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Category Archives: Kunst

Ars Electronica Festival 2019

©Ars Electronica siehe 1.

Das 2019 Ars Electronica Festival findet von September 5-9, 2019 in Linz, Österreich mit dem Thema „Out of the Box. The Midlife Crisis of the Digital Revolution“ statt. https://ars.electronica.art/outofthebox/

Die Ars Electronica feiert ihren 40igsten Geburtstag. Wie immer werden Zukunftsthemen angesprochen und in Linz dargestellt. Der Hauptort des Festivals ist die POSTCITY, das ehemalige Logistikzentrum der Post direkt am Linzer Hauptbahnhof. Ein grosses Areal, der Besucher wird zwei Tage sicherlich dort verbringen, sollte der Ehrgeiz bestehen fast alles, oder viel zu sehen. Alles geht kaum, das Areal ist verwinkelt, die Kraft des Besuchers begrenzt, die Aufnahmefähigkeit ebenso.

©Ars Electronica Center

Es gibt eine Festivalmeile in der Innenstadt, im Linzer Mariendom, im OK und OÖ Kulturquartier sind Ausstellungen und Exponate zu erkunden. Das Lentosmuseum, die Kunstuniversität Linz, der Donaupark, die Stadtwerkstatt und das Ars Electronica Center, neu gestaltet und ausgestattet. In der Anton Bruckner Privatuniversität finden in der Regel die musikalische Ereignisse Platz und statt.

Das ist eine lange Liste von Orten. Die Autorin ist regelmässig vor Ort, wenngleich in diesem Jahr auf Grund von der Gesundheit, die Teilnahme nicht gegeben ist. Schade, das Bedauern ist gross.

Postcity Untergeschoss©Ursula Drees

Die Ars Electronica ist in Europa, so behautet die Autorin, das angesehenste Medienfestival. Dort werden das künstlerische Denken und Handeln, auf den Prüfstein gelegt, es werden Wissenschaft und Forschung mit Medien und Kunst verwoben. Dieser Ansatz ist in keiner Weise neu, waren die Künste und die Wissenschaften schon im 15. Jahrhundert eng miteinander verheiratet. Nachdem jedoch jahrelang die Technologien die Forschung, den Kanon der Welterkundung angeführt haben, kommt es zu einer Rückbesinnung. Geistes- und Kunstwissenschaft finden Beachtung. MINT, das Schlagwort schlechthin, dominierte Studienfächer und Fakultäten, Geistes- und Kunstwissenschaften taten und tun sich schwer. Die Autorin hegt eine berechtigte Hoffnung, dass ein Umdenken stattfindet. Denn Funktion und Bestimmung, Ausrichtung und Wertigkeit werden nicht nur von einer Seite bestimmt. Es kommen grundsätzlich interdisziplinäre Ansprüche zum Tragen. Genau das findet statt, die Konzeptionen in der Kunst, die Bestimmungshilfen und die Ausdruckskraft einer Aussage werden berücksichtigt. Es geht nicht nur um das Ausreizen einer Technologie, es geht um den Menschen. Was macht, darf, kann und soll der Mensch mit Erfindungen anstellen? Wofür ist etwas gut, warum soll etwas entwickelt und vertiefend erforscht werden?

Diesem Anspruch hat sich die Ars Elecronia nie verschlossen, deshalb ist das Festival wichtig und tragend.

