Fotografie©Thomas Ebert
Die Gruppe von resonate hat ein altes Containerboot mit 70 Meter Länge, 8 Meter Breite und einem 4 Meter hohen Innenraum zu einer Klanginstallation umfunktioniert. Dieser Raum selbst umfasst ungefähr 40 Meter und die wurden auch bespielt. Der Resonanzkörper des Schiffs wird zum Instrument. Elastische Klangsaiten, durch Piezo-Tonabnehmern und Arduino-Boards verstärkt und digitalisiert werden im Schiffsinnenraum aufgespannt. Bei der Art der Spannung, der Saiten, der Aufhängung, der Vernetzung wurde ausgiebig experimentiert und geforscht.
Fotografie©Nine Bläß
Der Besucher erzeugt eigene Geräusche und Töne und gleichzeitig werden die Daten durch 8 interaktive Objekte abgebildet. Sie werden in Lichtwellen übersetzt und die Oberfläche der Objekte vereinen Klang und Licht.
Die Testphasen und Experimentierschritte werden auf der Resonate Website ausführlicher dargelegt.
Mit 1.600 einzeln ansteuerbaren Capix LEDs wird die akustische Schwingung der Saiten erhellt, ausserdem wird Schwarzlicht als atmosphärisches Grundlicht eingesetzt.
Fotografie©Thomas Ebert
ausserdem gibt es einen inaktiven Zustand dieser Installation. Der wird durch das Aufspannen eines weissen Regenschirms aktiviert. In dieser Phase wird der Kommunikationsmodus unterbrochen. Licht und Klang simulieren den Beginn eines Gewitters und Regentropfen fallen. Das Farb- und Klangspektrum wird erweitert, die Atmosphäre des Bootes verändert sich. Das Äußere kehrte sich nach innen und nur das Schließen des Schirmes beendet diese Ruhephase.
Ich habe Lea Mirbach einige vertiefende Fragen zum Projekt stellen dürfen. Hier das Interview:
Ursula Drees: Zu den Objekten von resonate: Im Bootsinneren befinden sich ovale Basiskörper, in leichter Schräglage durch LED illuminiert.
Lea Mirbach: Genau. Ovale, schräge Basiskörper mit einer transluzenten Acryl-Schreibe als Deckel. Darunter sind die einzeln programmierbaren LEDs an einem Gitter angebracht – ähnlich wie ein ovaler, grob gepixelter Bildschirm. Hier entstehen dann durch Interaktion, Zupfen an den Saiten, die wellenförmigen Lichtimpulse in Blau- und Grüntönen. Diese erinnern sowohl an Wasser, wegen des Bootes, als auch an Sound-Wellen. Visualisierung von Klang – Wellen als Gemeinsamkeit.
Link resonate: http://luminale2012.fh-mainz.de/
Fotografie©Thomas Ebert
Ursula Drees: Verbinden die Klangsaiten alle Objekte miteinander?
Lea Mirbach: Nicht ganz. Die Klangsaiten verbinden die vorhandenen Löcher der Schiffswand mit den Objekten; nicht jedoch die Objekte untereinander. Dadurch wird der Schiffskörper als Klangkörper genutzt und verstärkt das Konzept „Raum als Instrument“.
Ursula Drees: Drehen sich die Körper? Spannen sie die Saiten stärker und schwächer und erzeugen andere Tonlagen oder sind sie fest installiert?
Lea Mirbach: Die Realisierung von resonate war für uns ein Forschungsprojekt an sich. In diesem Prozess sollten sich die Körper tatsächlich mal drehen. Die Idee war war genau die: Der Sound sollte digital seine Tonlage verändern, weil man durch die Drehung die Saiten mechanisch spannen und lockern würde. Es gab allerdings einige Nachteile dabei: Die Saiten, die aus festen Gummiseilen sind, bauten zu viel Spannung auf. Die ovalen Objekte wären möglicherweise durch den Raum geflogen. Es war sicherer, sie im Boden fest zu verankern.
Dazu kommt, dass durch die Fixierung der Objekte die Twist-Form der weißen Seile beibehalten werden konnte. – Nicht gedreht sahen die Seile weniger spannend aus.
Fotografie©Martina Pipprich
Ursula Drees: 1 Jahr lang wurde daran gearbeitet?
Lea Mirbach: Nein, ein halbes. Die Entwurfsphase startete im Oktober 2011 – als wir mit Ali Torabi lernten, parametrisches Design mit dem Programm „Para 3D“ für unsere Zwecke zu entwerfen. Dann pitchten 5 Gruppen im Semester gegeneinander. Ein Entwurf, der Schwarzlicht beleuchtete Seile im Boot verspannt zeigte, gewann den Wettbewerb und wurde ab Januar 2012 in der Gruppe weiterentwickelt. Die Aufbauphase begann erst Mitte März und musste innerhalb eines Monats fertig sein: 15.-21.4.2012 konnte resonate dann von den Besuchern der Luminale in Frankfurt besucht werden. Es müssen wohl 12-15.000 in der Woche gewesen sein! Ein unglaublicher Erfolg!
Und zur Zeit (noch bis zum 06.01.2013) ist die Installation im ZKM im Rahmen der Sonderausstellung „Sound Art“ zu besuchen. Eintritt Kostenlos! Neuheiten erfährt man auf facebook.
Fotografie©Martina Pipprich
Link Ali Torabi: http://www.torabiarchitect.com/blog/
Link ZKM: http://on1.zkm.de/zkm/stories/storyReader$8128
facebook: http://www.facebook.com/pages/Resonate-Luminale-2012/244775952268749
Ursula Drees: Die Saiten sind durch UV licht blau erleuchtet. Ist das UV-Licht jeweils am Boden und an der Decke als Minispot positioniert? Oder wie habt ihr das gemacht?
