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Sorting Song von Simone C. Niquille, 2021

Dieses Werk lässt sich im Victoria and Albertmuseum in London anschauen. Es ist von der 1987 geborenen Künstlerin Simone C. Niquille 2021 erstellt worden. Es heißt Sorting Song.

©2024 technoflesh Studio.

Simone C. Niquille hat einen BFA in Grafikdesign von der Rhode Island School of Design und einen MA in Visual Strategies vom Sandberg Instituut Amsterdam. Sie lehrt Design Research an der ArtEZ University of the Arts Arnhem und ist Chief Information Officer an der Design Academy Eindhoven. Sie ist 2016 Stipendiatin des Het Nieuwe Instituut Rotterdam und Empfängerin des Talententwicklungsstipendiums von The Creative Industries Netherlands 2016/2017. Niquille ist beauftragte Mitarbeiterin für den niederländischen Pavillon auf der Architekturbiennale 2018 in Venedig.

©2024 technoflesh Studio.

Maschinen haben gelernt, riesige Mengen von Informationen aus unserer Welt zu verarbeiten. Doch selbst die ausgefeiltesten Computersysteme sind Fehleranfällig. Sie interpretieren die Worte, Umgebung Da-Sein falsch, es fehlt den Maschinen die Komplexität der menschlichen Wahrnehmung und des menschlichen Verständnisses. Auch wenn die Systeme Künstliche Intelligenz genannt werden, so ist das Wort Intelligenz unrichtig. Intelligenz ist nicht nur das Erinnern von Dingen sondern das in einen Kontext einsetzende Handeln, das Verstehen, das bewerten, das Kombinieren. Es ist emotionale Intelligenz, genauso wie das reine Erinnern oder Memorisieren.

©2024 technoflesh Studio.

Sorting Song ist ein computergenerierter Film, der genau mit dieser Problematik umgeht. Zwei Kinder fragen sich naiv, wie sie eine Sammlung von scheinbar häuslichen Gegenständen kategorisieren sollen, die aus einem Trainingsdatensatz von fotografischen 3D-Modellen stammen. In Sorting Song wird eine Auswahl von Haushaltsgegenständen gezeigt. Sie finden sich unter einem Namen aber jedes dieser Objekte ist anders. Namen und Benennungen sind Kontext bezogen und wer diesen Kontext nicht begreift wird Mehrdeutigkeit sehen. Zwischen einer Vase und einer Schüssel, einer Bank und einer Couch, einem Stuhl und einer Toilette wechselnd, werden die unscharfen Grenzen zwischen Sprache, Kategorisierung und Objekten erkundet. „Muss ein Name etwas bedeuten?“, fragt Alice in Lewis Carrolls Through the Looking Glass. Die Welt wird durch ständiges Aushandeln konstruiert. Wo endet die Schale und wo beginnt die Vase? Diese auf den ersten Blick trivial erscheinenden Objektgrenzen sind für Trainingsdatensätze für das Computer-Vision-Training, die darauf abzielen, Objekte in eindeutige Kategorien zu sortieren, unerlässlich. Mit wem verhandelt die Maschine?

©2024 technoflesh Studio.

Hier wird an die Frustration über die Begrenztheit der rechnergestützten Sprache und die endliche Welt, die sie hervorbringt angeknüpft. Die Arbeit macht die Protokolle und Daten sichtbar, die die digitale Darstellung der Welt prägen. Die Videoarbeit Sorting Song, die das Format eines pädagogischen Kinderlieds hat, zielt darauf ab, über das hinauszugehen, was unschuldig und naiv erscheint, und eine Welt der kodierten Annahmen zu erschüttern.

V&A, iPhone Photographie vom Video©Udrees

Sorting Song enthält Objekte aus dem SceneNet RGB-D Trainingsdatensatz für Innenräume. Bei diesem Datensatz des Imperial College London handelt es sich um eine umfangreiche Sammlung von 3D-Netzen, Grundrissen und Objekten, die für die Entwicklung von Computer Vision für zukünftige Haushaltsroboter zusammengestellt wurde. Wie schwierig es ist, Objekte allein nach ihrer Form zu sortieren, wird deutlich, wenn ein Rollstuhl, eine Toilette und ein elektrischer Stuhl alle in der Kategorie „Stuhl“ zu finden sind. Der Kontext ist wichtig, doch diese Daten sind davon befreit und dienen der Ausbildung von Robotern, die letztendlich mit Menschen zusammenleben werden.

V&A, iPhone Photographie vom Ausstellungsraum©Udrees

In dem Ausstellungsraum wird neben dem Video auch ein nachgearbeitetes von einem Berg fallendes Sofa ausgestellt, als auch dem Video nachempfundene Sitzgelegenheiten. Dort nehmen die Besucherinnen Platz. Die Sitzgelegenheiten sind dem Film von Niquille entnommen und im Datensatz als Stühle klassifiziert.

CREDITS

⦁ Research, Script & Animation: Simone C Niquille
⦁ Music: Jeff Witscher & Peter Rylander
⦁ Voice Over: Emma Prat & Julian Murray
⦁ 3D Assets: SceneNet-RGBD, Dyson Robotics Lab at Imperial College London
→ With a nod to Sesame Street’s Sorting Song.

CREDITS CINEKID 2021

⦁ Development: Eurico Sá Fernandez
⦁ Emojis: OpenMoji
Commissioned by Cinekid Festival 2021.

Beitrag von Prof. Katja Schmid

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