Tag Archives: Cyborg
Duoskin ist ein Klebetatoo mit Verbindung zu den Mobilen Geräten. Duoskin steuert durch One Touch Eingabe, Nahfeldkommunikation (Near Field Communication, abgekürzt NFC) und vermittelt thermochrome Anzeigen (Thermochromie bezeichnet man die Eigenschaft bestimmter Substanzen, bei Temperaturänderung die Farbe zu ändern). Diese Tatoos sind aus Blattgold, hauchdünn und werden auf die Haut appliziert. Sie sind relativ robust und haben einen hohen Trage Komfort. Federleicht und dabei mit der Erscheinung eines Schmuckstücks oder dergleichen.
Bildergalerie:
Sie halten einen Tag, dann werden sie abgewaschen und beim Duschen und späteren Abtrocknen entfernt. Es gibt auch welche, die schon fast zwei Wochen auf der Haut sind. Mit einfachen Touchgesten lassen sich Funktionen beim Mobile Phone durchführen: Musik wechseln, lauter, leiser, überspringen. Oder bei Präsentationen braucht es keinen Infrarot Pointer, ein Streichen in einer bestimmten Richtung reicht und die nächste Folie wird angeklickt. Wer smarte Gegenstände im Haus und Hof hat, der steuert diese an: Lampen, Schlüssel, Jalousien, Garagentore, Fenster oder ähnliches.
Diese Version ist bereits im Test, zwar wird noch an Speicher, an Akkuleistung und Microcomputer gearbeitet aber das ist eine absehbare technologische Entwicklung. Wir werden in den nächsten Jahren diese Steuerelement auf der Haut direkt tragen und sollten sie zudem eine hohe ästhetische Wirkung haben dann werden sich diese Art von Minicomputer, on skin electronics durchsetzen.
Der Designer des Interfaces und des Looks für die Tatoos von der Microsoft Research Natural Interaction Group zumindest kann von ersten Einsätzen erzählen und zeigt sich entsprechend überzeugt.
Eine Machine, die ohne viel Material, ohne Mörtel und Klebstoffe, Mauern baut.
Ein Roboter wird mit leichtem Schaumglasschotter über einen Trichter gefüttert. Ein Schlauch führt die Öffnung an das Ziel, Schotter in kleinen Mengen wird abgegeben und zeitgleich mit einer locker aufliegenden Paketschnur verbunden. Bei der Weiterbewegung des Arms, wird die Schnur angezogen, nicht viel, aber ausreichend. Einige Schottersteine fallen runter, andere nicht, sie werden eher in einem kleinen Häufchen gebündelt. Nachdem eine Runde vollbracht ist, wird die Anhäufung mit einer Presse komprimiert, fest geklopft. Dann geht alles von vorne los. Mit dieser Technik entstehen Türme aus nur zwei Elementen: Schaumglasschotter und Faden. Dabei kommt eine solide Struktur aus losem Stein heraus.
Das Projekt ist im Forschungslabor Gramazio Kohler Research an der ETH Zürich und dem Self Assembly Lab des MIT’s entstanden. Fragen wie:
Kann eine bauliche Struktur, eine tragfähige Baustruktur entwickelt werden, die nicht nur von Robotern ausgeführt wird, sondern mit losen Elementen zu einer festen Struktur verwoben?
Es geht um den additiven Aufbau von architektonischen Elementen. Additive Fabrikation von Baustoffen in der Architektur kann vereinfacht als ein dreidimensionales Druckverfahren beschrieben werden. Es ermöglicht, funktionale und ästhetische Eigenschaften in ein Bauteil einzuweben und damit Architektur während des Bauprozesses bis auf die Ebene des Materials zu informieren. Die Grundmaterialien variieren, anfangs ist es der Ziegelstein, dann können andere Baumaterialien auf ihre Tragfähigkeit getestet werden.
