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AI DJ Project – A dialog between human and AI through music von Nao Tokui und Shoya Dozono (JO)

 

 

Bei diesem Werk arbeitet eine Artifizielle Intelligenz und ein Mensch unter gleichen Bedingungen zusammen. Beide legen Platten auf, sie sind DJs. Zumindest werden die Bedingungen so gut wie möglich aneinander angeglichen. Denn die artifizielle Intelligenz verwendet den gleichen Plattenspieler und hat sogar eine physische Hand, die diesen Plattenspielertyp bedient. Und so macht es auch der Mensch.

Photo by Yasuhiro Tani, Courtesy of Yamaguchi Center for Arts and Media [YCAM]

Das System hört den unterschiedlichen Tracks des Menschen DJ  zu und ermittelt den Beat, Rhythmus und Art der Musik. Nachdem der Mensch aufgelegt hat, beginnt das artifizielle Intelligenzsystem den nächsten Track aufzulegen. Es fixiert das Tempo des nächsten Tracks und gleicht es dem des menschlichen DJ Tracks an. Es geht dem VR DJ darum, dass beide Tracks einen guten Übergang finden und die Rotationsgeschwindigkeit des Plattenspielers ähnlich ist. Hier kommt der Roboter – Finger zum Tragen, denn er manipuliert durch Berühren der Vinylplatte die Geschwindigkeit der Drehung. Es wird Musik ausgesucht, der Beat wird nahtlos dem neuen Track angepasst,  es wird verglichen und abgeglichen. Als weiteres Feature, wird die Tanzmenge, die vor den DJs steht,  analysiert.

Denn ein guter DJ liest sein Publikum, er schaut auf ihre Vorlieben,  ermittelt was funktioniert und nicht. Er kommuniziert, schaut Tanzenden in die Augen, lacht, tanzt; er fordert sie zum mitgehen auf. Ein schlechter DJ macht das nicht, der schaut auf sein Mischpult und zieht das vorher geübte durch und ab. Er geht nicht auf die Menge ein. Und dann kann es für den Partygänger zu einer wenig stimmungsvollen Nacht kommen.

Photo von MvT

Dieses System, der AI DJ betrachtet die Menge. Eine Kamera nimmt die Daten auf, analysiert sie und gibt den Datensatz, nach einer Bewertung weiter. Auf dieser Basis sucht der AI DJ Tracks, die eine ähnliche Stimmung erzeugen. Das verfolgt die AI so lange, bis die Bewegung der Tanzenden schwächer wird. Dann werden verschiedene Musikstücke ausprobiert und getestet, ob das Publikum weiterhin gelangweilt ist oder wieder mitgroovt.

Der Mensch DJ erlebt sicherlich die ein oder andere Überraschung, wenn der AI DJ ungeahnte Tracks selektiert. Das kann Spaß machen, kann zu Verwirrung gleichermaßen führen. Ebenso hofft der Mensch DJ sicherlich auch, dass der AI DJ seine Ansprüche und Anforderungen erfüllt.  So ein System birgt Ungeahntes in sich.

Photo von MvT

Es ist eine herausragende Arbeit, die eine Kommunikation mit den Menschen und einem artifiziellen Intelligenzsystem ermöglicht. Die Autorin fragt sich, ob dieses System nicht eine Berufsgruppe in Bälde in Pension schickt. Denn der AI DJ kann mehr oder minder all das was auch ein Mensch DJ macht. Vielleicht reicht es, einem AI DJ eine Auswahl an Stücken zu geben und dann geht es los?

Vielleicht aber reagiert ein Mensch besser auf Stimmungsschwankungen im Publikum?

 

Photo von MvT

Aber es kann natürlich ohne weiteres passieren, dass die artifizielle Intelligenz coolere Musik auflegt. Momentan greift das System noch auf 350 vorselektierte Tracks zurück. Aber das könnte sich auch ändern. Wir wissen das nicht. Dieses Projekt in jedem Fall, fasziniert durch Technik und Intelligenz, durch Mensch-Maschine Zusammenarbeit und Funkyness.

Prämiert auf der Ars Electronica mit einer Anerkennung. Hintergrundinformationen gibt es hier. Dieser Beitrag wurde im ÖK, anlässlich der Ars Electronica in Linz gesehen.

Beitrag von Margarete von Trifft.

