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Ars Electronica_Postcity: Nervous System (US)

 

Das Kinematics Dress und Floraform.

Das Kinematics Dress ist aus unterschiedlich grossen Dreiecksmodulen, die wie Puzzle zusammen steckbar sind im 3 D Drucker aus Plastik entwickelt. Hier geht es um den Fertigungsprozess. Der ist neu, ein modulbar gedrucktes Kleid oder Kleidungsstück. Wer einen 3 D Drucker hat kann mit entsprechenden Programmsteuerungskenntnissen  seine Garderobe verbessern. Die Dreiecke müssen nicht mehr zusammen gesteckt werden, das spart Zeit, der Drucker druckt das Ganze in einem Satz. Wie lange gedruckt wird, ist noch unklar, aber da wird die Industrie Lösungen finden. Übrigens wird von 4 D Druck in den einschlägigen blogs gesprochen. Sie übernehmen die vorgeschlagene Nomenklatur der Macher Jessica Rosenkrantz und Jesse Louis-Rosenberg aus US Massachusetts.

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„4D printing refers to 3D-printing something in one shape that is intended to be in another shape,“ creative director Jessica Rosenkrantz. „The design transforms into its final configuration without manual labour. The shape it is printed in may be advantageous for various reasons: faster, cheaper, or printing larger objects in a smaller volume.“

4D Print bezieht sich auf den 3 D Druck und der zeitgleichen Assemblage, dem Zusammenfügen von Modulen zu einer grösseren Form.  Die Gestalt wird direkt produziert. Es gibt keinen weiteren Fertigungsschritt, es werden keine weiteren Hände benötigt. Es ist schneller, kostensparender und es können grössere Objekte in kleineren Auflagen gefertigt werden.

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Das Kleid selbst hat wie alle 3 D hergestellten Produkte eine überschaubare Komplexität und einen geringen Anspruch an Schnitt und Material. Ein Hänger, aber immerhin schon in einem schönen Yves Klein Blau, und wie immer aus Plastik. Wie wird es angezogen?

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Es ist tailliert, gibt es einen Verschluss irgendwo? Es kann abgesprüht werden wenn es schmutzig ist und klein zusammen gelegt werden, es zeigt wenig Abnutzungserscheinungen. Ein Unterkleid ist vielleicht angemessen, der Tragekomfort von Plastik auf Haut ist gering. Die Module sind hart und bei Drehung und Kippung wird Haut gezwickt. Schweiss und Geruchsentwicklung sind abzuschätzen. Es sind Prototypen. Wenn 3 D Drucker flexible, atmungsaktive, geruchsabweisende Materialen drucken, wird die Textilindustrie revolutioniert. Das Schneiderhandwerk wird zu einer Kunstform, nur wenige werden in wenigen Jahren noch nähen.

Floraform

Die gleiche Technik wird auf Schmuckherstellung übertragen. Damit fingen sie an. Sie haben eine Nylonschmuckcollection hergestellt. Anfangs kragenähnliche Colliers, jetzt bereits komplexe und filigrane Formen. Anhänger für Ketten, Dekoration für Zimmer, und Fingerschmuck. Manche Objekte werden als Edelmetallschmuck ausgestellt. Der Drucker dient als Kompositionshilfe  und das Schmuckstück wird letztendlich von einer Goldschmiedewerkstatt in Handarbeit als Unikat gefertigt. Es ist ein Schnitt im Bereich Konzept und Prototyp gemacht.

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img_9195Die Formen werden durch generische Rechenprozesse entwickelt. Das Vorbild für die Formen ist die Natur, es ist der Wachstumsprozess von Blättern oder Blüten. Der Kohl und Salatblätter ist der Pate für die Floraform: Weisskohl, Grünkohl, Rotkohl, Endivien usw. Der Wissenschaftliche Beitrag von  L. Mahadevan “Growth, geometry and mechanics of the blooming lily” stellte die Initialzündung dar. Es wird über den Wachstumsmechanismus von Blüten gesprochen. Dieser natürliche Wachstumsprozess wurde simuliert und dient als Grundlage für die Designs.

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Die Schmuckstücke erinnern an Korallenriffs. Die Farben unterstützen diese Impression. Sie werden Floraform genannt und das zu Recht.

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Ars Electronica Center: „Time Out.06“, Karol Kensy (AT)

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Das Thema ist bedrückend.  Die Pharmaindustrie verwendet immer noch Tiere für Versuche ihrer Neuentwicklungen. Es ist Tierquälerei: schauderhaft. Wir kaufen die Produkte nichtsahnend welch Schmerz, Qual und wieviel Tod damit einher gingen.  Diese Installation schärft das Bewusstsein.

