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IRRSINN
© Hochschule der Medien, Studioproduktion Event Media, Stuttgart
Kernsatz: „Befreie die Kaugummikegel aus dem irrsinnigen Labyrinth.
Die Geschichte:
Ein Kaugummiautomat. Mittelpunkt vieler Kindheitsträume und Mysterium zugleich. Winkel, Ecken, Hindernisse – Irrsinn, was sich alles in seinem Inneren abspielt! In diesem Semester werden Besucher der Studioproduktion Event Media diesem Geheimnis auf den Grund gehen. Allein durch Gewichtsverlagerung auf einer 4 mal 4 Meter großen Plattform steuert eine Anzahl von Spielern den Kaugummi durch das irrsinnige Labyrinth. Sie überwinden knifflige Hindernisse, um am Ende an die Kaugummikugel zu kommen. Dieser irrsinnige Kaugummiautomat vereint analoge und digitale Spieltechnik.
© Hochschule der Medien, Studioproduktion Event Media, Stuttgart
Konzept:
Es ist ein Gleichgewichts,-Balance,-Geschicklichkeitsspiel das mit 10 Spielern über ein überdimensioniertes Trackpad gesteuert wird. Das Trackpad bewegt sich mit. Es wird durch den Standort der Besucher auf dem Pad gekippt.
Spielbeschrieb:
- Ebenen: 1. Handlungsplattform , 2. Spielansicht Labyrinth (Projektion)
- Die Ebenen sind miteinander verbunden.
- Spielziel: Führe die Kugel durch das Labyrinth. Bringe die Kugel ans Ziel.
- Spielhindernisse: Handlungsplattform: LED Lichter und Rollende Bälle in halbtransparenter Zwischenboden
- Spielansicht Labyrinth: Löcher, Tunnel, Brücken, Nischen, sehr ausgekaute Kaugummibodenreste
© Hochschule der Medien, Studioproduktion Event Media, Stuttgart
Spielhandlung: Handlungsplattform
- 10 Spieler bewegen sich auf einer im Raum installierten kippfähigen Plattform (Handlungsplattform).
- Der Standort der Spieler kippt die Handlungsplattform.
- Dadurch wird die Spielansicht Labyrinth gekippt.
Eine Kugel rollt.
Technik
Kippbare Handlungsplattform:
Eine 4×4 Meter grosse, begehbare Fläche, die sich durch Gewichtsverlagerung bis zu 10 cm neigen lässt und gleichzeitig Steuerungselement des Computerspiels ist.
Das Spiel
Unity ist eine 3D Spiel-Engine samt intuitiver Entwicklungsumgebung. Die Inhalte werden auf zahlreichen Plattformen ( PC / Mac, Web wie Mobile ) abgespielt. Die 3D-Modelle der Spiele-Grafik werden im Editor zu einer Szene zusammengesetzt und beleuchtet. Mit C# wird ihr Verhalten beeinflusst, Objekte geniert oder zum Beispiel die Kamera bewegt.
Unity unterstützt physikalische Gegebenheiten. Es simuliert die auf die Kaugummikugel einwirkende Gravitation und bewegt sie entsprechend bis sie auf ein Hindernis stößt, die Rinnen. Werden diese Rinnen geneigt, kommt die Kugel ins Rollen. Statt die Kugel zu bewegen, bewegt sich ihre Umgebung – wie in einem realen Kugellabyrinth.
Eingesetzte Software: Final Cut Pro (Bewegtbild), Premiere Pro CS6 (Bewegtbild), Eyeon Fusion (Bewegtbild), After Effects (Bewegtbild), Adobe Photoshop (Grafik), Adobe Illustrator (Grafik), Adobe InDesign (Grafik), Abelton (Ton), Reason (Ton), Vector Works (Bühnenplanung), Java (Programmierung), C++ (Programmierung), Processing (Programmierung), Aruino – Touch, UNITY (Spiel), Madrix NEO (Lichtansteuerung). vvvv (Spielinfor-Projektion), OpenSoundControl ( OSC ) OpenSoundControl ( OSC )
© Hochschule der Medien, Studioproduktion Event Media, Stuttgart
Eingesetzte Hardware: Adafruit 9-DOF Absolute Orientation IMU Fusion Breakout -BNO055, 3 PC’s, LED-Leisten, Glow Ups. Touch- Displays, DVD-Player, Mobilight, Arri Lichtkoffer 800W, Stativ Manfrotto MA 525 Kit, diffuser Reflektor, RAW Aufnahme Recorder, Beamer, MacBook, Steadicam, kleines Schwenkstativ, Macrolonboden, Projektoren, Boxen, Mischpult, Steadycam.
