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Diese Installation macht digitale Prozesse sichtbar. Vertikal verlaufende rote Fäden, werden an beiden Enden an Motoren befestigt. Die Fäden untereinander sind durch Gummibänder verbunden. Sobald sich die Motoren zufällig ein- und ausschalten, fallen die Fäden locker oder spannen sich. Die Motoren werden von Geigerzählern gesteuert – sie messen die kosmische Hintergrundstrahlung. Interface I zeigt Zeit und Raum in ständig wechselnder Gestalt.

Sie ist in einem grossen dunklen Raum aufgebaut. Eine lange Installation. Sie sieht beeindruckend aus. Filigran die Fäden und die Bewegung. Leises Motorensurren im Hintergrund. An jeder Verbindung verschiebt sich etwas nach oben oder unten. Ein steter Wandel, leicht und konstant. Es ist eine sehr technische Installation. Viele Motoren summen und dennoch ist die Bewegung schwebend und wie aus Geisterhand. Die Grösse der Installation erstreckt sch über den Raum. Ein dunkler Raum, die roten Fäden aufgezogen an Metallstreben, die Fahrradspeichenformat aufweisen, bewegt sich auf und ab. Ein stets wechselndes Ereignis. Es ist meditativ.

Produziert von NOME Gallery Berlin 2016
Produktionsassistenz: Antje Weller Forschungen und Experimente zur Realisierung von Interface I wurden im Rahmen von Ralf Baeckers Forschungsprojekt Time of Non-Reality an der Universität der Künste Berlin durchgeführt.


Er ist 19,5 Zensiert gross und wie 390 Gramm. Es ist ein mobiles Roboter-Handy. zusammen mit SHARP wurde diese kleine, niedlich anzusehende Figur geschaffen. RoBoHoN kann so einiges. Er hat natürlich alle Handyfeatures von Kamera bis Wecker. Zusätzlich verfügt er über einen Miniprojektor. Damit lässt sich auf eine Grösse von 15 cm ein Bild, Spiel oder sonst was beamen. RoBoHoN kann noch laufen, tanzen, sprechen, den Kopf drehen und hören. Das Kommunikationssystem basiert auf Sprachbefehlen.


5 RoBoHoNs standen auf der Ars Electronica aufgereiht neben einander, sie wurden mit einem kleinen Spotlight in den Fokus gesetzt, eine schöne, anschaulich verspiele Videoprojektion lief drüber, super Musik im Hintergrund und dann fingen sie an zeitlich zu tanzen.
Alle durften mal ein Feature präsentieren. Das Sprechen, die Augen leuchten lassen, die Hände ausstrecken, dem Beamer zeigen, Tanzen und was der noch kann. Er kostet grad mal 2000 Euro.

Der Entwicklungsprozess wurde mit wunderbaren Prototypen und Zeichnungen visualisiert. Es ist ein gelungener Kerl und schon juckt es in der Tasche. Portemonnaie raus und kaufen.





Es ist eine zweiteilige Installation. Einerseits ist es eine Serie von Videos zum informellen eWaste Recycling Netzwerk in Delhi und andrerseits ist es eine moderne Interpretation eines Mantras. Es ist aus eWaste gemacht und stellt das Symbol „Smara-hara- Yantra“ übersetzt „Remover of Desire“ dar. Es ist ein Talisman, ein Energie Diagramm und hilft bei der Befreiung vom Begehren und dem Zwang der Konsumwelt und der Konsumgüter.

Neben der Schönheit und Geschlossenheit der Struktur ist die Simplizität auf der Ars Electronica ein berückender Moment. Es ist gut sichtbar auf dem Boden ausgelegt, niemand tritt darauf, die Idee vermittelt sich sofort, die Erkenntnis ebenso. Es macht keinen Ton, ist leise und bescheiden inmitten der technologisch aufgeladenen Electronic; der Kunstwerke, die nur durch intensive Betrachtung, Lesen und Studieren zu entschlüsseln sind. Dieses Werk spricht für sich, leise, einfach, überzeugend.
Das Kinematics Dress und Floraform.
Das Kinematics Dress ist aus unterschiedlich grossen Dreiecksmodulen, die wie Puzzle zusammen steckbar sind im 3 D Drucker aus Plastik entwickelt. Hier geht es um den Fertigungsprozess. Der ist neu, ein modulbar gedrucktes Kleid oder Kleidungsstück. Wer einen 3 D Drucker hat kann mit entsprechenden Programmsteuerungskenntnissen seine Garderobe verbessern. Die Dreiecke müssen nicht mehr zusammen gesteckt werden, das spart Zeit, der Drucker druckt das Ganze in einem Satz. Wie lange gedruckt wird, ist noch unklar, aber da wird die Industrie Lösungen finden. Übrigens wird von 4 D Druck in den einschlägigen blogs gesprochen. Sie übernehmen die vorgeschlagene Nomenklatur der Macher Jessica Rosenkrantz und Jesse Louis-Rosenberg aus US Massachusetts.

