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Bei der Langen Nacht der Museen am 2. April in Stuttgart hat der Berliner Künstler Philipp Geist den Stuttgarter Hafen mit Lichtkunst und Projektionskunst zum Leben erweckt. Philipp Geist erkundet mit dem Thema „Fluss der Wörter“ Räume. Vergessene Räume, verlorenen, verwahrloste, Hinterbliebene, gefürchtete, gemiedene Räume im Städtischen Umfeld. Sie werden wieder belebt durch seine Lichtinstallationen. Er macht dabei nicht nur eine reine Illumination in bunten Farben und Formen, er verbindet seine Ideen mit den Menschen vor Ort. So wurde im Stuttgarter Hafen eine Schnittstelle für die Bürger geschaffen, damit sie ihre Worte, ihre Assoziationen schicken. Sie werden real time auf die Hafenbeckenfassaden, Container und Schiffe projiziert.
Ein lebendiges Bild. Neben dieser Möglichkeit wurde ein Hafenkran mit Projektionsmapping in seiner Beschaffenheit mit Licht nachgemalt. In der Dunkelheit entstand seine Form vor den Augen der Besucher. Oder an der Wendestelle des Bootes wurde auf Wasserdampf projiziert. Die Worte bekamen Tiefe und Raum. Alle Boote waren mit 2 Projektoren ausgestattet, die dann jeweils auf die Uferseiten gerichtet waren. Die Entfernung des Schiffs bestimmte die Brillanz der Bilder. Weit weg, eher diffus und grau, nah, hell und klar.
Bei solchen Installationen spielt die Technik eine Rolle. Die Beamer müssen über sehr hohe Anislumen verfügen, sonst erscheinen die Bilder und Farben dumpf. Das kam hier auch einige Male zum Tragen. Und der Sound ist auch schwer. Entweder die Soundquelle wird direkt auf dem Boot gut hörbar für alle Passanten installiert oder an der Projektionsfläche. Dann wird der Sound nur gehört wenn man vorbei fährt. Und das gilt es zu planen. Das trifft natürlich auch auf die Bildmedien zu. Bei der Installation von Philipp Geist stellte sich die Frage nicht, denn wir haben Worte gelesen und die Bilder waren in vielen Fällen abstrakt. Bunte Farbflächen ergossen sich über die Uferbebauung. Man hatte es nicht mit einer Narration zu tun, musste auch deshalb im Konzept keine Storyline mit Zeit, Möglichkeit und Erreichbarkeit für die Betrachter bedenken. Nur am Einstiegspunkt hat der Künstler figurativ gearbeitet. Und nicht zu Unrecht, denn hier war der Ort des Verweilen. Entweder Warten, um auf ein Boot zukommen, oder die in Containern untergebrachten Ausstellungen zu sehen, oder zu trinken, zu essen, zu feiern. Der atonale Ton direkt am Einstieg brachte eine besondere Atmosphäre mit sich. Die Töne waren dunkel und industriell, nicht aufdringlich aber stimmungsvoll.
Temps Mort / Idle Times von Alex Verhaest.
Sowohl auf der Ars Electronica als auch im ZKM wurde diese Arbeit gezeigt. Diese Arbeit hängt im Zusammenhang mit der Ausstellung GLOBALE inmitten vieler anderer Bildschirme an der Wand. Eine von den Aussmassen des Bildschirms mittelgrosse Videoarbeit. Es ist ein Bild der Niederländischen Renaissance, so zumindest erscheint es beim Vorbeigehen. Dann aber ist es der Aufbau des letzten Abendmahls von Leonardo und gleichzeitig eine Videoinstallation von Bill Viola. Ein sich sehr langsam bewegendes Videobild, sehr langsame Animation. Die Personen sind gleich, Generationen werden dargestellt am Gesicht von zwei Personen. Nur in der Mitte steht noch eine Person, die nur einmal vorkommt. Der Tisch ist mit Essenskrümeln und Besteck, Handy und gedrehter Untertasse wahllos bedeckt.
Was ist mit denen denn los? Die starren alle in andere Richtungen, keine schaut den anderen an. Alle sind sie allein und isoliert. Weil es eine Videoarbeit ist, ist es eben kein kurzer Moment in einer Bewegung. Sollte das ein Abbild der Gesellschaft sein, dann steht es nicht gut um uns. Dann berühren wir uns selber, am Hals, verschränkte Arme vor der Brust, locker geballte Faust, am Bauch, am Ellbogen. Wobei es auch eine Ausnahme gibt. Denn ganz rechts aussen greift die Frau der hinteren Reihe auf die Schulter der jüngeren in der Mitte. Gelacht wird nicht. Manch ein Gesicht erscheint hoffend, oder entspannt, aber auch ein Starren in die Leere und ein Verbissenes vor sich hin Schauen. Die Personen stehen und sitzen zwar gemeinsam am Tisch und in einem Raum, aber die örtliche Übereinstimmung ist eine dürftige Beschreibung der Verbindung.
Auf einem Zettel an der Wand, eine Ausdruck, wird verwiesen, man soll eine Nummer anrufen. Man soll doch sprechen, und die Menschen anrufen. Also Handy raus, anrufen, Worte auf einem Anrufbeantworter oder ähnlichem hinterlassen. Natürlich gibt es kein Thema, deshalb sind die Worte zufällig oberflächlich, nichts sagend. Die Figuren im Bild scheinen auf Sprache gestisch und mimisch zu reagieren. Nur bedenken wir den Inhalt, die sie empfangen ist dies erstaunlich. Denn der ist ja überaus aussagebefreit. Ist der Anrufer auch Teil der Kommunikationslosigkeit geworden?
