Monthly Archives: August 2012
Am 30. August, also gestern wurde die Installation von Seiko Mikami betitelt „Desire of Codes“ im Programm der Ars Electronica in Linz im Lentos Kunstmuseum eröffnet.
Seiko Mikami (geb.1961) beschäftigt sich mit dem Themenkomplex Information, Gesellschaft und Körper. Ihr Interesse gilt den Schnittstellen zwischen Mensch und Maschine sowie der Wahrnehmung des Menschen und jener der Maschinen. Seit den 1990er Jahren setzt sie ihre künstlerischen Recherchen meist in Form großformatiger, interaktiver Installationen um. Dazu zählen „Molecular Informatics“(1996),„World, Membrane and the Dismembered Body“ (1997) und „Gravicels“(2004) und „DesireofCodes“(2010). Seiko Mikami lebt inTokyo und ist seit 2000 als Profesorin am MediaArtLab der Tama Art University tätig.
Die Installation setzt sich aus 3 Teilen zusammen.
„Wriggling Wall Units“
An einer meter langen weißen Wand sind neunzig mechanische Fühler mit eingebauten Überwachungskameras angebracht. Sie richten sich nach den Bewegungen der Besucher aus. Die Kameras sind hochempfindlich, die Mikros ebenso.
Sie zeichnen alle Bewegungen und Geräusche auf. Die Kameras sind klein, filigran und geometrisch an der weissen Wand angeordnet. Sie reagieren ohne Verzögerung und vermitteln den Eindruck von grosser Selbstständigkeit.
„Multi Perspective Search Arms“
In einem anderen dunklen Raum findet man 6 Roboterschwenkarme, die an der decke installiert in den Raum hineinreichen.
An den Enden sind Kameras, Miniaturlaserprojektoren und Ministrahler angebracht. Auch hier nehmen die Kameras jede Bewegung wahr und folgen ihr.
Die Aufgezeichneten Bilder werden in einer Datenbank gespeichert und auf den 3. Teil dem sogenannten
„Compound Eye Detector Screen“ in Echtzeit projiziert.
Die runde Projektion setzt aus 61 kleinen Wabenbildern zusammen. Hier können sich die Besucher selber sehen. Einige zeigen die Live Bilder, andere geben Bilder aus der Datenbank der “Desire of Codes” wieder.
Hier finden sich Bilder aus Überwachungskameras der Welt: Flughäfen, öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Banken, Strassen, Denkmäler usw.. Wir befinden uns in einer Doppelrolle: einerseits Bildgeber, andrerseits Abbildung.
Wenn in dem Raum „Multi Perspective Search Arms“ längere zeit nichts geschieht, die Roboterarme ruhen werden im „Compound Eye Detector Screen“ Raum, der grossen Wabenbilder Projektion die Abbildungen immer schärfer und detaillierter. Sie fallen dann in eine Art Traummodi. Nur wer sich wirklich still in der Installation verhält ist in der Lage diese Bilder zu sehen.
Der Klangraum
Als Letzte Komponente gibt es einen Klangraum. Neben der Speicherung der Bilder werden auch sämtliche Klänge und Geräusche aufgenommen. Richtungsmikros reagieren auf alle Töne und zeichnen sie auf. Sie werden in die Datenbank geschickt und miteinander abgeglichen. In unterschiedlichen Abständen werden diese Klangkollagen im Raum abgespielt.
Nachdem ich meine Presseunterlagen im Linzer Bruckner Haus in Empfang genommen habe und den Schock der Vielzahl und Menge des Angebots verkraftet habe, ging es los in die im Stockwerk drunter liegende Ausstellung mit informationsgrafischen Bildschirmapplikationen zum Thema: The Big Picture Exhibition: Datenvisualisierung.
Die Arbeit von Tatiana Plakhova mit dem Titel : Chaos and Strukture war eine aesthetisch getriebene Zusammenstellung der Weltkarten im Laufe der Zeit. Die Beschreibung, siehe oben, war ein wenig irre fuehrend, denn wer „the viszualition depicts the chaos theory in abstract mathematics“ liest, der hat vielleicht nicht schoen aufgearbeitete Karten, die im langsam gleichmaessigen Fluss einer weichen Blende entlang fliessen, vor dem inneren Auge.
