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Category Archives: Medien Architektur

URBANSCREEN Light Sydney Opera House

Lange schon erwarten wir die neue URBANSCREEN Show auf das Opernhaus in Sydney. URBANSCREEN hat wie immer ihre Herangehensweise in Videos festgehalten und ich verfolge dieses Projekt schon seit Längerem. Gespannt natürlich ob neue Effekte und Sichtweisen oder Geschichten erzählt werden.

Das Dach des Opernhauses sind Segel. Wir sehen Menschen als Schatten hinein gehen und die Segel werden bewegt, der Wind lüftet ihre Kanten und Seiten. Dann erscheint eine Hand, drückt sich nach aussen und das Innere wird sichtbar. Tänzer aus der Vogelperspektive bewegen sich im Raum des Segels und der Oberfläche. Sie löst sich auf wir sehen in das Haus hinein. Denn Kunst will hinaus, der Betrachter hinein. Die Innenarchitektur wird sichtbar, der Mensch verschwindet. Wir werden eingeladen. Dann ziehen die Segel wieder auf, bewegen sich im Wind und werden schlussendlich herunter genommen. Alles verschwindet. Die Geschichte ist erzählt.


Video Prod. von Thea Dikeos

Diesmal beziehen sich die URBANSCREEN Macher auf zwei herausragende Vorläufer: WHAT IS UP? “A virtual site-specific theatre” und auf 555 KUBIK “How it would be if a house was dreaming”. Beide Projekte habe ich vor einiger Zeit im Blog beschrieben. Bei WHAT IS UP? “A virtual site-specific theatre” wird der Schauspieler in kleine und bewegliche Kästen, die das innere und äussere Haus oder Behausung visualisieren mit Green Box Effekt hineingestanzt.


Vergleichsbild für beide Projektionen: links: Light Sydney Opera House. rechts: WHAT IS UP? “A virtual site-specific theatre”

In 555 KUBIK “How it would be if a house was dreaming” werden übergrosse Hände als Initiator der Veränderung für die Hausfassade eingesetzt. Beide Effekte sind narrativ in ein Konzept eingebunden, visuell überzeugend und stringent. Diese Motive finden sich auch jetzt wieder, eingebunden in die Geschichte.

United Visual Artists: Canopy + Connection

In dem Video werden gleich zwei Arbeiten der Gruppe United Visual Artists (im Speziellen von Matt Clark und Ben Kreukniet) vorgestellt. United Visual Artists begleiten mich schon seit längerem. Sie sind Medienkünstler, die Interaktion, Immersion und Imagination, die 3 I’s gut in räumlichen Umgebungen einzusetzen wissen. Vorbilder.
Erst Canopy, sie wurde von der Cadillac Fairview Corporation Ltd. für den Maple Leaf Square in Auftrag gegeben.


Canopy ist mächtig ausgefuchst. Wie immer bei guten Installationen sieht alles einfach und schwerelos aus. Die zugrunde liegende Idee, wer sie kennt, kann nicht deutlicher zu Tage treten. Wer sie nicht kennt, wird vielleicht ein undefiniertes Gefühl von „Indian Summer“ und Herbst haben, vielleicht von Sternenhimmel oder artifizieller Natur im Allgemeinen. Auch das wäre eine vollständige Verständnisbekundung.

Die zweite heisst Connection und soll, so die Künstler, ein immersives Umfeld im städtischen Raum vorstellen. Diese Arbeit ist durch Lanterra Developments, Maple Leaf Sports initiiert worden.


Wieder eine aufwändige architektonische Brücken-Installation. Der Stadtwanderer, der Flaneur geht hindurch und wird von intensiven Farben eingehüllt. Wer nicht vor Staunen die Schrittgeschwindigkeit ändert, wer nicht das Meer der Farben geniesst und deren Wärme, Strahlkraft, Distanz oder Transparenz geniesst, wird es schnell lernen (müssen). Mit den Schritten wird die Installation geändert. Der Flaneur wird zum Gestaltenden, Tag für Tag, immer wenn er hindurch geht.
Video von inkblot media.

Die Arbeiten von United Visual Artists können klassisch genannt werden. Sie benötigen aufwendige dingliche Strukturen und Installationen. Sie sind auf Zeit ausgerichtet. Installationen, die der Architektur angefügt oder eingearbeitet wird. Licht und Bewegung kommen anders als bei Video Mapping Arbeiten in den Fokus. Sie entwickeln zu jeder Tages- und Nachtzeit Dynamik, ändern natürlich die Anschauung. Manchmal wird die architektonische Grundstruktur, das verbaute Material in den Vordergrund gestellt, dann treten sie zurück und das poetische Lichtspiel entfaltet seinen Charme.

What’s Up von Urban Screen

Ich muss erneut meine Begeisterung für die Projekte der Gruppe Urban Art zum Ausdruck bringen. Hier will ich „WHAT IS UP?“ – “A virtual site-specific theatre” vorstellen. Es ist eine Architekturprojektion in Enschede / Niederlande während des Internationalen Festivals der Künste „Grenzwert“ am 25. September 2010.

