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„Der Coup“ ist ein interaktiver Escape Room, hergestellt von Studierenden der Hochschule der Medien in Stuttgart.
Es geht darum, Kultur und Kunst nicht nur wenigen, einzelnen, reichen Menschen bereitzustellen, sondern Allen. Immer öfter jedoch werden hochkarätige Kunstwerke durch Privatpersonen auf Auktionen ersteigert und verschwinden für die Öffentlichkeit. Ein wichtiger Teil der kulturellen Identität bleibt im Verborgenen. „Der Coup“ thematisiert dieses Phänomen. Spielerisch, einbindend, spannend und nachvollziehbar. Die Besucher*innen werden zum Robin Hood der Kultur und stehlen ein Kunstwerk in dem Escape Room „Der Coup“ .
Darum geht es: 1937 wird das von Franz Marc im Jahr 1913 geschaffene Kunstwerk „Turm der blauen Pferde“ von den Nazis zu entarteter Kunst deklariert. Der letzte bekannte Besitzer des grossformatigen Gemäldes ist Hermann Göring, der es für seine persönliche Kunstsammlung vereinnahmte. Seit 1945 gilt dieses Werk als verschollen. Genaue Angaben über den Verbleib gibt es nicht.
Das Kunstwerk wurde als Vorlage für eine davon inspirierte Skulptur genommen. Sie wurde 3 D gedruckt und dieses Objekt gilt es zu stehlen.
Der interaktive Escape Room führt die Besucher*innen durch vier Räume.
- Briefingraum
- Kontrollraum
- Museumsraum
- Epilograum
Im Briefingraum gibt es eine Einführung in die Aufgaben, ausserdem erhalten die Besucher*innen helfende Gegenstände. Es spielen jeweils 4 Besucher*innen aktiv, zwei weitere helfen, sie gelten als Bystander. Denn nicht alle Besucher*innen wollen in Aktion treten und tüfteln und deshalb gibt es für diese Betrachter*innen eine Möglichkeit sich durch Warnungen und Tips einzubringen.
Im nächsten Raum, dem Kontrollraum wird ein Überblick zum Museumsraum geschaffen, die ersten Aufgaben beginnen. Die Überwachungskameras im Kontrollraum müssen deaktiviert werden, dafür gilt es die richtige Frequenze für den Default zu finden. Im Museumsraum werden weitere Herausforderungen eingebaut. Zum Beispiel müssen die Standquadrate zum Deaktivieren des Infrarot Scanners im Raum gefunden werden. Nur dann gehts weiter zu weiteren Aufgaben. Jedes einzelne dieser vorgegebenen Rätsel erscheint machbar, aber die Distanzen, die Absprache mit den anderen Mitspielern und der auferlegte Zeitdruck machen den Escape Room schwierig und spannend.
Der Escape Room „Der Coup“ wurde Anfang Februar 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt. Während der Konzeptions- und Herstellungsphase verblassten mit den vielen Wiederholungen der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben mehr und mehr. Trotz unterschiedlicher Usertests, die im Grossen und Ganzen gut verliefen, stellte sich zum Ende heraus, dass nur 30% aller Spielenden das Objekt stehlen konnten. Aber dem zum Trotz, selbst die Gruppen, die es nicht schafften, waren hochzufrieden. Der Nervenkitzel und die kombinatorische Herausforderung waren ausreichend, um „Der Coup“ zu einem freudigen Erlebnis werden zu lassen.