© Hochschule der Medien, Studioproduktion Event Media, Stuttgart
Bildergalerie:
Teilnehmer der Studioproduktion EM IrrSinn:
Studiengang | Vorname | Name |
---|---|---|
AMB | Albert | Meet |
AMB | Aline | Müller |
MWB | Ann-Christine Grözinger | Hartstern |
MWB | Anne | Budnicki |
MWB | Konstantin | Kühnle |
AMB | Lisa Maria | Stückle |
AMB | Mareike | Maaß |
AMB | Michael | Gudath |
MWB | Moritz | Luppold |
AMB | Nils | Beermann |
AMB | Verena | Fleißig |
Tutor | Emanuel | Apel |
Beratung Programmierung | Nadja | Weber |
Beratung Programmierung | Thomas | Steinbach |
Sponsoren: ICT Innovationen-IT-und Medientechnik, WiesingerMedia, Reinhold Zeitlich Stiftung, HMS easy stretch, Arlt Computer, HP Gerüstbau, Liganova, Wetterott electroncs, Team Festlich Werbemittel und merchandising, LumiTonix-High Performance LED Technologies & Solutions, Soltz Fotosatz TEXT & Bild, Wulle Biere, Freunde der Förderer der Hochschule der Medien Stuttgart e.V., Close Up Poster-Shirts-Fanartikel, Anders und sehr.
Bildergalerie:
Tuvalu stellt im Arsenale aus. Es ist ein kleines Land, tatsächlich das kleinste auf der Biennale Venedig 2015 mit einem eigenen Beitrag. Und deshalb okkupiert dieses Land nur einen Raum des Arsenale. Arsenale bedeutet Arbeitsstätte.
Der Wortstamm findet sich im Arabischen. Es beschreibt die Schiffswerft, das Zeughaus, die Flottenbasis der ehemaligen Republik Venedig und wurde 1104 begonnen; über die Jahrhunderte erweitert und vergrößert. Es wird in Dantes Göttlicher Komödie als Ort der emsigen Geschäftigkeit beschrieben, hier manifestierte die Republik Venedig ihre einstige Seemacht. Innerhalb weniger Wochen konnte eine Handelsgaleere in ein Kriegsschiff umgebaut werden. Wer heute abseits der Biennale zum Arsenale geht findet eine ruhige große Fläche mit der Führungsakademie der italienischen Marine und ein Marinemuseum vor. Für die Biennale wird alles für die Kunst freigegeben.
Im Arsenale werden Länder ohne eigenen Pavillon präsentiert. Und Einzelarbeiten von Künstlern gezeigt. Einen Tag braucht jeder Besucher mindestens für dieses Gelände. Und in dem Fall würde der Kunsttag um 10 Uhr beginnen und um 18 Uhr enden. Und in der Zwischenzeit gäbe es Verschnaufpausen und Momente der Unaufmerksamkeit, denn es ist viel was es hier zu sehen gibt. Das kann wohl keiner an einem Tag vollständig erfassen.
Zurück zum Beitrag von Tuvalu. Dieser Staat ist etwas größer als der Vatikanstaat und hat etwas mehr als 10.000 Einwohner. Es liegt nördlich von Neuseeland und östlich von Papua-Neuguinea. Eine kleine Insel die vom Untergang bedroht ist. An den höchsten Punkten liegt die Insel, eigentlich mehrere Inseln, nur 5 Meter über dem Meeresspiegel. In absehbarer Zeit wird dieser Staat nicht mehr da sein, die Inseln werden überflutet. Die Folgen des Klimawandels machen sich hier dramatisch bemerkbar. Die Menschen von Tuvalu müssen Asyl in den benachbarten Staaten beantragen, oder aber die Regierung kauft Land in Australien und siedelt dorthin um.
Und genau damit beschäftigt sich in die Installation. In einer der ehemaligen Fertigungshallen des Arsenal sind mehrere flache Wasserbecken eingelassen. Mehr nicht. In dem Raum ist es schwül, hohe Luftfeuchtigkeit und lichter Nebel bewegt sich dicht über der Oberfläche. Über mehrere schmale Stege geht es durch den Raum. Links Wasserbecken, rechts Wasserbecken. Im Raum vor diesem war es angenehm kühl. Hier schlägt das tropische Klima direkt auf die Haut und Atmung. Mehr braucht es auch nicht, denn die Botschaft ist klar formuliert.
