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Ozymandias – Nichts verbleibt. „My name is Ozymandias king of kings. Look on my works, ye Mighty, and despair!“ Die Hybris des Menschlichen liegt im Streben nach Unsterblichkeit. Der Zeit, jedoch, entgeht nichts. Im interaktiven Erlebnisraum Ozymandias erfährt eine Besucherin den Prozess des Zerfalls, der Vergänglichkeit und der Ästhetik des Verbleibenden. Dieser Perspektivwechsel eröffnet Schönheit, wo wir es nicht vermuten. „My name is Ozymandias king of kings.“
Normalerweise wird Zerfall als etwas Hässliches angesehen. Aber Auflösung und Verderben eröffnen Ansichten schillernder Schönheit. Die Rückgewinnung durch die Natur wird in Ozymandias inszeniert. Das Reich des Königs aus Stein und Beton verschwindet.
Dabei wird die Betrachterin in ein eigenwilliges Erlebnis eingetaucht. Es ist eine multimediale Darbietung unter Zuhilfenahme von Medien und Interaktionsschnittstellen. Die Inszenierung ist komplex und ganzheitlich geplant. Die Besucherin tritt in diese Welt hinein und befindet sich in der Parallelwelt des sinnlichen Erfahrens.
Es ist eine interaktive Installation für eine Person. Am Donnerstag, der 4. Februar findet an der Hochschule eine virtuelle Medianight statt. Unter dem Link: hdm-stuttgart.de/medianight. Zum Projekt Ozymandias bitte etwas länger runter scrollen. Es werden unheimlich viele Projekte gezeigt und „O“ ist im Alphabet weit hinten. Deshalb nicht ungeduldig werden. Es kommt.
Und da kann dieser Erlebnisraum stellvertretend als Videomitschnitt angesehen werden. Das studentische Team erzählt im Nachspann von den Schweirigkeiten und Herausforderungen, die in Coronazeiten plötzlich relevant wurden. Ein guter Blick hinter die Kulissen. Es lohnt.
Beitrag von Ursula Drees
Dziga Vertov‘s experimentaler Stummfilm „Der Mann mit der Kamera“, 1929, stellt die Grundlage für das Werk dar. Ein Fotograf zieht mit seiner Kamera los und erzählt vom russischen Leben: im Stollen, auf Baustellen, im Gas-oder Stahlwerk, im Kreissaal, Krankenhaus, bevor, während, nach einer Geburt, am Staudamm, am schäumenden Wasser, in einer Fadenfabrik, am Hafen, in der Druckerei, beim Galopprennen, einer Modeschau, am Strand und Sprungturm, Gymnastik, Schwimmern, Wasser, Treppen, Leitern, Schiffsreling, Fango, schminken, flirten, Sonnen baden, Frau und Mann. Es ist ein endloser Strom von Eindrücken. Ein historisches Zeitdokument, ein Klassiker.
Dem beigestellt der Film mit dem Titel: Computer with an Internet Connection“. Ein Algorithmus wirkt und findet passende Vergleichsbilder. Die verblüffende Übereinstimmung der Bildinhalte, Formsprache, Einstellungsgrössen, Hell und Dunkel Kontraste, Bewegungschnelligkeit, Bilddetails lässt vermuten, dass programmierte Einschränkungen vorgenommen wurden. Das schwarz weiss Bild und die zeitliche Einordnung entspricht dem Originalbild.
Links seitig werden teils bekannte Filme erkannt. Ist das der Film „Badende im Berliner Wannseebad“, oder dort Leni Riefenstahl‘s „Triumph des Willens“ neben Ansichten von Kathedralen, Eingängen oder Türen zu entdecken? Picasso, Einstein, Stars der Schwarzweiss Film Era wie Charlie Chapman lassen sich im schnellen, linken Bildwechsel erkennen. Es sind Alltagsbilder, aber auch Ikonen der Film- und Fotokunst, die zu einen rasanten Parallelfilm werden.
Von Modernität der Gegenwart kann nicht gesprochen werden, dafür sorgt der Algorithmus. Die Schnittgeschwindigkeit ähnelt wohl am ehesten dem Takt der Gegenwart. Es lässt sich nicht leugnen, dass der Vergleich und die Addition der Vergleichsbilder Faszination ausüben. In der Schnelligekt der Bilder einzelne Motive festzuhalten ist verführerisch, gleichzeitig macht sich ein Gefühl der Ruhe und Egalität breit.
