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Monthly Archives: Dezember 2018

+b (orbit) von Michael Saup, Andrea Winter und Andreas Erhart (DE)

dynamic maximum tension“ bedeutet in Deutsch: „dynamische maximale Spannung“. Der Begriff geht auf Buckminster Fuller zurück, er verwendete ihn seit den 1930iger Jahren für verschiedene Erfindungen wie die Dymaxion Weltkarte, -Auto und -Haus.

Die Dymayion Weltkarte stellt die Projektion einer Weltkarte auf ein Polyeder, dessen Oberfläche durch Auffaltung auf unterschiedliche Weise als eine zweidimensionale Weltkarte dargestellt wird, dar.  Bei dieser Art der Weltkartenrepräsentation zeigt sich das alle Kontinente im aufgeklappten Zustand als zusammengehörige Landabschnitte abgebildet werden. Wenn die Karte jedoch als Kugel aufgefaltet wird, ergeben die Abstände der Kontinente zueinander das von den Mercator Darstellungen bekannte Bild.

Das Kunstprojekt +b (ORBIT) zeigt Buckminster Fuller’s Dymaxion Karte, flach ausgelegt, gebaut aus Zuckerstückchen. Sie werden mit einer Aufprojektion bespielt, die alle Atomaren Explosionen seit 1945 zeigt. Die Zuckerstücke sind als 3 Dimensionale Pixel auf der flachen Karte angelegt.

Michael Saup, Andrea Winter und Andreas Erhart (DE) haben Zuckerwürfel als Symbol für Energie gewählt. Zucker wird als Nahrungsmittel verwendet und in Form von Ethanol für Maschinen als Treibstoff eingesetzt. In Zeiten des Krieges ist Zucker in der Regel eines der Lebensmittel, das rationalisiert wird. Die Zuckerfläche bildet eine 3 Dimensionale Karte der Buckminsterfullerschen Dymayion Weltkarte.

Photografien©MvT

An den Kanten werden die jeweiligen Eckdaten der Explosionen abgebildet. Die Koordinaten und das Datum der Explosion. Anfangs erkennt der Besucher die Weltkarte in Zucker in einem großen, dunklen, leeren Raum. Sie ist ca. 40 cm vom Boden auf einer Fläche ausgelegt. Mit der näheren Betrachtung kommt die Neuanordnung der Kontinente auf der Fläche zu Bewusstsein. Die Zuordnung de Kontinente fällt schwer. Wo liegt Europa, Afrika, Amerika, Russland, Indien, Australien, China. Ganz zu schweigen von Ländern, alles erscheint verschoben und eng aneinander gepresst. Diese Kartendarstellung der Erde erscheint neu.

Photografien©MvT

Mit der Erkenntnis dass alle Kontinente zusammengehörig sind, dass sie durch keinen Ozean auf dieser Abbildungsfläche getrennt sind, werden die Lichtwellen bedeutsam. Auch hier dauert es einige Zeit bis die Wahrnehmung eine Zuordnung zu Explosionen macht, dass es Atomare sind oder sein könnten, wird bei einer noch intensiveren Auseinandersetzung möglich, den die Datumsanzeigen stimmen mit den Erinnerungen zu den ersten Atombombenabwürfen überein. Später werden diese Vermutungen durch Nachlesen bestätigt und das Projektionserlebnis bekommt einen tiefen Sinn. Gesehen auf der Ars Electronica 2018 in der PostCity.

Beitrag von Margarete von Trifft (MvT)

Das Projekt wurde co-produiert von der Trans-Media-Akademie Hellerau e.V.

 

 

 

la chute von Boris Labbé

Fotografie von MvT

Dantes Göttliche Komödie wurde im Jahr 1307 begonnen und aller Wahrscheinlichkeit nach im Jahr 1321 fertig gestellt. Die Divina Commedia, das bedeutendste Werk der Dichtung in der italienischen Literatur, geschrieben von Dante Aligheri. Es wird als Weltliteratur angesehen und beschreibt jenseitige Reiche von der Hölle, dem Inferno, zum Sündenpfuhl, Fegefeuer bis hin zum irdischen Paradies und dem Garten Eden.

Durch diese verschiedenen Gebiete leitet ein Führer. Zum Beispiel ist der römische Dichter Vergil jener, der durch die Hölle führt. Der Dichter Statius geleitet durch den Bußbereich der Geizigen. Vergil führt zum jüngsten Gericht. Es endet am Baum der Erkenntnis und am Brunnen der Läuterung.

Dante Aligheri´s Werk ist schon seit Menschengedenken ein Werk der bildenden Kunst. Es ist voller Bilder, innerer und äußerer, es ist poetisch und opulent. Und metaphorisch. Diese Poesie ermöglicht bildenden Künstlern Interpretationen.

Fotografie von MvT

So ließ sich auch der junge Grafik- und Animationskünstler Boris Labbé von diesem Werk verzaubern und inspirieren.  Er löst sich von einer sturen Übersetzung  und findet seine eigene Göttliche Komödie.

Dafür legt er unzählige Zeichnungen mit Papier, indischer Tusche und Wasserfarbe an, überträgt sie ins digitale, invertiert und erstellt einen Stop Motion Movie. Ungefähr 3500 originale Zeichnungen mit dem Format 30 × 42 cm entstehen. Der Kurzfilm selbst in 2K-Auflösung, mit 24 f/s und 5.1 surround Sound dauert 14:22 min. Für die Musik ist Daniel Ghisi verantwortlich. Bei einem gemeinsamen Künstleraufenthalt lernten sie sich vor einigen Jahren kennen. Die Freundschaft mündet in diese kreative Zusammenarbeit.

Fotografie von MvT

Der Künstler Boris Labbé setzt sich intensiv mit Farben auseinander. Seine Aquarellzeichnungen werden durch wenige Farbtupfer akzentuiert und der Blick, das Auge reagiert. Die transparente, leichte Wassertechnik des Aquarellierens in eher schwarz-weiß gewinnt durch diese Farbtupfer. Die Bilder mit ihren leicht verlaufenen Farben assoziieren Unschärfe. Die Farbtupfer vermischen sich mit dem Wasser, bluten vielleicht noch ein wenig nach, ziehen an den Fasern des Papiers entlang.  Der Anblick vom Fegefeuer erscheint nicht nur rot, sondern ein wenig blutig. Für alle Szenen wird mit dieser Sensibilität farblich umgegangen und es entsteht eine weitere anspruchsvolle Interpretation von Dante Aligheri’s Göttliche Komödie.

Gesehen im ÖK, anlässlich der Ars Electronica und der Vergabe des Prix Ars Electronica, der goldenen Nica. Diese Animation erhielt eine Auszeichnung.

 

Fotografie von MvT
Beitrag von Margarete von Trifft (MvT)

Gastautorin Dr. Margarete von Trifft  studierte Soziologie und Kunstgeschichte, später freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin und promovierte in den Bildwissenschaften. Es ging um die Virtualität der bildlichen Ausdrucksformen, des flüchtigen Bildes. Professor Ursula Drees lud sie ein, auf der Ars Electronica in Linz für den MediaArtBlog plusinsight zu schreiben.

Die Photographien wurden von der Leinwand im OK, Linz anlässlich der Ars Electronica mit einem Handy von Margarete von Trifft aufgenommen. 

Wer ein bisschen mehr erfahren will, der sollte dieses Interview anschauen.