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Category Archives: Exhibition Design

CHRISTIAN DIOR, COUTURIER DU RÊVE

       

Christian Dior in Paris im Louvre.

Auf der Ars Electronica wird über Modulmode geforscht. Materialien die eher technisch sind werden zu flexiblen Partikelkleidungsstücken, der Schnitt und Anpassung an den Menschen noch Mühe und Veränderung bedarf.

Im Gegensatz dazu steht die Mode der Vergangenheit. Haut Couture im wahrsten Sinne des Wortes. Eine Mode für die Schönen und Reichen, deren auserlesener Stil und Extravaganz die Magazine zu Paradieszeitungen der Träume werden lies. Die Diven des letzten Jahrhunderts kleideten sich in prunkvolle Gewänder, manche nur ein Mal auf der Welt und unverwechselbar.

Und diese unvergesslichen Gewänder werden ausgestellt. Grace Kelly, Elizabeth Taylor und Jane Mansfield, Brigitte Bardot, Königinnen und Prinzessinnen trugen sie. Da passt der Hut, die Handschuhe, die Schuhe, der Schal, die Tasche zum Kleid und Mantel. Ein Gesamtkunstwerk wurde der Welt am Körper dieser Frauen präsentiert.

Mit einem Wort: Mode, wie sie heute nicht mehr zu sehen ist.

Die Ausstellungsgestaltung muss sich mit den Exponaten messen lassen. Wo will man diese Art von Luxus artentsprechend denn zeigen können. Im Louvre natürlich, das größte, mit 72,735 qm Kunst-Museum der Welt. Die Ausstellung wird im Musée des Arts Décoratifs, einem Teil des Louvres inszeniert. Nicht nur Dior’s Kreationen werden gezeigt, auch die der Nachfolger von Yves Saint Laurent, Marc Bohan, Gianfranco Ferré, John Galliano, Ralf Simons und aktuell Maria Grazia Chiuri.

Eine weitere Attraktion wird als Nebensache behandelt. Es werden Originalaufnahmen der großen ModefotografInnen wie von Baron Adolphe de Meyer, Arik Nepo, Henri Cartier-Besson, William Klein, Michael Pudelka, Peter Lindbergh, Horst P. Horst, Richard Avedon, Guy Bourdin, Helmut Newton, David LaChapelle, Ellen von Unwerth, Annie Leibovitz, Brigitte Lacombe, Maripol, Brigitte Niedermair und Janette Beckman aufgehängt. Da geht es um Mode und ganz selbstverständlich hängen dort diese Fotos.

Damit, und mit Briefen, Zeichnungen, Skizzen und den Accessoires und Schmuck ist Mode mehr als nur Kleidung, sondern ein Kulturausdruck oder sogar Kunstausdruck. An einem ordinären Wochentag inmitten des Septembers bedeutet das, wenn kein Internetticket gekauft wurde, anstehen. Mindestens 1,5 Stunden und dann werden die Besuchermengen, viele, viele Frauen, jung, mitteljung, mittelalt und älter, mit Celine Handtaschen und Designerkleidung, konservativ, Streatwear oder Hippie, alles einfach, durch die Ausstellung gesteuert – Wegeleitsystem und Besuchersteuerung muss funktionieren. Tut es, fast – aber nicht ganz.

Die Ausstellung ist in 3 Teile strukturiert. Es fängt in schwarz gestrichenen Räumen an, macht in weiss weiter und endet in Schwarz – Weiss. Im Anfang, der schwarzen Passage an den Wänden wird über die Kindheit mit dem Material was zu finden war, gesprochen, einige eher hilflos erscheinende interaktive Applikationen (Lichtsensor und Projektion als Slideshow auf DinA 4), Photographien, Zeichnungen direkt auf die Wand und kleine skulpturale Objekte sind überflüssig. Die Besucher bedienen die Interaktionsangebote selten. Kleine schwarz weiß Fotos an der Wand sind dokumentarisch einfacher und kompakter zu erschließen, auch weil der Echtheitsgrad höhere Authentizität atmend. Und weil nur wenige ausgestellt sind, ist es ein Hinkucker. Denn es gibt zu viel zu schauen.

