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„Energy Parasides“ von Eric Paulos


Eric Paulos hat mit kleinen handgefertigten Objekten sogenannte „Energy Parasides“ Maschinen zur Energiegewinnung gebaut, die sich parasitär an grosse Bewegungsobjekte anbringen lassen. Grosse Objekte der Bewegung sind Strassenbahnen, Rolltreppen, Stadtbrunnen oder Schiffe, alles was sich bewegt und im öffentlichen Raum eingesetzt wird. Die Energy Parasides verfügen ueber Propeller, Wind- oder Mühlenräder und produzieren bei ihren Einsätzen kleine Mengen an Energie, 4 Volt, eher weniger.


Der Künstler hat in Linz an verschiedene Plätzen entsprechende Lebensräume oder Hostmaschinen für seine Parasiten ausgewählt. Er klebt sie an Strassenbahnen und bei Abfahrt wird der Propeller bewegt. Schon wird Strom erzeugt. Oder ein parasitäres Energieobjekt befindet sich ganz unauffällig unterhalb einer Rolltreppe. Manchmal steht ein Objekt an einem Brunnen unterhalb eines Lastwagengrills. Damit hat er eine Honorary Mention Interctive Art auf der Ars Electronica 2012 in Linz erhalten.




Annerkennung Interactive Art auf der Ars Electronica 2012

Ars Electronia Symposium Kunst und Wissenschaft


Der heutige Tag auf dem Symposium wurde der Frage wie Kunst und Wissenschaft miteinander fusionieren gewidmet. Es geht um Grenzueberschreitungen und deshalb wurde der Wissenschaftler George Church, der den Lehrstuhl fuer Genetik an der Harvard Medical School inne hat, der diesjaehrige Gewinner der Goldenen Nica fuer Hybride Kunst, Joe Davis und, Jens Hauser, Kulturwissenschaftler, Kurator und Publizist an den Runden Tisch gebeten.

Joe Davis wurde mit der Arbeit „bacterial radio“ mit der Goldenen Nica ausgezeichnet. Diese Arbeit uebersetzt die Bewegungen und Beschaffenheit verschiedener Bakterienkulturen in Geraeusche. Wir hoeeren was nicht mal mit dem Auge zu sehen ist. In einem begleitenden 1 stuendigen Film wird Davis‘ Lebensweg, -ziel und – methodik geschildert. Und seine Werke beschrieben. Der Film von Peter Sasowsky „Heaven+Earth+Joe Davis“ vermittelt die impulsive und ungebaendigte Inspiration von Davis. Immer wieder wird die nur einmal ausgesprochene Frage nach vollstaendigem Irrsin oder Genialitaet aufgeworfen. Beim Zuschauen wurde es ein kontinuierlicher innerer Diskurs. Meine Wertevorstellungen und Einstellungen zur Kunst und Wissenschaft wurden erprobt und hinterfragt. Am Ende kam ich zum Schluss, dass der Film unbedingt gesehen werden muss, dass der Kuenstler eher in Richtung irrer Genialer tendiert und ich mit einer latenten Unsicherheit dem Kuenstler gegenueber die Dinge belassen kann wie sie sind.

Als nach den Vortraegen im Symposion Fragen von Seiten des Publikums erwartet wurden fiel niemanden so recht was ein. Wie beginnen? Mircobiologie und DNA Entschluesselung sind eher spezialisierte Wissenschaftsthemen, die kuenstlerische Darbietung und der Kuenstler selber schwer greifbar, lebensfroh, fahrig und mitreissend. Es wurde gefragt, ob der Kuenstler wirklich verstuende wie es um genetische Codes und Veraenderungen gestellt ist, ob er die wissenschaftliche Vertiefung fassen kann oder Erscheinungen, Erkenntnisse eher abstrakt begreift und in kuenstlerischer Manier Inspiration daraus schoepft. Mit anderen Worten ob er versteht was er tut?
http://www.joedavis.co.uk

Dieser Kuenstler ist eher in der Wissenschaftlerwelt denn in der Kunstszene bekannt. Und so wurde die Frage vom Publikum durch Apllaus begruesst. Trieb sie wohl viele um. Joe Davis betonte die konzeptionsbezogene, durch Ideen motivierte Form seiner Arbeit. Im Film jedoch kam neben dem Ausdruckswunsch und Formwillen Kenntnisse der Elektronik zum Vorschein. So blieb die Frage halb beantwortet, halb im Dunkeln. Das mindert nicht die Qualitaet der prämierten Arbeit. Bakterienradio hoeren wir nicht so oft.