Lea Mirbach: Ja, wir haben sehr starke UV-Lichtröhren von Zumtobel dafür bekommen. Diese waren hinter einer Fußleiste am Boden angebracht, sodass sie den Leuten nicht direkt ins Gesicht oder auf die Zähne leuchteten, sondern vorrangig nach oben in die Seile. Hätten wir die Seile von oben beleuchtet, wäre der Schwarzlicht-Effekt auch nur von oben sichtbar gewesen. Das mussten wir bedenken.
Das Schiff konnte so abgedunkelt werden, dass der Effekt sehr gut wirkte. Viele Besucher fragten uns, wie wir das Licht in die Seile bekommen haben ;-).
Link Zumtobel: http://www.zumtobel.com/de-de/lichtloesungen.asp
Fotografie©Martina Pipprich
Ursula Drees: Und das Objekt wird ja vom Innenraum mit LEDs beleuchtet.
Welche Farben sind involviert? Werden die Farben nach bestimmten Kriterien gesucht und gewählt? Stichwort: Farbvalenz oder Farbreiz als Äquivalent zu Tonhöhe und Schwingungsmoment?
Lea Mirbach: Auch hier haben wir viel experimentiert. Aber am Ende gab es zwei verschiedene Modi. Im Normalzustand während der Interaktion variierten die Farben minimal zwischen Blau- und Grüntönen, um die kühle, mystische und nautische Atmosphäre zu untermalen. Dann gab es den Regen-Modus, der die Interaktion stoppte und wie ein Demo-Modus ein paar Farbmöglichkeiten zeigte – aber immer einfarbig und mit harmonischen Übergängen. Wir haben keine Farben gemischt um eine bunte LED-Hölle zu vermeiden. Mit LED-Farben darf immer aufpasst werden.
Das Schwingungsmoment wird sehr gut von den Wellenimpulsen wiedergegeben. Und die Töne waren eher Geräusche – und unterschieden sich eher im Charakter als in der Tonhöhe.
Fotografie©Martina Pipprich
Ursula Drees: Wie ist die Aufhängung der Saiten durchgeführt worden? Einfache Baumarktspanner? Welche Farbe haben die Saiten, wenn sie im Original vorliegen?
Lea Mirbach: Das war alles Handarbeit – bzw. Körperarbeit. Die Metallringe haben wir mit Stahlseilen und ja, einfachen „Baumarktspannern“ schräg montiert und anschließend die Gummiseile durch die 60 – 80 Löcher gezogen. Und das in 4m Höhe!
Die Saiten sind schneeweiße Gummiseile. Zunächst gab es nichts auf dem Markt, was Fluoreszenz UND Elastizität besaß, wie wir es brauchten. Exakt solche Seile sind dann extra von der Firma Gepotex für unser Projekt entwickelt worden – wir waren begeistert!
Vielen Dank Lea Mirbach für die vertiefenden Hintergrundinformationen.
Link Gepotex: http://www.gepotex.de/schwarzlicht_schnuere_p1037.html?catid=44
CREDITS:
Fotos © Nine Bläß, Thomas Ebert, Martina Pipprich, das resonate Team
Mitwirkende:
Studenten der FH Mainz / Master “Kommunikation im Raum”:
Lisa Bader, Edyta Bednarska, Janine Bläß, Navina Groß, Isabel Klaus, Olga Kondrjuk, Dorothee Mainka, Lea Mirbach, Francesca Müller, Alexia Pogiatzi, Janina Rausch, Eslam Rafaee, Magdalena Teuber, Nemanja Tomasevic, Olga Zergibel
Leitung: Prof. Klaus Teltenkötter, Entwurf und Parametrisches Design, Prof. Bernd Benninghoff, Entwurf und Objekt Design
Projektvertiefung: Prof. Holger Reckter, Medieninformatik; Prof. Dr. Elmar D. Konrad, Unternehmerisches Handeln, Prof. Clemens Tropp, Lichtdesign
Raumklang: Hochschule für Musik der Uni Mainz, Univ.-Prof. Peter Kiefer, Master “Klangkunst-Komposition” , Dipl. Des. Kaspar König, Circuit Bending & Elektronische Klanggestaltung
Bauleitung: Dipl. Ing. Mathias Ewald
Programmierung: Lukas Flory, Benjamin Knichel
Schiffseigner & Sponsor:
Carl Strack
weitere Sponsoren: siehe http://luminale2012.fh-mainz.de/partner/
Preise und Auszeichnungen:
Gewinner des goldenen Schlüssels beim ersten internationalen Wettbewerbs “Der Raum” des CommClubs Bayern e.V. in der Kategorie “Nachwuchs”.
Ausstellung im ZKM in Karlsruhe, 8. September 2012 bis 6. Januar 2013
Die Installation wurde im Rahmen der Luminale 2012 vom 15.04.-20.04.2012 und der „Nacht der Museen‟ am 21.04.2012 auf einem Containerboot am Holbeinsteg in der Frankfurter Innenstadt gezeigt.
Hintergrundinformationen:
Die Licht- und Klanginstallation resonate ist ein Projekt des Innenarchitektur-Masterstudiengangs „Kommunikation im Raum“ der FH Mainz Gestaltung und entstand in Kooperation mit dem Masterstudiengang „Klangkunst-Komposition” der Hochschule für Musik an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Im Rahmen der Exzellenzinitiative „Innovative Lehrprojekte‟ ist das Projekt ein Förderprojekt des Gutenberg Lehrkollegs der Uni Mainz. Mit freundlicher Unterstützung von Strack Logistik e.K. und Zumtobel Lighting GmbH. Und für alle, die die Namen und Zugehörigkeiten erfahren wollen gibt es auf der Resonatewerbsite mehr.
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