Andere Bewegungen der menschlichen Produktivitaet, wie z.B. „The Map of Internet Submarine Cables“ von Nicolas Rapp im Auftrag des Fortune Magazines vereinten Aussage, Klarheit der grafischen Ikonografie, Bewegung und faktische Dokumentation zu einer fesselnden Einheit.
Haengen blieb ich bei der Installation „GeoPulse Beijing“ von Michale Badics und Yang Lei.
Ein infrarot gesteuerter Stift, Pointer syncronisiert sich mit einem Rechner, der auf eine Datenbank zugreift. Der Besucher haelt sich vor einem Tisch, mit entsprechender Karte von Peking auf, findet ein Buch wo jede Seite spezielle Inhalte beschreibt. Es lassen sich Orte von Beruehmtheiten, von wichtigen Monumenten wie Theatern oder Plaetzen mit dem Stift anwaehlen. Im Pointer ist eine Kamera eingebaut, die den Seitenbereich scannt und die Information an die Datenbank schickt. Auf einem Monitor wird der Entsprechende Inhalt angezeigt.
Die Verbindung Buch, Stift, anschreiben und Monitor ist eine vollstaendig selbsterklaerende Bedienung. So einfach und natuerlich dass nicht einmal ein Wunsch nach der Frage „Wie mache ich das“ aufkeimt. Wenn etwas so unkompliziert ist, dann soll sich das System in der Wissensvermittlung, in Schulen und Museen durchsetzen. Frage ist nur, ob die Stifte teuer sind.
Die Ars Electronica Festival startet am 30. August und steht unter dem Motto „The Big Picture – Weltbilder für die Zukunft“. Best-Practice-Beispiele aus Kunst und Wissenschaft fordern einen neuen, offenen Blick für die Entwicklung einer Vision für unsere Zukunft. Es wird nach dem „Big Picture“ gefragt. Wie kann sich das darstellen und wie kann es sein. Eine Vielzahl von internationalen WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen sind von 30. August bis 3. September in Linz, darunter der Künstler und Wissenschaftler Joe Davis (US), Genetik-Professor George Church (US) von der Harvard Medical School, der Robotik-Wissenschaftler Hiroshi Ishiguro (JP), der Gründer des Online-Wissenschaftsmagazins Seed Adam Bly (CA), der Kurator, Autor, Videofilmer und Kulturpublizist Jens Hauser (DE/FR) oder Julius von Bismarck (DE), der Shooting-Star der europäischen Medienkunstszene. Der übrigens bei Joachim Sauter an der UdK studierte.
Unter http://www.aec.at/thebigpicture/ steht mehr.
Empfehlenswert am 1 September die voestalpine Klangwolke. Eine Musikinstallation aus menschlichen und robotischen Protagonisten, tausenden Leuchtbuchstaben und der illuminierte Architektur der Stadt selbst sind Teil dieser Klangwolke, die von der Vernetzung unserer Welt erzählen wird.
Den Anfang dieser Geschichte markieren die Entdeckung der Elektrizität und der Siegeszug des künstlichen Lichts. Die Geschichte geht weiter mit der Erfindung der Telegrafie und Telefonie, von Film und Fernsehen und den ersten erfolgreichen Versuchen digitale Botschaften von A nach B zu übertragen.
Hört sich klassisch an und deshalb wird es spannend. Spannend obs neuartig wird.
Origin ist die vorerst Letzte der gross formatigen LED Skulpturen der Künstlergruppe UVA (United Visual Artists) aus London. Diese Skulptur ist Teil des „The Creators Event“ Festival in New York und untersucht die Akzeptanz der Menschen mit technischen Medien und Formen zu leben.
Sie ist zwischen 2 Brücken an der Küste von Brooklyn installiert. 10 m x 10 m umfasst die quadratische Skulptur, sie ist begehbar und reflektiert die Bewegungen der Besucher im Innenbereich.
Es ist ein Baugerüst das durch RGB-LED Leuchtmittel, die an der Konstruktion installiert werden, zu einem reaktiven und bewegten Kunstcubus wird.