Autorin: Prof. Ursula Drees

  1. CREDITS für den Trailer des Als Electronica centers:

Doing Nothing with AI, Emanuel Gollob (AT) last breath, Dmitry Morozov / ::vtol:: (RU) COMMON SENSE, Kevin Strüber (DE) data.tron, Ryoji Ikeda(JP) Lasermice, So Kanno (JP) Putting the Pieces Back Together Again, Ralf Baecker (DE) CRYPTID, Michael Candy (AU) KIDS, Michael Frei (CH), Mario von Rickenbach (CH)/Playables bitTOWER, Wu Juehui(CN) Poise→[d], Dmitry Morozov / ::vtol:: (RU) Egg, Martina Scarpelli (IT) Programmable Droplets, Udayan Umapathi (IN/US) MODELL 5, Kurt Hentschläger(AT), Ulf Langheinrich(DE) The Object of the Internet, Projet EVA — Etienne Grenier (CA), Simon Laroche (CA) BALLET #1, Akinori Goto (JP) Namahage in Tokyo, Etsuko Ichihara (JP), ISID OPEN INNOVATION LAB. (JP) STAR VALLEY, Marko Peljhan (SI), Matthew Biederman (CA/US) tx-reverse 360°, Virgil Widrich (AT), Martin Reinhart (AT) nimiia cétiï, Jenna Sutela (FI) LeveL II, mischer’traxler studio (AT) Living Mirror, C-Lab, Howard Boland (UK), Laura Cinti (UK) ELECTRONICOS FANTASTICOS!, Ei Wada (JP) Große Konzertnacht: The Berlioz Project Video Edit: Ars Electronica / Yazdan Zand Music: Karl Julian Schmidinger Ars Electronica https://ars.electronica.art/https://www.facebook.com/arselectronicahttps://www.twitter.com/arselectronicahttps://www.instagram.com/arselectronicahttps://www.flickr.com/photos/arselec…

Synesthesia ein Rauminstallation der Hochschule der Medien

Synesthesia from Studioproduktion Event Media on Vimeo.


Synästhesie beschreibt das Phänomen der Doppelbelegung von Sinnen. Es findet eine mediale Übersetzung von Ton, Farbe, Form, Bewegung und Bild statt. Dem Besucher wird in der interaktiven Rauminstallation die besondere Art der Wahrnehmung ganzkörperlich vermittelt.

Zu den weitverbreitetsten Synästhesien gehört die Farb-Graphem-Synästhesie. Dabei werden Zahlen, Buchstaben und geometrische Formen bestimmte Farben zugeordnet. Welche Farbe welchem Symbol zugeordnet wird, ist individuell verschieden. Beschrieben wird das Phänomen so, dass beim Lesen des Zeichens eine Farbinformation unterschwellig mitübermittelt wird. Dadurch ist eine Art Aura um das Symbol zu spüren. Die Schriftfarbe, in der das Symbol abgedruckt ist, bleibt dabei unverändert.

Eine andere Form der Synästhesie lässt Töne farbig erscheinen. Jedem Ton ist eine bestimmte Farbe zugeordnet. Ein Musikstück erzeugt bei einem Synästheten einen Farbenteppich, der sich aus den einzelnen Farben der gespielten Töne zusammensetzt.

Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Der Farb-TonRaum
Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Der Farb-TonRaum
Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Bedienung der Schnittstelle durch Gäste

Für die meisten Menschen ist Synästhesie schwer nachzuempfinden. Einigen Synästheten ist ihre besondere Begabung auch gar nicht bewusst, da diese Wahrnehmung Normalität ist. Es wurden diese fremde Alltäglichkeit abgebildet und der Gast erhielt einen Einblick in die Realität eines Synästheten. 

Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Detail der Schnittstelle durch Gäste

Auf 125qm wird ein multimedialer Raum gestaltet. Endless Mirrors, ein interaktiver LED Boden, Gestenerkennung, dreidimensionale Sound- und Lichteffekte werden benutzt. Der Erlebnisraum macht Besuchern das neurologische Phänomen der synästhetischen Sinneswahrnehmung erlebbar. Die Installation ist gleichermaßen unterhaltsam und informativ.

Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Bedienung der Schnittstelle durch Gäste
Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Detail der Schnittstelle durch Gäste

Durch die Verbindung medientechnischer und konzeptioneller Ebene wird das Phänomen Synästhesie auf einer Abstraktionsebene dargestellt.

Die Enge Verbindung von Technik und Gestaltung, Treffen und Interviews mit Synästheten ist bei Synesthesia ausschlaggebend, um ein zwar abstrahiertes und unterhaltsames, gleichermaßen aber auch informatives Erlebnis zu bieten.

https://vimeo.com/300584134

synesthesia – making of from Studioproduktion Event Media on Vimeo.