Wer bei der Produktion zuschaut, kann ungläubig diese sehr lose Struktur und ebenso lose Fertigungstechnik bestaunen. Kann ein Türmchen mit so wenig befestigenden Materialien überhaupt den kleinsten Puffer aushalten? Es zuckt in den Händen mal ordentlich dagegen zu rempeln. Oder was macht diese Konstruktion wenn ein 8 Kilo Medizinball drauf geschmettert wird? In der Vorstellung fällt alles in sich zusammen. Die Vorstellung bleibt eine Vorstellung und der Turm als Ganzes bestehen. Interessieren würde es schon. Brennend sogar. Aber leider sind wir auf der Ars Electronica und dieses Werk ist auf der Schwelle zwischen Technik, Kunst und Wissenschaft. Mit Robotern.
Sie sind Gewinner des STARTS Prizes.
Die Beschreibung der Tafel spricht von Launenhaftigkeit, Unberechenbarkeit, Wildheit der Kleidung. Einer Kleidung der Unsicherheit. Die Kleidungsstücke reagieren auf Stimmen. Bei Tönen reagieren die nach aussen gerichteten Stecknadeln mit Bewegung. Sie wenden sich nach links, neigen sich nach rechts, legen sich ein wenig an oder stellen sich auf. Sie drehen sich nicht nach Innen. Der halbtransparente Stoff in einem gebrochenen Weiss zeigt die Stecknadeln. Sie sind zu einem fünftel der Nadel im körpernahen Bereich, dann durchbrechen sie den Stoff und die Spitze zeigt nach aussen. Sie sind nicht nach einem erkennbaren Muster oder Design eingesteckt. Sie sind im Vorderteil des kurzen Kleides, das Rückenteil ist nadelfrei. Die Säume sind nicht vernäht, der Schnitt einfach, eher ein Überwurf. Es ist ein nicht tailliertes Hängerkleid, ein Prototyp. Es ist es ein witziger Kommentar zur Modewelt und elektronischer Technik. Denn die Stecknadeln sollen sich bei Gesprächen unkontrolliert bewegen, ausschlagen, Antworten geben, in Konversation verstricken, Fragen und Missverständnisse aufwerfen und sich Drehen. Diese Reaktionen sind dem Zufallsprinzip unterworfen.
Der Test wird gemacht. Das Kleid wird angesprochen, ein aufgeregtes Sprechen, monotones, bewegtes, ein Flüstern oder Kreischen wird durch moderate Bewegungen der Kleidung am Saum des Kleides kommentiert. Das Kleid hängt an einer Modepuppe, die ist unbeweglich, so wird die Veränderung mit Adleraugen verfolgt und entdeckt. Wenn von „unkontrollierten“ Reaktionen des Kleides auf Gespräche in der Beschreibung gesprochen wird, so ist das eine Übertreibung. Wenn ein Mensch diese Kleider trägt, wird eine Grundbewegung vorhanden sein. Dann sind die durch Ausseneinflüsse und Technik hervorgerufenen Nadelbewegungen ein Gemisch mit der menschlichen Bewegung und werden nicht mehr als das was es ist, als Reaktion, erkannt. Das Experiment ist obsolet. Als künstliches Exponat ist es ein humorvoller Betrag von Technikspielerei im Verbund mit Mode.
Das Kleidungsstück ist im 3 D Drucker entstanden. Es ist ein bizarrer Panzer aus spitzen Zähnen, aus Zacken, eine Igeloberfläche. Sie erscheint schützend, nicht bekleidend. Es ist ein Teil einer Rüstung. Es wird wie eine Pelerine über den Schultern getragen, geht über die Brust und endet oberhalb der Taille. Der Rücken wird ebenso bedeckt. Dieses Objekt liegt nicht auf der Haut, es steht ab, denn die Technik wird im Zwischenraum Körper Objekt versteckt.