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Ein Plattenteller steht vor der Projektionsfläche. Dort laufen im Loop Werbefilme von Produkten und Herstellern, die Tierversuche verwenden. Wenn dann der Plattenteller wie beim DJ hin und her geschoben wird, wenn wir scratchen, dann mischen sich Bilder der Versuche selbst in den Videofilm. Mal sehen wir in Panik kreischende Äffchen, dann in winzigen Käfigen eingeschlossene immer im Kreis sich drehende, verzweifelte Beagle, oder halbaufgeschnittene, noch lebende Mäuse und andere Kleintiere. Es ist ein schauderhaftes Geschäft.

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Karol Kensy Student der Kunstuniversität in Linz, Fachbereich „Zeitbasierte und Interaktive Medien“ hat viel Zeit in die Hintergrundrecherche gelegt. Denn die Pharma-, Waschmittel- oder Kosmetikhersteller wollen nicht mit ihren Machenschaften  in Verbindung gebracht werden.  Nachweisbarkeit und Informationsgenauigkeit spielen eine Rolle. Diese Installation hat politische und gesellschaftliche Relevanz.

 

http://www.aec.at/aeblog/de/2016/06/10/scratching-wounds/

Ars Electronica_Postcity: Project Jacquard von Dr. Ivan Poupyrev

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Ein Stück Stoff in das leitfähige Garne eingenäht sind. Es sind dünne, metallische Legierungen, kombiniert mit natürlichen und synthetischen Materialien wie Baumwolle, Polyester oder Seide. Und damit werden sie zu Interaktionsschnittstellen.

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“If you can weave the sensor into the textile, as a material,” so Poupyrev, “you’re moving away from the electronics. You’re making the basic materials of the world around us interactive.” Wenn der Sensor in das textile Gewebe eingefügt werden kann dann bewegen wir uns weg von Electronic. Die Grundlagenelemente unserer Welt werden interaktiv. Wir brauchen keine weiteren Geräte oder Devices. Diese idee ist nicht besonders neu. seit gut einem Jahrzehnt wenn nicht länger wird von intelligenten Stoffen geredet und daran experimentiert. Was aber neu ist, wenn die Gewebe in normalen Textilfabriken hergestellt werden. Wenn es nicht mehr Einzelstücke sind, sondern das Gewebe Teil der Konsumwelt wird.

“Any time you put your phone into your pocket, you have a smart jacket… the only problem is they don’t talk to each other. There’s no connection between them. So this work, we can actually kind of close the circuit.”

Jedes Mal wenn wir unser Handy in die Jackentasche stecken dann haben wir intelligente Kleidung. Nur in diesem Fall ist der Device vollständig abgeschirmt und die Kleidung auch. Warum werden sie nicht miteinander verbunden?

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Das Gewebes Stoff und die Garne sind dünn. Sie sind biegsam, sie fühlen sich wie Garn an. Das ist vertrauenserweckend. Die interaktive Stelle erscheint vielleicht wie ein kunstgestopftes Teil, aber nicht störend. Mit Wischbewegungen wird vielleicht Music auf dem Cellphone gewechselt, das Volumen rauf oder runter gesteuert, oder ein und aus geschaltet. Mit anderen Verbindungen werden LED Lampen gesteuert. Ein und aus, hoch oder runter dimmen, Farbtemperaturwechsel. Es gibt eine Vielzahl von Geräten, die diese drei Funktionsweisen in sich tragen, sie können mit den Schnittstellen verbunden werden. Das Ganze ist einfach und weiter fortgeschritten als andere interaktive Textilien.

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Wie das mit dem Waschen und Pflegen ist, das wird nicht gesagt.

Ars Electronica_Postcity: Environment Dress 2.0 von uh513_M. Casellanos, A. Valverde

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Environment Dress ist ein intelligentes Kleidungsstück. Es misst die Aggressivität der Umgebung und analysiert, wie sie sich auf die Stimmung und das Verhalten seiner TrägerInnen auswirkt. Das Kleid und die Haube erfassen Lärmvariationen, Temperatur, Luftdruck, UV-Strahlung oder den Kohlendioxidanteil. sie werden mit einer App mit der aktuellen Gefühlslage der Träger verbunden. Es ist mit Open Code entwickelt.

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Der Aufbau ist martialisch. Ein Geflecht von Kabelbindern und Kabeln jeder Couleur, Breite und Dicke, 3 D Drucker hergestellte Halterungen, Drehknöpfe, Arduino, Mikrocontroller, Licht, Akkus: Technik am Rücken des Aufbaus. An den Seiten in rot befinden sich spitze Streben. Die stellen sich bei Gefahr auf. Wie das Fell des Tiers.

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Eine ebenso mit 3D Drucker hergestellte Halskrause aus mehreren eng ineinander verschachtelten Halbmonden. Wenn sie sich aufklappen formen sie einen geschlossenen Helm um den Kopf. Das Gesicht verschwindet. Ein Sensor auf der Brust, ebenfalls mit 3 D Drucker gemacht, einer Kamera misst die Aussenbedingungen. Darunter der Mensch. Viel bleibt nicht von ihm übrig. Ein moderner Chador oder Nicap. Aber für Mann und Frau gleichermassen geeignet.