Synesthesia©Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien
Informationsraum

Team:

NameAufgabengebieteStudiengang
Franziska SchichtProjektmanagement, Dokumentation, PRMW7
Marcel WernerSponsoring, Finanzen, Grafik MW7
Niels KellerKreativ Direktion, Regie, Idee, MediensteuerungAM7
Jonathan TenhunenFilm, Video, BühneAM7
Valentin SchneiderBühne, Film, Video, LichtAM7
Markus HirschProgrammierung, MediensteuerungAM7
Maria MührLicht, Kreativ Direktion, RegieAM7
Kai KirnTon, Programmierung, MediensteuerungAM7

Technologien:

Hardware: LED Fussboden, LED BALLS, 2 Wege Lautsprecher, MP-Player, Verstärker, Akku Betriebene Scheinwerfer Mobil-Lights, LED Panels Pixelpitch 3,6 mm, Bildprozessor für LED Barco DX 700, InsoreLED S6b Indoor, Projektor VIVOtek Qumi Q7 Plus und Q 8, Gobos, Richtlautsprecher IBRL 110 AX, Sonusaudio Focus Q, Direktionaler Lautsprecher DIR-LSP, Audiozuspieler BrightSign LS322, Fullrangelaufsprecher, Verstärker, Power Cables für LED Panels, Data-Link-Cables für LED Panels, Power Boxen für LED Panels, Cinch-Kabel, Videotechnik: LG 38UC99-W, ACER XR382CQK, Samsung 34E790C, LG 34UC98-W, Asus PG348Q EEK B, Philips BDM4037UW 101,6 cm (40″) LCD-Monitor mit LED-Technik silber/weiß, Intel Mini-PC NUC Kit NUC6i7KYK Skull Canyon, Logitech G430 Surround Sound Gaming Headset, Kopfhörer HS-STD, Sennheiser HD 65 TV, Panasonic PT-DZ680EK, Samsung ME32B

Studioproduktion EventMedia©Kabelplan des synestetischen Erlebnisraums

Studioproduktion EventMedia©Kabelplan des Theremins

Sponsoren:


Jenn Duong – fmx 2019 – Interview

Immersive Reality and VR Artist Jenn Duong talks about her experiences starting out in the VR Industry, what the future might hold, the importance of having uncomfortable conversations and how she feels about virtual reality in Game of Thrones.

Jenn Duong is a VR Producer who has an impressive portfolio, having worked with Google, Adidas and most recently the UN. She is a Co-Founder of Women in VR/AR, a community for women, minorities, and allies to connect and collaborate and as well of SH//FT (Shaping Holistic Inclusion in Future Technology) that established VR scholarships for women and minorities.

Interview with Jenn Duong at the fmx 2019©Ursula Drees

While talking to her, it became obvious that she is passionate about her work and how much she cared about creating a positive social impact on the industry. Having the chance to talk to such a game changing young woman is indeed very inspiring.

You can find Jenn and her work at https://www.jennduong.com/

Left to right: Lisa Schuber, Malena Trachte, Jenn Duong, Prof. Ursula Drees © Ursula Drees

Interview: Lisa Schubert
Camera + Editing: Malena Trachte
Supervision: Prof. Ursula Drees

Article written by Lisa Schubert

About the authors:

Lisa Schubert ist a young illustrator and graphic designer from lake constance, studying at University of Media, Stuttgart to learn more about animation. She loves 2D animation and is never to be found without her sketchbook.

Malena Trachte is a young philosopher from Nowhereland. She recently started her studies at the University of Media in Stuttgart to find new and creative ways of storytelling, learning as much as possible about audio, visual and interactive media engineering.

Ursula Drees is teaching as a full professor at the University of Media in Stuttgart. She is responsible for experience spaces, called “Event Media” – architectural spaces, fully equipped with media, that interact with the visitor. Ursula Drees studied at the University of Art in Berlin. Her mentors were VALIE EXPORT and JOACHIM SAUTER. She spend more than 10 years working in the industry at major digital companies like pixelpark A.G., artemedia A.G., Filmstudios Babelsberg and UNIFIEDFIELD Incorporation in New York City prior to opening her own studio. She won various international prizes like the 42. New York Festival Finalist Award, Gold at the 8. International TV Awards Festival in Cologne, the Communications Award of Excellence in New York, the Print’s Magazines Winner of Digital Art to name a few. She writes about topics like „Narration in Media Spaces“, „Game systematics in Media Spaces“ or „Experience Design in Media Spaces“.