Es sind Kabel, Schnittstellen, Kamera und Mikrocontroller. Darunter muss ein schützender Stoff die Haut vor Abschürfungen bewahren. Die Kamera erkennt Bewegung, Masse, Grösse, Nähe und Entfernung. Sie sendet Informationen an den Controller, der schickt Bewegungsbefehle an die verzackte Aussenhaut. Diese bewegt sich wie der Igelpanzer. Die Zacken stellen sich auf oder legen sich an. Ein bewegtes Objekt, das an Kleidung erinnert. In der Beschreibung wird von „Schnittstelle zwischen Mensch und Außenwelt“ gesprochen. Sie reagiert auf soziale Themen wie Intimität, Identität und Geschlecht.
Das hört sich gut an, entspricht aber wohl noch einem Wunsch. Das bereits Sichtbare ist ein erster Schritt. Der Wunsch nach der Reaktion einer zweiten künstlichen Haut und einer Verhaltensweise auf Außenbedingungen reagieren zu können, wird formuliert. Der Künstler, Forscher kommt aus dem Iran. Frauen sind verschleiert, sie bedecken sich bis zur Unkenntlichkeit und werden zu Objekten. Individualität und Selbstbestimmung werden nicht wahr genommen. Die herrschende Gesellschaft ist männlich, sie bestimmt den Ton und verbannt die Frau als Sexualobjekt in die häuslichen Gefängnisse.
Argumentiert, dass der Anblick der unverschleierten Frau die männliche Integrität erschüttert und das animalische des Mannes so schnell und unmittelbar erweckt, dass dieser davor geschützt werden muss. In einem Land in der das Geschöpf Mensch-Weib nicht erscheinen darf, kann ein solcher Panzer ein Schutz sein. In der westlichen Welt, wo Frauen als Menschen dem Mann (fast) gleichgestellt sind, kann die Frau sicherlich auch ohne Panzer leben. Denn bequem sieht das Ding nicht aus. Zu starr und sich damit anzulehnen. Die Gesellschaft arbeitet seit Jahrhunderten an funktionaler, schützender, leichter, bequemer, bewegungssteigernder Haut, praktisch, nicht riechend, gut zu reparieren und zu waschen, sauber und Wärme spendend in Wintern. In der europäischen Modegeschichte und Entwicklung geht es um Befreiung.
Denken wir nur als Beispiel an Mode unter Ludwig dem XIV. Die Mieder der Frauen haben Hunderte von Blutvergiftungen durch tiefe Fleischwunden im Taillenbereich hervorgerufen. Es waren Stahlgerüste, die durch Stoff verkleidet und Unterkleidern von der menschlichen Haut getrennt wurden. Aber im Laufe der Zeit, des Gebrauchs entstanden an den Enden Abnutzungen und die Spitzen bohrten sich bei Bewegung in das Fleisch. Bücken, Springen, laufen, hopsen war möglich, aber nicht einfach. Sitzen mit den grossen, bewegungungsfeindlichen Krinolinen unter den Röcken und den starren Miedern war eine Qual. Die Frauen litten unter Atemnot, fielen in Ohnmacht, waren nicht belastbar. Will die Menschheit in der Mode zu diesen Verhältnissen zurück?
Der gezeigte Panzer soll von Frauen getragen werden. Was wird hier gezeigt? Eine elektronische Idee. Nicht nur bei diesem Exponat stellt sich die Frage der Sinnhaftigkeit. Die Künstler machen Experimente, sie scheinen die weitergehenden Bedingungen nicht zu bedenken. Sie arbeiten im Tunnel, haben eine Idee, setzen sie um, schöne Sache das. Soziologische Fragen, kulturelle Fragen, moralische Fragen bleiben aussen vor. Diese Einseitigkeit der Betrachtung findet sich in fast allen Exponaten. Die Naivität dieser Haltung ist unübersehbar.
Environment Dress ist ein intelligentes Kleidungsstück. Es misst die Aggressivität der Umgebung und analysiert, wie sie sich auf die Stimmung und das Verhalten seiner TrägerInnen auswirkt. Das Kleid und die Haube erfassen Lärmvariationen, Temperatur, Luftdruck, UV-Strahlung oder den Kohlendioxidanteil. sie werden mit einer App mit der aktuellen Gefühlslage der Träger verbunden. Es ist mit Open Code entwickelt.