Weiter geht es in die hinter Glass Objekte  –  Modeentwürfe als Miniaturen. Die Ordnung ist am Farbkreis angelehnt, die Gelben, Orangen, Roten, Pinken, Violetten usw. Stücke mit allen Accessoires und manchmal ein Kleid in Originalgröße. Die Miniaturen sind mit Federn, Fäden, Pailletten, Edelsteinen oder Halbedelsteinen, gestickt, benäht plissiert, gefaltet, gelegt, geformt. Puppenformat, mit entsprechenden Schuhversionen, diese auch mit Federn, Perlen, Spangen, Schleifen in allen Formen und Farben hergestellt. Da lässt es sich verweilen und die Nase platt drücken. Aber der Strom der Besucher treibt die Menge weiter. Ein Raum, zwei Räume, drei Räume, die Fülle der Exponate in Mini ist groß und die Aufmerksamkeit sinkt. Es ist dunkel, die leicht gewölbten Scheiben reflektieren, die Luft steht und letztendlich wächst die Sehnsucht nach Helligkeit und Licht. Da hilft weder das Thema noch die Mühe mit Ambiente – zuviel ist zuviel.

Aber glücklicherweise dann Licht. Fantasievolle Ausgestaltungen und die große Mode. Endlich. Jetzt erst lohnt sich ein Foto der Räumlichkeiten. Von oben herab in Weiß hängt ein Blattwald, filigran wie die Mode. In weiß eingebettet, indirekt beleuchtet, die Kreationen. Sie vereinen sich mit der Umgebung, sechs, manchmal sieben Stücke auf einer leichten Plattform, oftmals weniger und das tut gut. Die Inszenierung gewinnt und endlich gibt es auch ein bisschen Raum für die Besucher.

Der Weg führt durch dein Eingangsbereich auf die andere Seite des Gebäudes. Die Fassadenprojektion lässt uns an den Eingang zum Modeatelier denken, unten schon als Vorgeschmack hell erleuchtet in Schwarz Weiß eine ausstaffierte Modepuppe. Darüber als im Fenster die Arbeit es Designers am Model.

Die Räume strahlen Klarheit, sie zeigen in chronologischer Folge die Stile, in den 50iger Jahren beginnend Straßen taugliche Mode, dann geht es weiter und endet bei der Brautkleidung. Anfangs streng in Schwarz Weiß, dann kommen einzelne Farben hinzu, in den Siebzigern wird es kurz und sachlich, aber nicht weniger spannend. Weniger Stoff erfordert mehr Kunst mit Schnitt, Material und Farbe. Immer wieder exzellente Modephotographien, und dann kommen die Entwurfshallen. Die Decke ist verspiegelt und erhöht den Eindruck. In hellem Nesselstoff werden mit Hand genähte Entwürfe aufgereiht. Manche erkennt man wieder, andere sind neu. Die Luft und das Licht sind rein, der Raum entspricht der Modekunst. Der Blick verweilt, hier wird mit wenigen Mitteln das Potential einer Objektpräsentation ausgeschöpft. Die Geometrie ordnet die organische Mode, das neutrale Licht schafft eine Spannung zu den offwhite Entwürfen.

Dieses Schema wird im Folgebereich auf die Dunkelheit angewendet. Die Inszenierung sicherlich hat Charme, in rechteckigen Streben, seitlich mit hellem LEDs als Lauflicht ausgestattet werden Modelle gezeigt. Es sind Mäntel, Kostüme, der 50iger. Eng Tailliert, mit Hut, oder Pelerinen, der Geist einer Grace Kelly wird geatmet. Es könnte gut sein, aber schwarze Mode an schwarzen Puppen im schwarzen Raum und reduziertem Lauflicht, alles interessant, aber das Objekt ist nur zu erahnen. Soll das Mystisch sein?

Diese Frage bleibt ungelöst. Aber da soviel Mode bereits gezeigt und gesehen wurde, ist ein Vergessen leicht, denn im finalen Bereich wird die Abendgarderobe und Brautmode in Szene gesetzt. Punktlichter als Sternenhimmel in kühlen Blaunuancen fokussieren den Blick. Das Finale ist gelungen und der Eindruck der Ausstellungsgestaltung gerettet. Ein schweres Thema mit viel Liebe und Aufmerksamkeit dargeboten.