Light Tank von Uwe Rieger (DE/NZ) und Yinan Liu (NZ)

„Light Tank“ Installation von Uwe Rieger und Yinan Liu ©Ursula Drees

Light Tank  von Uwe Rieger und Yonan Liu.  Der Mariendom in Linz eignet sich hervorragend für großräumige Installationen. Es ist ein imposantes Gebäude. Von außen, als auch von Innen, wie jeder Dom. Die Höhe, die Breite, das Gestein und die Akustik sind beeindruckend, auch ohne Installation. Light Tank ist wie alle, von Uwe Rieger geschaffenen Installationen, auf den Raum ausgerichtet. Sie ist luftig, verfügt über eine faszinierende akustische Stimmung und ist von allen Seiten zu betrachten.

Mariendom in Linz Details ©Ursula Drees

Light Tank ist eine Mixed Reality Installation. Es werden holographische Linien auf eine transparente Gerüststruktur projiziert. Diese Gerüste sind mit durchsichtigem Meshgewebe bezogen. Und wenn die Lichtlinien auf dieses Meshgewebe fallen, begreifen die Besucher, das es eine Projektionsfläche ist. Ohne Lichtprojektion erkennt man den skeletthaften Aufbau und schaut hindurch. Das Gerüst ist vielleicht zwischen 4,20 und 4,60 Meter hoch, in der Breite jeweils 3 Meter. Denn hier handelt es sich um, ein in Kreuzform aufgestelltes, Gerüst. 

„Light Tank“ Installation von Uwe Rieger und Yinan Liu ©Ursula Drees

Die Projektionen aus Linien, die mit 3 D Brille auf der Nase, als Säulen entschlüsselt werden, zitieren die Dominnenarchitektur. Sie bewegen sich ununterbrochen, entstehen, zerfallen, bleiben einen Moment und schon geht eine weitere Bewegung los. Sie werden zu einer stilisierten Gewölbestruktur mit klar erkennbarem Schlussstein als Rosette. Türkis, Rot und Weiß, mehr Farben braucht es nicht. Wenn diese Art der Entstehung vollendet ist, werden Ikonographen auf dem Meshgewebe verteilt: Buttons betitelt mit Activate, drüber Kleine in Wireframe abgebildete Quader, die wie Container aussehen, darin Elemente. Manche sehen aus wie eine Gruppe von x, andere ein einzelnes in x Form dargestelltes Ding, dann wieder nur eine Schiene des x oder aber eine Säulenform. Es sind die Bestandteile des Großen. Die Kästen um diese Miniaturzeichen verschwinden und fliegen frei über das Gewebe, als suchten sie einen geeigneten Ort. Daraus werden eine Anzahl von kreisförmigen Zeichen. Sie sind abstrakt, aber jedes einzelne ist ein Teil eines Großen, es ist eine Gattung, ein Kreis mit Winkel und kleinem Kreis, einer mit Parallele und einem Kreis, einer mit Durchmesseranzeige, andere im Aussehen wie Packmanfresser. Daraus werden große Flächen, bewegte Ausschnitte von etwas anderem. Ein steter Fluss von Klein zu Groß, vom Detail zum Überblick. 

„Light Tank“ Installation von Uwe Rieger und Yinan Liu ©Ursula Drees
„Light Tank“ Installation von Uwe Rieger und Yinan Liu ©Ursula Drees

Die Projektionen werden durch Geräusche begleitet. Vogelstimmen und entferntes Rauschen. Es kann Wind sein, es kann Meeresrauschen sein. Hört der Besucher auf eine Küste auflaufende Wellen? Ist der Wind vielleicht auch das Geräusch von Wandten? Es ist ein sphärische Musikkulisse. Sie lässt die Vorstellung wandern, vermengt sich mit den Projektionen. 