Der Aufbau ist martialisch. Ein Geflecht von Kabelbindern und Kabeln jeder Couleur, Breite und Dicke, 3 D Drucker hergestellte Halterungen, Drehknöpfe, Arduino, Mikrocontroller, Licht, Akkus: Technik am Rücken des Aufbaus. An den Seiten in rot befinden sich spitze Streben. Die stellen sich bei Gefahr auf. Wie das Fell des Tiers.
Eine ebenso mit 3D Drucker hergestellte Halskrause aus mehreren eng ineinander verschachtelten Halbmonden. Wenn sie sich aufklappen formen sie einen geschlossenen Helm um den Kopf. Das Gesicht verschwindet. Ein Sensor auf der Brust, ebenfalls mit 3 D Drucker gemacht, einer Kamera misst die Aussenbedingungen. Darunter der Mensch. Viel bleibt nicht von ihm übrig. Ein moderner Chador oder Nicap. Aber für Mann und Frau gleichermassen geeignet.
Fragen nach der Ermittlung der Gefühle der Träger werden nicht gestellt. Das ist verwunderlich. Sich selbst fehlerfrei zu lesen ist das Themenfeld der Psychologie, Studien und Forschungen werden seit 100 Jahren in die Frage nach dem Gefühl, der Authentizität, Individualität und inneren Geschlossenheit investiert. Da soll eine Maschine und eine APP im Handumdrehungen eine Lösung schaffen?
Die Beschreibung und die Absicht der Künstler ist spielerisch. Die Formspracbe prototypisch, im Rohzustand befindlich. Technologien verändern das Miteinander. Ein Blick nach innen, der Blick nach aussen, das Abgleichen und kontextuelle Zusammenführen formen die Kenntnis des Menschlichen und stellen Erfahrung her. Diese Lebenserfahrung macht den Menschen klüger und vielleicht weiser.
Es wird ein Versteck in schwierigeren Umgebungen angeboten und zeitgleich Lernen und Erfahren verzögert, verhindert, verstellt. Die Abschottung führt zu Dummheit, Naivität und Fehleinschätzung. Dann wird das Lernen mühsam, noch schmerzhafter als es schon ist. Es entsteht eine egozentrierte, handlungsunfähige, diskursunfähige Species von Weichlingen.
Dieses Werk kann als Kunst klassifiziert werden, denn es erzählt von Ängsten und Unsicherheiten der Menschen. Spitzt den Gedanken einer Technologieabhängigen Gesellschaft zu.
Die Umgebung scheint von Tag zu Tag gefährlicher und unlesbarer zu werden. Dabei steht es um uns von Jahrhundert zu Jahrhundert besser. Wir verstehen die Aussenbedingungen, erschrecken nicht bei Blitz und Donner, müssen keine Gottesurteile fürchten, können sprechen, uns wehren und uns entfalten. Können wählen, entscheiden, mitbestimmen. Wenn die Umwelt verschmutzt, können wir dagegen angehen. Wenn Politiker lügen, können wir abwählen (gut das ist nicht einfach), wir werden nicht so oft ausgeraubt, auf offener Strasse getötet (gut, in Amerika als Schwarzer und in Deutschland als Muslim im Mecklenburg Vorpommern wird das schwer), unsere Eltern dürfen uns laut Gesetz nicht mehr züchtigen, Lehrer und Vorgesetzte auch nicht, Frauen werden geachtet (gut in US Unis gibt es Einführungskurse für Frauen für Verhaltensvorschläge um Vergewaltigungen zu verhindern, für junge Männer keine Kurse die sagen: Vergewaltigt bitte keine Kommilitoninnen; da könnte man was machen), wir haben in der Regel genug zu essen (gut, wir essen vielleicht zu viel und schädigen so unser Wohl), wir können lernen, wir können sogar Kurztips zum Shoppen in ferne Städte am Wochenende mit dem Flieger machen (da kommt die Frage nach der Umweltverschmutzung auf: Konsum und Konsequenz). Es lässt sich unendlich weiter spinnen. Dieses Dress verhindert.