Ars Electronica 2017:POST CITY. READY TO CRAWL von Hiroshi Sugihara (Japan)

Auf einer Tischplatte bewegen sie sich unaufhörlich. Beständig klackern die Beine auf die Oberfläche. Klicker, Klacker, ein Schuffeln, ein Swooschen, ein unendliches Gemenge an feinen Tönen, hervorgerufen durch fragil erscheinende Strukturen. Es sind Eidechsen, Tausendfüßler, Manteltierchen oder andere Kleintiere, die sich dort fortbewegen. Ein fantastisches Schauspiel. Die Kreaturen lassen sich in die Hand nehmen und drehen, ihre Bewegung lenken. Es sind als ein Objekt gedruckte Formen. In der Regel wird beim 3 D Druck vor den kantigen, harten Oberflächen gewarnt. Es verhindert fließende Bewegungen und Übergänge an den Teilen selbst und in der Kombination der Teile zueinander. Oft ist ein Nachfeilen und Schleifen mit der Hand notwendig. Das ist zeitraubend und manchmal kommt die Hand und die Feile nicht in schmale Zwischenräume herein. Und dann stockt eine Bewegung .

Hier wird ein Material verwendet, dass außergewöhnlich glatt und weich ist. Es ist eine Art Nylonpulver. Ein CAD gesteuerter Vorgang ermöglicht den Druck als Ganzes. Alles was überflüssig von dem Material ist, kann als Pulver abgefegt und –pinselt werden. Da kommt ein Ganzes als Druck heraus. Und das bewegt sich mühelos. Ein Motor wird eingelegt und der gibt die notwendige Energie. Und dann geht es los. Das Ergebnis ist faszinierend und weckt den Entdecker- und Spieltrieb.

Die Modelle sind mit 3DCAD (Rhinoceros) und mit der Selective Laser Sintering 3D printing Maschine RafaelⅡ550, Aspect durchgeführt.


Ars Electronica 2017: At INFINITUM: a parasite that lives of human energys von Patrick Baudiasch, Alexandra Ion, Robert Kovacs, David Lindlbauer, Pedro Lopes

Interaktivität? Es gleicht der menschlichen Kommunikation. Es wird eine Frage gestellt und eine Antwort erwiedert, es wird erneut eine gestellt und wieder kommt es zu einer Antwort. Ein stetes Spiel von wechselseitigem Gedankenaustausch. Wenn es unter Menschen geschieht, kommt es zu Verknüpfungen der Gedanken, sie können Neues hervor bringen, aber das muss nicht sein. Jedoch wird es erwünscht. Der Impuls, die Auseinandersetzung, die zu einem andersartigen Gedanken führt und dies zu einer neuartigen Handlung.

Wenn es unter Rechnern geschieht, dann kann das für Menschen zu einer nicht entschlüsselbaren Kommunikation führen. Es mag wie DADA aussehen, mag wie ein „aneinander vorbei“ Reden erscheinen, es kann alles mögliche sein, aber nicht unbedingt sinnstiftend.

Wenn es zwischen einem Mensch und einem Rechner geschieht, erwarten wir, dass der Mensch der kontrollierende Impulsgeber ist. Er kann einen Prozess in Gang setzten, kann ihn stoppen, kann in jedem Moment abschalten oder aufhalten.

Bei At INFINITUM: a parasite that lives of human energys wird eine andere Situation geschaffen. Die Maschine kontrolliert und steuert die Handlungen des Menschen. Durch seine Produktivität wird Strom und damit Licht erzeugt. Der User legt seinen Arm in eine entsprechend vorbereitete Schiene. Dann senken sich Plexiglasmanschetten an denen Elektroimpulse angebracht sind und halten den Arm fest. Wenn der User nun die Hand senkt und hebt, wird Strom erzeugt und damit Licht. Tut er dies nicht, sondern lässt er seinen Arm in der Schiene entspannt ruhen, stimulieren die Elektroden die Arme und führen sie zu einer Bewegung. Der Mensch verliert die Kontrolle über sein Handeln. Unfreiwillig arbeitet sein Arm. Diese Form der Interaktion liegt nicht in unserem Interesse, aber es ist gut sie durchdacht zu haben. Es weist auf Endzeitphantasien, wo Maschinen die Menschheit übernehmen.

Ars Electronica 2017: A Robot doing nothing von Emanuel Gollob

A Robot doing nothing ist einer Arbeit des Studenten Emanel Gollob, der an der Universität für angewandte Künste in Wien studiert. Er beschäftigt sich mit Arbeit. Was bedeutet arbeiten? Heute in den Zeiten, wo es keine Grenzen zwischen Privatsphäre und Arbeitswelten gibt. Die Arbeit Nehmenden gehen nach Hause, nach dem Tag im Büro, schalten ihr Werkzeug, den Rechner an und sind für jedermann erreichbar. Sie empfangen emails und andere Mitteilungen sowohl von beruflicher als auch privater Seite. Es kann, wenn gewünscht, immer gearbeitet werden, es kann, wenn gewünscht, nicht abgeschaltet werden. Wir wollen und können immer kommunizieren und genauso auch produzieren oder Kontakte und Informationen aller Art aufnehmen. So auch arbeiten Roboter. Sie werden programmiert und arbeiten ohne Unterlass. Wenn sie nicht ausgeschaltet werden. Sie sind die Produktionsmaschinen.

