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Xu Bing wurde 1955 in China geboren, lebte mehr als 18 Jahren in den USA und ist sei 2008 Direktror der Central Academy of fine Arts in Peking. Zu diesem Zeitpunkt bekam er den Auftrag für den Eingang des World Finance Centers in Peking eine Installation zu machen. Er sagt er sei anfangs von den primitiven Arbeitsbedingungen auf der Baustelle geschockt. „Meine Haut fröstelte“ so Xi Bing. Er fertigte aus den Resten, Abfällen, Gerätschaften der Baustelle zwei riesige Vögel, die Phönixe. Sie sind 27 Meter lang. Ein Vogel ist männlich der andere weiblich. Der Künstler dachte anfangs die Skulpturen in zwei Monaten fertigen zu können, letztendlich dauerte es 2 Jahre um sie abzuschließen. Sie wurden auf der Shanghai World Expo, im Massachusetts Museum of Contemporary Art, in der Cathedral of Saint John the Divine in New York City und auf der Biennale in Venedig gezeigt.
Ein Phönix ist ein mythischer Vogel der am Ende seines Lebens oder Schaffens verbrennt und aus seiner Asche erneut aufersteht. Es soll ein rot- goldener Vogel sein der alle 500 Jahre neu aus der Asche des Osiris aufersteht. Es ist ein Symbol der Unsterblichkeit, der Auferstehung.
Auf der Biennal in Venedig wurden die zwei Vögel in den Schiffshallen des Arsenal aufgehängt. Sie füllen eine Halle fast vollständig aus. Sie scheinen gerade los fliegen zu wollen: groß, majestätisch und unzerstörbar.
In der Beschreibung der Arbeit wird das Zitat von Hans Krailsheimer vorgestellt: Many correct decisions were made because the way for the wrong one was just not free. “ Das tägliche Leben beinhaltet richtige und weniger richtige Entscheidungen. Jeden Tag immer und überall. Einige dieser Entscheidungen haben grosse Wirkung auf das spätere Leben , andere derweil spielen keine Rolle. Manche beeinflussen nicht nur das eigene Leben sondern das anderer oder sogar von Gemeinschaften. Dieses Bild ist eine Metapher für das Leben. Es stellt sich eher als Bild als als Interface dar. Nur mit einem Knopf wird ein Lichtkreis geschlossen. Oder aber auch nicht.
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Die in der Mitte liegende Schaltzentrale, Knotenpunkt bezieht sich auf den Einzelnen. Wir stehen für uns jeweils in der Mitte aller Dinge, Gedanken, Regungen und Entscheidungen. Dort werden individuelle Ziele und Erfolge aufgezeichnet. Aber es gibt eine Menge Kanten und Ecken, Umwege und Misswege. Die finden sich an den Aussenseiten des Bildes. Wie eine Person in einem Irrgarten versucht Elektrizität auch einen Weg zu finden, und dabei wird immer der kürzeste gesucht.
Das Projekt „Kurzschluss“ ist ein elektronischer Entscheidungsgerät in der Form eines Labyrinths.
Eigentlich lässt es sich mit Flaschendrehen vergleichen. Ich stelle also eine Frage und lege die Antworten innerlich an den unterschiedlichen Ausgängen an. Dann drücke ich den Knopf uns schaue wo das Licht aufscheint. Das wird der richtige Weg sein. Die Entscheidung ist gefällt. Danke Kurzschluss.
Photographien von Ursula Drees gesehen auf der Ars Electronica 2014 Linz
Dieses Werk verunsichert den Besucher. In den gläsernen Schaukästen liegen in weissen Tüchern eingewickelt täuschend echte Neugeborene. Sie schlafen friedlich, aber dennoch .. schon auf den ersten Blick scheint was nicht ganz so in Ordnung zu sein. Und tatsächlich, wir sehen Babies mit Annormalitäten, die aber durch mühevolle Operationen optimiert wurden. Die Kinder sind Zivilisationsbabies, sie sind verbessert. Die Modifikationen wurden zur Vorbeugung von zukünftigen Krankheiten, Umweltsünden oder Mobilitätsbeeinträchtigungen vorgenommen. Es grummelt im Bauch, denn es scheint nicht abwegig. Wir werden in absehbarer Zeit Modifikationen am Körper vornehmen. Und zwar welche, die nicht durch Krankheiten hervorgerufen werden. Wir reden nicht von Herzschrittmachern, Linsenkorrekturen, Venenverödung oder Implantaten. Wir reden von implantierten Informationsgeräten. Chips im Finger zum Bezahlen. Von Gesundheitsmessern unter der Haut und durchscheinenden leuchtenden LED Displays.
So scheint es nur richtig in Kindesalter, in Babyalter mit den Verbesserungen zu beginnen. Die Arbeit ist morbide.
…………Für eine aerodynamische Schädelform werden Nadeln operativ an den Nasenrücken und den Schädelknochen angebracht. Die Steckstifte werden 1 mm pro Tag angezogen und ermöglichen die entsprechende Verformung.
