plusinsight

Tag Archives: Idee

Seiko Mikami – „Desire of Codes“ auf der Ars Electronica

Opening Desire of Codes
Am 30. August, also gestern wurde die Installation von Seiko Mikami betitelt „Desire of Codes“ im Programm der Ars Electronica in Linz im Lentos Kunstmuseum eröffnet.


Seiko Mikami (geb.1961) beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Information, Gesellschaft und Körper. Ihr Interesse gilt den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sowie der Wahrnehmung des Menschen und jener der Maschinen. Seit den 1990er Jahren setzt sie ihre künstlerischen Recherchen meist in Form großformatiger, interaktiver Installationen um. Dazu zählen „Molecular Informatics“(1996),„World, Membrane and the Dismembered Body“ (1997) und „Gravicels“(2004) und „DesireofCodes“(2010). Seiko Mikami lebt inTokyo und ist seit 2000 als Profesorin am MediaArtLab der Tama Art University tätig.

Die Installation setzt sich aus 3 Teilen zusammen.

„Wriggling Wall Units“


An einer meter langen weißen Wand sind neunzig mechanische Fühler mit eingebauten Überwachungskameras angebracht. Sie richten sich nach den Bewegungen der Besucher aus. Die Kameras sind hochempfindlich, die Mikros ebenso.

Sie zeichnen alle Bewegungen und Geräusche auf. Die Kameras sind klein, filigran und geometrisch an der weissen Wand angeordnet. Sie reagieren ohne Verzögerung und vermitteln den Eindruck von grosser Selbstständigkeit.

„Multi Perspective Search Arms“
In einem anderen dunklen Raum findet man 6 Roboterschwenkarme, die an der decke installiert in den Raum hineinreichen.

An den Enden sind Kameras, Miniaturlaserprojektoren und Ministrahler angebracht. Auch hier nehmen die Kameras jede Bewegung wahr und folgen ihr.
Die Aufgezeichneten Bilder werden in einer Datenbank gespeichert und auf den 3. Teil dem sogenannten
„Compound Eye Detector Screen“ in Echtzeit projiziert.
Die runde Projektion setzt aus 61 kleinen Wabenbildern zusammen. Hier können sich die Besucher selber sehen. Einige zeigen die Live Bilder, andere geben Bilder aus der Datenbank der “Desire of Codes” wieder.

Hier finden sich Bilder aus Überwachungskameras der Welt: Flughäfen, öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Banken, Strassen, Denkmäler usw.. Wir befinden uns in einer Doppelrolle: einerseits Bildgeber, andrerseits Abbildung.

Wenn in dem Raum „Multi Perspective Search Arms“ längere zeit nichts geschieht, die Roboterarme ruhen werden im „Compound Eye Detector Screen“ Raum, der grossen Wabenbilder Projektion die Abbildungen immer schärfer und detaillierter. Sie fallen dann in eine Art Traummodi. Nur wer sich wirklich still in der Installation verhält ist in der Lage diese Bilder zu sehen.

Der Klangraum
Als Letzte Komponente gibt es einen Klangraum. Neben der Speicherung der Bilder werden auch sämtliche Klänge und Geräusche aufgenommen. Richtungsmikros reagieren auf alle Töne und zeichnen sie auf. Sie werden in die Datenbank geschickt und miteinander abgeglichen. In unterschiedlichen Abständen werden diese Klangkollagen im Raum abgespielt.

The BIG PICTURE – Weltbilder für die Zukunft Ars Electronica Festival 2012 / 30. August – 3. September / Linz



