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Vier Photographien – Portraits: es sind Nachtaufnahmen mit Blitz, der Hintergrund ist schwarz, die Kontraste scharf. Zwei Abbildungen sind Detailaufnahmen der Skulptur „The Raft of Lampedusa“, eine stellt ein Detail aus „Crossing the Rubincon“ dar und die Vierte ist eine Teilaufnahme aus einer in Mexico befindlichen Gruppe mit dem Titel „The Silent Evolution“.
Abb. 01: Crossing the Rubicon, (Detail), Lanzarote, Spain. Image © Jason DeCiares – Taylor /CACT Lanzarote
Dieses Bild wurde von einer auf der Biennale in Venedig ausgestellten Fotografie mit dem Handy gemacht. In diesem Blog wird es nur deshalb verwendet, weil kein anderes vergleichbares vom Museo Atlantico gestellt werden konnte und der Künstler auf Reisen war und nicht erreichbar. Dennoch erscheint uns diese Aufnahme trotz der Reflektieren aussagestark. Die Hell und Dunkelkontraste machen das Bild lebendig, der Blick wird auf das Gesicht gelenkt . Die Aufnahme geht nah an das Motiv und die kleinsten Schalentiere und Muscheln lassen sich wunderbar erkennen.
Was hat das Meer mit dem Antlitz gemacht? Das Gesicht mit geschlossenen Augen, Nasenrücken und Glatze. Der Körper leicht vorgebeugt und unbekleidet. Ist es Mädchen oder ein Junge? Der Blick scheinbar nach Innen gerichtet, ganz für sich, meditierend. Auf der Oberfläche haben sich feine, grüne Algen auf dem Kopf, zwischen Augen und Nasenrücken niedergelassen. So auch auf der Brust und den Schultern. Eine Art Bewuchs von Seepocken (kleine muschelartige Lebewesen) oder Ablagerungen, weiß, als sei Kopf und Körper mit kleinen Würmern befallen ist erkennbar. Sie liegen auf den Augenlidern, den Lippen im Nasenloch. Eine Invasion von Wasserwesen nimmt die Skulptur, den Körper ein.
Abb. 02: Crossing the Rubicon, (Detail), Lanzarote, Spain. Image © Jason DeCiares – Taylor /CACT Lanzarote
Diese Fotografie wurde vom Museo Atlantico geschickt. aber es handelt sich hier nicht um eine Nachtfotografie, die Farben entwickeln einen lebendigen und saturierten Eindruck.
Die Aufnahmen versprühen eine eigenartig anziehende und gleichzeitig abschreckende Wirkung. Wie nur sehen diese Skulpturen in den Fotografien aus? Ein Bärtiger wird gezeigt. Ist es Krieger oder Gott der Antike? Die große Nase, wulstige Augenbrauen, der Backen – und Oberlippenbart weisen aus dem Bild, die Aufnahme ist rückgewandt. Die Skulptur scheint zurück zu schauen. Stirn und Kopf sind ohne merklichen Bewuchs oder Befall, im Nacken grüne Algen, sie sehen wir Haare aus. Die Vermutung drängt sich auf, dass diese Skulptur bekleidet zu sein scheint. Verschieden farbige Meeresbewohner bilden eine zweite Oberfläche, werden zu Kleidung. In gleißendem Rot strahlt eine Koralle, dort wo der Bart, die Lippen, das Kinn sind, weiß die Nase, gerade noch die Augenhöhlen und der obere Kopf, Teile der Schultern, der Brust. andere Bereiche, wie der Hinterkopf oder die Schläfen sind bewachsen. Und auf der Brust ein stacheliger Seeigel. Er sitzt hoch auf dem Brustbein. Ist es eine Anlehnung an den [1]„Kopf des blinden Homers“ oder eine Fiktion an einen blinden Seher? Wer wird abgebildet?
Abb. 03: The Silent Evolution, (Detail), Mexiko Image © Jason DeCiares – Taylor /CACT Lanzarote
Abb. 04: The Silent Evolution, (Detail), ;Mexico. Image © Jason DeCiares – Taylor/CACT Lanzarote
Die Photographien strahlen eine eigenartige Faszination für diese Unterwasser Skulpturen aus. Fragen kommen auf. Welche Person soll das sein? Sind es Heroen, mythische Personen, Zitate an die römische oder griechische Antike, an die italienische Renaissance oder sind es Bildnisplastiken vom Menschen unserer Ära? Das lässt sich nicht sagen, aber Assoziationen dieser Art klingen bei der Betrachtung an. Die Übernahme der Natur durch Muschel und Schalentiere, durch Algen und Korallen fesselt die Vorstellung. Ist es eine feindliche Übernahme oder eine freundliche? Stehen sie als Mahnmal dort unten, verborgen für die Augen der Menschen? Bilden sie einen Lebensraum für die durch Menschenhand bedrohten Ozeane? Werden die Plastiken durch die Ablagerungen zu unkenntlichen Formen? Erobern Meeresbewohner Raum zurück? Wird die menschliche Abbildung und Einmaligkeit verdeckt, werden Ecken und Kanten unscharf und schwammig? Sollen diese Skulpturen im Laufe der Jahre nicht mehr erkennbar sein? Oder werden sie aus toter Starre zu lebenden Abbildern, sollen sie wachsen, sollen sie zu Unterwasserlebewesen werden? Soll erst die Tiefe des Ozeans Leben einhauchen?
