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Ein Hörraum mit an die Sinne tretende Hörbilder, das ist die Installation von Usomo auf der Ars Electronica. Am Eingang gibt es die Kopfhörer und ein Handy für die Ortung und die Geräuschlandschaften. Der erste Raum, ganz weiß bis auf schwarze Kreise am Boden und schwarze Kugeln von der Decke auf Augenhöhe wird betreten. Die Kugeln dienen als Anhaltspunkt, als Koordinaten, als Leitsystem für den Hörer. Sie sind nicht notwendig, aber die Besucher wollen Orientierung im Hörbilderraum. Mit der Annäherung an die Kugeln werden die Geräusche voller, klangstärker, umfassender und vorstellbarer. Der Kreis am Boden sagt, was es zu hören gibt. Auch das ist nicht notwendig, aber eine Hilfe. Denn usomo heißt nicht umsonst unique sonic moments. Es werden Hilfestellungen gegeben. Nicht weil die Besucher des Hörens und Identifizierens nicht mächtig sind, sondern weil das Hören als Vorstellungssprache schwer ist.
Im Alltag hören wir alle möglichen Geräusche und vor allem versuchen wir in öfter wegzuhören. In diesen Räumen wird das Hören zum Mittelpunkt. Aber wer hört schon ganz genau? Die Kodierungen für Ikonographische Verschlüsselungen kennen wir vielleicht, die der Auditiven Kodierungen weniger. Es geht um Bewusstwerdung der Hörsemiotik. Ein blindes Raumdurchschreiten ist möglich mit diesem System. Denn das System erfasst auf wenige cm die Position des Besuchers und passt nach dem Ort der Hörquelle die zu hörende Distanz an. Bin ich 4 Schritte von einem Hörbild entfernt, dann höre ich es so. Nämlich genau 4 Schritte entfernt. Da werden Töne und Geräusche in einen räumlichen Zusammenhang gebracht. Der Hörer begreift dass etwas weiter hinten steht, oder etwas an der linken Seite oder rechten Seite zu hören ist. Es ist ein horizontal 3 dimensionierter Hörraum.
Eine neue Erfahrung stellt sich ein. Eine intensive unmittelbare Hörerfahrung. So haben wir schon lange nicht mehr gehört. Es ist nicht das Erlebnis in einer Philharmonie, wo der Hörer unbewegt die Klangkulisse erforscht oder genießt. Hier bewegen sie die Hörer um die Kulissen herum und diese regieren auf die Körperposition. Die Hörbilder vereinnahmen den Besucher. Es ist unmittelbar und berührt. Die Bewegungsfreiheit macht das Erleben zu einem Abenteuer. Die Hörräume werden festgelegt, für uns über die Ohren zu erfahren aber doch „dingliche“ Fixpunkte.
Es geht durch einen Flur, ausnahmslos grafisch schwarz weiß gestaltet. Neben den Hörbildern kommen abstrakte Muster und Bildgründe hinzu. Die Übereinstimmung Sehbild und Hörbild erzeugt eine meditative und konzentrierte Stimmung. Jede grafische Musteränderung bedeutet Hörabenteuer. Abstraktion birgt Raum für wilde Tonlandschaften und -Abenteuer. Die Besucher stürzen sich hinein. Sie sind sicher im Umgang und dem Erleben, der inneren Einbindung steht nichts im Wege. Ein holistisches Erlebnis.
Es gibt Streifenbereiche, Felsenbereiche, Tiefenbereiche, Höhenbereiche. An manchen Stellen haben die Künstler tatsächliche Objekte platziert. Steine zum Beispiel, oder ein Video, oder eine Fliege. Wie hören sich Steine an? Mal ein geschliffener Granitstein, oder der mit der eher löchrigen Oberfläche? Dann wäre da noch einer mit einer eher scharfkantigeren Oberfläche. Wer sich fragt, wie sich das anhört sollte sich nach Lichtenberg in die Atelierräume in Berlin bewegen. Denn die Ars Electronica ist vorbei und der Raumwurde dort wieder aufgebaut.
