Category Archives: Spiel
Golan Levin hat mit dem Künstler Shawn Sims ein Elternfreundliches Projekt realisiert. Beide haben zusammen an einen Adapter Baukasten für die unterschiedlichen Systeme wie Lego, Duplo, Krinkles, Lincoln Logs bis zu Fischertechnik gearbeitet. Die Künstler sind Väter und leiden wie alle Eltern auf der Welt an der fehlenden Kompatibilität der Stecksysteme.
Immer wenn die Kinder älter werden und von z.B. Duplo auf Lego wechseln, können die alten Bausteine verschenkt, verkauft oder im Keller schimmeln, weil sie nicht mehr passen. Dabei sind nicht nur erhebliche Gelder, sondern auch Mühen und Zeit in die Erstellung von Objekten, Kulissen, Autos, Städte, Brücken, Schiffe und Landschaften geflossen. Und dann mit einem Mal soll das ein Ende haben? Deshalb ist dieser Baukasten ein geradezu revolutionäres Kunststück. Levin und Sims haben ein System entwickelt das Verbindungsstücke konstruiert und mit kostengünstigen 3 D Printern wie z.b. dem Model Makerbot herstellbar macht.
Im Grunde haben sie sich auf eine open Source Kultur gestützt, eine Kultur die kein Copy Right für Entwicklungen erhebt, sondern jeden in die Position versetzt weiter zu entwickeln oder zu verwenden. Und die Kinder profitieren weil sie ihre erlernten Fähigkeiten im Gebrauch mit Stecksystemen nicht aufgeben müssen. Sie können andere anfügen und deutlich komplexere Formen entwickeln. Kein Weihnachtsfest wird zum Todestag für dem Alter nicht angemessene Spielzeugtypen. Für diese Entwicklung haben sie den Award of Distinction Hybrid Art auf der Ars Electronica in Linz 2012 erhalten.
Thomas N. hat sich in seiner Abschlussarbeit an der Hochschule der Medien dem Thema Inszenierung gewidmet und das Projekt des „Heart Chamber Orchestras“ vorgestellt. Zwölf klassische Musiker und die Künstler von TERMINABEACH haben 2006 in Trontheim „Musik des Herzens“ gespielt.
Der Herzschlag der Musiker wurde mit Hilfe eines Elektrokardiogramms abgenommen, über eine Software sowohl als Partitur als auch cumper generated Graphics abgebildet. Auf einem an Stelle des Notenständers installierten Sceens werden die in real time generierten Impulse als Notationen abgebildet und gespielt. Ausgangsmoment ist eine musikalische Komposition, die sich während des Stücks stetig entwickelt.
Die Musiker selber werden als Musikentwickler bestimmt. Die Umgebungseinflüsse durch das Publikum, durch Raumatmosphäre und Mitspielern finden zu jeder Zeit einen Niederschlag auf das Befinden und den Herzschlag der Musiker.
Das Publikum wird über diese, sagen wir „Amplifier Musiker“ einbezogen. Ob die Besucher ohne vorherige Informationen diesen subtilen Rahmen erfassen, bleibt offen. Nichtsdestotrotz wird von Heart Chamber Orchestra eine neue Ebene der Einbindung geschaffen.
Im Februar wird von der Studioproduktion Event Media an der HdM das Stück AGNES von Peter Stamm, der gerade den Bodensee Literaturpreis erhalten hat, inszeniert. Die Planungsphase hat bereits seit Monaten begonnen, in der sich Fragen nach Möglichkeiten für einen innovativen Charakter in der medialen Inszenierung stellten. Fragen wie zum Beispiel: „Kann das Publikum involviert werden, ohne dass es aufgesetzt ist“, oder „Sollen die Bühnenakteure medial vernetzt sein?, „Wie sollen sie vernetzt sein?“ und „Warum sollen sie vernetzt sein?“. Das Warum lässt sich beantworten. Denn wer das Stück gelesen hat, kennt um das Illusionäre, des Verschwinden der Wirklichkeit. Und da wo Wirklichkeit entflieht ist Raum für das Gedachte, Geträumte, Halluzinierte und den Medien. Aber wie macht eine Vernetzung Sinn? In jeder Inszenierung gilt es das Gleichgewicht zwischen Aufgeführten und Dargestellten zu erarbeiten. Die eingesetzten Elemente haben die Aufgabe die Intention des Stücks zu transportieren aber ohne Bevormundung oder Illustrationscharakter. Bild, Ton, Schauspiel, Bühnenraum, Orchester, Licht, alle Elemente wollen sich zu einem Ganzen zusammen fügen, wollen in der Verknüpfung einen eigenen Kosmos schaffen. Dieses Beispiel könnte zu einem Vorbild werden.
Heart Chamber Orchestra
a performance by Terminalbeach
HCO — Pixelache Festival Mar. 28, 2010
Kiasma Theatre, Helsinki, Finland
heartchamberorchestra.org
FILE PRIX LUX 2010 2nd Prize Winner in Electronic Sonority
PRIX ARS ELECTRONICA 2010 Honorary Mention in Digital Musics & Sound Art
In Caceres, Spanien 2009 wurde eines der ersten interaktiven Videospiel Projektion Mappings vorgestellt. Angelehnt an einen Flipperautomaten wird auf der monumentalen 20 x 35 m Fassade das Spiel mit dem Publikum inszeniert. Die Besucher mussten den Drachen treffen, bzw. am besten wohl töten, damit der Ritter auf der rechten Seite nicht durch die gefährlichen Feuerfontainen vernichtet wird. Und selbstverständlich erlegt der Heilige Georg nach seinem Eintreffen den Drachen ein für alle Mal. Das hätte den Anhängern von Game of Thrones nicht gefallen, aber der Kirche schon.
Ein anderes Beispiel aus dem Jahr 2010 zeigt den Innenraum der Kirche von St. Joseph (San José).
Diese Bespieglung dauert nicht lang aber die jetzt bereits gut bekannte und oft durchgeführte Idee, das Innen nach Aussen zu tragen wurde anschaulich umgesetzt.
Caceres ist eine mittelgrosse Stadt mit gut 100.000 Einwohnern in der Nähe (100km) der Portugiesischen Grenze. Eine pittoreske alte Stadt, die bis heute leider nur in zwei Jahren das Urban Screen Festival ausrichtete. Eine mittelgrosse Stadt zu einem urbanen Kino umzufunktionieren, wo alle Locations leicht zu erlaufen sind, ist für das Medium ideal. Wir hoffen, dass die wirtschaftliche Lage sich bessert und diese Formen des kulturellen Lebens weiterhin gepflegt werden. Wir dürfen uns fragen warum in Deutschland mittlere Kreisstädte einem solchen Vorbild nicht nacheifern?