Wo beginnt die kreative Leistung, der künstlerische Moment? Ist es die Idee, das Programmieren des Algorithmus? Ist es die Formatierung? Wer ist der Künstler? Der Mensch oder der Rechner? Ist es ein künstlerisches oder technisches Artefakt mit künstlerisch wirkenden Bildern? Diese Frage ist noch ungeklärt. In jedem Fall ist die Wahl des Titels mit Humor und Kenntnisreichtum durchgeführt. Manch ein Künstler verpasst die Möglichkeit, diese Form der Identifikation durchzuführen und auch eine erweiterte Aufladung zu erschaffen.
Beitrag von Prof. Ursula Drees
Credits: Daniela Rossell & Galen Jackson
United States 2019
Single-channel video installation
https://www.greenenaftaligallery.com/artists/daniela-rossell
http://galenjackson.com/
gesehen auf dem 33. Stuttgarter Filmwinter im Kunstbezirk in der Ausstellung: Expanded Media.
Der Französische Pavillon wird durch den Keller betreten. Nicht durch das tolle Portal, nein am Rand des Gebäudes werden die Besucher über einen kurzen Wurzelweg nach unten, hinten geführt, dort durch den Keller nach oben geleitet. Einige Treppenstufen hoch und dann steht der Besucher auf einer abstrahierten Wasserfläche, der erste Raum. Ein helles ausgewaschenes Blau, so wie an Stränden zu finden, bedeckt die Bodenfläche. Darauf liegen teils eingebettet, teils obenauf Meeresdinge. Da ist eine Qualle, ein Oktupus, ein Fisch. Aber auch Algen, Geäst, Maiskolben, Steine oder Muscheln oder Menschmüll: PETflaschen, Zigarettenstummel, ein Ball, Gläser, Händyhüllen, Ipods, Ladekabel, Zeitungen, Eierschalen, Screens, sogar ein menschlicher Kopf. Ein Zaun aus Draht teilt das Becken an den Rändern.
Die Dinge sind kunstvoll hergestellt. Manche bestehen aus dem tatsächlichem Material, das meiste ist aus Muranoglas geblasen und schon schmuckhaft ausgelegt. Der Besucher sucht sich seinen Weg durch die Wasseroberfläche, ein Weg ist nicht vorgegeben. An einer Seite ist eine Nische im Raum eingelassen. Der Blick fällt auf ein auf Papier, mit schnellen Strichen in Wasserfarbe gemaltes Gesicht. Die Soundsphere des nächsten Raums erklingt. Es ist eine Verbindung, denn es lässt sich die Poesie bereits erahnen, aber dann beim Weiterschreiten erst kommt das Meer der Bilder hinzu.
„Deep See Blue Surrounding You“ führt den Besucher auf eine surreale Reise von Paris nach Venedig und fragt danach, „wer wir sind, woher wir kommen und wo wir hingehen“, wie es in der offiziellen Beschreibung heißt. Es geht in die Tiefe des Unterbewusstseins. Poetische Formen, poetische Bildsprache des Videos, Poesie auch am Ende. Aber keine Frage hier wird ein Untergang beschrieben, oder ein Übergang. Das passt zu Venedig, einer Stadt, die auf einer Lagune gebaut, nicht allzu lange ohne Hilfe existieren wird. Sie wird untergehen irgendwann.
Die französische Künstlerin Laure Prouvost, Turnerpreisträgerin 2013, hat den Pavillon für die Biennale gestaltet. Er ist ein Unikat und hier entstanden.
Beitrag von Professorin Ursula Drees
Photos und Videos von Ursula Drees mit Handkamera erstellt.
Die Biennale Venedig 2019 steht unter dem Motto „May you live in interesting times.“ Wir leben in unsicheren Zeiten. Digitalisierung, Globalisierung zeigen gesellschaftliche Konsequenzen. Identität, Gemeinschaft, Tradition, Vergangenheit und Zukunftsvisionen werden durch diese Veränderungen mitgestaltet.
