performance piece I’m currently developing as Purring Tiger (with Kiori Kawai) titled Mizalu, which will premiere in June 2013.“


In einer Szene drücken Tänzer in eine Spandex Wand und in diesem Fall sieht das Publikum was sich auf der anderen Seite abspielt. Mizalu behandelt nicht Musik, sondern behandelt den Tod. Die Spandexwand ist die Wand zwischen Leben und Tod. Man mag zusehen, deshalb ist das Publikum auf einer Seite, aber das Geschehen der anderen Seite ist nur wie in einer Platonischen Höhle erfahrbar.

Diese Spandexwand namens Firewall ist eine Arbeit, die eine ähnliche Technik verwendet. Denn Menschen mit Behinderung zum Beispiel können auf diese Weise Musik durch zwei Sinne erfahren. Nicht nur dass Bewegung und Druck visualisiert wird, auch durch selbst erzeugten Druck erfahren sie unmittelbar als Ton und natürlich Widerstand.

Firewall wurde mit Processing, MAX/MSP, Arduino und einer Kinect Kamera umgesetzt. Die Kinekt misst den durchschnittlichen Abstand von der Folie und dem Rahmen. Befindet sich die Folie im Ruhezustand, dann geschieht nichts. Wird sie aber eingedrückt, wird der Abstand gemessen und entsprechend reagiert das System. Ein MAX/MSP Algorithmus erlaubt es den Tönen Geschwindigkeiten zu ändern, sie werden langsamer oder schneller und gleichzeitig auch Lautstärken zu regeln, Töne werden lauter oder leiser. Alles abhängig von der Tiefe der elastischen Wand zum Rahmen. Ausserdem gibt es einen zweiten Musicmode, der eine aggressivere Tonfolge ermöglicht. Sie wird durch einen Schalter am Rahmen eingeleitet.
Das Usertesting in diesem Video veranschaulicht die Musikherstellung fast ein bisschen besser, als der Video, wo das Endergebnis präsentiert wird.

Firewall User Testing from Aaron Sherwood on Vimeo.

Firewall ist ein Musikgerät für Menschen ohne musikalische Erfahrung. Haptisch, visuell, Auditiv, Interaktiv.

Video Installation „Spiegelbilder“ von urbanscreen

Urban Screen hat in der Krypta des Bremer Doms am 21-23.05 2009 eine Videokunstinstallation platziert.


Hier in dieser Installation wird auf stille und kontemplative Art über mediale Überflutung und Vielfalt gesprochen. Der Ort, die Krypta des St. Petri Doms in Bremen und der Anlass, der Evangelische Kirchentag bieten sich für eine medienkritische Installation an.

Es geht um die Schaffung und auch Erhaltung einer Position des Menschlichen, des Subjekts innerhalb der modernen digitalen Zeiten. Dieses Thema werfen wir in den Studioproduktionen auch vereinzelt auf, Medienethische Kongresse behandeln die Thematik genauso vertiefend wie die Philosophie, die Bildwissenschaft und -Theorie. Ein aktuelles Themenfeld.

Spiegelbilder | videoinstallation from urbanscreen on Vimeo.

Die Installation Spiegelbilder dauert ca. 25 min. Ein langsam im Kreis rotierender, an der Decke installierter Beamer, strahlt auf eine, mit einer rund geschwungenen Achse verbundene, Mattglasscheibe. Der Mensch steht im Mittelpunkt, weiss gekleidet und gefasst. Für diese Aufnahmen wurden die Performer Tina Havers, Mimi Jeong, Constantin Georgescu und Marco Jodes engagiert. Sie treten in den Bildträger hinein, bewegen heraus, manchmal gehen sie mit der Kreisbewegung, manchmal beschleunigt einer oder verlangsamt das Tempo. Sie stehen nah an der Kamera, weiter weg, überkreuzen die Wege, stehen im Hintergrund oder erscheinen übergross.




Die endgültige Installation umfasst noch weitere hochkant gestellte, rechteckige Leinwände. Schwarz weisse Filmaufnahmen zeigen Bewegung. Die Kamera steht auf Strassenpflasterniveau. Es sind unscharfe, verschwommene und teils überbelichtete Aufnahmen. Sie sind nicht zufällig an den Wänden, im Aussenbereich der Krypta installiert. Sie erscheinen wie flüchtige Erinnerungen, Traumbilder, Szenen, die nicht wahrgenommen werden, aber als Stückwerk vor dem innen Auge ablaufen. Randbilder und Impressionen.