„4D printing refers to 3D-printing something in one shape that is intended to be in another shape,“ creative director Jessica Rosenkrantz. „The design transforms into its final configuration without manual labour. The shape it is printed in may be advantageous for various reasons: faster, cheaper, or printing larger objects in a smaller volume.“
4D Print bezieht sich auf den 3 D Druck und der zeitgleichen Assemblage, dem Zusammenfügen von Modulen zu einer grösseren Form. Die Gestalt wird direkt produziert. Es gibt keinen weiteren Fertigungsschritt, es werden keine weiteren Hände benötigt. Es ist schneller, kostensparender und es können grössere Objekte in kleineren Auflagen gefertigt werden.

Das Kleid selbst hat wie alle 3 D hergestellten Produkte eine überschaubare Komplexität und einen geringen Anspruch an Schnitt und Material. Ein Hänger, aber immerhin schon in einem schönen Yves Klein Blau, und wie immer aus Plastik. Wie wird es angezogen?

Es ist tailliert, gibt es einen Verschluss irgendwo? Es kann abgesprüht werden wenn es schmutzig ist und klein zusammen gelegt werden, es zeigt wenig Abnutzungserscheinungen. Ein Unterkleid ist vielleicht angemessen, der Tragekomfort von Plastik auf Haut ist gering. Die Module sind hart und bei Drehung und Kippung wird Haut gezwickt. Schweiss und Geruchsentwicklung sind abzuschätzen. Es sind Prototypen. Wenn 3 D Drucker flexible, atmungsaktive, geruchsabweisende Materialen drucken, wird die Textilindustrie revolutioniert. Das Schneiderhandwerk wird zu einer Kunstform, nur wenige werden in wenigen Jahren noch nähen.
Die gleiche Technik wird auf Schmuckherstellung übertragen. Damit fingen sie an. Sie haben eine Nylonschmuckcollection hergestellt. Anfangs kragenähnliche Colliers, jetzt bereits komplexe und filigrane Formen. Anhänger für Ketten, Dekoration für Zimmer, und Fingerschmuck. Manche Objekte werden als Edelmetallschmuck ausgestellt. Der Drucker dient als Kompositionshilfe und das Schmuckstück wird letztendlich von einer Goldschmiedewerkstatt in Handarbeit als Unikat gefertigt. Es ist ein Schnitt im Bereich Konzept und Prototyp gemacht.


Die Formen werden durch generische Rechenprozesse entwickelt. Das Vorbild für die Formen ist die Natur, es ist der Wachstumsprozess von Blättern oder Blüten. Der Kohl und Salatblätter ist der Pate für die Floraform: Weisskohl, Grünkohl, Rotkohl, Endivien usw. Der Wissenschaftliche Beitrag von L. Mahadevan “Growth, geometry and mechanics of the blooming lily” stellte die Initialzündung dar. Es wird über den Wachstumsmechanismus von Blüten gesprochen. Dieser natürliche Wachstumsprozess wurde simuliert und dient als Grundlage für die Designs.




Die Schmuckstücke erinnern an Korallenriffs. Die Farben unterstützen diese Impression. Sie werden Floraform genannt und das zu Recht.




Das Thema ist bedrückend. Die Pharmaindustrie verwendet immer noch Tiere für Versuche ihrer Neuentwicklungen. Es ist Tierquälerei: schauderhaft. Wir kaufen die Produkte nichtsahnend welch Schmerz, Qual und wieviel Tod damit einher gingen. Diese Installation schärft das Bewusstsein.

Ein Plattenteller steht vor der Projektionsfläche. Dort laufen im Loop Werbefilme von Produkten und Herstellern, die Tierversuche verwenden. Wenn dann der Plattenteller wie beim DJ hin und her geschoben wird, wenn wir scratchen, dann mischen sich Bilder der Versuche selbst in den Videofilm. Mal sehen wir in Panik kreischende Äffchen, dann in winzigen Käfigen eingeschlossene immer im Kreis sich drehende, verzweifelte Beagle, oder halbaufgeschnittene, noch lebende Mäuse und andere Kleintiere. Es ist ein schauderhaftes Geschäft.

Karol Kensy Student der Kunstuniversität in Linz, Fachbereich „Zeitbasierte und Interaktive Medien“ hat viel Zeit in die Hintergrundrecherche gelegt. Denn die Pharma-, Waschmittel- oder Kosmetikhersteller wollen nicht mit ihren Machenschaften in Verbindung gebracht werden. Nachweisbarkeit und Informationsgenauigkeit spielen eine Rolle. Diese Installation hat politische und gesellschaftliche Relevanz.
http://www.aec.at/aeblog/de/2016/06/10/scratching-wounds/