Der Künstler Huan arbeitet und lebt in London. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit Umweltproblemen. Er sieht sich in einer Reihe mit Joseph Beuys und dem Thema der Sozialen Skulptur. Er will Anliegen und Notstände in die Kunst bringen, das macht er durch teils mobile und interaktive Installationen, alle benötigen die Mithilfe des Besuchers. Hier im Arsenal ist es nur wenig was zu tun ist. Denn wir müssen nur den Titel lesen, das Land und durch die dampfende Wärme gehen. Dann wissen wir sofort dass hier der Klimawandel besprochen wird. Auf eine sehr einfache und klare Weise, sehr eindringlich dazu, es geht kein Weg an der Erkenntnis vorbei.
Korea hat in den letzten Jahren auf der Biennale stets einen Höhepunkt dargestellt. So sind wir gespannt was dieses Mal kommt. The Ways of Folding Space & Flying von Moon Kyungwon & Jeon Joonho hört sich nach Zukunft an. Die beiden Künstler leben in Seol.
Schon von außen kündigt sich der Tenor des Pavillons an. An den runden Fenstern, sehr futuristisch übrigens, werden erstklassige Projektionen gezeigt. Erstklassig weil es schwer ist auf halbrunde Glasscheiben zu projizieren. Das gelingt hier. Eine Cyborg Frau schaut uns an. Sie ist weiss geschminkt, hat weiße Haare und scheint aus dem Film „The 5th Element“ entsprungen zu sein. Sie bedient modernes Computer -Augmented Reality Interface, wir denken an „Minority Report“.
Wir treten ein und sind schon im Hauptraum. Eine Multi Channel Film Installation erwartet uns. An der Stirnseite, wo ein Panoramafester den Blick auf die Gärten frei gibt, ist ein Format füllender HD Video zu sehen, an der anliegenden, rechten Wand ebenso. Die der Stirnseite gegenüberliegende Wand wird nur im unteren Teil mit Bildern bespielt. Gezeigt wird alles was sich in Fußhöhe befindet. Der Pavillon ist nicht rechteckig geschnitten. Er öffnet sich an einer Seite und führt in eine Nische. Dort ist ein Counter mit Informationsmaterial. In dieser Nische befindet sich ebenfalls eine schmale Wand. Sie wird von einem gläsernen Bullauge gebrochen. Das Glas selbst weist kleine Bläschen auf und macht die gezeigte Szenerie realistisch. Von dort geht es in einen weiteren fensterlosen Raum. Es wird ein Mannshoher Film gezeigt.
Der Inhalt von The Ways of Folding Space & Flying behandelt die Frage nach menschlichen Zukunftsvisionen. Die Narration erscheint retrospektiv. Es werden Filme wie „Solaris“ zitiert. Sowohl die Version von Andrei Tarkowsky, als auch das Remake aus dem Jahr 2002 von Steven Sonderbergh. Oder aber “Gravity” von Alfonso Cuarón aus dem Jahr 2013. Die Filmsprache bedient sich einer klaren und sauberen Hollywood Ästhetik und erzählt auf zwei filmischen Ebenen. Die Zukunft und die Vergangenheit. Eine Frau, sie scheint allein zu sein, wacht auf, wahrscheinlich aus einem Langzeit Tiefschlaf. Ihr Erwachen können die Besucher durch das Bullauge verfolgen.
Sie begibt sich in ihr Environment. Dort bedient sie Interfaces, kommuniziert mit Computern, sie läuft in einem hamsterartigen, futuristischen Laufrad, schaut dabei in Natur, wie wir sie kennen. Diese Projektion wird auf der Stirnseite mit dem Panoramafester angelegt. So vermischen sich Filmbilder mit der Wirklichkeit. Sie fließen ineinander und ergeben einen betörenden
Effekt. Was macht diese Frau noch?
Sie legt sich hin, ruht, diese Bilder finden sich in den fußhohen Projektionen. Alles was in aufrechter Position erlebt wird, zeigt sich auf den großformatigen Wänden, alles was liegend ist, auf der schmalen Seite. Die Entfernung im Bullauge und in dem fensterlosen leicht abgetrennten Raum schlagen Verbindungen zu der Vergangenheit. Diese ist nicht in unsere Zeit verlegt, sondern in eine historische Vergangenheit. Es werden Samurais gezeigt. Stolze Krieger, die in beeindruckender Kriegsrüstung mit Schwert und Messer umgehen. Sie sind ruhig und konzentriert b
ei der Arbeit, befinden sich, wie die Zukunftsfrau, in einem meditativen Zustand. Alle erscheinen in Trance.