Joe Davis Gewinner der Goldenen Nica auf der Ars Electronica mit dem Werk: Bacterial Radio“

Joe Davis und Bacterial Radio
bacterial radio / Joe Davis

An dieser Schnittstelle von Biologie und Technik operiert auch das Projekt Biological Radio. Ein Detektorradio ist ein einfacher Schwingkreis, der lediglich Induktivität, Kapazität und einen „Kristall“ – einen mineralischen Halbleiter zur Umwandlung der empfangenen Radiosignale in elektrische Gleichstromsignale, die mit einem Kopfhörer in Schall aufgelöst werden können – benötigt. Ein solch einfacher Schaltkreis kommt ohne Batterien, Röhren oder Transistoren aus, und arbeitet allein mit der Spannungsdifferenz zwischen Antenne und Erde.


Joe Davis: „Im Frühjahr 2011 entwickelte ich einen flachen, in eine Petrischale passenden Schaltkreis. Dieser wurde dann als Negativrelief in Polydimethylsiloxan-Gel gegossen. In die Einbuchtungen wurden Zellen und Nährmedien eingebracht. Bei den Zellen handelte es sich um E. Coli-Bakterien, die mit einem Gen zur Kodierung von Silicatein1, einem bei vielen Meeresorganismen vorkommenden Protein, modifiziert worden waren. Mithilfe dieses Proteins polymerisieren diese Organismen Siliziumoxid aus Meerwasser, woraus sie dann ihre fantastische Vielfalt an Endo- und Exoglasskeletten schaffen. Das für Bacterial Radio verwendete Silicatein-Gen wurde aus dem Meeresschwamm Tethya aurantia isoliert. Silicatein ist ein „promiskes“ Protein; wird das Nährmedium statt mit Siliziumoxid mit Metallsalzen oder Halbleitern angereichert, polymerisiert es diese an seiner Stelle. So bekamen die beiden in Bacterial Radio verwendeten Bakterienkulturen ihre elektrischen Eigenschaften mitgeteilt. Die bakteriellen Bestandteile des Schaltkreises wurden schließlich im Polydimethylsiloxan-Gel fixiert und durch Kontaktstifte und Drähte miteinander und mit seinen externen Komponenten Antenne, Erde und Kopfhörer verbunden.“

Die Molekularbiologie für Bacterial Radio wurde mit Tara Gianoulis und Ido Bachelet am Wyss Institute for Biologically Inspired Engineering und im Labor von George Church am Department of Genetics der Harvard Medical School entwickelt.

Moone Goose Analogue: Lunar Migration Bird Facility von Agnes Meyer-Brandis, Award of Distinction Hybrid Art Ars Electronica

Agnes Meyer-Brandis (DE)
Award of Distinction Hybrid Art





Agnes Meyer-Brandis knüpft an Bischof Francis Godwins Erzählung „The Man in the Moone“ (1603) über ein von Gänsen gezogenes Mondreisegefährt an. Und zwar indem sie elf dieser Vögel großgezogen, ihnen Astronautennamen gegeben und auf sich als Gänsemutter geprägt hat. Anschließend hat sie mit ihnen das Fliegen trainiert, Expeditionen unternommen und sie in einem Mond-„Analog“ – einem den Mond nachbildenden Lebensraum, wie ihn auch Astronauten zum Training nutzen – untergebracht.

Die Aktion ist in einem 20 min. Film dokumentiert. Die Künstlerin prägt ihre Gänse auf sich und lehrt sie dann in unterschiedlichen Astronauten Programmen an. Das Kunstwerk ist nicht nur humorvoll und poetisch, sondern auch phantasie und -liebevoll.