Das frühere Handwerk ist verdrängt durch industrielle Produktionsschritte und Maschinen. Was ist, wenn ein Roboter einfach nichts tut? Eine absurde Frage, wo doch Maschinen nicht für Kurzweiliges Handeln gebaut und programmiert werden? Warum sollten Roboter eine Art Freizeithandung aufnehmen? Eine Art Hobby? Das Nichtstun? Damit wird der Roboter vermenschlicht. Ihm werden Freiheiten und Fragen zugesprochen, die per se nicht in seine Lebenswelt gehören. Es sind seelenvolle Fragen, der wer nichts tut, der schaltet ab. Der entspannt sich, der tut Dinge, ohne Grund und Ziel. Der kann kreativ werden, der kann Neues schaffen, der kann ein und ausatmen und sein selbst baumeln lassen. Mit „A Robot doing nothing“ wird ein Kunstwerk präsentiert, dass vom Roboter für die Menschen ist. Ohne Sinn und Zweck dreht sich der Kopf des Roboters in unterschiedliche Richtungen und mit der Drehung verdrehen sich die dort angebrachten elastischen farblichen unterschiedlichen Bänder und überrachen den Betrachter mit unterschiedlichen Verflechtungen und Flechtformen.

Dann rollen sie sich auf und bewegen sich langsam drehend in ein eine andere Richtung. Dabei wird erneut ein Körper aus Fäden gedreht und so ght es langsam in einem Fort. Meditativ und wer zuschaut tut nichts. Leerlauf, schauen, nicht denken, nicht produzieren, nicht kommunizieren.

Ars Electronica_Postcity: The Modulor Body von Floris Kaayk

 

Lassen sich Körperteile bausteinartig ersetzen? Und (wie) kann der Mensch modulares Leben schaffen? OSCAR, ein lebendiger Organismus, der aus menschlichen Zellen besteht, ist ein Prototyp dafür. Angelegt als online Science-Fiction-Story erzählt Floris Kaayk OSCARS Geschichte und die seines Erfinders Cornelis Vlasman. Die Linie, die Mensch und Maschine darin voneinander trennt, wird immer dünner. Mit dieser Grenzöffnung taucht auch eine einschneidende Frage auf: Was, wenn dieser modulare Organismus Vorlage für den modularen menschlichen Körper ist?

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Das ist die makaberste und gruseligste Vision seit langem. Diese Science Fiction Geschichte wird in vielen Videos erzählt. Es wird das Laborleben dokumentiert, die Nachrichten berichten davon, das Morgenmagazin und in Talkshows wird das Lebewesen besprochen, es werden Tests gezeigt, Blutentnahmen und andere Forschungsschritte. Immer gut zu verarbeitende kurze Scheindokumentationen. Es geht um Oskar, einem modularen Organismus, vollständig im Labor erschaffen. Er ist ganz und gar abhängig von seinem Macher, klein und hilflos.

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Er muss täglich mit Blut gespeist werden, sonst wird seinem Leben ein Ende gesetzt. Er ist modulbar zu assembeln. Soll er Gliedmassen haben oder nicht, eine Lunge, einen Kopf?  Hat er alles, kriecht das Gebilde über den Labortisch. Es sieht aus wie ein gehäutetes Schlachtkaninchen, nur etwas kleiner. Die blutigen Muskeln sind ungeschützt, keine Haut nur Verletzlichkeit.

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Schon beim Zuschauen kommt eine bedrückende Stimmung auf. Der Mensch, so wie der Macher als kalter Wissenschaftler beschrieben wird, kreiert ohne ethische moralische Bedenken an seiner Kreatur, das er stumm einem Bewusstsein überlässt. Da Oskar nicht reden kann, er macht keine Töne, werden der Wissenschaftler noch der Zuschauer über Schmerz, Leid, Freude, Träume und Todeswünsche aufgeklärt. Aber die Kreatur sieht so jämmerlich aus, dass  der Wunsch nach einem sofortigen Abbruch des Experiments stark ist.

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Director: Floris Kaayk; Research / scenario: Floris Kaayk / Ine Poppe; Interface design: LUSTlab; Animation: Floris Kaayk, Adriaan van Veldhuizen; Online strategy: Nienke Huitenga; Producer: seriousFilm; Co-producer: VPRO; Financially supported by Mediafonds, Stimuleringsfonds voor de Creatieve Industrie, Fonds 21, Stroom Den Haag, VPRO

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