Der Französische Pavillon wird 1912 als fünfter Pavillon eingeweiht. Er steht gegenüber der deutschen Nationalvertretung die 1909 eröffnet wurde. Er wurde von dem Chefingenieur der Architekturabteilung Venedig Fausto Finzi verantwortet. Der Französische Pavillon ist der einzige der noch im Besitz Venedigs ist. Hier stellt der Südfranzose Celeste Boursier-Mougenot sein Werk „revolutions“ vor. Drei Kiefern mit ihren Wurzelballen, zwei vor dem Pavillon, eine Kiefer im Innenraum bewegen sich langsam hin und her.
Auf dem Erdreich befinden sich 2 Bewegungsmelder. Sie verfolgen die Menge der Besucher im unmittelbaren Umfeld der Bäume. Wenn viel passiert, bewegen sie sich schneller, wenn wenig geschieht dann ist es eine gemäßigte Fortbewegung. Lebende Bäume, die die menschle Nähe suchen. Sie rufen bei ihren langsamen Fahrten einen dunkeln Ton hervor. Einige Wurzeln berühren den Boden und scheinen zu zittern. Vor Aufregung, vor Erwartung, vor Furcht, wissen wir nicht. Es sind Bäume wie aus dem „Herrn der Ringe“. Lebewesen ja das schon immer, aber bewegte Wesen? Das ist hyperreal, das ist Zukunft.
Die Erdballen sind groß und sehr trocken. Bei näherer Betrachtung fragt man sich, ob sie wohl regelmäßig bewässert werden? Natürlich alles andere wäre unvorstellbar. Denn mit der Bewegung wachst die Empathie. Und wie bewegen sie sich denn? Werden sie angetrieben, haben sie Rollen? Wo befinden sie sich? Der Erdballen hält die Wurzeln, da müssen Räder und Motor noch in den Ballen eingearbeitet sein. Wir legen uns auf den Boden und versuchen einen Blick unter den Rock. Aber es ist schwer erkennbar. Ja es sind Rollen aber wie groß sind sie? Also muss das Handy her. Wir bewegen uns in der Hoffnung, dass der Baum zu uns kommt. Er kommt und fährt über das filmende Telefon.
Jetzt nur noch den Baum in eine andere Richtung lenken, das Filmgerät aufheben und das Resultat betrachten. Wir werden tief enttäuscht. Der Baum hat gar nicht so viel Wurzelballen wie es erscheint. Er ist ausgehöhlt, nur Raum für einen großes Rad und den Rechner, zur Verarbeitung der Signale. Der Baum wird täglich kämpfen, er wird schwerlich ein freudiges Biennale Dasein haben.
Der Künstler will die Grenzen zwischen Natur und Technologie ausweiten. Das soll er wohl auch tun aber nicht auf Kosten der Natur. Und wir betrachten seine Bäume genau wie er es von uns will. Sehen sie mehr als Lebewesen, ja als Freunde an. Geben uns Mühe ihnen nicht zu nah zu treten, wollen sie nicht verletzen, wollen dass sie einen Lebensraum haben, hoffen dass sie gegossen werden, dass sie geliebt werden. Aber das werden sie scheinbar nicht. Die Kunst ist dem Macher wichtiger. Das ist enttäuschend. Auch wenn das Artefakt, ja so muss es beschrieben werden, nämlich als totes Ding, eine messerscharfe Vermittungsqualität inne hat.
Der 54 jährige Boursier-Mougenot wird als Künstler beschrieben der Medien vermischt und die Grenzen der klassischen Kunst durchbricht. Er ist ein Technologie affiner Mann, arbeitet mit Pflanzen, mit Tieren, Instrumenten und Computern. So hat er einen Raum gestaltet in dem kleine Zwergfinken auf liegenden Gitarren herum hüpfen und sie bespielen. Ein eigenartiges Tonsammelsurium entsteht. Diese Installation überzeugt durch Witz und auch genügend Respekt vor den Tieren.
Er studierte Musik, Saxophon und Violine, erkannte aber, dass es für die große Karriere nicht reicht und sattelte um. Leicht geschrieben schwer umgesetzt. Seine Installationen werden oft von Tönen beherrscht, von Macharten, Geräusche zu erzeugen und Musik zu schreiben. Er bleibt seinem Studium treu, aber bei den Bäumen hätte er ruhig ein bisschen mehr auf deren Bedürfnisse achten dürfen. Das nehmen wir ihm übel.
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