Die Trackingsoft- und Hardware ist selbstentwickelt. Damit werden die virtuellen im Raum platzierten Soundquellen geortet. Wenn der Besucher sich bewegt, berechnet das System den zu hörenden Ton in Echtzeit, in Abhängigkeit seiner Position und Ausrichtung zu den einzelnen Tonquellen. Und das mit großer Präzision. Steffen Armbruster der CEO sagt die „Genauigkeit ist mit 20 cm auf der Webseite angegeben, wir sind aber im Normalfall 10 cm genau oder besser “ und 1 Grad in der Rotation bestimmten. Diese Bezeichnung sei aber die schlechteste zu erwartende, in der Regel erfasst das System bis auf ca. 4 cm die Position. 4 cm! Das lassen wir uns mal auf der Zunge zergehen. Das ist sehr exakt, exakter als viele andere Systeme. Wer sich minimal dreht wird es tonal wahrnehmen.
Mal abgesehen von diesem erlebten Raum von der Ars Electronica, das System kann einiges mehr.
Zusätzlich zu einzelnen Tönen können auch beliebig viele Soundscapes in definierten Bereichen im Raum geschaffen werden, die der Benutzer durchläuft. Die Anordnung der Soundquellen ist räumlich. Die Soundscapes werden erforscht. Das macht Spaß. Und hier macht sich das Füllhorn an Einsatzmöglichkeiten auf. Hier geht alles was in Räumen ist. Sei es für Wirtschaft und Industrie auf Roadshows, für erlebnisgetriebene Räume wie in Museen oder Messen, Expos oder sei es im Bildungsbereich. Und wenn Sprachen wichtig werden, dann steht dem logischerweise auch nichts im Weg.
Auf der Website steht „Hören wird Fühlen“. Stimmt.
Ich danke Steffen Armbruster für seine Zeit im Lichtenberger Atelier. Seine Frau Ulli und er haben sich über eine geschlagene Stunde Zeit genommen. Vielen Dank.
Credits:
Idee und Konzept: Steffen Armbruster – FRAMED immersive projects GmbH & Co KG
Spacial Soundsystem: usomo
Sounddesign: Antye Greie-Ripatti – AGF (Link: http://www.antyegreie.com)
Spacial Design: Marc Osswald
Diese Installation ist aus Glas, bemalten Stahl, Silikon, Wasser, einem Aquarium System, mit lebendigen tropischen Fischen, mit einem Gynäkologischen Stuhl, mit allerlei Müll, medizinischem Equipment, einem Mantelstänger, einem Laborkittel, einer Handtasche, Schuhe, einer goldenen Uhr, einige goldene Ringe und eine Perlenkette. Eine Menge Utensilien, alles zusammengefasst wird diese Installation Lost Love genannt. Das gibt Fragen auf. Denn die Bedeutung der Dinge ist verschlüsselt. Viele Assoziationen und Spekulationen treten bei der Betrachtung hervor. Hier wird die Beschaffenheit der vergangenen Liebe im transparenten übergrossen Aquarium gezeigt. Da war mal was. Wir sehen das Untergegangene. Schmückendes für den schönen Schein. Chirurgisches für die biologische Masse Frau und die Sektion der dem Untergang geweihten Beziehung. Schutt für alles was dazwischen zu Bruch kommt. Unbehelligt schwimmen die kleinen tropischen Fische umher. Soll es den Lauf der Zeit zeigen? Alles geht unter? Dann wird es der Natur überstellt? Wir haben kein Verständnis mehr, keinen Gebrauch, dann darf es weg gelegt werden?