Es geht um Kommunikation, um Technik, um das lebende Bild. Es geht um Technologie. Technologische Anwendungen, um Ausdruck derselben und Konsequenzen, Wirkungsgrade.
Bildrechte: Alex Verhaest
Die Installation Leedback besteht aus zwei Einheiten. Diese versuchen beide mit Hilfe einer Webcam und einer LED-Anzeige ihr jeweiliges gegenüber zu imitieren. Abwechselnd nehmen sie Lichtimpulse des Gegenübers auf und geben im gleichen Moment die aufgenommen Daten wieder auf der eigenen Anzeige-Fläche ab. Durch Bildfehler, Kamera-Automatiken und Fehlinterpretationen der beiden Maschinen entsteht ein unendlicher Feedbackloop und ein Kreislauf der Imitation.
ES wurde eine bestehende LED-Matrix verwendet die über ein Arduino-Board angesteuert wurde.
Die Bildabnahme der Webcams wurde in Processing programmiert.
Unser Prototyp ist in einem Hochschulprojekt bei Prof. Andreas Muxel an der Köln International School of Design umgesetzt worden.
Ausgangspunkt war die Auseinandersetzung mit scheinbar intelligenten autonomen Maschinen die mit Hilfe von Rückkopplungsschleifen sich selbst justieren. Oft werden hierbei externe Umwelteinflüsse als erneute Eingabe in das System eingeführt. Beispielsweise bei sich selbst regulierenden Heizungsparaten oder Staubsauger-Robotern. Doch was passiert wenn man der scheinbar intelligenten Maschine ein gleichwertiges Gegenüber schafft und die Eingabeereignisse somit in einen Kreislauf setzt? Dieser Frage wollten wir mit dem Projekt „Leedback“ nachgehen. Ein Zusammenschluss aus den Worten LED und Feedback.
Das ganze Projekt wurde von der ersten Skizze bis zum fertigen Prototyp innerhalb zwei Wochen umgesetzt.
Ich danke Lukas Höh für die Informationen.
Bildrechte gehören Lukas Höh und Klangfiguren
Diese interaktive Installation steht fast unauffällig im Trubel der Ausstellung „Globale“ in ZKM, Karlsruhe. So unauffällig dass sie übersehen wird. Fast. Laurent Mignonneau & Christa Simmerer haben kleine Insekten modeliert. Sie reihen agieren als Schwarm und formen das Gesicht des vor dem Bildschirm stehenden Besuchers. Hintergrund inklusive. Das geschieht in real time.
Die Insekten erkennen die Gesichtszüge des Besuchers und reproduzieren durch ihr arrangement ein Insektenabbild. Das ist erkennbar, wenn nur lange genug starr verweilt wird. Die Insekten lassen sich aber schnell aus der Fasson bringen. Wenn jemand hinter einem herumspaziert reihen sie sich dieser Bewegung an. Die hängen ihr Fähnchen ganz schönen den Wind. Dieses Selfie ist in jedem Fall eins wo ich etwas länger hinschaue. Ich will dass es eine Vollständigkeit erhält. Was aber nicht eintrifft. Die Fliegen bewegen sich, es ist einflüssiges Hin und Her. Das Bild bleibt unvollständig und bewegt. Wenn es doch nur einmal ruhig zuginge.
Hinter der Gruppe „Where dogs run“ verbirgt sich eine Künstlergruppe. Sie wurde in Russland 2000 gegründet und besteht aus Alexey Korzukhi, Olga Inozemtseva, Natalia Grekhova, Vladislav Bulatuv und leben und Arbeiten. Es ist eine Mixed Media Installation bestehend aus Servomotoren, Magnete, Mikrocontroller, Sensoren, Mikrokameras, und Ferrofluid.
Sie entstand zwischen 2009 und 2012. Wir sehen in einem Winkel von 90 Grad zwei Projektionen von einer dunklen schwarzblauen Flüssigkeit. Sie bewegt sich. Davor steht ein Kubus aus Plexiglas. Darin eine Art Plattenteller mit einer dunklen sich bewegenden Flüssigkeit. Es sieht aus als sei es flüssiger TEER oder so etwas Ähnliches. Etwas zähflüssiges einerseits aber doch elastisch und reaktiv. Zwei kleine Kameras sind auf diesen Teller gerichtet. Das ist die Projektion. Also beschäftigen wir uns mit dem Kubus. Was genau erkennen wir? Ein langsames umher Schreiten zeigt, dass unsere Bewegung auch Bewegung im Kubus hervorruft. Bleiben wir stehen formt sich etwas. Und dann nach längerer Betrachtung endlich sehen wir, es ist ein topografisches Auge. Jetzt fällt der Groschen: Big Brother is waching me. Oder?
Bei FIELDS 2.1 bildet eine unbelebte Ferrofluid-Substanz mit Hilfe von magnetischen Feldern ein Auge. Das Auge bewegt sich. Bei stillstand bildet es sich aus, bei Bewegung zerfällt es. Das Auge das uns betrachtet. Das Auge das wir mit Bewusstsein verbinden. Wer ein Auge hat der kann auch denken, der lebt. Diese Installation ist durch Stanislav Lem inspiriert. ES geht um die Möglichkeit dass aus Riesenorganismen des Alls vielleicht Formen oder Lebewesen uns beobachten. Es ist die Metapher zwischen Kommunikation des Menschen und lebender Materie.