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Ars Electronica 2017: Feminist Climate Change: Drone Sweet Drone von Anne Niemetz

Während des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861 – 1865) auch Sezessionskrieg genannt, wurde der Satz „Home Sweet Home“ geprägt. Die Männer im Kriege sehnten sich nach der häuslichen Ruhe und Geborgenheit. Drone Sweet Drone zitiert ihn ironisch. Dronen, die für uns die Kriege übernehmen. Diese Vorstellung ist bequem, leider wird auf jeder Seite mit den gleichen oder ähnlichen Waffen gekämpft. Und das bedeutet, auch wenn keine Männer und Frauen in den Krieg auf das Feld geschickt werden, können Dronen nichtsdestotrotz zielgenau Orte angreifen und damit auch die zivile Bevölkerung.  Die Nachbarn, Mutter, Vater, Kinder, Schwersten, Brüder, die LehrerInnen, die BäckerInnen, die SchaffnerInnen, die HundebesitzerInnen: mit einem Wort alle. Es sind Waffen, auch wenn sie unbemannt sind.

Diese Arbeit kommt lieblich wie Hausfrauenarbeit daher. Auf hölzernen Stickerei Rahmen ist der blaue Stoff mit Dronenabbildungen verziert. Sie leuchten (Aduinos liegen dahinter) und geben bewegte Lichtsignale. Ein Ausschnitt am Himmel und darin die Drohne mit entsprechenden Leuchtzeichen. Poetisch hängen sie dort und jede einzelne Stickerei ist mit einer Weisheit versehen. Wir kennen diese Artefakte. Früher, zwischen 1870 und 1950 wurden Gebete, Reime oder Wünsche gestickt und eingerahmt an die Wand gehängt oder ein Kissen wurde verziert. Manchmal auch Gardinen oder Bettwäsche. Gestickte Moral auf  Spruchtüchern. Sie sprachen von Tradition, Rollenzuschreibungen und Illusionen. Was gibt es da zu lesen? „Was Mütterlein mir einst beschert, Halt‘ ich in diesem Schranke wert, Soll glatt und fein geordnet sein, Wie’s einstens hielt mein Mütterlein.“ Aber auch kriegsbeginnende Trennungssprüche wie z.B. „Abschied des Reservisten“,„Bist du Amboß, sei geduldig, Bist du Hammer, schlage zu.“ Manchmal sind sie subversiv wie: „So sanft wie ein Lämmlein wünsche ich mir mein Männlein“ oder „Ohne Glück und Gunst ist Kunst umsunst!“.

Hier steht „ I watch You“. Aber wen denn? Die Fliege im Wohnzimmer? Die Freunde, die durchs Wohnzimmer zum Kühlschrank gehen? Oder „Train Me“. Das ist schon etwas anderes. Die Stickerei soll für immer auf dem Stoff bleiben, das Dauerblinken nehmen wir in Kauf, aber mehr als das, ist nicht zu verantworten. „ I follow you“. Nun ja, soll sie doch, sie hängt an der Wand. Ihre Geschwister, die freien derweil sind gefährlich. Die Drohung steht.

Bildergalerie:

„ I am Beautiful“. Ja auch das ist eine treffende Bemerkung. Sie sehen tatsächlich unendlich harmlos aus. Wie die Twirlie Propeller Spielzeuge. Bunte Streben auf einem Ring, sie werden mit der Hand an einem Faden aufgezogen, dann losgelassen und siehe da, sie fliegen mehrere Meter. So genau sehen sie aus, nur Dronen sind Wölfe im Schafspelz. Vorsicht ist geboten. Und so geht es weiter: I kill you, I serve you, Trust ME, I am your Plaything“. Alles Lügen und wir können es nicht glauben, weil die Darstellung ein wenig altbacken und harmlos ist. Denn auch diese Kunst ist eine Täuschung. Wer nicht genau hinschaut, sieht Stickbilder. Wer bei Dronen nicht genau hinschaut, sieht kleine Flugkörper, so klein, dass sie nichts auszurichten scheinen. Auch nicht als Überwachungsobjekt, nicht als Kriegsgeschoss oder Späher.

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