Die Ars Electronica Festival startet am 30. August und steht unter dem Motto „The Big Picture – Weltbilder für die Zukunft“. Best-Practice-Beispiele aus Kunst und Wissenschaft fordern einen neuen, offenen Blick für die Entwicklung einer Vision für unsere Zukunft. Es wird nach dem „Big Picture“ gefragt. Wie kann sich das darstellen und wie kann es sein. Eine Vielzahl von internationalen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen sind von 30. August bis 3. September in Linz, darunter der Künstler und Wissenschaftler Joe Davis (US), Genetik-Professor George Church (US) von der Harvard Medical School, der Robotik-Wissenschaftler Hiroshi Ishiguro (JP), der Gründer des Online-Wissenschaftsmagazins Seed Adam Bly (CA), der Kurator, Autor, Videofilmer und Kulturpublizist Jens Hauser (DE/FR) oder Julius von Bismarck (DE), der Shooting-Star der europäischen Medienkunstszene. Der übrigens bei Joachim Sauter an der UdK studierte.
Unter http://www.aec.at/thebigpicture/ steht mehr.
Empfehlenswert am 1 September die voestalpine Klangwolke. Eine Musikinstallation aus menschlichen und robotischen Protagonisten, tausenden Leuchtbuchstaben und der illuminierte Architektur der Stadt selbst sind Teil dieser Klangwolke, die von der Vernetzung unserer Welt erzählen wird.
Den Anfang dieser Geschichte markieren die Entdeckung der Elektrizität und der Siegeszug des künstlichen Lichts. Die Geschichte geht weiter mit der Erfindung der Telegrafie und Telefonie, von Film und Fernsehen und den ersten erfolgreichen Versuchen digitale Botschaften von A nach B zu übertragen.

Hört sich klassisch an und deshalb wird es spannend. Spannend obs neuartig wird.

((( The Heart Chamber Orchestra )))


Thomas N. hat sich in seiner Abschlussarbeit an der Hochschule der Medien dem Thema Inszenierung gewidmet und das Projekt des „Heart Chamber Orchestras“ vorgestellt. Zwölf klassische Musiker und die Künstler von TERMINABEACH haben 2006 in Trontheim „Musik des Herzens“ gespielt.


Der Herzschlag der Musiker wurde mit Hilfe eines Elektrokardiogramms abgenommen, über eine Software sowohl als Partitur als auch cumper generated Graphics abgebildet. Auf einem an Stelle des Notenständers installierten Sceens werden die in real time generierten Impulse als Notationen abgebildet und gespielt. Ausgangsmoment ist eine musikalische Komposition, die sich während des Stücks stetig entwickelt.

Die Musiker selber werden als Musikentwickler bestimmt. Die Umgebungseinflüsse durch das Publikum, durch Raumatmosphäre und Mitspielern finden zu jeder Zeit einen Niederschlag auf das Befinden und den Herzschlag der Musiker.
Das Publikum wird über diese, sagen wir „Amplifier Musiker“ einbezogen. Ob die Besucher ohne vorherige Informationen diesen subtilen Rahmen erfassen, bleibt offen. Nichtsdestotrotz wird von Heart Chamber Orchestra eine neue Ebene der Einbindung geschaffen.

Im Februar wird von der Studioproduktion Event Media an der HdM das Stück AGNES von Peter Stamm, der gerade den Bodensee Literaturpreis erhalten hat, inszeniert. Die Planungsphase hat bereits seit Monaten begonnen, in der sich Fragen nach Möglichkeiten für einen innovativen Charakter in der medialen Inszenierung stellten. Fragen wie zum Beispiel: „Kann das Publikum involviert werden, ohne dass es aufgesetzt ist“, oder „Sollen die Bühnenakteure medial vernetzt sein?, „Wie sollen sie vernetzt sein?“ und „Warum sollen sie vernetzt sein?“. Das Warum lässt sich beantworten. Denn wer das Stück gelesen hat, kennt um das Illusionäre, des Verschwinden der Wirklichkeit. Und da wo Wirklichkeit entflieht ist Raum für das Gedachte, Geträumte, Halluzinierte und den Medien. Aber wie macht eine Vernetzung Sinn? In jeder Inszenierung gilt es das Gleichgewicht zwischen Aufgeführten und Dargestellten zu erarbeiten. Die eingesetzten Elemente haben die Aufgabe die Intention des Stücks zu transportieren aber ohne Bevormundung oder Illustrationscharakter. Bild, Ton, Schauspiel, Bühnenraum, Orchester, Licht, alle Elemente wollen sich zu einem Ganzen zusammen fügen, wollen in der Verknüpfung einen eigenen Kosmos schaffen. Dieses Beispiel könnte zu einem Vorbild werden.
Heart Chamber Orchestra
a performance by Terminalbeach
HCO — Pixelache Festival Mar. 28, 2010
Kiasma Theatre, Helsinki, Finland
heartchamberorchestra.org
FILE PRIX LUX 2010 2nd Prize Winner in Electronic Sonority
PRIX ARS ELECTRONICA 2010 Honorary Mention in Digital Musics & Sound Art

United Visual Artists: Canopy + Connection

In dem Video werden gleich zwei Arbeiten der Gruppe United Visual Artists (im Speziellen von Matt Clark und Ben Kreukniet) vorgestellt. United Visual Artists begleiten mich schon seit längerem. Sie sind Medienkünstler, die Interaktion, Immersion und Imagination, die 3 I’s gut in räumlichen Umgebungen einzusetzen wissen. Vorbilder.
Erst Canopy, sie wurde von der Cadillac Fairview Corporation Ltd. für den Maple Leaf Square in Auftrag gegeben.