Sie kommen als tote Abbilder aus der Überwasserzivilisation und beginnen erneut in der Tiefe zu leben. Im Laufe der Jahre werden sie von Schalentieren und Korallen, von Algen und anderen Ablagerungen eingenommen. Alles Eckige verschwimmt, geht ineinander über, wird sukzessive übernommen und integriert. Die Gesichter schmilzen, Brustkörbe, mit Krabben übersät, Seeigel bewegen sich langsam an Nacken und Hälsen in das Gesicht, Blasenalgen hängen sich an Schultern oder anderen Gliedmaßen. Die Tiere und Lebewesen formen Taylor’s Skulpturen nach, und hauchen ihnen ein anderes Leben ein. Die Skulpturen werden zu weichen Abstraktionen der Menschen.
Susan Smillie schreibt für den Britischen Guardian, taucht, kennt den Künstler, berichtet in regelmäßigen Abständen über ihn. Sie besucht die Arbeit The Silent Evolution zwei Jahre nach dem Versenken ein zweites Mal und berichtet von roten Schwämmen, die das Gesicht bedecken und den Anschein von Narbengewebe machen. Es erscheint ihr als wären Gesichtsausdrucke sanfter; Nase, Lippen und Augen stechen hervor. Die Farbe ist strahlend und wirkt belebt. Eine violette Koralle hat sich unter einem Kinn angesiedelt, einige Hummer entdeckt sie am Fuß einer Skulptur. „Dies sind gute Zeichen für die Wiederbelebung eines Korallen Riffs“, schreibt sie.[2]
[1] Homer, Epimenides-Typus. München, Glyptothek
[2] https://www.theguardian.com/artanddesign/2016/feb/02/drowned-world-europe-first-undersea-sculpture-museum-lanzarote-jason-decaires-taylor
In Tropics geht es um mexikanische Farmen und ihre Bewohner, die mit verstreuten Stimmen, Erinnerungen, Vergangenes und Erlebtes erzählen. Die Bilder selbst, in schwarz-weiß gehalten, scheinen Traumbilder zu sein. Sie sind tief und mystisch. Es fühlt sich an, als würde die Zeit angehalten.
Es geht um die im 19. Jahrhundert aus Frankreich kommenden Auswanderer, die mit Booten den Atlantik überquerten und in Mexiko, genauer am Rio Filobobos neu siedeln. Diese Region ist in der Nähe von Veracruz. Die französischen Familien, Bauern, kultivierten trotz des schwierigen tropischen Klimas und der tropischen Vegetation große Flächen für die Landwirtschaft. Während der spanischen Eroberungen wurde Mexiko zu einem Land der Träume. Landarbeiter aus Frankreich, als Europa malten sich eine blühende wenn auch gefährliche Natur aus, die mit Mut und Fleiß zu Unabhängigkeit und Wohlstand führen würde. Diese Eroberer wollten nicht nur Wissen vermitteln, nicht nur das Land kultivieren, sondern auch den katholischen Glauben verkünden. Es waren Bauern und Missionare.
Die Einwanderer oder eher Konquistadoren entdeckten eine fremde Vegetation, sie stellten andere neue pflanzliche Heilmittel her. Das Land war verheißungsvoll und zerstörend gleichermaßen. Es war gefährlich, aber gelobt.
Die Künstlerin gibt der Vergangenheit den Erinnerungen und Familiengeschichten eine Stimme. Und ein Bild. Erinnerung vom Tod, vom Leben, von Verstorbenen heben die zeitliche Ordnung auf. Es werden Geister eines verlorenen Paradies belebt.
So spricht die Stimme, der Erzähler, von dem Autounfall, indem sein Vater verstarb. Vor 30 Jahren fand dies statt. Die Stimme, selbst ein Junge damals, ist im Wagen. Er beschreibt den Moment des Unfalls, wie er Geister sieht, Geister die aussehen, als kämen sie aus einem Harry Potter Film. Er spricht: „Vater hilf mir“. Der Vater küsst ihn und antwortet: „Jetzt wirst du leben“. Eine alte Frau erscheint in der Erinnerung. Die Stimme sagt, dass niemand wusste, dass sie tot sei. Und so spricht jener Mann, der sich erinnert, von seiner Gabe, Tote zu sehen. „Ich sehe Menschen, weiß nicht, dass sie tot sind, sie tragen Kerzen. Jahre später bin ich wieder an diesem Ort….“ Es ist die Geschichte von Toten.
Im Januar 2017 reist die Künstlerin nach Mexico und besucht einige Familien, die seit Generationen schon dort leben und arbeiten, direkte Abstammen der Einwanderer. Es ist die koloniale Vergangenheit, die sie zu entdecken wünscht. Sie will sehen und hören, wie westliche Gedanken und Vorstellungen in den Familien weiterleben. In der Tat erlebt sie erstaunliche Stunden. In den Familien lebt die Vergangenheit durch Objekte weiter.
