Category Archives: Performance
Touchy ist eine Kamera getragen auf dem Kopf, die den Träger erblinden lässt. Mit einer touchsensitive Blinkikugel jedoch in den Händen anderer Menschen öffnen sich die Shutter und der Touchyträger erblickt die Welt. Nicht nur das, der Helm ist mit einer Kamera versehen, die nimmt das Gegenüber auf, ein touch-snap.
Eric Siu hat Touchy als soziales Vermittlungsinstrument in Zeiten digitaler Isolation mit mobilden Endgeräten entwickelt. Nur mit Hilfe Fremder kann er sehen. Touchy unterstützt Beerührungen, Begegnungen und Kommunikation in der Wirklichkeit. Ganz analog, ehrlich und direkt. Nicht nur ein Like irgendwo, sondern ein Touch-Snap, eine Fotografie vor Ort von lachenden Menschen, ganz hier im Jetzt.
Shota Mori hat mit diesem Apparat in der Tradition der Bösewichte der James Bondfilme auf der Ars Electronica eine Honorary Mention erhalten. Ganz speziell bezieht sich der Künstler auf Taxi Driver. Das Scharnier am Bein oder Arm befestigt katapultiert ein iPhone blitzschnell in die Hand und augenblicklich wird jedes Telefonat angenommen, ohne Verzögerung, immer und schneller als man schauen kann. Kein Messer, keine Waffe, nein mein Device.
Die folgenden Portraitphotos sind von Shota Mori.
Sie sind Teil der Performance. In einem Selbst hergestellten rosa Abreisskalender sind eine Vielzahl babyblauer Umschläge. In jedem befindet sich dann ein Bild des Künstlers, entweder in Action in der rauen Welt oder heroisiert als sportliches Sexsymbol.
Zur Demonstration hat der Künstler ein Video und verschiedene Fotoserien mit sich als Hauptdarsteller hergestellt. Szenen des Alltags werden exemplarisch gezeigt: In der Wildnis, in der Wohnumgebung, mit Schwung aus der Deckung kommend, über unebende Oberflächen rollend oder als glamoröser Held in rotem Trainingsanzug, stets mit konzentriert kontrollierter Miene.
Mein neuer Held. Ich bin Fan.
Dokumentationsphotos von Ursula Drees
Er hat sein eigenes Geld entwickelt. Und auf der Ars Electronica in einem Regal seine Erfindungen ausgestellt. Man darf sie anfassen. Und erhält szenische Anwenderzeichnungen als Manual dazu.
In Linz auf dem Hauptplatz stehen die Sonnenliegen mit Regenschirmen. Die sind mit Radiosendern, einer ausziehbaren Antenne an der Spitze und Solarzelle auf dem Stoff ausgestattet. Daran Kopfhörer und an der Platine der Regler zur Anwahl des Senders und der Lautstärke. Alle paar Stunden kommt Georgie Gold hinzu um eine Radiosendung zu orchestrieren.
Die Schirme kommen aus dem Linzer Fundbüro. Jeder Einzelne eine kleine Augenweide. Natürlich endet der Passant im Sonnenstuhl mit Schirm in der Hand, Kopfhörer auf und hört das Programm. Die ganz Entspannten schlecken Eis, das Wetter ist ja gut.
Wahrscheinlich wurden die Platinen aus alten kleinen Radiogeräten entnommen und in die Schirme gebaut. Regen,-Sonnenschirmradio mit Performance. Sprechende Objekte des Alltags.
Photos von Ursula Drees auf der Ars Electronica, Linz.
©UVA
2013 wurde Sou Fujimoto, Architekt mit der temporären Installation des Raums rund um die Serpentine Gallery, London beauftragt. Es entstand ein aus 20 mm Stäben bestehender Pavillon. Das Konstrukt ist leichtfüssig und dicht, sieht aus wie eine Wolke.
Das Objekt ist riesig, mehr als 350 qm wurden verbaut und dieses fliesende, transparente Gebilde strukturiert die Landschaft um die Galerie. Wenngleich ein Überschauen unmöglich ist, so begibt man sich durch den Wald der Stäbe, wird nicht bedrängt durch versperrte Blicke, vielmehr eröffnen sich Gedanken über Komplexität und Transparenz, Schwere, Dichte und Anziehung.
©UVA
United Visual Artists(VA) haben die Stäbe mit LED Lichtstreifen ausgestattet und diese werden nach festgelegten Rhythmen und Zyklen illuminiert. Es ist eine Performance, Interaktion mit den Besuchern findet nicht statt. Was, mit Verlaub, nicht notwenig ist, denn die Rückkopplung der Menge der Durchschreitenden und das Nachvollziehen der Reaktion ist schwerlich möglich.
©UVA
Die Lichter bringen ein System in den Bau. Und diesem System will der Besucher nachspüren, will herausfinden, wie die komplexe Architektur Verdichtungen oder Dunkelheiten aufspürt. Die Architektur atmet, der Besucher schreitet hindurch. Die Lichter wandern schnell, sie demonstrieren und konstruieren geometrische Gebilde.
©UVA
Die LED Streifen wurden mit Magneten an die Stahlkonstruktion angebracht. Ausserdem werden Donner, Brummen, Summen, Tonflimmern oder andere Geräusche dieser Art eingespielt. Alles erinnert an Hochspannungswerke, Elektrizität und Energie.
©schnellebuntebilder
EPILOG von Sebastian Huber, Johannes Timpernagel und Michael Burk (Schnellebuntebilder), ist eine interaktive Rauminstallation mit Licht, Musik und Nebel. Die interaktive Bodenprojektion reagiert realtime auf Bewegungen. Das bringt 3 dimensionale Räume durch Licht hervor. Verfolgungskameras, Nebel und Doppelprojektionen arbeiten wie Suchscheinwerferlichter und reaktive Lichterwände und Strahlen werden durch den Körper multipliziert.
11 Szenen wurden geplant und alle funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Entweder man wird durch einen simulierten Fischschwarm eingefangen oder die Bewegungen des Besuchers brennen sich in den Nebel und hinterlassen einen Schweif. Der realtime generierte Sound illustriert die Bewegungen und steigert das Erlebnis.
Alle Bilder ©schnellebuntebilder
Als Software wurde vvvv und Pure Data für den Sound verwendet. Dazu kommen zwei Projektoren, zwei Infrarot Kameras, neun Infrarot Scheinwerfer, ein PC und surround Sound.
Gezeigt im Deutschen Hygiene Museum in Dresden
Mehr unter Project Page | Schnellebuntebilder
CREDITS
Concept / Design / Code:: Sebastian Huber, Johannes Timpernagel, Michael Burk
Sound: Moritz Haberkorn
Exhibitiondesign: büroberlin – bueroberlin.net/
Curatorin: Colleen Schmitz
Artistic consulting: Prof. Dr. Axel Buether
TOOLS: VVVV – vvvv.org/; Pure Data – puredata.info/
PART OF: tanz! Wie wir uns und die Welt bewegen, Oktober 2013 – Juli 2014
CAMERA des Vimeomovies: Rosenpictures – rosenpictures.com/
DANCERS: Cindy Hammer, Romy Schwarzer, Anna Till
MUSIC: Grischa Lichtenberger
Project-page: schnellebuntebilder.de/#/fourxfour/epilog/