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Szenographie als Nachschlagewerk? Am letzten Tag des Szenographie Festivals in Stuttgart machten wir uns Gedanken wie sich die Wissenschaft in der Kunst der Szenographie verfestigen kann. Es gibt viele Quellen, Bereiche, Gruppen, Agenturen und Künstler, die in der Szenographie arbeiten. Aber gibt es auch ein Forum, wo wir uns finden und Projekte sehen und austauschen können, voneinander lernen, kollaborativ zusammen sind, speichern und erweitern? Nein, nicht das wir wüssten. Da meldete sich Lea Mirbach mit ihrem gerade ins Leben gerufenen blog SZENOGRAFANS.
Neben dem passgenau gewählten Namen, eine tolle Möglichkeit jetzt und zukünftig diesen Blog als gemeinsame Platform zu etablieren. Deshalb gibt es jetzt eine eindeutige Aufforderung auf Szenografans zu gehen, zu lesen und sich zu überlegen welche Projekte, Ideen und Aktivitäten hier an die Öffentlichkeit gebrachten werden müssen.
Das werdet ihr sehen wenn ihr auf http://szenografans.wordpress.com geht.
CIAD-LAB – Light on a Smart City
Ein Projekt der Fakultät für Architektur an der Fachhochschule für Architektur in Köln, geleitet durch Prof. Jochen Siegemund. Zwei Vertreter eines 14 köpfigen Masterstudierendenteams stellten auf dem Szenografie Festival in Stuttgart das Projekt CIAD-LAB – Light on a Smart City vor.
Die Ausgangsdaten (hier gibt es Projektskizzen) müssen alles andere als inspirierend gewesen sein, es handelte sich wohl um einen Stapel statistischer Daten zur Stadt, die aufgearbeitet und verständlich gemacht werden sollten. Druckwaren in grafisch attraktiver Form präsentiert, Informationsgrafiken in den Raum gestellt, Filme und Interviews zur Lage an Wände gebeamt fallen einem da gerne ein, nicht aber eine Installation im Überflutungskeller der FH Köln.
Der liegt im Untergeschoss, ist gross und ganz der Funktionalität überlassen. Dieser Raum wurde zu einem Erlebnisraum umgestaltet.
Die Flutungshalle erhielt ein aus Kartondreiecken assembliertes grossformatiges Objekt, das mit Videomapping illuminiert und bespielt wurde. Im Innenbereich befand sich ein Micro, das die Lautstärke erfasste und je nach Laut oder Leise entsprechend farblich reagierte. Das Objekt reagierte auf die Besucher. Eine Galerie führt über den Flutungsbereich, wo dann folgerichtig choreografisch Soundeinspieler und Assoziationskollagen mit Film den Besucher zum Objekt führten. Das eine erfolgreiche Party den Abschluß der Show darstellte ist selbstredend.
Ausserdem darf erwähnt werden, dass alle Fotografien entweder von der begleitenden Website zur Projektdokumentation stammen oder von mir auf dem Festival gemacht wurden. Welches das Festivalbild ist und welches von der Site kommt, das sieht man ja.
Liste der Künstler:
Burcu Dogru
Christina Codjambopoulo
Constanze Paschen
Felix Grauer
Jantina Lipphardt
Julia Krütt
Lisa Müller
Mareike Klüver
Mareike Meiszies
Pola Bergmann
Tobias Pagel
Veronika Szczygiel
Julia Speicher
Betreuung:
Prof. Jochen Siegemund
Prof. i. V. Amandus Sattler
Prof. Dr. Michel Müller
Dipl. Ing. Dietmar Köring
Das Projekt unnamed soundsculpture will eine sich bewegende Klangskulptur sein. Die sehr ausdrucksstarke Berliner Tänzerin Laura Keil interpretiert das Musikstück – Kreukeltape von Machinefabriek – mehr als gekonnt. Mit 3 Kinekt Kameras werden von unterschiedlichen Perspektiven die Tanzbewegungen aufgezeichnet. Die Schnittmenge der drei Aufnahmen wurde später wieder zu einem dreidimensionalen Körper (3D-Punktwolke) zusammengefügt. Diese Vorgangsweise ermöglichte, die gewonnenen Daten während des weiteren Prozesses zu verwenden.
unnamed soundsculpture from Daniel Franke on Vimeo.
Die Kamera reagiert auf den Klang und unterstützt die tänzerische Interpretation des Musikstücks. Laura Keil bewegt sich in einem Klangfeld, in dem eine einfache Änderung des Anfangswerts für den Zufallsgenerator neue Versionen des Videos mit einem anderen Arrangement der aufgezeichneten Performance hervorbringen kann. Die Mehrdimensionalität der Klangskulptur ist bereits in jeder Bewegung der Tänzerin enthalten.
Laura Keil kann ihren Körper in Zeitlupe in alle denkbaren Positionen bringen, was der Aufzeichnung sehr zu Pass kommt. Ohne sie wäre diese soundsclupture nicht gelungen. Schade dass, sie nur in den Credits nicht jedoch als Mitbeteiligen Künstlerin erwähnt wird.
Credits:
Dancer: Laura Keil und Music: Machinefabriek „Kreukeltape“
www.onformative.com / www.daniel-franke.com
Price auf der Ars Electronica in Linz 2012: Anerkennung – Honorary Mentions
Auf der Cyber Arts 2012 Ausstellung im OK Offenes Kulturhaus, LINZ werden die besten Einreichungen des Prix Ars Electronica gezeigt. Gleich im Anschluss (sogar auch architektonisch) folgt die Ausstellung „Sinnesrausch“.
