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Die Installation Root Node von Nathan Guo ist eine mit einem spezifischen Boden verankerte Installation. An zwei, in dem jeweiligen Untergrund verankerten Stahlkabel werden Bestandteile von Fernbedienungen aufgereiht. Der Boden in dem Ausstellungsraum namens Raumschiff auf der Ars Electronica 2014 in Linz war ein mit kleinen Kieseln gefüllter Glascontainer. Immer wenn der Glascontainer, also der, nennen wir es Mutterboden für die Wurzeln alias Drähte, feucht wird, wird die Installation aktiv. Denn durch die Feuchtigkeit werden Impulse an einzelne Platinen geleitet, diese Noldes genannten Impulse produzieren Geräusche, Töne aller Art. Es ist ein Geräuscheteppich, schwer zu beschreiben, aber wollen wir es als undefinierte Tonlandaschft darstellen.
Die Töne werden durch einen Glascontainer- Kopfhörerschutzhelm an das Ohr des Besuchers getragen. Also eine Installation wo die Erde, in diesem Fall Kiesel als Interface funktionieren. Durch die Niklas Luhmannsche These der strukturellen Verbindung und der Vorstellung dass Kommunikation ein Prozess ist, der durch die Funktionen Information, Botschaft Verständnis entsteht, ist diese Installation eine Metapher für die Rekonstruktion der Konstruktion. Rekonstruktion technoider Geschichten, Rekonstruktion technischer Gerätschaften.
Die These ist viel philosophischer als das Werk in seiner Erscheinung. Denn eigentlich untersucht der Betrachterblick die Kieselsteine, rätselt über die Drahtwurzeln, betrachtet die auseinander gebauten Fernbedienungen, wie sie an einer Schnur aufgereiht zur Decke streben und sich nur in einigen Fällen als funktionstüchtig erweisen. Diese Platinen sind mit kleinen Batterien ausgestattet, Transfers für die Tonlandschaften. Manches Teile an den Schnüren sind einfache Plastikverschalungen andere eben Mittlerbaussteine im Innern einer Fernbedienung. Wenn diese Bestandteile genügend untersucht wurden, wendet sich der Betrachter dem Helm zu. Ein unförmiges und scheinbar sensibles Ding. Bevor man ihn überstülpt kommen die Gedanken an Atemnot und Erstickungsgefahr kurz im Kopf an. Ein eher unbequemes und enges Ding. Dann greift man zur Gießkanne und wässert. Nicht viel, der Mutterboden, die Kieselsteine sollen ja nur befeuchtet sein. Und jetzt spitzt man die Ohren in der freudigen Erwartung von Tönen. Die kommen auch. Aber die Zusammenhänge bleiben verschleiert. Ob das vorproduziert ist? Natürlich nicht, wir glauben ja dem Arrangement und der nebenstehenden Erklärung, aber ganz ohne Zweifel kommen wir nicht aus. Also Helm ab, nochmal den prüfenden Blick auf den Aufbau und über Fragen nach Rückkopplung, Responsiveness und Immersion nachdenken.
Fotos von Ursula Drees auf der Ars Electronica in Linz 2014, Location Hauptplatz Raumschiff.
Eine Figur. Sie geht und geht und geht und geht. Endlos, im gleichen Takt, stolpert nicht, zögert nicht, schreitet voran. Dabei verändert sich die Form. Von geometrischen zu organischen Formen von Partikeln zu festen Bestanteilen, alles in Bewegung, immer ohne Unterlass. Mittelachsial im Bild zentriert, weiss auf weiss, nur eine virtueller Lichteinfluss lässt die Konturen sichtbar werden. Es geht um die Architektur der Städte, das sich stetige Wandeln von einer Epoche zur nächsten, von stilistischen Träumen und Vorstellungen zu neuen Ideen.
Hier ein Video. Vom Soundtrack kann gar nicht genug gehört werden.
Digital Buddha von He-Lin Luo zitiert Nam June Paiks 1974 entstandenes Werk “ TV-Buddha“. Eine Buddha Skulputur wird als Live Feed auf einen Röhrenfernseher gesendet. Diese Arbeit beschäftigt sich einerseits mit dem Konflikt: Reproduktion und dingliche Figur, dem Original und seiner Kopie und andrerseits wird die meditative Trance bei einer vertiefenden, ruhigen, bewegungslosen Selbstbetrachtung angesprochen.