Eine lange, schmale, rechteckige, auf Kopfhöhe angebrachte Projektion verbindet die Elemente. Menschen in kleinen Grüppchen, Spaziergänger, aufgenommen aus grosser Ferne, wandern am Betrachter vorbei. Sie gehen, spazieren durch die Natur. Sind sie nur Sonntagsspaziergänger, Pilger oder eine Schulklasse auf Wandertag? Das weiss der Betrachter nicht. Es sind die Menschen im Allgemeinen, in Bewegung begriffene, deren Innenleben verborgen ist.


Mit wenigen gestalterischen Mitteln wird gearbeitet. Urban Screen reduzieren die Aussage auf das Wichtige, beschränken sich sehr gekonnt auf das Wesentliche und schaffen ein stilles und einleuchtendes Werk.
Auf die Frage wie so etwas verkabelt wird antwortet Urban Screen: „garnisch. Player is onboard, und kann via Infra rot oder wlan gesteuert werden. strom über 240v schleifring.“
Die Tests wurden auf VIMEO veröffentlicht.

Video installation „Spiegelbilder“ TEST from urbanscreen on Vimeo.

https://vimeo.com/4478623


Alle Screenshots stammen aus den Videos und sind Eigentum von urban Screen. ©Urban Screen
Länge: 25min.
Art Direction: Thorsten Bauer
Produktion Assistant: Jonas Wiese
Performer: Tina Havers / Mimi Jeong / Constantin Georgescu / Marco Jodes
Produziert von urbanscreen.com
Unterstützt durch naumedia.de

resonate – interaktive light & sound installation


Fotografie©Thomas Ebert
Die Gruppe von resonate hat ein altes Containerboot mit 70 Meter Länge, 8 Meter Breite und einem 4 Meter hohen Innenraum zu einer Klanginstallation umfunktioniert. Dieser Raum selbst umfasst ungefähr 40 Meter und die wurden auch bespielt. Der Resonanzkörper des Schiffs wird zum Instrument. Elastische Klangsaiten, durch Piezo-Tonabnehmern und Arduino-Boards verstärkt und digitalisiert werden im Schiffsinnenraum aufgespannt. Bei der Art der Spannung, der Saiten, der Aufhängung, der Vernetzung wurde ausgiebig experimentiert und geforscht.

Fotografie©Nine Bläß


Der Besucher erzeugt eigene Geräusche und Töne und gleichzeitig werden die Daten durch 8 interaktive Objekte abgebildet. Sie werden in Lichtwellen übersetzt und die Oberfläche der Objekte vereinen Klang und Licht.

Die Testphasen und Experimentierschritte werden auf der Resonate Website ausführlicher dargelegt.
Mit 1.600 einzeln ansteuerbaren Capix LEDs wird die akustische Schwingung der Saiten erhellt, ausserdem wird Schwarzlicht als atmosphärisches Grundlicht eingesetzt.


Fotografie©Thomas Ebert
ausserdem gibt es einen inaktiven Zustand dieser Installation. Der wird durch das Aufspannen eines weissen Regenschirms aktiviert. In dieser Phase wird der Kommunikationsmodus unterbrochen. Licht und Klang simulieren den Beginn eines Gewitters und Regentropfen fallen. Das Farb- und Klangspektrum wird erweitert, die Atmosphäre des Bootes verändert sich. Das Äußere kehrte sich nach innen und nur das Schließen des Schirmes beendet diese Ruhephase.

Ich habe Lea Mirbach einige vertiefende Fragen zum Projekt stellen dürfen. Hier das Interview:
Ursula Drees: Zu den Objekten von resonate: Im Bootsinneren befinden sich ovale Basiskörper, in leichter Schräglage durch LED illuminiert.
Lea Mirbach: Genau. Ovale, schräge Basiskörper mit einer transluzenten Acryl-Schreibe als Deckel. Darunter sind die einzeln programmierbaren LEDs an einem Gitter angebracht – ähnlich wie ein ovaler, grob gepixelter Bildschirm. Hier entstehen dann durch Interaktion, Zupfen an den Saiten, die wellenförmigen Lichtimpulse in Blau- und Grüntönen. Diese erinnern sowohl an Wasser, wegen des Bootes, als auch an Sound-Wellen. Visualisierung von Klang – Wellen als Gemeinsamkeit.