Wolfgang Georgsdorf präsentiert in einem Raum die Installation Smeller 2.0. Ein gigantisches Rohrsystem erzeugt Töne und gleichzeitig Geruchskulissen. Mit dem olfakto-kinetischem Kunstgerät kann komponiert, inszeniert, programmiert, aufgenommen, gespeichert und wieder gegeben werden. Georgsdorf entwickelte ein Notationssystem für Geruchsakkorde und -szenairien „Smellodies“ wie er sie nennt.
Der Raum wird durch einen aus Abflussrohren dominierten zentralen Punkt bestimmt. Daraus strömen Gerüche. Die Orgel von Rohren wird selber durch ein Gitter verdeckt, aber totzdem erahnt man die
Grösse des dahinter liegenden Aufbaus. Sie wird beleuchtet und gibt dem Raum die Grundstimmung.
Kompositionen sind nicht länger als 3 min und widmen sich Gerüchen wie Waldxylophon, Alpen, Mittagspause oder Mülldeponie. Die Komposition ist mit dem Titel im Kopf deutlich erkennbar, ohne wird es schwierig. Da hilft dann jeweils die sehr eindeutige Geruchskomposition. Wie wir bei Senses Reconnected lernten, sind Wald, Wiesen, Blumendüfte leichter als Stein oder Mülldeponie herzustellen. Bei Wolfgang Georgsdorf gab es keine Frage nach der Bestimmung der Gerüche. Die Mülldeponie hatte einen umwerfenden Effekt.
Rohr- und Kammersystem in zwei Blöcken mit 64 Quellkammern getrennt regelbaren Luftströmen, elektronisch gesteuert durch Computer und Keyboard über 128 Magnetventile. Elektronisch ansteuerbare Register und Schweller regeln Luftmenge, Luftdruck und Strahlstärke. Garnituren olfaktorische Geruchsquellen zur Bestückung der Quellkammern sind integriert.
Software mit Algorithmen zur Steuerung und Programmierung der Hardwarefunktionen sind ebenso notwendig um dies Orgel zum Spielen zu bekommen wir eine relationale Datenbank zur Anlage und Verwaltung der Geruchsmodule. Das Interface zur direkten Bedienung von Smeller 2.0 findet über eine Midi-Tastatur statt. Die fungiert wie eine Klaviatur.
Ich kam gerade richtig zur Generalprobe und konnte sogar hinter die Kulissen dieses riesigen Musik-Geruchsinsturment schauen. Der Künstler selber arbeitet schon seit längerer Zeit am Werk und nach eigener Aussage: „immer wenn es kommen soll und es zu ihm spricht, dann arbeitet er daran“. So hat es sich über mehrere Jahre oder Jahrzehnte zu dem entwickelt was jetzt zu sehen, zu hören und zu riechen ist.
Der heutige Tag auf dem Symposium wurde der Frage wie Kunst und Wissenschaft miteinander fusionieren gewidmet. Es geht um Grenzueberschreitungen und deshalb wurde der Wissenschaftler George Church, der den Lehrstuhl fuer Genetik an der Harvard Medical School inne hat, der diesjaehrige Gewinner der Goldenen Nica fuer Hybride Kunst, Joe Davis und, Jens Hauser, Kulturwissenschaftler, Kurator und Publizist an den Runden Tisch gebeten.
Joe Davis wurde mit der Arbeit „bacterial radio“ mit der Goldenen Nica ausgezeichnet. Diese Arbeit uebersetzt die Bewegungen und Beschaffenheit verschiedener Bakterienkulturen in Geraeusche. Wir hoeeren was nicht mal mit dem Auge zu sehen ist. In einem begleitenden 1 stuendigen Film wird Davis‘ Lebensweg, -ziel und – methodik geschildert. Und seine Werke beschrieben. Der Film von Peter Sasowsky „Heaven+Earth+Joe Davis“ vermittelt die impulsive und ungebaendigte Inspiration von Davis. Immer wieder wird die nur einmal ausgesprochene Frage nach vollstaendigem Irrsin oder Genialitaet aufgeworfen. Beim Zuschauen wurde es ein kontinuierlicher innerer Diskurs. Meine Wertevorstellungen und Einstellungen zur Kunst und Wissenschaft wurden erprobt und hinterfragt. Am Ende kam ich zum Schluss, dass der Film unbedingt gesehen werden muss, dass der Kuenstler eher in Richtung irrer Genialer tendiert und ich mit einer latenten Unsicherheit dem Kuenstler gegenueber die Dinge belassen kann wie sie sind.
Als nach den Vortraegen im Symposion Fragen von Seiten des Publikums erwartet wurden fiel niemanden so recht was ein. Wie beginnen? Mircobiologie und DNA Entschluesselung sind eher spezialisierte Wissenschaftsthemen, die kuenstlerische Darbietung und der Kuenstler selber schwer greifbar, lebensfroh, fahrig und mitreissend. Es wurde gefragt, ob der Kuenstler wirklich verstuende wie es um genetische Codes und Veraenderungen gestellt ist, ob er die wissenschaftliche Vertiefung fassen kann oder Erscheinungen, Erkenntnisse eher abstrakt begreift und in kuenstlerischer Manier Inspiration daraus schoepft. Mit anderen Worten ob er versteht was er tut?
http://www.joedavis.co.uk
Dieser Kuenstler ist eher in der Wissenschaftlerwelt denn in der Kunstszene bekannt. Und so wurde die Frage vom Publikum durch Apllaus begruesst. Trieb sie wohl viele um. Joe Davis betonte die konzeptionsbezogene, durch Ideen motivierte Form seiner Arbeit. Im Film jedoch kam neben dem Ausdruckswunsch und Formwillen Kenntnisse der Elektronik zum Vorschein. So blieb die Frage halb beantwortet, halb im Dunkeln. Das mindert nicht die Qualitaet der prämierten Arbeit. Bakterienradio hoeren wir nicht so oft.