Fotografie von TV Buddha, Nam June Paik (1074) entnommen von brittanystanley.com
Digital Buddha zitiert das Werk, jedoch sehen wir einen Buddha, oder besser noch eine durch mathematische Methoden codierte geometrisch- abstrakte kinetische Buddhaskulptur. Sie dreht sich und dieses Bild wird durch eine Videoschleife auf einen Monitor gespielt. Stellt sich der Betrachter jedoch genau hinter diese Skulptur, wird der Datenstrom gestört. Eine Kamera ist in der Säule, auf dem die Skulptur sitzt, installiert. Bleibt der Betrachter still, wird er Zeuge, wie die Skulptur sich von Drehung zu Drehung in einen Buddha auf dem Screen verwandelt.
Eine virtuelle Replik wird erzeugt und erst jetzt entschlüsselt sich das Werk. In diesem Zusammenhang ist das virtuelle Bild das Werk, es ist die Realität, so zumindest denken wir, denn hier erst können wir die Abstraktion entschlüsseln und sehen die Figur. Welche Wirklichkeit ist die reale? Die Kinetische Skulptur oder das Buddhaabbild?
Von dieser Art stehen noch zwei andere Skulpturen in der Ausstellung auf der Ars Electronica in Linz. Eine zitiert die zwei ehemaligen Tower des World Trage Centers, so wenigstens meine Vermutung, die andere das Microssoft Logo.
Gesehen auf der Ars Electronica 2014, Linz
Fotografien „Digital Buddha“ von Ursula Drees
TECHTILE spricht den Tastsinn an. Wie intensiv fühlen wir Bewegung und Veränderungen von Objekten? Wasser einfüllen, Aufprall eines Balls, Rotationen von Inhalten? Es geht um alltägliche Berührungen. Mit diesem Experiment wird das Bewusstsein auf ebendiese taktile Feinheit gelenkt. Im ersten Experiment sieht man auf einem iPad einen Plastikbecher, in dem Wasser gefühlt wird. Zeitgleich hält der Besucher geno so einen leeren Plastikbecher in der Hand, fühlt aber genau die Veränderung wenn Wasser eingefüllt wird.
Ein zweites Experiment mit der gleichen Technik demonstriert wie sich der Aufschlag eines Squashballs auf einen Schläger anfühlt. Auf dem Ipad passiert die Aktion, wir halten den Schläger und fühlen die Ballberührung.
Beim dritten Experiment halten wir zwei Plastikbecher in der hand. In einem befinden sich 2 Murmeln, der andere ist leer. Mit dem Murmel gefüllten bewegen wir uns, rotieren, lassen die Murmeln hüpfen oder kreiseln. Die Bewegung fühlen wir in dem anderen leeren Becher.
Fotos © Ursula Drees
Die Arbeit entstand im 1. Quartal des NTT Communication Centers (ICC) , OPEN Space, The Research & Development Corner, Yauaki Kakehi Labratory der Keio Universität und ist Teil einer Präsentation von Arbeiten gleichen Themas. Das Motto lautet: HABILITATE, The UNusual.
Touchy ist eine Kamera getragen auf dem Kopf, die den Träger erblinden lässt. Mit einer touchsensitive Blinkikugel jedoch in den Händen anderer Menschen öffnen sich die Shutter und der Touchyträger erblickt die Welt. Nicht nur das, der Helm ist mit einer Kamera versehen, die nimmt das Gegenüber auf, ein touch-snap.
Eric Siu hat Touchy als soziales Vermittlungsinstrument in Zeiten digitaler Isolation mit mobilden Endgeräten entwickelt. Nur mit Hilfe Fremder kann er sehen. Touchy unterstützt Beerührungen, Begegnungen und Kommunikation in der Wirklichkeit. Ganz analog, ehrlich und direkt. Nicht nur ein Like irgendwo, sondern ein Touch-Snap, eine Fotografie vor Ort von lachenden Menschen, ganz hier im Jetzt.