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POSTCITY: Location für den STARTS Preis und Initiative der EU

Ein Teil auf der Ars Electronica in dem Ausstellungsbereich der PostCity wird dem Starts Preis und der Starts Initiative gewidmet. Die europäische Kommission hat die Starts Initiative ins Leben gerufen, um die Einbindung der Künste in innovative Projekte zu unterstützen. Starts möchte die kreativen Kräfte einer  interdisziplinären Zusammenarbeit der Künste mit den Technologie nutzen, um  neuwertige, experimentelle und kreative Prozesse in und für Europa zu unterstützen. Entwicklung, Erfindung, kritische Blickpunkte und Technologien zu entwickeln, bedeutet, zu hinterfragen. Über den Tellerrand hinaus blicken können. Das Bewusstsein, dass Technologien für Menschen entwickelt werden, zwingt die kreativen Industrien, neue Produkte, Services,  Herangehensweisen an menschliche Handhabung anzupassen, nicht umgekehrt wie es anfangs oft der Fall war. 

Genau hier versucht der Startspreis anzusetzen. In dem Bewusstsein dass Technologien nicht isoliert ausgetüftelt werden dürfen. Alle Disziplinen werden ermutigt, dazu beizutragen.

Wofür nun steht Starts? S + T für Science und Technologie, Arts für die Künste: macht zusammen Starts. Europa fußt auf Innovation, um auf der globalen Ebene und in unserer Gesellschaft bestehen zu können. Es geht um einen Mehrwert für Bürger und Arbeit. Es ist ein holistischer Ansatz, der die Starts Initiative treibt.

Starts unterstützt Kollaborationen zwischen Künstlern, Wissenschaftlern, Ingenieuren und Forschern, die kreative, einbindende und nachhaltige Technologien entwickeln möchten. Ein zweites Ziel der Starts Initiative ist die Erkenntnis, daß Künstler durch ihr kritisches Denken neue Möglichkeiten eines Einsatzes für Technologien anstoßen können. Und diese Fähigkeit soll genutzt werden, damit Technologien schneller in unsere Gesellschaft eingeführt werden. 

Starts besteht aus vier Säulen. Einmal gibt es den Staatspreis der mit 20.000€ hoch dotiert wird.

Dann gibt es die Starts Residencies: Künstler arbeiten und forschen längere Zeit in technologischen Institutionen. 

Es gibt Starts Lighthouse Pilots: bereits mit Geldern gesicherte Forschungen, wo Künstler einen aktiven Teil in Projektteams darstellen, die wiederum radikal neuwertige Lösungen und sehr konkrete Resultate erarbeiten. 

Die letzte Säule ist die Starts Academy: Forscher, Ingenieure und Künstler unterrichten und geben ihre digitalen Fähigkeiten an Bürger weiter, die eine spielerische Art entwickeln, um nicht nur die Begrenzungen und die Möglichkeiten der Technologien zu ermitteln, sondern auch um eine kritische Reflexion erlernen.

17 Institutionen sind am Starts Projekt als führende Forschungsstellen involviert. Ars Electronica, artshare, Berlin University of the Arts, Blumine, Bozar, Datascouts, Digital Spaces Living Lab, Ecole Polytechnique Federale de Lausanne, Fraunhofer Group Information and Communication Technologies, French TEch Culture, IMEC, INOVA +, IRCAM, LIBELIUM, Queen Mary University of London, University for the Creative Arts, WAAG. Österreich, Portugal, Deutschland, Italien, Belgien, Bulgarien, Schweiz, Frankreich, Spanien, England und die Niederlande.

Auf der Ars Electronica werden die ausgewählten Projekte und Gewinner im Bereich der Festival Location POSTCITY gezeigt.  Auf dem ganzen Areal dieser Location erscheint der zugewiesene Raum erst einmal überschaubar, aber das täuscht. Das Areal selbst dehnt sich über so viele Quadratmeter aus, dass der Übersichtsplan als Miniaturausgabe die wahrhafte Ausdehnung nicht wieder gibt. Es ist alles viel mehr.

Dr. Margarete von Trifft, Medienkünstlerin und Wissenschaftlerin.

 

Triaxial Pillars II and Argos von Yunchul Kim (KR)

 

Triaxial Pillar Photographie©MvT

Die mechanischen und fluidischen Ereignisse in den Triaxial Pillars II sind in kosmische Ereignisse verwickelt, die durch Argos kommen. Triaxial Pillars II ist eine fluid-kinetische Installation, die aus mehreren planetaren, spiralförmigen Strukturen mit 23 Achsen, einem doppelten Acrylzylinder, der mit photonischen Kristallen in Nanogröße gefüllt ist, besteht. Argos ist ein kosmischer Strahlungsdetektor, der aus 41 Kanälen von Geiger-Müller-Röhren besteht.

