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Alfredo Jaar_Venecia,Venecia

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

Der chilenische Pavillon auf der Biennale in Venedig 2013 wurde von Alfredo Jaar gestaltet. Man kommt in einen grossen, hohen, dunklen Raum. Mitten drin ist ein gigantisches Bassin, gefüllt mit einer grünlich brauen Wassersauce. Anfangs habe ich nicht genau verstanden was das alles soll. So stand ich, wie viele andere um dieses Bassin herum, starrte auf das Wasser: „Ob wohl was passiert? Irgendwas interaktives vielleicht? Trauen sie die Besucher nicht, die Oberfläche zu berühren und deshalb ist nichts los?“

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

Ich habe meine Hand ins Wasser gehalten, ein bisschen verzagt gequirrlt, die Frau neben mir bedachte mich sofort mit einem Blick, den ich nicht zu deuten wage. Der Raum heiss und stickig, gross und dunkel.

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

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Dann sprang ein Motor an, surren, irgendwas kam in die Gänge. Und Blubberblasen auf der Wasseroberfläche. Langsam kam das Model des Ausstellungsgeländes der Biennale, der Guardinis an die Oberfläche. Alle Pavillons waren zu sehen, die braune Suppe floss ab. Das Model stand einige Sekunden und tauchte wieder unter. Langsam versank alles im Wasser. Zum Schluss wieder vereinzelte Blubberblasen.

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

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Gleich fünf Mal habe ich das Auf- und Untertauchen beobachtet. Wie schnell fliesst das Wasser ab? Fliesst es ganz ab, stehen Teile noch unter Wasser? Wie schnell taucht das Model auf, wie schnell geht es mit dem Untergehen?

In meinen Augen wurde das drohende Verschwinden dieser Stadt gezeigt. Aber damit lag ich nicht ganz richtig. Die Antwort ist unweit vielschichtiger. Denn die Architektur der Pavillons ist in der Zeit vor dem zweiten Weltkrieg entstanden. Das lässt sich auch mühelos nachvollziehen. Der Deutsche Pavillon ist ganz archaisch, so etwas würden Deutsche heute nicht mehr bauen, denn die Assoziationen zum 3. Reich sind deutlich. Frankreich ist kein Stück besser, wenn auch ein bisschen weniger klotzig. Russland bekleckert sich auch nicht gerade mit Ruhm, die anderen sind auch eher protzig.

 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

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 ©ursula drees_alfredo jaar_ biennale 2013_chile

Es geht bei Alfredo Jaar um die Kritik an der „internationalen Ausstellung“ in den Guardinis, dessen Architektur die politischen und ökonomischen Verhältnisse zur Entstehung deutlich wieder spiegelt. Ganz so international war es dann doch nicht. Was kann ein nationaler Pavillon in der heutigen Zeit sein? Muss dafür das alte erst untergehen?

 von ursula drees

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