Canopy ist mächtig ausgefuchst. Wie immer bei guten Installationen sieht alles einfach und schwerelos aus. Die zugrunde liegende Idee, wer sie kennt, kann nicht deutlicher zu Tage treten. Wer sie nicht kennt, wird vielleicht ein undefiniertes Gefühl von „Indian Summer“ und Herbst haben, vielleicht von Sternenhimmel oder artifizieller Natur im Allgemeinen. Auch das wäre eine vollständige Verständnisbekundung.

Die zweite heisst Connection und soll, so die Künstler, ein immersives Umfeld im städtischen Raum vorstellen. Diese Arbeit ist durch Lanterra Developments, Maple Leaf Sports initiiert worden.


Wieder eine aufwändige architektonische Brücken-Installation. Der Stadtwanderer, der Flaneur geht hindurch und wird von intensiven Farben eingehüllt. Wer nicht vor Staunen die Schrittgeschwindigkeit ändert, wer nicht das Meer der Farben geniesst und deren Wärme, Strahlkraft, Distanz oder Transparenz geniesst, wird es schnell lernen (müssen). Mit den Schritten wird die Installation geändert. Der Flaneur wird zum Gestaltenden, Tag für Tag, immer wenn er hindurch geht.
Video von inkblot media.

Die Arbeiten von United Visual Artists können klassisch genannt werden. Sie benötigen aufwendige dingliche Strukturen und Installationen. Sie sind auf Zeit ausgerichtet. Installationen, die der Architektur angefügt oder eingearbeitet wird. Licht und Bewegung kommen anders als bei Video Mapping Arbeiten in den Fokus. Sie entwickeln zu jeder Tages- und Nachtzeit Dynamik, ändern natürlich die Anschauung. Manchmal wird die architektonische Grundstruktur, das verbaute Material in den Vordergrund gestellt, dann treten sie zurück und das poetische Lichtspiel entfaltet seinen Charme.

EYJAFJALLAJÖKULL by Joanie Lemercier (AntiVJ)


Joanie Lemercier: In der Inspiration.


Joanie Lemercier: beim Aufbau.

Natürlich erinnern wir uns an den Ausbruch des Vulkans EYJAFJALLAJÖKULL (unmöglich auszusprechen) in Island 2010. Diese Arbeit handelt davon. Der vimeo Video zeigt die Künstler und macht ihre Hintergründe, Inspiration und Absichten deutlich. Joanie Lemercier vom Label AntiVJ arbeitet nicht allein, aber er darf als Initiator der Installation verstanden werden.

Besser lässt sich die Arbeit nicht beschrieben. Und weil die Studioproduktion Event Media im nächsten Semester die Theater Inszenierung der literarischen Vorlage „AGNES“ von Peter Stamm aus medialer Sicht realisiert, kann ich nicht an dieser Arbeit vorbei.

Abgesehen von der sowieso fulminanten Erfüllung von Mappingtechniken. Wie der Künstler sagt: Er studierte die Möglichkeiten von Licht und Schatten und die einhergehenden optischen Täuschungen“. 2 dimensionale Grundstrukturen, die auf einer Bühne gestaffelt angeordnet werden geben die Möglichkeit weite Räume und Horizonte zu beschreiben.

Das Label AntiVJ setzt bis jetzt einige Standards.
Der Video kommt von Jérome Monnot (cargocollective.com/jeromemonnot) und Vania Jaikin Miyazaki, produziert wurde er von Elefant Films.
Credits:
VISUALS: Joanie Lemercier
Additional visuals: Simon Geilfus
MUSIC: Monolake – Oomoo
PRODUCTION: Nicolas Boritch
Music used in the video report:
– Caribou – Children Play Well Together
– Nicolas Jaar – Wouh