Bilder: Screenshots Cyberarts 2012 – International Compendium Prix Ars Electronica 2012
Diese Animation hat auf der Ars Electronica in Linz die Goldene Nica für Computer Animation gewonnen. Das Fenster zum Hof von Alfred Hitchcock wurde von Jeff Desom für diese Animation zu einem 20 minütigen Film aus der Sicht vom im Rollstuhl sitzenden Photograph gespielt von James Steward montiert. Alle Bilder und Sequenzen kommen aus dem Originalen Film und sind zu einer Panoramazeitrafferaufnahme verschmolzen. Die Geschichte kennen wir alle: Jeff (Jimmy Stewart), ein gelangweilter Fotojournalist, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist, kann sein Apartment in Greenwich Village nicht verlassen und hat als (nahezu) einzige Ablenkung den Blick aus dem Fenster auf die Apartmentanlage gegenüber.
Bilder: Screenshots Cyberarts 2012 – International Compendium Prix Ars Electronica 2012
In diesem Filmbeispiel wird in Kurzform die Arbeit und einig Szenen gezeigt. Die dahinter gelegte Musik ist zum Vergessen. Das Original ist ebenfalls ohne Ton. Es wurde auf der Ars Electonica auf einer superbreiten Leinwand gezeigt. Soweit ich erfahren habe, ist der Ton deshalb nicht gemacht worden,weil die Zeit fehlte, aber das tut dem wirklichen Film keinen Abbruch. Wenn man ihn sieht hat man deutlich das Gefühl in der Situation von James Steward zu sein. Man betrachtet einen Hof aus einer Perspektive und fokussiert die ein oder andere Situation durch eine Fotolinse um näher an das Geschehen zu kommen. Alles ist konzentriert und still. Die Arbeit wurde nur mit After Effects und Photophop durchgeführt. Wer irgendwann mal die Möglichkeit hat, die Version von Jeff Desom zu sehen, der sollte das unbedingt machen. Vielleicht wird sie ja auf der fmx gezeigt.
Rear Window Timelapse from Jeff Desom on Vimeo.
Dazu darf ich Samuel Medina, der für die Ars Electronica Presse schreibt, zitieren: „Desoms Collage basiert zur Gänze auf Filmmaterial des Hitchcock-Klassikers, wobei die berühmte Panorama-Ansicht mit diversen Effekten (Tilt-Shift, Stabilisierung, Regeneffekt) maßgetreu nachgebastelt und vergrößert wurde, um eine täuschende Ähnlichkeit mit dem Original zu erreichen und die Veränderungen des Umfelds zu rekonstruieren, die die Erzählung vorantreiben. „Da alles aus so ziemlich demselben Winkel aufgenommen wurde, konnte ich die einzelnen Einstellungen ohne große Verzerrrungen in ein einziges Panorama des gesamten Hinterhofs einpassen“, meint Desom zu seiner Arbeit.“
Bilder: Screenshots Cyberarts 2012 – International Compendium Prix Ars Electronica 2012
Wer sich ein besseres Bild machen will, der sollte diese URL anschauen.
Ein paar Screenshots als Vorgeschmack aus dem Zusammenschnitt vom Ars Electronica Link.
Golan Levin hat mit dem Künstler Shawn Sims ein Elternfreundliches Projekt realisiert. Beide haben zusammen an einen Adapter Baukasten für die unterschiedlichen Systeme wie Lego, Duplo, Krinkles, Lincoln Logs bis zu Fischertechnik gearbeitet. Die Künstler sind Väter und leiden wie alle Eltern auf der Welt an der fehlenden Kompatibilität der Stecksysteme.
Immer wenn die Kinder älter werden und von z.B. Duplo auf Lego wechseln, können die alten Bausteine verschenkt, verkauft oder im Keller schimmeln, weil sie nicht mehr passen. Dabei sind nicht nur erhebliche Gelder, sondern auch Mühen und Zeit in die Erstellung von Objekten, Kulissen, Autos, Städte, Brücken, Schiffe und Landschaften geflossen. Und dann mit einem Mal soll das ein Ende haben? Deshalb ist dieser Baukasten ein geradezu revolutionäres Kunststück. Levin und Sims haben ein System entwickelt das Verbindungsstücke konstruiert und mit kostengünstigen 3 D Printern wie z.b. dem Model Makerbot herstellbar macht.
Im Grunde haben sie sich auf eine open Source Kultur gestützt, eine Kultur die kein Copy Right für Entwicklungen erhebt, sondern jeden in die Position versetzt weiter zu entwickeln oder zu verwenden. Und die Kinder profitieren weil sie ihre erlernten Fähigkeiten im Gebrauch mit Stecksystemen nicht aufgeben müssen. Sie können andere anfügen und deutlich komplexere Formen entwickeln. Kein Weihnachtsfest wird zum Todestag für dem Alter nicht angemessene Spielzeugtypen. Für diese Entwicklung haben sie den Award of Distinction Hybrid Art auf der Ars Electronica in Linz 2012 erhalten.
Auf der Cyber Arts 2012 Ausstellung im OK Offenes Kulturhaus, LINZ werden die besten Einreichungen des Prix Ars Electronica gezeigt. Gleich im Anschluss (sogar auch architektonisch) folgt die Ausstellung „Sinnesrausch“.