„Christian Dior, Couturier du Rêve“, Musée des Arts Decoratifs, Paris. Bis 7.1. 2018

Louvre und Les Arts Décoratifs.

Alle Photographien ©Ursula Drees

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Narrative Erzählweisen am Beispiel von „Schatten“


Auf 125 qm macht die eventmedial Raum-Inszenierung Schatten einen szenischen Kurzfilm mit gleichem Titel „Schatten“ erlebbar.

Konzeptionell ging es um die Dekonstruktion des szenischen Kurzfilms. Der Film erzählt linear, zeitbasiert. Event Medien erzählen dekonstruiert und asynchron. Welche Themenbereiche sind packend und lassen sich szenisch durch Event mediale Mittel darstellen? Diese Frage zu lösen kostet Zeit und Gedanken. Nur die filmischen Höhepunkte eigenen sich, längere Ausführungen durch Filmbildsprache sind schleppend, langatmig in einer Event medialen Erzählweise. Der Besucher geht oder steht im Raum oder in Räumen. Ablenkungen und Aufmerksamkeitseinschränkungen werden durch Umgebungsimpulse wie Ton, Licht, Arrangement, Aufbau, Elemente, andere Besucher oder im ungünstigsten Fall durch Kommunikation mit Handy oder sonstigen mobilen Endgeräten erzeugt. Der Fokus kann leicht gebrochen werden, aber umso schwerer ist es, ihn konstant zu halten. Dafür ist die Erzählweise auf das Raumgefüge anzupassen. Prägnanz, emotional, eindrucksstark werden die Medien eingesetzt. Auch weil die Geschichte dekonstruiert und non-linear vermittelt wird. Der Besucher wird mit höhen Anforderungen konfrontiert. Die Bereitschaft zum Erschließen, zum Sich Einlassen und Verarbeiten ist größer als im Kino. Dort werden Umgebungseinflüsse reduziert, Dunkelheit, Surround Tontechnologie, Steuerung der Blickrichtung auf eine überdimensionale Leinwand, Bewegungseinschränkung durch Sitzen: all das führt zu größerer Konzentration auf das Narrative Geschehen. Geschichten werden schneller entschlüsselt, Interferenzen werden stärker verhindert. Im Event Medialen Raum steht der Besucher vor der freien Wahl. Geht er schnell oder langsam, unterhält er sich oder nicht, betrachtet er, berührt er Dinge, probiert er etwas aus? Steuert er durch die Räume wie durch einen Bahnhof, bleibt er stehen und hört, sieht, beobachtet und erschießt er die medialen Informationen? Der Besucher lenkt sich und sein Erlebnis. Alle Raumelemente werden mit den Möglichkeiten des Handelns abgestimmt.

Wie wird der Film gestalterisch in den Raum eingeflochten? Die Bilder sind der Größe des Ausgabemediums angepasst. Rückpro, Aufpro, Durch-Projektionen, Leinwände aus Gaze oder PVC, Bildträger, Bewegung oder Standbild, Bildschirme, LED Wände und deren Auflösung, Lichteinfall durch andere Medien, vorgebaute Installationen wie halbtransparente Spiegelfolien oder Diffudierungen durch Plexiglas oder andere Materialien fordern mehr Helligkeit, Dunkelheit, Saturation, Kontraste oder andere Farbgebung. Der Standpunkt des Betrachters ändert sich und damit der Hot Spot. Die Technik ändert nicht nur die gestalterische Qualität sondern auch die inhaltliche. Jede Technik kommuniziert als Element. Ist es ein warm oder kühl anmutendes Material? Bekannt oder fremd, alt oder neuwertig?

Teile der Installation und der Kurzgeschichte Schatten werden auf überdimensionierten Stelen erzählt. Die Größe der Bilder, die Kadrage und die Platzierung wird genau auf die zu erzielende Wirkung abgestimmt: andere Ausschnitte, andere Zeiten, andere Effekte, andere Kontraste und Farbe, anderes Placement, andere Montage. Teilweise wurden sogar spezielle Filmszenen nur für den Eventmedialen Raum aufgenommen.