Im Grunde ist das nicht sehr alt, aber dennoch in der heutigen Schnelllebigkeit ein Zeugnis von Zeitlosigkeit. Ein Zeugnis, dass Inhalte und nicht wie so oft bei medialen Artefakten durch reine technische Faszination und Innovation ein Werk zu einem künstlerisch wertvollen Beitrag erhebt. Die Gestaltung und Ästhetik des Projekts ist zeitlos und in grosser Übereinstimmung mit der Architektur, Inhalt und Technologie.

WHAT IS UP? | a site-specific virtual theatre | documentation from urbanscreen on Vimeo.

Urban Art erzählt die Geschichte eines Mannes, nach einem Weg durch eine dunkle Strasse nach Hause kehrend, den Rückzug von der Welt in seinen eigenen 4 Wänden versucht. Sein Lebensraum stellt sich surreal dar und spiegelt des Mannes innere Welt. Das Haus wird zu einem 3 dimensionalen Umfeld, dass den überproportional grossen Menschen beherbergt. Wir schauen bei unerwarteten Gravitationsänderungen, Wandwechseln und dem Eigenleben einer selbstagierenden Lebensumwelt zu.

WHAT IS UP? | a sitespecific virtual theatre | trailer from urbanscreen on Vimeo.

Die Hauswand stellt das Verbindungsstück von Innen nach Aussen, von Privatsphäre zu Öffentlichkeit dar. Schichten und Lagen der Persönlichkeit finden eine künstlerische Entsprechung in der Veränderung des Innenraums. Wir sehen was im Leben dieses Menschen geschieht, wenn sich alles ändert.

Diese Arbeit von Urban Screen haben wir schon im letzten Jahr genauer studiert, als es an die inhaltliche Suche für die Studioproduktion Event Media in Verbindung mit TV ging. Anfangs wollten wir das Thema „Smart Homes“ realisieren. Wir suchten nach Möglichkeiten die Selbstständigkeit der neuen voll vernetzten Häuser und ihre Konsequenzen für den beherbergten Menschen zu visualisieren. Das Projekt „Whats’s Up“ schien bereits alle Komponenten zu beinhalten und sollte unsere innere Inspirationsquelle werden. Zwar wurde das Thema dann später nicht realisiert, aber die Auseinandersetzung mit der Verbindung Organisation, Inhalt und Form, Technik und Herstellung stellte eine lehrreiche Zeit der Anschauung dar.

Schauspieler: Constantin Georgescu, Angela Kecinski, Till Botterweck, Koncept / Art Direktion: Thorsten Bauer, Max Goergen, Compositing: Thorsten Bauer, Max Goergen, Till Botterweck, 3D Operator: Peter Pflug, Sound Design: Jonas Wiese, Klarinette: Tomppu Houtari
Konstruktion der Greenbox: Falk Richter, Sasa Kloos, Dr. Wolfgang Fendrich, Rene de Vries, Assistent des Sets: Moritz Horn, Andy Rosenthal, Produktion: URBANSCREEN für das Grenswerk-Kunstfestival Enschede, Umgesetzt mit: Wings VIOSO Server

Im Bahnhof: Lichtkunstinstallation von Jason Bruges Studios

Die Betreiber der Regionalen Bahnen Northern Rail haben 2010 eine Lichtkunstinstallation für den Bahnhof „Sunderland“ im Nordosten Englands beauftragt. In den 30iger Jahren des letzten Jahrhunderts überspannte die Station eine massiveiserne Lichtkuppel, die es heute nicht mehr gibt. Die Station bestand vor der Überarbeitung aus zwei Bahnsteigen, einer davon nicht genutzt. Eine trostlose Situation.


© Chris McKenna

Es wurde eine 140 m lange Glaswand in dieser „Harry Potter like Station“ installiert. Der verwaiste Bahnsteig wird verdeckt. Jonathan Hodges Künstler von Jason Bruges Studios hat mehr als 60 Freiwillige in kleinen Sequenzen aufgenommen. Sie tragen Koffer, warten, bewegen sich von links nach rechts, drehen sich weg stehen, sie tun etwas.

„Moving human figures etched in light will appear behind the wall resembling passengers waiting for a train, and will disappear with each passing train.“ Zitat eines Freiwilligen.

Die aufgenommenen Passanten werden auf die Glaswand projiziert. Geisterhafte Erscheinungen bewegen sich und sollen den Eindruck erwecken, als sei das nun verdeckte Gleis belebt. Die Glaswand stellt eine Repräsentation des alten Gleis dar.


©James Medcraft

„It’s also where there was a platform which is now blocked up, so it’s an echo of what was there before – as well as mirroring the platform opposite.It does look back, but I think it’s really about where Sunderland is going,“ so Künstler Jonathon Hodges des Jason Bruges Studios. Die einzelnen Glasteile werden zu einer grossen low-resolution Video Matrix (755×15 pixels). Die Installation wirkt kontemplativ und fügt sich inhaltlich, historisch und gestalterisch in die Ursprungssituation ein. Nicht nur das, sie belebt.