Über dieses Werk lässt sich aus allen möglichen Perspektiven nachdenken. Will er sagen: die Frau ist anfangs ein Produkt der Kunst der Verehrung, der Gedanken, der Begierde, der künstlichen Erhabenheit und mit dem Alter doch nur Biologie. Wenn die Zeit kommt, wo keine Uhr mehr tickt, ist die Frau Vergangenheit. Ein Subjekt gleichwohl aber ohne Romantik. Will es sagen, dass Gynäkologen die Frau nicht als Frau und geheimnisvolles Wesen sehen, sondern als Patienten? Die Fische werden vielleicht als neutrale Lebewesen eingesetzt. Ihnen ist es egal ob sie schön ist oder war. Ob sie geliebt wurde oder nicht, ob sie jung oder alt ist, ob fruchtbar oder nicht. Sie leben. Das Wasser, die Fische, die Grösse lassen Raum für Gedanken. Es ist poetisch durch die Vielfalt, das Wasser, das kühle Blau und das Lebendige der Fische. Ein Stilleben.
Group Exhibition – 2015, Fondazione Prada, Milan, Italy
Am Montag, den 4. Juli war es soweit. Das EventDesign Jahrbuch 2016/2017 feierte seine Release Party. Und wir waren dabei. Von aussen sehr schön, von Innen nicht minder. Es werden erstklassige Projekte vorgestellt. Janina Poesch und Sabine Marinescu, beide Architektinnen, die das PLOT Magazin herausgeben, waren verantwortlich für die Redaktion. Die Gliederung, Projekteinteilungen, Beschreibungen, Beispiele finden zueinander, machen das Buch zu einem Lese- und Bildband, das jeder aus der Branche lesen sollte. Wer das nicht tut, hat Pech. Verlag avedition. Den sollte man auch kennen. Wer das nicht tut, hat doppelt Pech.
Und das Projekt PSYCHOPATH, die interaktive Kletterwand, entstanden als Prototyp in der Hochschule der Medien, Stuttgart, Fachbereich Audiovisuelle Medien, Studioproduktion EventMedia hat es geschafft. In diesen erlesenen Kreis! Fabian Fiess hatte die Idee, hier im Bild. Er verfolgt die Wand weiter und wenn mich nicht alles täuscht wird sie aus dem Prototypenstatus in eine erwachsene Version überführt. Vielleicht sehen wir schon bald in den Boulderhallen interaktive Kletterwände mit Videospiel.
Photos von Ursula Drees, Beitrag dito.
2014, Ausgestopfte Taube, Kamera
„Historiy of Drones“ ist vom deutscher Apotheker Julius Neubronner inspiriert. ER setzte während des 1. Weltkriegs Tauben für die Vermittlung von Rezepten zum nahe gelegenen Sanatorium ein. Auf dem Rückweg wurden Medikamente transportiert. Der Apotherker hat zur Flugkontrolle kleine Kameras an seine Flugtauben gesteckt. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Spionageflugzeuge, die Tauen übernahmen diese Aufgabe.
Die Taubenfotografie setzte sich nicht durch. Alicia Framis sieht in den Tauben jedoch erste Drohnen. Die Tauben kamen auch in einem militärischen Kontext zum Einsatz. Sie sollten Aufklärung und Spionage betreiben und sie waren unbemannt. Hätte die Luftfahrt eine weniger rasante Entwicklung genommen, wären die Tauben zu Bedeutung gekommen.
Alicia Framis wurde 1967 in Barcelona geboren, lebt und arbeitet in Amsterdam.
Ein Video. Mit VHS. Dauer 1:11 min, in Farbe. Von 1992. Gesehen in Stuttgart. klein und unerwartet. Ein Mann, mit Bomberjacke und 80iger jeans betritt den Supermarkt. In der Hand Pfeil und Bogen. Er schisst sein Essen. Das Hähnchen aus der Kühltruhe, die Margarine, das Spülmittel, oder Klopapier. Er legt an, zielt und trifft aus kurzer Distanz. Die Beute am Pfeil wird in den Einkaufswagen gelegt. Die Jagd.