Im Film „Schatten“ geht es um Erik, der in einer Notrufleitstelle arbeitet. Eines Nachts verschuldet er versehentlich den Tod eines Kleinkindes. Er lässt sich von einer Handynachricht seiner schwangeren Frau ablenken während er gerade einen Notruf bearbeitet.
Infolgedessen schickt er den Krankenwagen zur falschen Adresse, woraufhin das Kleinkind verstirbt. Die Schuld, die Erik fühlt, beginnt ihn zu verschlingen. Er droht daran zu zerbrechen.

Diese Geschichte zu vermitteln, ist eine Sache, aber das ist nicht alles. Natürlich ist es nicht alles. Wenn ein Erlebnis geschaffen wird, dann muss der Besucher muss eingebunden werden. Er muss aktiv werden, er muss erkennen, dass er es ist, er allein, der die Geschichte wieder zusammen bringt. Das kann im Kopf geschehen, aber es kann mit Hilfe von Interaktion stattfinden. Die Kopfkinos erfüllen diese Anforderung. Nicht nur wird durch die Formsprache der Medien an und für sich Bedeutung vermittelt, sondern auch durch das Besucher Handeln. Er tritt in das Kopfkino hinein, bückt sich und überwendet gleichzeitig eine kleine Stufe. Das ist anstrengend. Er steht allein in dem Inneren des Kubus.

Dort setzt er den Kopfhörer auf und auf einem curved Display wird in der subjektiven filmischen Einstellung das markante Erlebnis erzählt. Durch die Subjektive ist der Besucher der Hauptdarsteller. Im Kopfhörer ist ein Infrarot Sensor eingebaut. Mit der Drehung des Kopfes werden bestimmte Bildbereiche sichtbar, klar erkennbar, der Rest des Bildes verschwimmt. Der Betrachter sieht und erlebt den Tunnelblick des Hauptdarstellers im Film. Und das curved Display hilft bei dem bildlichen Umschließen des Menschen. Im hinteren Bereich starrt der Hauptdarsteller des Films auf den Hinterkopf des Besuchers. Es ist eine beengte Situation, so beengt wie die Erzählte im Film. Wenn der filmische Klimax erreicht ist, wenn dem Hauptdarsteller des Film den Boden unter den Füssen entzogen wird, dann erleuchtet das Podest auf dem der Besucher steht. Es ist ein endless Mirror. Der Boden bricht weg. Die formale Gestaltung der Installation selbst drückt die erzählten Inhalte aus.

Wir könnten jetzt noch unendlich lange über die Installation sprechen, über die Hürden im Bühnenbau, oder überhaupt eine so große professionelle Installation zu finanzieren. Über Beschaffungsschwierigkeiten zu den Technologien, logistische Herausforderungen, Ab- und an Transport der Technologien, über Versicherungen, über Sicherheit, über Lichtstimmung, über Tonstimmung, über die Projektionen, aber das wird in Folgebeiträgen behandelt. Es geht erst einmal um eine Bewusstwerdung der Differenzen über filmische Narrative und Event Medialer Narrative.

Contrex, ma Contrexperience – Director’s Cut HD

Vor mehr als 6 Jahren wurde im öffentlichen Raum Werbung zu einem interaktiven Erlebnis. Das Video spricht für sich. Es ist ein emotionales Erlebnis. So etwas schreibt sich schnell, aber es ist unendlich schwer so etwas zu erreichen. Die Leistung besteht in der Wahl der Mittel um Interaktion ohne jegliche Einführung im öffentlichen Raum zu erwirken. Es findet unter den Augen aller statt. Dafür gilt e,s den Handelnden scharf im Auge zu haben. Welche Elemente schaffen Aufmerksamkeit für eine Gruppe von Menschen, die nichts ahnend zu einer Aktivität verleitet werden sollen? Nicht wenige Menschen schauen sich die Aufbauten an, machen aber nicht den Schritt, sich aktiv zu beteiligen. Was also verleitet die Menschen dazu ihren Schatten zu überspringen, ihre Komfortzone zu verlassen und mitzumachen?