Triaxial Pillar Detail Photographie©MvT

Wenn Myonteilchen mit Argos kollidieren, blinkt ein Licht und sendet Signale aus, um den Algorithmus der fluidischen Bewegungen in Triaxial Pillars II auszulösen. Durch diese magneto-hydrodynamische Wirkung wird die Masse der sich bewegenden winzigen Teilchen gestreut und konvergiert, und es entstehen schwarze Hohlräume und glänzende Strukturen aus metallischen Filamenten. Teilchen, Flüssigkeiten, Maschinen, Dinge und Menschen sind in diesen Arbeiten verwoben, und sie erweitern die Raum-Zeit der Werke, die Realität der Materialien, die Materialität und sogar ihre Bedeutung. Diese materiellen Vorstellungen durch die Materie oder in die Materie geben uns eine affektive materielle Poesie, die es uns erlaubt, aus dem durch die Sprache begrenzten Bild herauszukommen. Sie wird durch ihre Materialität Wirklichkeit. (Quelle:ars electronica, https://ars.electronica.art/error/de/triaxial-pillars/, 09.09.2018)

Diese Erklärung der Ars Electronica wurde von der Autorin übernommen in Ermangelung von physikalischen Kenntnissen.  

Das hält uns jedoch nicht ab, die Installation zu bewundern. Der Raum, indem die Objekte installiert sind, ist groß, vielleicht 25 qm, die Wände unbehandelt. Was früher vielleicht weißlich war, ist jetzt mit einer gelblichen Patina abgedunkelt, ein Betonboden durch jahrelangen Gebrauch in ein mittelgraubraun getüncht. Die Deckenhöhe liegt vielleicht bei 3 Metern, es ist eine Schätzung. Dort von der Decke hängt der Strahlungsdetektor mit den 41 Kanälen namens ARGOS. Argos, griechisch, bezeichnet ein Ungeheuer mit zahlreichen, sehr vielen Augen am ganzen Körper. Nur zwei Augenpaare schliefen, alle anderen waren wach.

Argos Photographie courtesy of the artist

Seine Augen sind auf den „Triaxialen Pillar“ gerichtet. Dieser steht vielleicht 2,50 m von Argos entfernt.

Triaxial Pillar Detail Photographie©MvT

Der Blick hängt an den sich langsam bewegenden, schimmernden, metallenen Teilchen innerhalb der Säule. Es ist eine ständige, fließende Bewegung, ein bronzefarbenes schillerndes Schauspiel. Die Farben faszinieren, das Spektrum von Gold bis Bronze über Rot bis Geld, Weiss und Silbern. Langsame, hypnotisierende Bewegungen beschreiben den Kosmos in der Glassäule. Es lässt sich stundenlang verweilen und den immer neue entstehenden Formen und Farben zusehen. Tropfen, Flüsse, Arme, Spalten, Kliffs, Augen, Äste…immer wieder entstehen neue Formen, wir befinden uns in einer Trance, die nur bei der Betrachtung von Wolkenformationen im Himmel aufkommt.

Triaxial Pillar Detail Photographie©MvT

Dieses Werk steht in den Räumen der Gallery Spaces auf der Ars Electronica und gehört zu dem Themenkomplex „Error in Process“.

Dr. Margarete von Trifft (MvT)

Argos was developed as part of the Collide International Award, a partnership programme between Arts at CERN and FACT and was co-produced by ScANNER.

 

Life Instinct von Bart Hess (NT) in Collaboration mit Maria Dada (UK) + Marco Collucia (IT)

Kreatur Photographie©MvT

Dieses Kunstwerk oder Experiment wird von den Kuratoren der Ars Electronica unter dem Motto Fashion & Technology ausgestellt. 

Der niederländische Künstler kommt aus der Mode oder aus der Modeindustrie. Dort hat er sich durch verschiedene Aktivitäten einen Namen gemacht, so zum Beispiel Lady Gaga für den Video „born this way“ in Slime getaucht. Er experimentiert mit Material, Oberfläche, mit der Geschlechtslosigkeit. Oftmals sind die Ergebnisse ein bisschen abstoßend, weil sie glitschig, komisch glänzend, merkwürdig bewegt sind. Sie sind nicht von dieser Welt, sie scheinen aus anderen Organismen entstiegen zu sein.