Kleine Bauteile im Schwarm mit Meer und Wind begleitet werden zu Streben, die im Zentrum zum Architektur der Kathedrale werden. Es löst sich auf und beginnt von Neuem. Ein steter Fluss aus Entstehen und Zerfallen.

„Light Tank“ Installation von Uwe Rieger und Yinan Liu ©Ursula Drees

Es ist kontemplativ, über lange Zeiträume betrachten die Besucher die Projektion.

Uwe Rieger (DE/NZ) mit Yinan Liu (NZ). Stereoprojektionstechnik auf transparente Leinwände. Unterstützt durch das arc/sec Lab for Digital Spatial Orperation an der School of Architecture and Planning der Uiversity of Auckland. Das Interface wurde in Zusammenarbeit mit dem Augmented Human Lab am Bio Engineering Institute entwickelt, das durch Assoc. Prof. Suranga Nanayakkara geleitet wird. As AHLab konzentriert sich auf Human-Computer Interfaces als natürliche Erweiterungen unseres Körpers, Geistes und Verhaltens.

Gesehen auf der Ars Electronia 2018 im Mariendom

Beitrag von Prof. Ursula Drees

Malerei: Adam Hernandez.

Er lebt in Basel, in der Schweiz. Er malt und zeichnet. Ein Sujet sind Kühe, genauer gesagt er malt Kuhportraits. Folgende Anekdote erzählt er der Autorin beim Atelierbesuch. Eine Dame tritt bei seiner letzten Ausstellung an ihn heran, entrüstet, und weist darauf hin, dass seine Kühe keine Hörner haben! Wie kann das sein? Kühe haben Hörner.

In der Tat, sie haben keine. Soll er welche malen, wo keine sind?

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Im letzten Jahr wurde in der Schweiz darüber abgestimmt, ob Kühen aus ökonomischen Gründen weiterhin nach der Geburt die Hornanlagen, ein Mittel zur Kuhkommunikation, ausgebrannt, ein schmerzhafter Prozess, werden sollen. Der Bergbauer Armin Capaul trat die Diskussion los und verlangte aus Tierwohlgründen eine Abstimmung, die jedoch von den Schweizern abgelehnt wurde. Denn die Tiere brauchen dann größere Ställe, also mehr Platz und dafür braucht es Subventionen. 

Der Anblick von Kühen mit Hörnern ist uns fremd, obwohl doch natürlich. So wie über Hundegenerationen Hundeschnauzen zurück gezüchtet wurden, Ruten coupiert und Hinterläufe schräg abfallend wurden. Ob dem Tier damit geholfen wird, stand nicht zur Debatte. 

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier
Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier
Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Der Künstler malt was er sieht: das Leben so wie es ist. 

Eine scheinbar humorvolle Geschichte. Aber ganz unversehrt bleibt die Zuhörerin nicht. Sie schaut die Bilder erneut an, erkennt, dass hier nicht eine pittoreske Heimatmalerei von Statten geht. Das selbe bezieht sich auf die Darstellungen der Hunde und Pferd und Hähne, die von Adam Hernandez auf Papier oder Leinwand gebannt werden. Es geht hier nicht um eine Darstellung der Tierwelt, es geht um eine Darstellung von der Seelenhaftigkeit der Geschöpfe. Das können Tiere sein, es können auch Menschen sein. Es ist vielleicht sogar auch die Welt der Objekte. Das Stillleben. 

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Adam Hernandez betrachtet das Leben ganzheitlich, alle Lebewesen werden einbezogen. Nicht der Mensch als überlegener Herrscher der Erde, sondern als Betrachters der Natur und des Natürlichen. Und deshalb sehen wir in den Bildern einen Versuch das Wesen der Kühe, Pferde, Hähne und Hunde zu verbildlichen. Tiere mit Gefühl und individuellem Ausdruck. Jedes Portrait ist Spiegel einer Seele. Die Sanfte, Störrische, Wütende, Bockige, Liebenswürdige, Feurige, Wartende….Die Motive erscheinen auf den ersten Blick liebenswürdig und schön anzusehen, vielleicht sogar profan, auf den zweiten Blick, wird ein Umstand adressiert, den die heutige Welt der Massentierhaltung, der Entfremdung mit der Tierwelt oftmals gerne vernachlässigt. Die Erde wird von profitwütigen, kapitalistischen Menschen an den Rand des Abgrunds geführt und Gattungen werden ausgerottet. Wir sehen in Adam Hernandez‘ Bildern nicht Tiere oder Viehzeugs, sondern Portraits. Jedes für sich und mit eigenem Ausdruck.