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Fragen nach der Ermittlung der Gefühle der Träger werden nicht gestellt. Das ist verwunderlich. Sich selbst fehlerfrei zu lesen ist das Themenfeld der Psychologie, Studien und Forschungen werden seit 100 Jahren in die Frage nach dem Gefühl, der Authentizität, Individualität und inneren Geschlossenheit investiert. Da soll eine Maschine und eine APP im Handumdrehungen eine Lösung schaffen?

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Die Beschreibung und die Absicht der Künstler ist spielerisch. Die Formspracbe prototypisch, im Rohzustand befindlich.  Technologien verändern das Miteinander. Ein Blick nach innen, der Blick nach aussen, das Abgleichen und kontextuelle Zusammenführen formen die Kenntnis des Menschlichen und stellen Erfahrung her. Diese Lebenserfahrung macht den Menschen klüger und vielleicht weiser.

Es wird ein Versteck in schwierigeren Umgebungen angeboten und zeitgleich Lernen und Erfahren verzögert, verhindert, verstellt.  Die Abschottung führt zu Dummheit, Naivität und Fehleinschätzung. Dann wird das Lernen mühsam, noch schmerzhafter als es schon ist.  Es entsteht eine egozentrierte, handlungsunfähige, diskursunfähige Species von Weichlingen.

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Dieses Werk kann als Kunst klassifiziert werden, denn es erzählt von Ängsten und Unsicherheiten der Menschen. Spitzt den Gedanken einer Technologieabhängigen Gesellschaft zu.

Die Umgebung scheint von Tag zu Tag gefährlicher und unlesbarer zu werden.  Dabei steht es um uns von Jahrhundert zu Jahrhundert besser. Wir verstehen die Aussenbedingungen, erschrecken nicht bei Blitz und Donner, müssen keine Gottesurteile fürchten, können sprechen, uns wehren und uns entfalten. Können wählen, entscheiden, mitbestimmen. Wenn die Umwelt verschmutzt, können wir dagegen angehen. Wenn Politiker lügen, können wir abwählen (gut das ist nicht einfach), wir werden nicht so oft ausgeraubt, auf offener Strasse getötet (gut, in Amerika als Schwarzer und in Deutschland als Muslim im Mecklenburg Vorpommern wird das schwer), unsere Eltern dürfen uns laut Gesetz nicht mehr züchtigen, Lehrer und Vorgesetzte auch nicht, Frauen werden geachtet (gut in US Unis gibt es Einführungskurse für Frauen für Verhaltensvorschläge um Vergewaltigungen zu verhindern, für junge Männer keine Kurse die sagen: Vergewaltigt bitte keine Kommilitoninnen; da könnte man was machen), wir haben in der Regel genug zu essen (gut, wir essen vielleicht zu viel und schädigen so unser Wohl),  wir können lernen, wir können sogar Kurztips zum Shoppen in ferne Städte am Wochenende mit dem Flieger machen (da kommt die Frage nach der Umweltverschmutzung auf: Konsum und Konsequenz). Es lässt sich unendlich weiter spinnen. Dieses Dress verhindert.

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Ars Electronica 2016: Transmart Miniascape von Yasuaki Kakehi (JP)

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Sie findet sich im Ars Electronica Center. Es ist ein kleine Installation. 8 transparente Glasdisplays sind hintereinander gestaffelt und bilden einen Kubus.  Sie sind nicht besonders gross, vielleicht 20 x 20 cm und 1 cm dick. Der Abstand beträgt auch nur wenige Zentimeter. Die Installation findet sich in der Galerie im Ars Electronica Center, eigentlich ein Zwischengeschoss. Von dort schaut es sich in den Eingangsbereich. Grosse Glasscheiben trennen diesen Vorsprung von der Halle ab. Da passt diese gläserne Skulptur oder Installation hervorragend hinein.

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Die Glasscreens werden von Infrarot Sensoren am Rand der Skulptur auf Augenhöhe begleitet. Wer den Finger auf die Sensoren legt, ruft die Abbildung von Punkten auf den Glasscheiben hervor.  Wenn der Finger über die mittleren Sensoren streicht, dann werden auf den mittleren Gläsern Punkte kreiert, wenn am Aussenrand, dann werden die aussen gelagerten Platten bespielt. Die Muster wechseln und basieren auf Algorithmen. Es entsteht ein abstraktes 3  dimensionales Punktemuster oder Bild. Die Punkte selbst verändern die Farbe und Schattierung. Das hängt von den Lichtbedingungen ab. Die Arbeit ist leicht und hell, unaufdringlich und leise; eine Mini Landschaft von abstrakten Formen und Bewegungen.

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