Das Team
Name | Aufgaben | Studiengang |
---|---|---|
Maximilian König | Kreativdirektion, Bühne, Licht, Dokumentation | AM |
Thomas Matula | Produktionsleitung, Grafik | AM |
Thai Ha My Nguyen | PR, Finanzen | MW |
Thuy-Nhien Juliane Pham | Kreativdirektion, Sound | AM |
Stefan Kern | Kreativdirektion, Licht, Dokumentation | AM |
Svenja Höfelmann | Bühne, Bewegtbildgestaltung, Medientecknik und Programmierung | AM |
Philipp Sonntag | Ton, Licht | AM |
Nike Weber | Bühne, Medientecknik und Programmierung | AM |
Franz Kreuzer | Tutor, Sound, Programmierung | AM |
Jennifer Miller | PR, Sponsoring | MW |
Markus Walter | Produktionsleitung, Medientecknik und Programmierung | AM |
Safia Benkrama | Projektmanagement, Sponsoring, PR | MW |
Nils Schneider | Projektmanagement, Sponsoring, PR | MW |
Matthias Blum | Bühne, Licht, Bewegtbildgestaltung | AM |
Amir Hassan | Projektmanagements, PR, Sponsoring | MW |
Moritz Stuhlfauth | Technische Leitung | Technischer Mitarbeiter |
Ursula Drees | Direction | Professorin |
Nadja Weber | Konzeption, Interaktion, Sensoriken | Dozentin |
Die Sponsoren
Im Kubus Stuttgart läuft bis zum 14.04.2024 die Ausstellung „Das neusachliche Typenporträt in der Weimarer Zeit – SIEH DIR DIE MENSCHEN AN!.
Im obersten Geschoss wird die Installation von Cemile Sahin, Alpha Dog gezeigt. Sie wurde extra für den Kubus 2023 hergestellt.
Wenn wir von Portraits sprechen, und das tut die Ausstellung, dann müssen wir in der heutigen Zeit auch von Technologien der Überwachungsmethoden sprechen. Portraits werden nicht mehr freiwillig gemacht und autorisiert. Überall wird das menschliche Gesicht aufgenommen und abgespeichert. Darum geht es in dieser Installation. Das Portrait der modernen Zivilisation ist nicht nur das Selfie, sondern auch das Unbekannte.
Hier werden Robot Dogs verwendet. Diese werden vom Militär und/oder zu Überwachungszwecken eingesetzt. Es sind Laufroboter, die ein bisschen Hunden ähneln sollen. Sie haben zumindest die Größe eines mittelhohen Hundes. Der Rest ist Technik und Imagination. Die hochpreisigen Robot Dogs haben auf KI basierender Technologie Gesichtserkennungsmöglichkeiten. Auf Baustellen oder Fabriken werden diese Roboter bereits eingesetzt. Man will Sicherheit schaffen.
Gleichzeitig fragt sich der Mensch natürlich, wenn die Sicherheit auf diese Art gewährleistet wird, dann wird das Konzept des gläsernen Menschen vorangetrieben. Die Privatsphäre ist bereits, vergleichen mit den 1980iger Jahren essentiell verkleinert worden. Die Gesellschaft arbeitet daran fleißig mit. Soziale Netze schieben die Universalisierung des Menschlichen Abbilds, was Aussehen und Verhalten angeht kräftig an. Überwachungstechnologien tun das Ihrige.
Was geschieht wenn diese Technologien Menschen erfassen, die außerhalb der Norm stehen? Wer definiert im Übrigen die Norm? In der Installation wird der Robot Dog von den Besucher:Innen angestarrt und teilweise verfolgt. Die Menschen sind von der Technik fasziniert und wollen ihre Grenzen und Möglichkeiten austesten. Deshalb nähern sie sich dem Robot Dog und schauen wie der sich denn verhält. Läuft er weg oder nicht? Robot Dogs machen im ersten Moment einen harmlosen Eindruck, sie sind ja deutlich kleiner und ihre Bewegungen ähneln jenen des besten Freundes. Wenn er sich niederlegt, sich in Platz bewegt, dann zum Aufladen. Die Konnotationen dieser Muster sind niedlich und vertrauenserweckend. Wie so oft wenn es um Überwachungstechnologien geht.