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Diese Porträts erlangen die Bedeutung eines tierischen Charakterbildes, das ganze Wesen des Dargestellten gelangt lebensnah zum Ausdruck. In technischer Hinsicht setzt der Maler einen entsprechenden Strich und Farbgebung ein.  Weichheit und Wärme des Fells werden nicht mit photorealistischer Akkuratesse, sondern mit einem impulsiven kraftvollen Pinseleinsatz vermittelt. Seine Farben bringen eine humorvolle oder experimentelle fast schon impressionalistische Stimmung in das Bild.

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Ein weiteres Sujet des Künstlers ist das Stillleben. 

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Es ist nicht eine Darstellung von Reichtum und Wohlstand, sondern ein Dokument der industriell hergestellten Artefakte eines schnelllebigen Daseins. Nicht aufwändig arrangierte Kompositionen von Früchten, Speisen, Blumen oder leblosen Objekten wie Kelchen, Flaschen, Tellern, Musikinstrumenten sind zu sehen, sondern jeweils nur ein Objekt. Dazu gehört der Starbucksbecker, die Cappuccinotasse, Wein- oder Ketchupflaschen. Alltäglichkeiten aus dem Supermarkt oder Café. Diese Objekte werden in ihrer Normalität festgehalten und finden Raum im Format . Geht es um inne halten? Geht es darum, etwas zu sehen, das längst nicht mehr bemerkt wird? Das Format entspricht Din A 2, mal hochkantig oder querformatig, je nachdem was das Model vorgibt. Das Motiv steht mittig, der Hintergrund wird in der Regel als farbige Fläche angedeutet. Keine Tischtücher, Tischkanten, keine Dekoration. Es geht um das Ding, so wie es ist. Alltäglich, einfach, unprätentiös.

Photografie und Malerei©Adam Hernandez
Tempera, Akryl auf Papier

Selbst die Warholschen Campelldosen hat Adam Hernandez ins Visier genommen. Das ist ein humorvoller Akt, denn als Warhol mit den Abbildungen von 100 Campell-Dosen den Widerstand gegen die Warengesellschaft thematisieret und sie durch das schnelle Medium Siebdruck unendlich vervielfältigt, macht er nicht nur das Thema, sondern die Kunst im Allgemeinen zur Warengesellschaft. Die Avantgardebewegungen der 60iger Jahre rufen einen Bruch mit dem überlieferten Darstellungssystem aus, in den Hoffnung die Institution Kunst aufzuheben. Damals handelt es sich um etwas „Neues“. Es ist nicht nur qualitativ unterschieden vom Vorhergehenden, sondern auch durch die künstlerischen Verfahrensweisen und sogar durch die Veränderung des Darstellungssystems.

Hernandez sieht Kunst nicht als Kommerz und steuert dem entgegen. Deshalb malt er eine einzige Dose und nur eine. Die ist das Original und nicht reproduzierbar. Der Künstler lässt sich mit seiner einzelnen Campelldose auf tradierte Kunstbegrifflichkeit ein. Im Kontext des 21. Jahrhunderts wird das Original an und für sich zur Seltenheit und deshalb ist es ein humorvoller Akt nur eine Dose zu malen. Der Farbauftrag ist gesättigt, oft gibt es eine Führungsfarbe, sie wird durch komplementär Kontraste ergänzt. Einige Male wird der flächige Strich durch sehr feine Linien aufgebrochen und akzentuiert. Es ist gesättigt, lebensfreudig und vermittelt Energie. Der Künstler selbst sieht sich als Mensch in den Bildern. Seine aktive Hingabe, seine Energie will er im Werk manifestieren. Der Betrachter kann diese Energie spüren. Mehr hier…

Beitrag von Ursula Drees

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