Digitalisierung liberalisiert alles Wissen. Ein Zugewinn einerseits, andrerseits werden Informationen nicht bewertet. Alles, das Kleine und Große, das Wichtige und Unwichtige, das Richtige und Gefälschte wird gleichwertig vermittelt. Die Menge der Daten vervielfacht sich, die kommunikativen Tools zeigen sequentielle Teile eines großen Ganzen. Der Mensch sucht seine Information nach Befinden und wird durch AI mit immer denselben Neuigkeiten konfrontiert. Was hat das für Konsequenzen? Globalisierung der Lebensräume und Inhalte. Wo stehen wir als Einzelwesen? Werden wir nur noch durch uns im Hier und Jetzt definiert? Gibt es Identifikation über Familie, Herkunft, Land und Menschen?
Wird der Mensch durch die Medien gesteuert, oder steuert er selbst? Diese Fragen stellen sich automatisch und das Motto „May you live in interesting times“ bezieht sich auf diese Umstände.
Im Schweizer Pavillon wird, wie in allen anderen, auf das Motto eingegangen. Pauline Boudry und Renate Lorenz bespielen den Schweizer Pavillon. Ein dunkler Raum, der den Besucher gleich zu vorsichtigen Schritten zwingt und durch den Ausgang betreten wird. Auf der Stirnseite ein Video. Die Stufen können zum Sitzen verwendet werden, aber Vorsicht! die Dunkelheit umfasst den Besucher vollkommen.
Pauline Boudry kommt aus Waadtland und Renate Lorenz aus Berlin, wo sie leben und arbeiten. Das Werk trägt den Namen „Moving Backwards“. PerformerInnen tragen orange farbige Schuhe. Sie strahlen im dunklen Videoraum. Sie werden falsch herum getragen. Jeder Schritt ist nach hinten gerichtet. Alles bewegt sich Rückwärts.
So haben schon in frühen Jahren Spurenleger Verunsicherung gestiftet. Die Fußspuren zeigen die falsche Richtung an. Und auch Frauen der kurdischen Guerilla bedienen sich des einfachen Tricks. Sie tragen die Schuhe in den Schnee bedeckten Bergen anders herum. Vorwärtsbewegung wird zur Rückwärtsbewegung.
Es ist ein experimenteller 20 minütiger Video. Immer geht es um das Rückwärtige. Manchmal ist es die Bewegung des Kopfes, manchmal steht eine PerformerInnen vor einem Mikrophon, will etwas sagen, kann aber nicht. Sie-Er sucht nach der Stimme und dann verhält sie-er sich, als sei alles vorbei und geht von dannen. Dazwischen wird der Besucher Zeuge eines unerfüllten Bemühens. Schuhe werden wie Enten vor den am Boden sich bewegenden PerformerInnen hergezogen oder nach hinten bewegt. Die Schuhe sehen zwar aus wie Schuhe, aber zum Tragen sind sie nicht geeignet. Der Absatz befindet sich an einer unmöglichen Stelle.
Dinge werden ein wenig verändert und schon ist der ursprüngliche Sinn ad acta gelegt. Nichts klappt. Es ist eine Hilflosigkeit, aber auch eine Unbeirrbarkeit mit der die PerformerInnen handeln. Keiner weiß wohin das führt. Eine klare und gut verständliche Botschaft. Das Wesen des Tanzes bringt ausreichend Spielraum.
Beitrag von Prof. Ursula Drees
Stylized cinematography is the topic of Erik Smitt’s presentation at the fmx 2019. He considers cinematography as an important part of authoring. Therefore, he seemed to be very grateful to be involved early in the creative process and be able to set up lighting before animation. Erik is convinced that it makes a remarkable difference if he lights a scene like he would in a real set. Defining the range of movement in a lit scene supports authenticity and believability.
For “The Incredibles 2” Pixar Animation Studios, he carefully orchestrated contrast, camera movement, distance and framing. Traditional lighting techniques were pushed, an eye illumination system applied for caustics, haze and fog were used to enhance depth and color complexity and to add richness to the sets. He studied references of the 1960s and used shaped light like in Hitchcock movies, worked with silhouettes and various color temperatures according to the time of day.
Inga Wätjen, student at Stuttgart Media University, is interested in the challenges of creating a visual style for a sequel and Erik’s work as a DoP for animated features.
Interview: Inga Wätjen
Camera and sound: Peter Ruhrmann
Interview: Katja Schmid and Inga Wätjen
Camera: Peter Ruhrmann and Katja Schmid
Audio: Peter Ruhrmann
Editing: Katja Schmid and Inga Wätjen
Article written by Katja Schmid