 

Die Farbe der Trimmräder. Die Anzahl der Trimmräder, Das Modell der Räder, die Aufstellung und Platzierung. Pink spricht mit weiblichen Teilnehmern. Es verspricht wenig Gefahr, Liebreiz und Harmlosigkeit. Da spricht Prinzessin Lillifee oder das rosa Einhorn. 

Die Menge der Räder. Es sind viele, so viele, dass sie nicht mehr nur eine Gruppe oder eine kleine Auswahl darstellen. Das Modell ist alt bekannt, kein high Techrad, sondern eins aus den Fitnessstudios, die gerade über all zu bedienen sind. Das kennen wir das Modell, wer da nicht aufsteigen kann, wird sehr selten ein Fahrrad bestiegen haben. 

Sie stehen ordentlich aufgereiht vor einem Präsidialbau. Gut sichtbar, die Blickrichtung zum Gebäude. Nicht in die Natur.  Dazu entsprechende Ankündigungen und musikalische Effekte, als Default sogar immer mal wieder los laufende LED’s.

Und dann steigt eine Dame, zwei, drei, vier auf, treten in die Pedale und es geht los. Sofort. Das ist die gewünschte Interaktion und leicht. Das Feedback ist umgehend, keine Verzögerung. Ein LED Stripper erscheint. Musik unterstützt. Das Ziel ist entschlüsselt. Mehr Strom, mehr Pedale, treten und wer weiss, wo das endet. Wird der sich etwas vollständig ausziehen? Was kommt hier? 

 

Einfache Interaktion, klare Handlungsanweisung, spannende Dramaturgie. Erfolg vorprogrammiert. Eine Leistung von den Konzeptern, den Ideengebern, den Programmierern, den Gestaltern, allen!

 

 
 

Made in Mikros Image http://www.mikrosimage.eu
Directed by Xavier Mairesse
Agency : Marcel
Production : Wanda
Flame Artist / VFX supervisor : Stephane Pivron
Grading : Jacky Lefresne
Motion Graphics : Caroline Mistral, Vincent Venchiarutti, Michael Moercant, Yannick Puggiani, Benjamin Pelletreau, Jean yves Parent
CG Supervisor & Supervisor on set : Stephane Thibert
Additional supervisor on set : Patrick Bennar
Compositing : Luc Martias
CG Trainee: Gaetan Baldy
Restore : Dany Lacarelle & Cyril Gohier

Ars Electronica_Postcity: Recycling Yantra von Raphael Perret

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Es ist eine zweiteilige Installation. Einerseits ist es eine Serie von Videos zum informellen eWaste Recycling Netzwerk in Delhi und andrerseits ist es eine moderne Interpretation eines Mantras. Es ist aus eWaste gemacht und stellt das Symbol „Smara-hara- Yantra“ übersetzt „Remover of Desire“ dar. Es ist ein Talisman, ein Energie Diagramm und hilft bei der Befreiung vom Begehren und dem Zwang der Konsumwelt und der Konsumgüter.

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Neben der Schönheit und Geschlossenheit der Struktur ist die Simplizität auf der Ars Electronica ein berückender Moment. Es ist gut sichtbar auf dem Boden ausgelegt, niemand tritt darauf, die Idee vermittelt sich sofort, die Erkenntnis ebenso. Es macht keinen Ton, ist leise und bescheiden inmitten der technologisch aufgeladenen Electronic; der Kunstwerke, die nur durch intensive Betrachtung, Lesen und Studieren zu entschlüsseln sind. Dieses Werk spricht für sich, leise, einfach, überzeugend.