Die Installation auf der Ars Electronica überrascht nicht. Wohl jene, die den Künstler nicht kennen. Deshalb steht der ein oder andere vor dem Tisch auf dem leicht bewegte,  gliedmassenartige Figuren zucken und sich winden. Sie sehen aus wie überdimensionierte Insektenglieder oder Schalentiere. Nur die Oberfläche in einem violetten Hautton, blau schimmernde Anteile lassen alles etwas unterkühlt erscheinen. So könnten vielleicht Wasserleichen aussehen.  Dieser Eindruck wird durch die glänzend und modular ineinander verschachtelte elastische Hülle unterstützt. Die Teile sind in der Größe eines Oberschenkels oder Arms. Aus den Objekten treten ausgefranste Stricke aus.

Der erste Eindruck ist ein frankensteinsches Experiment mit zuckenden Gliedmaßen. Wer sich dem Tisch nähert initiiert Bewegung, die Objekte verändern linkisch ihre Position. Das Tischtreiben ruft sowohl Faszination, als auch einen merkwürdigen Eindruck von Schönheit, verbunden mit Abscheu, hervor.

Maria Dada vom Digital Anthropology Lab der University of London arbeite wahrscheinlich am digitalen Innenleben und die Soundspähren stammen von Treale aka Marco Collucia. Mit dem Namen Life Instinkt trägt diese Installation einen würdigen Namen.

Dr. Margarete von Trifft (MvT)

Dr. Margarete von Trifft: Gastautorin auf der Ars Electronica für plusinsight media art blog

Heute darf ich mich als Bloggerin für plusinsight vorstellen. Mein Name ist Margarete von Trifft. Ich habe Soziologie und Kunstgeschichte studiert, später freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin.  Promoviert dann später in den Bildwissenschaften. Es ging um die Virtualität der bildlichen Ausdrucksformen, des flüchtigen Bildes. Professor Ursula Drees hat mich eingeladen, auf der Ars Electronica in Linz für den MediaArtBlog plusinsight zu schreiben.

Jetzt sitze ich in meinem Linzer Hotel, noch im Schlafanzug. Aber bald werde ich zu einem Frühstück herunter gehen, das Hotel ist recht gut, mit dem Bus zur Post City fahren und berichten. Ich freue mich auf die interessanten Technologien, die neuen Kunstideen und Ausdrücke. Und ich freue mich darauf, für sie zu schreiben.

Dr. Margarete von Trifft (MvT)

 

Mimus: Coming face-to-face with our companion species von Madeline Gannon

Mimus ist ein Industrieroboter. Groß und schwer, präzise in den Bewegungen und unaufhaltsam bei der Arbeit. Diesen Maschinen steht nichts im Wege und deshalb sollte man das auch tunlichst unterlassen. Wir haben Respekt vor so großen Maschinen. Dieser Industrieroboter führt nicht nur vorprogrammierte Handlungen und Bewegungen aus. Er bewegt sich autonom. Die Decke ist mit Sensoren versehen, sie erfassen alle Bewegungen im Umfeld des Roboters. Werden Veränderungen wahr genommen, nähert sich der Roboterarm jeweils der Ursache. Werden keine weiteren Bewegungen erkannt, wendet sich der Arm ab und beschäftigt sich selbst.

Bildergalerie:

Präsentiert wird der Roboter nicht live, nur über einen Video. Da steht er in einem Glaskäfig, vor der Scheibe wie im Affenhaus befinden sich die Menschen, Kinder. Sie bewegen sich und sofort ohne Verzögerung reagiert der Roboter und nähert sich an. Das ist ein verrückt anzusehendes Schauspiel. Die Bewegungen wirken so natürlich, so lebendig, so individuell, so gewollt. Und sofort bringen wir dieser Maschine Empathie entgegen. Wir wollen mehr Interaktion, wir wollen spielen, wollen uns mit diesem technischen Tierchen anfreunden und es lieb haben.

Die Gestenerkennungssoftware heißt Quipt. Sie unterstützt neue und intuitivere Wege mit Industrierobotern zu kommunizieren. Mit wearable markers und einem motion capture system vermag Quipt Industrierobotern eine Raumwahrnehmung und -vorstellung zu vermitteln und das lässt sie in großer Nähe mit Anderen interagieren.

Madeline Gannon ist Doktorandin in Computational Design der Carnegie Mellon University. Ausserdem leitet sie das MADLAB.cc.

gesehen auf der Ars Electronica 2017: POST CITY.