Link resonate: http://luminale2012.fh-mainz.de/


Fotografie©Thomas Ebert

Ursula Drees: Verbinden die Klangsaiten alle Objekte miteinander?
Lea Mirbach: Nicht ganz. Die Klangsaiten verbinden die vorhandenen Löcher der Schiffswand mit den Objekten; nicht jedoch die Objekte untereinander. Dadurch wird der Schiffskörper als Klangkörper genutzt und verstärkt das Konzept „Raum als Instrument“.

Ursula Drees: Drehen sich die Körper? Spannen sie die Saiten stärker und schwächer und erzeugen andere Tonlagen oder sind sie fest installiert?
Lea Mirbach: Die Realisierung von resonate war für uns ein Forschungsprojekt an sich. In diesem Prozess sollten sich die Körper tatsächlich mal drehen. Die Idee war war genau die: Der Sound sollte digital seine Tonlage verändern, weil man durch die Drehung die Saiten mechanisch spannen und lockern würde. Es gab allerdings einige Nachteile dabei: Die Saiten, die aus festen Gummiseilen sind, bauten zu viel Spannung auf. Die ovalen Objekte wären möglicherweise durch den Raum geflogen. Es war sicherer, sie im Boden fest zu verankern.
Dazu kommt, dass durch die Fixierung der Objekte die Twist-Form der weißen Seile beibehalten werden konnte. – Nicht gedreht sahen die Seile weniger spannend aus.


Fotografie©Martina Pipprich

Ursula Drees: 1 Jahr lang wurde daran gearbeitet?
Lea Mirbach: Nein, ein halbes. Die Entwurfsphase startete im Oktober 2011 – als wir mit Ali Torabi lernten, parametrisches Design mit dem Programm „Para 3D“ für unsere Zwecke zu entwerfen. Dann pitchten 5 Gruppen im Semester gegeneinander. Ein Entwurf, der Schwarzlicht beleuchtete Seile im Boot verspannt zeigte, gewann den Wettbewerb und wurde ab Januar 2012 in der Gruppe weiterentwickelt. Die Aufbauphase begann erst Mitte März und musste innerhalb eines Monats fertig sein: 15.-21.4.2012 konnte resonate dann von den Besuchern der Luminale in Frankfurt besucht werden. Es müssen wohl 12-15.000 in der Woche gewesen sein! Ein unglaublicher Erfolg!
Und zur Zeit (noch bis zum 06.01.2013) ist die Installation im ZKM im Rahmen der Sonderausstellung „Sound Art“ zu besuchen. Eintritt Kostenlos! Neuheiten erfährt man auf facebook.


Fotografie©Martina Pipprich

Link Ali Torabi: http://www.torabiarchitect.com/blog/
Link ZKM: http://on1.zkm.de/zkm/stories/storyReader$8128
facebook: http://www.facebook.com/pages/Resonate-Luminale-2012/244775952268749

Ursula Drees: Die Saiten sind durch UV licht blau erleuchtet. Ist das UV-Licht jeweils am Boden und an der Decke als Minispot positioniert? Oder wie habt ihr das gemacht?
Lea Mirbach: Ja, wir haben sehr starke UV-Lichtröhren von Zumtobel dafür bekommen. Diese waren hinter einer Fußleiste am Boden angebracht, sodass sie den Leuten nicht direkt ins Gesicht oder auf die Zähne leuchteten, sondern vorrangig nach oben in die Seile. Hätten wir die Seile von oben beleuchtet, wäre der Schwarzlicht-Effekt auch nur von oben sichtbar gewesen. Das mussten wir bedenken.
Das Schiff konnte so abgedunkelt werden, dass der Effekt sehr gut wirkte. Viele Besucher fragten uns, wie wir das Licht in die Seile bekommen haben ;-).

Link Zumtobel: http://www.zumtobel.com/de-de/lichtloesungen.asp


Fotografie©Martina Pipprich

Ursula Drees: Und das Objekt wird ja vom Innenraum mit LEDs beleuchtet.
Welche Farben sind involviert? Werden die Farben nach bestimmten Kriterien gesucht und gewählt? Stichwort: Farbvalenz oder Farbreiz als Äquivalent zu Tonhöhe und Schwingungsmoment?
Lea Mirbach: Auch hier haben wir viel experimentiert. Aber am Ende gab es zwei verschiedene Modi. Im Normalzustand während der Interaktion variierten die Farben minimal zwischen Blau- und Grüntönen, um die kühle, mystische und nautische Atmosphäre zu untermalen. Dann gab es den Regen-Modus, der die Interaktion stoppte und wie ein Demo-Modus ein paar Farbmöglichkeiten zeigte – aber immer einfarbig und mit harmonischen Übergängen. Wir haben keine Farben gemischt um eine bunte LED-Hölle zu vermeiden. Mit LED-Farben darf immer aufpasst werden.
Das Schwingungsmoment wird sehr gut von den Wellenimpulsen wiedergegeben. Und die Töne waren eher Geräusche – und unterschieden sich eher im Charakter als in der Tonhöhe.