Raumwelten: Plattform für Szenografie, Architektur und Medien in Ludwigsburg

   

Traditionell finden die Raumwelten eine Konferenz zu Szenografie, Architektur und Medien im November statt. Traditionell ist eingeschränkt zu betrachten, denn die Raumwelten sind 4 Jahre jung und entstanden aus der Szenografie Biennale. Immer an 3 Tagen und zu bestimmten Themen. Aktuellen und wichtigen Themen, die sich mit Architektur, Szeongrafie und Medien auseinandersetzten. Im Normalfall werden diese Disziplinen nicht im gleichen Atemzug genannt. In der Regel sind es die Kombinationen: Szenografie und Architektur oder Architektur und Medien. Medien und Szenografie wollen noch nicht so oft genannt werden. Ein verwunderlicher Zustand, denn Medien sind omnipräsent und aus keiner einzigen Disziplin weg zu denken. Vielleicht liegt es an dieser Übereinkunft, aber wir vermuten es liegt an der noch klassischen Ausrichtung der performanten Künste, die den Szenografiebegriff für sich in Anspruch nehmen. Diese Grenze ist aufgeweicht. Dennoch folgen die performativen Künste nur zögerlich. Wenn es eine Einheit von Medien und Aufführung gibt, dann werden sie als Meisterwerke gefeiert. Spätestens mit den beginnenden interaktiven Installationen, raumgreifende, interaktive Installationen wird der medial steuernde Aspekt bedeutsam. Theater, Oper, Schauspiel, Aufführungen und Inszenierungen gleich welcher Art auf der Bühne werden durch Medien erweitert. Das Bühnenbild wird nicht nur mechanisch beweglich, sondern auch durch projizierte Inhalte auf scheinbar oder tatsächliche beweglichen Oberflächen. Diese Oberflächen bestehen natürlich aus Leinwänden, aus LED Wänden, aus Monitorwänden- oder Anordnungen, aber auch aus Objekten gleich welcher Art. Im besten Fall gehen sie auf die Bewegungen des Menschen ein und formen eine homogene Narrative. Es ist nicht der definierte Umraum, die großformatige Illustration einer Aufführung, es ist eine Kooperation von Medien und Menschen. Und damit verbindet sich der Anspruch der Raumwelten. Architektur, Szenografie und Medien in einem zu nennen.

Kuratoren widmen sich im Vorfeld einer Eingrenzung. An einem Tag wurden New Workspaces – Arbeitswelten betrachtet, am nächsten Tag Pop Up Spaces, am letzten Tag wurden Hochschul- und Uniarbeiten in den Fokus gesetzt.

Pop Up Spaces sind kurzfristige Erscheinungen im Stadtbild. Es sind solitäre Aktionen, diese Aktionen poppen up und wer davon weiß, nimmt teil. Es ist nicht an große Kampagnen gekoppelt, sie werden kurzfristig beworben und meistens nur in ausgewählten Social Plattformen. Eine der Zeit angemessenen Technik. Wenn schon alles bekannt ist, wenn alles nachgeschlagen und aufgerufen werden kann, wenn der Mensch sich kaum bemühen muss um an Wissen, Techniken, an Informationen gleich aller Art zu kommen. Da seht sich eine Gesellschaft nach Geheimen Absprachen, die einen Avantgarde Bgriff wieder aufkommen lässt. Hier finden sich Social Networking Aktive, sie wissen mehr als andere, sie sind da und genießen, dann aber nicht im Webspace sondern im architektonischen Raum.  Diese Pop Up Spaces haben etwas zutiefst Guerillahaftes an sich, auch wenn der Kommerz die Kraft dieser Undercover Inszenierungen für sich nutzt. Sie finden sich in den Bereichen Freizeit und Erleben, Handel und Präsentation und in der Kultur und Bildung. Der Begriff Erleben ist hier nicht nur für Themen zu begreifen, sondern zieht sich durch das Handeln und Denken der heutigen Generationen. Sie wollen Erleben, wollen Teil haben, wollen etwas entdecken. Erleben ist überall und wird entsprechend überall als Buzzword heraus gepumpt. Diese Pop Up Spaces sind spontan, nicht berechenbar, sie sind leichtfüßig, kommen und gehen, kosten wenig und wollen ein schnelles Statement setzen. Sie sind improvisiert und dadurch glauben wir, sie sein unkonventionell, außerhalb der geplanten kommerziellen Welten. Sie sind urban. Mit anderen Worten, sie beantworten all die Fragen nach dem: Wer bin ich? Wo bin ich? Wie bin ich? Was weiß ich? Und deshalb sind sie nicht nur Leerstandskonzepte oder kommerzielle Adaptionen von kreativen Konzepten. Sie sind ein Bedürfnis. Werden wir in Zukunft viel mehr davon haben? Erst einmal lassen wir uns überraschen. Wenn die Magie aus dem Konzept verschwunden ist, kommen andere Fragen. Dann erst werden wir nach Aufwand, Zeit, finanziellen Benefits, nach wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Fragen suchen. Dann entscheidet sich, ob es gewinnbringend für die Gesellschaft ist oder eine kurzfristige Modeerscheinung.