Es geht um den Wunsch die physikalische Welt zu durchbrechen. Es geht um ein Beseitigen von Barrieren, von Mauern, von Behinderungen, alles was uns bindet. Trotz der Absurdität glauben wir den Visionen, den Geschichten. Wir werden der menschlichen Unsicherheit gewahr. Und dadurch erklärt sich die Glätte der Bilder. Denn Anfangs stösst uns die Vollkommenheit der Bilder ab, sie sind zu sehr wie Hollywood Produktionen. Wir denken und vergleichen wo wir Ähnlichkeiten schon gesehen haben. “ Kennen wir schon!“ Aber nein, die Filmsprache ist so weil wir die Illusion, das Absurde begreifen sollen. Wir sollen an andere Filme denken, sollen genau das sagen. Aber eben nicht Halt machen. Wir sollen begreifen, das die Zukunft unsicher ist. Und so wie oft erträumt, keine Bereicherung darstellt. Das Eckige und Scharfkantige, das Besondere und Beschädigte fehlt. Die Eigenarten sind nicht mehr da, alles weg. Wie schrecklich ist dann eine Zukunft? Wie langweilig, wie isoliert, wie gleichförmig. Haben denn Menschen noch ein Ziel? Können sie sich verbessern und über sich hinaus wachsen. In diesen Filmen sieht es nicht so aus.
Dieser Pavillon liegt etwas versetzt zwischen dem Russischen und dem Deutschen Bauten. Er wurde von Chiharu Shiota gestaltet und nennt sich „The Key in the Hand“. Sie wurde 1972 in Osaka geboren und lebt und arbeitet in Berlin.
Der Pavillon ist in zwei Ebenen geteilt. Die untere ist ebenerdig mit dem Hauptweg der Giardinis, der obere wird durch einige Treppen erreicht. Der untere Bereich, eine Art überdachte Terrasse, ist durch eine Mauer sichtgeschützt. Für alle Passanten gut sichtbar eine Fotografie von Kinderhänden mit rotem Fäden und Schlüsseln an der Aussenwand des Schutzes aufgehängt. Das Motiv des Pavillons.
Wir umkreisen die Mauer und finden eine weiße Sitzbank und davor in der Wand eingelassen 4 Monitore vor. Es ist schattig genug für eine kontrastreiche Wiedergabe. Die Bildschirme sind nicht übergroß eher wie ein normaler Heimferneseher. Auf den Vieren hören und sehen wir Interviews mit Kindern im Hort. Sie werden nach ihren Geburtserinnerungen gefragt. Eine humorvolle Frage und die Kinder lassen sich nicht lumpen. Erzählen fröhlich los. Eine Mischung aus elterlichen Erzählungen und Phantasie. „Als ich bei meiner Mama war habe ich in ihr geschwommen. Aber ohne meine Arme und Beine zu bewegen. Und ich konnte auch im Wasser atmen wie ein Fisch. Als ich dann da war konnte ich das dann nicht mehr. Aber jetzt kann ich wieder schwimmen.“ Es geht hin und her. Das eine Kind wirft eine neue Anekdote ein, das befragte reagiert mit einer undenkbar lustigen Antwort. Wir sitzen und hören zu. Was Kindern so alles im Kopf rum schwirrt!
Dann gehen wir die Stufen in den Hauptraum nach oben. Treten ein und sehen einen Raum mit zwei Fischerbooten, die mit rotem Faden und Schlüsseln verflochten sind. Das Rot ist umwerfend rot, so stark der Farbeindruck, dass die Kamera nicht mehr fokussieren kann. Das enge Fädengeflecht ergießt von der Decke über den Raum. An den Enden hängen unzählige Schlüssel, viele davon liegen in den Booten, einige direkt daneben. Wir halten inne und lassen uns betören. Schreiten umher, schauen in das Netzwerk hinein, betrachten aus der Nähe all diese Schlüssel, umkreisen die Boote. Ein tief sinnliches Erlebnis.