Wolfgang Georgsdorf präsentiert in einem Raum die Installation Smeller 2.0. Ein gigantisches Rohrsystem erzeugt Töne und gleichzeitig Geruchskulissen. Mit dem olfakto-kinetischem Kunstgerät kann komponiert, inszeniert, programmiert, aufgenommen, gespeichert und wieder gegeben werden. Georgsdorf entwickelte ein Notationssystem für Geruchsakkorde und -szenairien „Smellodies“ wie er sie nennt.
Der Raum wird durch einen aus Abflussrohren dominierten zentralen Punkt bestimmt. Daraus strömen Gerüche. Die Orgel von Rohren wird selber durch ein Gitter verdeckt, aber totzdem erahnt man die
Grösse des dahinter liegenden Aufbaus. Sie wird beleuchtet und gibt dem Raum die Grundstimmung.
Kompositionen sind nicht länger als 3 min und widmen sich Gerüchen wie Waldxylophon, Alpen, Mittagspause oder Mülldeponie. Die Komposition ist mit dem Titel im Kopf deutlich erkennbar, ohne wird es schwierig. Da hilft dann jeweils die sehr eindeutige Geruchskomposition. Wie wir bei Senses Reconnected lernten, sind Wald, Wiesen, Blumendüfte leichter als Stein oder Mülldeponie herzustellen. Bei Wolfgang Georgsdorf gab es keine Frage nach der Bestimmung der Gerüche. Die Mülldeponie hatte einen umwerfenden Effekt.
Rohr- und Kammersystem in zwei Blöcken mit 64 Quellkammern getrennt regelbaren Luftströmen, elektronisch gesteuert durch Computer und Keyboard über 128 Magnetventile. Elektronisch ansteuerbare Register und Schweller regeln Luftmenge, Luftdruck und Strahlstärke. Garnituren olfaktorische Geruchsquellen zur Bestückung der Quellkammern sind integriert.
Software mit Algorithmen zur Steuerung und Programmierung der Hardwarefunktionen sind ebenso notwendig um dies Orgel zum Spielen zu bekommen wir eine relationale Datenbank zur Anlage und Verwaltung der Geruchsmodule. Das Interface zur direkten Bedienung von Smeller 2.0 findet über eine Midi-Tastatur statt. Die fungiert wie eine Klaviatur.
Ich kam gerade richtig zur Generalprobe und konnte sogar hinter die Kulissen dieses riesigen Musik-Geruchsinsturment schauen. Der Künstler selber arbeitet schon seit längerer Zeit am Werk und nach eigener Aussage: „immer wenn es kommen soll und es zu ihm spricht, dann arbeitet er daran“. So hat es sich über mehrere Jahre oder Jahrzehnte zu dem entwickelt was jetzt zu sehen, zu hören und zu riechen ist.
Der Raum ist dunkel und anfangs nur wenig zu erkennen. Irgendwo in der Mitte scheint eine Wand, vielleicht ein Spiegel, eine Leinwand irgendetwas Durchsichtiges zu sein. nach der Anpassung des Auges an die Dunkelheit lässt sich eine schwach erhellte Nebelwand identifizieren. Langsam tastet man sich mit ausgestreckter Hand heran und versucht die Wand zu berühren, greift aber hindurch.
Jetzt beginnt die Installation zu leben, einige Töne werden gehört. Deshalb tritt man ganz hindurch und befindet sich zwischen zwei Licht-Nebelwänden und in diesem Raum ertönen Geräusche von zerbrechendem Glas. Eine fragile und federleichte Installation. Keine Objekte, nichts Festes findet sich hier. Es ist eine Erfahrung von Unsicherheit, die mit Erstaunen belohnt wird. Erstaunen dass es sich um einen sichtbaren aber nicht erfühlbaren Hörraum aufhält.
Klang förmlich wie eine Skulptur zu modellieren ist die Grundidee, die Anke Eckardt (DE) inspirierte. Between | You | And | Me ist eine Wand von Sound und Licht, die einen architektonischen Raum definiert. Zwei dünne Lichtmembrane bilden einen sichtbaren Rahmen, der mit Klang gefüllt ist. Über extrem gerichtete Lautsprecher, hypersonic speakers, sind Klangtexturen zerbrechenden Glases zu hören. Wahrzunehmen ist all das jedoch nur, wenn die/der Besucher/in sich der Wand nähert und mit ihr interagiert.
Honorary Mention Digital Musics & Sound Art auf der Ars Elecronica 2012
Eric Paulos hat mit kleinen handgefertigten Objekten sogenannte „Energy Parasides“ Maschinen zur Energiegewinnung gebaut, die sich parasitär an grosse Bewegungsobjekte anbringen lassen. Grosse Objekte der Bewegung sind Strassenbahnen, Rolltreppen, Stadtbrunnen oder Schiffe, alles was sich bewegt und im öffentlichen Raum eingesetzt wird. Die Energy Parasides verfügen ueber Propeller, Wind- oder Mühlenräder und produzieren bei ihren Einsätzen kleine Mengen an Energie, 4 Volt, eher weniger.
Der Künstler hat in Linz an verschiedene Plätzen entsprechende Lebensräume oder Hostmaschinen für seine Parasiten ausgewählt. Er klebt sie an Strassenbahnen und bei Abfahrt wird der Propeller bewegt. Schon wird Strom erzeugt. Oder ein parasitäres Energieobjekt befindet sich ganz unauffällig unterhalb einer Rolltreppe. Manchmal steht ein Objekt an einem Brunnen unterhalb eines Lastwagengrills. Damit hat er eine Honorary Mention Interctive Art auf der Ars Electronica 2012 in Linz erhalten.
Annerkennung Interactive Art auf der Ars Electronica 2012