Der Robot Dog zeichnet derweil die Besucher:Innen auf. In dieser Installation werden die Daten sofort verfremdet, aber weiter verwendet. Ob Besucher:Innen an der Verfremdung teilhaben können? Nein. Das wird erzählt und erwähnt, kontrollieren können wir das nicht. Auch dieser Aspekt passt in die Typologie der Überwachungstechnologien. Die Technik bleibt verschlüsselt. Wir haben keine Ahnung was damit geschieht, wie sie weiter verarbeitet wird, wo sie erneut zum Einsatz kommt und was daraus wird. Und letztendlich, ob es uns als Individuum eines Tages betrifft. Sei es in lobender oder verurteilender Form.
Drum herum großformatige Plakate. Bunte Farben, ineinander laufende Formen, handschriftliche Kommentare, die gelesen werden oder nicht. Wohl eher nicht, sie erscheinen wie Bordüren, sie erscheinen nicht gestaltet, sind es aber. Sie sollen bemerkt, aber nicht gelesen werden. Auch wenn sie gross in Szene gesetzt sind, sie spielen eine untergeordnete Rolle. Manche sind gestürzte Zeilen, andere nicht. Es werden menschliche Zustände getriggert: Amour, Love oder was auch immer. Komplimentärkontraste, Schatten, vieles was der Computer an kitschigen Effekten für einen Nichtgestalter hergibt, hier kann es bestaunt werden. Inverse Effekte und Wiederholungen. So kann jede tiefere Aussage zur Randbemerkung gemacht werden. So agieren Überwachungstechnologien. Verharmlosung, Verniedlichung und Verwässerung einer Aussage.
Beitrag und Fotos von Ursula Drees
Im Kraftwerk in der Köpenicker Strasse, Louisenstadt, Mitte wird von Christoph Bauder die Lichtlaser- und Soundinstallation Vektor_Memories in Light & Sound aufgeführt. Das Kraftwerk ist eine ausgezeichnete Halle für eine so grossformatige Installation. Christoph Bauder schreibt in den Ankündigungen, es handelt sich um ein autobiographisches Werk. Sein Leben wird in dieser abstrakten Licht-, Sound Installation aufgegriffen und verarbeitet.
Allein die Location und die schiere Grösse der Installation sind einen Blick wert. Es gibt nicht viele dieser Überbleibsel des Maschinenzeitalters. Die meisten dieser Locations sind schon umfunktioniert worden, sind zu Galerien, vielleicht zu hippen Lofts oder Luxuswohnungen geworden. Deshalb ist es umso schöner hier zu sein. Es lässt sich viel spekulieren, wie die Lebensmomente benannt werden können. Einiges ist konkret, wie die Kirchenglocken, das Wasserrauschen, die Technosounds, anderes lässt sich geniessen, aber nicht auf etwas Bestimmtes festlegen. Hier denken und geniessen Rezipienten, was sie wollen.
Es ist eine Technikdemonstration. Laserstrahlen formen Gebilde, lösen sich auf, werden neu erfunden und füllen den Raum anders aus, dank des gut eingesetzten Hazes. Audio 3D umgibt die Menschen. Einige Menschen sitzen auf dem Boden, andere wandern herum und suchen immer wieder neue Perspektiven. Die von Bauder komponierten Soundscapes sind manchmal sphärisch, manchmal nicht. Es ist eine vielseitige Komposition.
Die Autorin meint, dass die Show ca. 45 min. dauert. Es gibt aber auch Live Performances. Wer mehr über Kooperationen mit z.B. dem Fraunhofer Institut oder zu technischen Entwicklungen, die angewandt werden, lesen will, der findet hier weiterführende Informationen.
Die Aufführung bietet viele unterschiedliche Eindrücke. Es ist manchmal sehr viel von Allem, manchmal nur sehr wenig. Manchmal denkt man, dass vielleicht eine nachvollziehbare Geschichte erzählt wird, dann verflüchtigt sich dieser Eindruck.
Es ist ein langsames Erleben. Die Begleitung der Autorin war im Bann, keine Langeweile, stete Abwechslung, Faszination. Eine Kathedrale des Lichts und des Sounds.
Beitrag von Prof. Katja Schmid. Die Videos wurden beim Besuch mit dem Handy aufgezeichnet.