Schlüssel als Symbol für alles was uns wichtig ist. Sie schließen Häuser, Tagebücher, Tresore, sie stehen für Sicherheit, für Heimstatt, wir tragen sie mit uns, wärmen sie in den Händen und speichern unendlich viele Erinnerungen. Wir reichen sie weiter, vertrauen sie anderen Menschen an, sie sollen in unserer Abwesenheit unser Hab und Gut, alles was uns durch Dinglichkeiten auszeichnet, bewahren, darauf aufpassen. Schlüssel sind wichtig für uns. Jeder Schlüssel: viele Leben, viele Geschichten, viele Wege und Andenken. Niemand wirft einen Schlüssel einfach weg.
Sie hängen von dem Deckengeflecht herab. Sie werden von den Booten gefangen und gerettet. Diese sind in einer stillen Bewegung festgehalten, sie retten die Erinnerungen.
In Europa stellen sich Verbindungen zu den Bootsflüchtlingen her. In Japan die Erdbeben, wo in jeder Familie Menschen verloren wurden, wo Hab und Gut ausgelöscht wurde, belebt.
Die Künstlerin geht behutsam mit der Bedeutung der Dinge um. Sie denkt über historische, aktuelle soziale Zusammenhänge und Bedeutungen ihrer Elemente und verwebt sie in ein ästhetisches Gesamtkunstwerk. Sie weiß mit der semiotischen Aufladung in Bildern umzugehen. Es spricht zu uns. Ein Meisterwerk.
Der Pavillon ist gleich der Erste nach dem Eintritt in die Giardinis. Erst seit 1952 hat die Schweiz einen eigenen Pavillon. Es ist ein Bau ganz im Sinne von Mies van der Rohe. Form follows Funktion, sachlich, klar und Licht geflutet. Mit einem Vorhof und dann dem Zugang zu einem großen Ausstellungsraum. In diesem Jahr von Pamela Rosenkranz. Sie nennt ihre Installation „Our Product“.
Pamela Rosenkranz beschäftigt sich in ihrer Malerei mit der Farbe der Haut. Sie hat eine Hundertschaft von großformatigen abstrakten Malereien zu diesem Thema geschaffen. Die Farbe der Haut ist eine Kontemplation wert, denn sie ist schwer zu erreichen. Wie kann sie natürlich aussehen? Nicht zu rötlich, nicht zu bleich, nicht zu blau oder gar mit Grünstrich, oder nur Grau. Diese gesunde Hautfarbe, die schon die Maler der Renaissance in den Wahnsinn trieb. Das ist das formale Anliegen. Inhaltlich geht es bei ihr um die Frage nach dem Sinn des Menschseins, der Unsterblichkeit. So so…
Wir betreten den Pavillon und finden uns im Atrium einem kleinen Garten. An der Längsseite der Außenmauer hängen 5 LED Strahler. Sie tauchen den Vorhof in ein knackiges Grün. Die Farbintensität bleibt bei Sonnenschein vorhanden. Dann treten wir in einen kleinen Flur, auch der in pralles Grün getaucht, stellen uns an, denn vor uns sind bereits Besucher. Wir kommen voran und schauen in den Hauptraum. Weiter kommt man ja nicht, denn der Raum ist auf ca. 150 Meter geflutet. Er ist zu einem Wasserbecken geworden, einer der mit einer hautfarbenen Flüssigkeit gefüllt ist. Sie ist intensiv und taucht Wände und Teile der Decke in den gleichen Ton. Ein Fest der Fleischlichkeit.
Das Wasser derweil ist nicht besonders einladend, blubbernd mäandert es von links nach rechts, schlägt hier und da keine Blasen, in der Mitte bilden sich Strudel und Strömungen. Es riecht abgestanden. Die meisten Besucher werden mit der Nase am Beckenrand stehen und in die Beschaffenheit der Flüssigkeit getunkt.
Wir stehen vor der Brühe und meditieren über Chinas Ekelflüsse, wo die Verschmutzung nur noch farbige Tinte mit Blasen und Schäumauswürfen in den Gewässern hervorruft. Etwas angeekelt wenden wir uns ab und gehen hinaus. Jetzt ist der grüne Flur eine Wohltat und wird tatsächlich wahrgenommen. Uns beschleicht das Gefühl dass die Gestaltung wenig inspirierend ist. Die Geschichte soll entscheiden ob die Kunst von Pamela Rosenkranz nur eine Eintagsfliege ist oder mehr.
Betrag und Fotos stammen von Ursula Drees