Origin is das Ergebnis und die Verdichtung einer Serie von Arbeiten und Tests die während der Entstehung von Orchestrion, einer aufwändigen Bühnenshow für Coachella 2011 entstand ist. DAs Coachella Valley Music and Arts Festival (auch bekannt als Coachella, Coachellafest oder Coachella Festival) ist jähliches 3 Tagefeestoval für Music und Arts was von Goldenvoice (eine Ausgründung der AEG Live) veranstaltet wird. ES wird in der Regel im Empire Polo Club in Indio, California abgehalten.
Origin ist eine Zusammenarbeit von United Visual Artists und Scanner, die für die Musik verantwortlich sind.
Origin from United Visual Artists on Vimeo.
In Auftrag gegeben von The Creators Project, 2011
Musik und Soundscore von Scanner
Zusätzliches audio programming: Henrik Ekeus und Dave Meckin
Produziert von Keri Elmsly
Photos von James Medcraft und von Bryan Derballa
Richtie Hawtin ist in erster Line Komponist elektronischer Musik, genauer Techno. Er arbeitet und präsentiert sich unter dem Pseudonym Plastikman. Auf seiner Tournee hat er die Besucher durch eine extra hergestellte iPhone App Plastikman Sync an der Gestaltung des Live Acts teilhaben lassen. Die App names SYNK greift auf ein WLAN Netzwerk zu, dass vor der Aufführung installiert wird.
iPhone nutzende Zuschauer loggen in das WLAN ein, die App mit dem Steuerungsprogramm über das Richtie Hawtin alias Plastikman die Show steuert synchronisiert sich mit beiden Geräten. Jetzt lässt sich auf einen Kameralivestream zurückgreifen, wo der Künstler in einer Naheinstellung das Equipment erklärt, ausserdem lässt sich der Screencast aktivieren.
Immer wenn der Vibrationsalarm auf den iPhones ausgelöst wird, darf der Zuschauer Geräusche und Melodiefolgen (Sounds + Samples) aktivieren und Visuals ändern. Hatwin selbst performed in einem halbrunden LED Ring, welcher von der Firma Derivative gestaltet und installiert wurde. In der Mitte steht der Künstler und ist nur zu sehen, wenn der LED Ring nicht mit Bildern bespielt wird. Deshalb ist der Blick hinter die Kulissen von Interesse.
Plastikman LIVE @ T in the Park 2010, Uploaded by DJKetamoin on Jul 12, 2010
Und natürlich wird die frühe und traditionsreiche Aufführungskultur von Musik in Frage geteilt. Das Konzert wird gespielt und die Musiker werden gezeigt. Der Zuschauer wird Teil des live entstehenden Musikstücks durch das Beobachten der Arbeit und dem Zusammenspiel der Musizierenden.
plastikman @ Sonar Barcelona 18jun10 Uploaded by firevai777 on Jun 18, 2010
Aber gleichzeitig rückt er in den Hintergrund, er wird Teil eines performativen Aufführungskonzeptes, indem die Zuschauer durch direkten Eingriff auf das Geschehen mit Hilfe der Application die Rolle der Regisseure ergreifen. Zwar ist das Handeln der Zuschauer geplant und geordnet aber die Aufführung selbst ist nicht vorhersehbar. Die Grenze zwischen Künstler und Betrachter wird aufgeweicht. In einem Interview mit der Zeitung LA Weekly unterstützt der Künstler die Absicht: “ So everyone talks about technology democratizing everything. With our app we will actually blur the lines between the performer and the audience, actually forcing questions of, who is the performer, who is being in control, It is an experiment.“
Das Rund der LED Wand gibt erheblichen Spielraum für Bildfolgen. hier werden kaleidoskopische Orgien gefeiert und sich dem zu entziehen ist fast unmöglich. Das Zusammenspiel Techno, Bild, Bewegung ist füe einander geschaffen.
Mehr Informationen finden sich unter http://www.derivative.ca/Plastikman/ und http://plastikman.com/live/ und http://blogs.laweekly.com/westcoastsound/2010/04/coachella_qa_dj_richie_hawtin.php