Durch schuppenförmige Hautlappen, speziell gezüchtet, werden im Zuge der globalen Erderwärmung zusätzliche Bereiche zur Körperabkühlung geschaffen. In der Zukunft wird bei höheren Aussentemperaturen gearbeitet und durch die hohe Venenansammlung am Kopf eignet sich dieser Bereich am Besten zur Abkühlung.
Das mittlere Zehenglied wird bei einer hohen Asthmawahrscheinlichkeit entfernt. Die weiche fleischige Haut bietet eine gute Einschnürfläche für den Hakenwurm, ein Parasiten zur Reduktion von allergischen Reaktionen.
Eine düsenähnliche Körperöffnung kann durch eine Erweiterung der Haut und eines dünnen Muskels hinter dem Ohr erzeugt werden. Dies Öffnung kann verengt oder erweitert werden und es bildet sich eine Art Schliessmuskel. Ein Baby mit einer chronischen Krankheit, die konstanten Medikamentengebrauch verordnet, würde durch eine Extraöffnung zur Einnahme von Medikamenten eine Erleichterung erfahren. Vor allem an einer Fettarmen Körperstelle die die Absorption der Medikamente verlangsamt.
Die Erweiterung der Wangenhaut kann durch Weitungsklammern erreicht werden. Die Klammern werden in die Aussenhaut der Haut operiert und der Muskel wird über einen Zeitraum von ca. 3 Monaten gestreckt und geweitet. Das ermöglicht eine Koffeinzugabe für Kleinkinder und Erwachsene mit einer besonders stressbetonten Karriere oder Tätigkeit.
Diese Arbeit hat auf der Ars Electronica 2014 eine Hororary Mention im Bereich Installation erhalten.
Dier Schwanz wird an das Heck montiert. Er kommentiert die Gefühlslage des Fahrers oder der Fahrerin. So wie bei einem Hund. Schwanz wedeln von links nach rechts und umgekehrt in ruhiger Art : Freude. Oder eher als Drehung: grosse Freude ggf. auch ängstliche Aufregung. Einziehen und eng an die Stossstange nach unten schmiegen: Furcht; nach oben: alles gut hier usw.
Der Schwanz wird mit einem Joystick von der Mittelkonsole bedient. Hoch halten, runter halten, hin und her in der Waagrechten geht. Der Thanks Tail in leuchtendem Pink oder mit LED kann ich mir auch vorstellen. Damit man ihn auch wirklich sieht.
Photo Ursula Drees
Abu Bakarr Mansaray wurde 1970 in Sierra Leone geboren. Es ist eines der ärmsten Länder dieser Welt. Bürgerkriege haben das Land von innen her ausgehöhlt. Auf eine Zukunft können die meisten nicht hoffen. Die Schulbildung beschränkt sich auf das Nötigste, dann wird Geld verdient. Abu Bakarr Mansaray durfte bis 1987 in die Schule, immerhin 17 Jahre. Das allein reichte ihm nicht. Er brachte sich Aspekte der praktischen Natur- und Ingenieurswissenschaften bei. Ein Autodidakt wie er im Buche steht.
Dann begann er sein Wissen künstlerisch einzusetzen und baute aus Technik- Müll, Kabeln oder anderen ausgedienten Technikequipment dekorative Objekte. Das ist in Sierra Leone populär. Mit der Zeit wurden aus den Kunsthandwerklichen Skulpturen immer futuristischere Formen und Maschinen. Diese Maschinen sollten für alles mögliche gut sein, für Feuer, Licht, Luft, Wasser, Kälte, Bewegung oder zur Tonerzeugung. Und das wiederum brachte ihn zu den Zeichnungen, die jetzt auf der Biennale gezeigt wurden.
Denn diese Zeichnungen sind Konstruktionszeichnungen, vorbereitende Skizzen für seine Zukunftsmaschinen. Sie sind ausgefeilte Produkte der Phantasie und so stehen sie als unabhängige Arbeiten gleichberechtigt neben den Skulpturen. Er zeichnet mit Kugelschreiber, Bleistift, allen möglichen Filzstiften oder Kreiden. Feingliedrig und detailreich eröffnen sie Vorstellungen. Die Kombination aus poetischen Einfallsreichtum, aus Technikdarstellung der Phantasie entsprungen und den Motiven lassen an Konstruktionen von Leonardo da Vinci denken.
Die Konstruktionen scheinen funktionieren zu können, wären sie vor 400 Jahren publiziert worden. Dann wäre dieser Künstler auch Ingenieur und Erfinder gewesen. Vielleicht sogar wären einige dieser Ideen zu Prototypen gebaut worden. Vielleicht wäre sogar der Versuch gemacht worden, so ein Teufelswerkzeug zum laufen zu bringen. Vielleicht wäre der Künstler verbrannt worden. Diese Gedanken leben bei der Betrachtung auf. Es ist die Naivität der Motive, die in unserer Technik versessenen Welt Einsicht und Verstehen für das Jetzt hervorrufen.