Fotografie©Martina Pipprich

Ursula Drees: Wie ist die Aufhängung der Saiten durchgeführt worden? Einfache Baumarktspanner? Welche Farbe haben die Saiten, wenn sie im Original vorliegen?
Lea Mirbach: Das war alles Handarbeit – bzw. Körperarbeit. Die Metallringe haben wir mit Stahlseilen und ja, einfachen „Baumarktspannern“ schräg montiert und anschließend die Gummiseile durch die 60 – 80 Löcher gezogen. Und das in 4m Höhe!
Die Saiten sind schneeweiße Gummiseile. Zunächst gab es nichts auf dem Markt, was Fluoreszenz UND Elastizität besaß, wie wir es brauchten. Exakt solche Seile sind dann extra von der Firma Gepotex für unser Projekt entwickelt worden – wir waren begeistert!
Vielen Dank Lea Mirbach für die vertiefenden Hintergrundinformationen.
Link Gepotex: http://www.gepotex.de/schwarzlicht_schnuere_p1037.html?catid=44

CREDITS:
Fotos © Nine Bläß, Thomas Ebert, Martina Pipprich, das resonate Team

Mitwirkende:
Studenten der FH Mainz / Master “Kommunikation im Raum”:
Lisa Bader, Edyta Bednarska, Janine Bläß, Navina Groß, Isabel Klaus, Olga Kondrjuk, Dorothee Mainka, Lea Mirbach, Francesca Müller, Alexia Pogiatzi, Janina Rausch, Eslam Rafaee, Magdalena Teuber, Nemanja Tomasevic, Olga Zergibel

Leitung: 
Prof. Klaus Teltenkötter, Entwurf und Parametrisches Design, 
Prof. Bernd Benninghoff, Entwurf und Objekt Design

Projektvertiefung: 
Prof. Holger Reckter, Medieninformatik; 
Prof. Dr. Elmar D. Konrad, Unternehmerisches Handeln, 
Prof. Clemens Tropp, Lichtdesign

Raumklang: Hochschule für Musik der Uni Mainz, 
Univ.-Prof. Peter Kiefer, Master “Klangkunst-Komposition”
, Dipl. Des. Kaspar König, Circuit Bending & Elektronische Klanggestaltung

Bauleitung: 
Dipl. Ing. Mathias Ewald

Programmierung: 
Lukas Flory, Benjamin Knichel

Schiffseigner & Sponsor:
Carl Strack

weitere Sponsoren: siehe http://luminale2012.fh-mainz.de/partner/


Preise und Auszeichnungen:
Gewinner des goldenen Schlüssels beim ersten internationalen Wettbewerbs “Der Raum” des CommClubs Bayern e.V. in der Kategorie “Nachwuchs”.
Ausstellung im ZKM in Karlsruhe, 8. September 2012 bis 6. Januar 2013
Die Installation wurde im Rahmen der Luminale 2012 vom 15.04.-20.04.2012 und der „Nacht der Museen‟ am 21.04.2012 auf einem Containerboot am Holbeinsteg in der Frankfurter Innenstadt gezeigt.
Hintergrundinformationen:
Die Licht- und Klanginstallation resonate ist ein Projekt des Innenarchitektur-Masterstudiengangs „Kommunikation im Raum“ der FH Mainz Gestaltung und entstand in Kooperation mit dem Masterstudiengang „Klangkunst-Komposition” der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im Rahmen der Exzellenzinitiative „Innovative Lehrprojekte‟ ist das Projekt ein Förderprojekt des Gutenberg Lehrkollegs der Uni Mainz. Mit freundlicher Unterstützung von Strack Logistik e.K. und Zumtobel Lighting GmbH. Und für alle, die die Namen und Zugehörigkeiten erfahren wollen gibt es auf der Resonatewerbsite mehr.