Und deshalb sind die Vorträge auf der Scheide zwischen Begeisterung und kritischer Rückfragen. Guido Mamczur von der D’art Design Gruppe aus Neuss stellt das Konzept der Adidas betriebenen Pop Up Spaces vor. Das macht er temporeich und eloquent. Innerhalb eines Tages werden Geschäfte in urbanen Randzonen aufgezogen, alles ist beweglich und flexibel. Nach dem einen Tag Aufbau wird der Laden einen Tag geöffnet und dann nach Ladenschluss wird abgebaut. Was bleibt ist nur die Erinnerung und die Erzählung. Wer nichts davon mit bekommt, der darf sich von der Hippness und Coolness aus Erzählungen begeistern lassen. Die Gestaltung dieser Stores kann als barebone beschreiben werden. Zentrale Corporate Design Farben und Gerüste mit gerade dem was nötig ist. Weniger ist mehr.

Und im Anschluss kommt Wulff Kramer von Yalla Yalla! – studio for change aus Mannheim. Er stellt eher Kunstprojekte vor, selbst wenn sie im Kommerz genutzt werden. Es ist eine Bar mit Planschbecken an einer langen Nacht für etwas. Ein von Brandmauern umgebener Ort. Aus Paletten entstehen Tisch, Bar und Stuhl. An der Seite mit hübschen bunten Glühbirnen geschmückt das Planschbecken. Er erzählt, dass sie gar nicht so recht wussten, ob irgendein Gast denn überhaupt ins Wasser geht.

Die Kinder am Nachmittag stellten eine weniger uneinschätzbare Größe dar. Der Spieltrieb, hohe Temperaturen und keine Körperscham sind positive Einschätzungsfaktoren. Aber was macht man mit den Erwachsenen. Mittelalte, mitteldicke und mittelhübsche Männer und Frauen, die sich Gedanken über ihr Erscheinungsbild machen. Würden die rein springen? Wie sich herausstellte fand das Becken auch bei diesen Altersgruppen großen Anklang, so starken sogar, dass die Gruppe sich Gedanken machte, wie sie die Planscher aus dem Wasser bekommen.

Ein weiteres Konzept hatte nicht minder Charme. Mannheim liegt am Neckar und ist wie einige Städte in Baden Württemberg eher nicht für lange Uferpromenaden bekannt. Eher sind es Orte, wo gar nichts ist. Keiner kann sich sonnen, oder picknicken, es sind Uferbereiche und damit Basta. Dennoch einen Abschnitt gibt es scheinbar doch, der hat sogar einen kaum nennenswerten Strand und genau dort wurden ein Mann oder Frau Hotelbetten mit Spitzdach aufgestellt. Drei Stück davon in einer Reihe, ein Provisorium wie es im Buche steht. Das Dach mit Folie die Größe gerade passend für eine Matratze. Ein Hotel am Neckar. Es war ausgebucht, die ganze Zeit über. Diese Pop Up Spaces verdienen den Namen Space. An unerschlossenen, vergessenen oder noch nicht entdeckten Orten werden entweder Bedürfnisse geweckt oder bestehende Wünsche erfüllt. Kurz auch, provisorisch, schnelllebig und subversiv.

Hier finden Ideen einen Raum und Inspriration eine Gestalt.

Und zum Schluss Worte zur Lichtwolke. Immer gut. Tagsüber bei Gewitterverdacht mit dunklen Donnerwolken, Nachts im Dunkelraum aber in Kobaltblau, pink oder papstviolett. Immer ein Hingucker zum Reingehen und Geniessen. Die nächsten Raumwelten sind übrigens vom 

23. bis 25. November 2017. Das kann man sich vormerken.