Während der Regenzeit wird der Rio Filobobos zu einem gefährlichen, reißenden Gewässer, tritt über seine Ufer und bedroht das Land, die Dörfer, die Arbeit und Bewohner. Gleichzeitig werden Tonwaren, bemalte Skulpturen oder andere Artefakte und Objekte an das Ufer gespült, Zeugen einer vergangen Zeit. Diese Dinge waren Gegenstände der Anbetung. Sie wurden von den damaligen Urbewohnern hergestellt, von den Siedlern gefunden und gesammelt, und sind heute noch in ihren Häusern zu finden. Diese Erinnerungen, eine ursprüngliche Naturweisheit verbindet sich unzertrennbar mit dem Wissen der Ankömmlinge und der Generationen danach. Es geht um die Gesetze der Natur, um Sonnenkalender, um saisonale Anbetungen.
Dieser Film zieht den Betrachter in einen Bann. Die Erinnerungsstimmen vermengen sich mit den Bildern und erschaffen eine mystische, geheimnisvolle Welt.
Die Künstlerin interessiert sich für anthropologische Dimension solcher Gesellschaften. Es geht um die Beziehung zwischen Mythen und dem Kosmos, als Wurzen für Glaubensansätze. Für diesen Film verwendete sie einen FARO Scanner der normalerweise in der Architektur zum Gebäudescann verwendet wird.
Sie platzierte ihn an Orten, die sie auf Karten entdeckte und erwanderte. Diese Scanner stellen mit weißen Punkten auf schwarzen Hintergrund rudimentäre 3 Dimensionale Abbildungen her. Die Bilder werden übereinander montiert und gelagert. Es ist als schauten wir in Erinnerungsbilder. Normalerweise werden solche Abbildungen mit Infrarotmasken oder Nachtaufnahmen assoziiert. Hier derweil fehlt der grüne Ton, die solche Bilder charakterisiert und das gibt dem Betrachter das Gefühl, als schaute er durch Materie in etwas Unsichtbares.
T R O P I C S – Gewinner der Goldenen Nica auf der Ars Electronica.
Beitrag von Margarete von Trifft (MvT)
Gastautorin Dr. Margarete von Trifft studierte Soziologie und Kunstgeschichte, später freie Kunst an der Universität der Künste in Berlin und promovierte in den Bildwissenschaften. Es ging um die Virtualität der bildlichen Ausdrucksformen, des flüchtigen Bildes. Professor Ursula Drees lud sie ein, auf der Ars Electronica in Linz für den MediaArtBlog plusinsight zu schreiben.
Die Photographien wurden von der Leinwand im OK, Linz anlässlich der Ars Electronica mit einem Handy von Margarete von Trifft aufgenommen.
Photographie © F. Werhahn
Die Menge an Plastikmüll im Meer steigt. Es gibt Plastikinseln, die größer sind, als einige Länder dieser Erde.
Der Lebensraum aller Wasserlebewesen wird durch unzählige Fischernetze, Benzinkanister, Flip Flops, Flaschentüten, Spielzeug, Möbel und natürlich Strohhalme gefährdet. Tiere verwechseln diese Dinge mit Nahrung, nehmen sie auf und verenden elendig. Ihre Mägen können Plastik nicht verarbeiten.
Es ist ein fürchterlicher Kreislauf, die Tiere sterben, die schwimmenden Müllberge oder Inseln aus Plastik wachsen. Auf der Wasseroberfläche lässt sich nicht erahnen, was sich darunter abspielt, es ist wohl eine Art Plastiksuppe. Microplastik, Teilchen, die kleiner als 5 mm sind, machen zwar nur 8 % der Gesamtmasse aus, trotzdem sind fast alle der geschätzten 1,8 Millionen Plastikteilchen ebensolche winzigen kleine Partikel. Tiere nehmen nicht nur Objekte wie Feuerzeuge, Deckel oder andere kleine Plastikteile auf, sondern auch Mikropartikel und diese im Plastik enthaltenden Gifte zerstören Tiere und Pflanzen und gelangen letztendlich über den Lebens- und Verarbeitungsprozess zum Menschen.
Photographie © F. Werhahn
Auf der Triennale in Brügge werden Kunstwerke zum Thema „Liquid City“ ausgestellt unter anderem auch „Skyscraper“. Es misst in der Höhe 11,5 m ist größer als ein normales Wohnhaus. Es stellt einen aus dem Wasser sich heraus schälenden Wal dar, der in einem majestätischen Sprung begriffen ist. Der Wal ist aus gefundenen Ozeanplastikmüll hergestellt. Jedes Teil, jede Komponente, von Toilettensitzen bis zu Auto Stoßstangen, von Milchtüten und Kanistern zu Plastikflaschen, wurde vor der hawaiianischen Küste gefunden und verarbeitet.
Photographie © F. Werhahn
„Es gibt ungefähr 150 Millionen Tonnen von Plastik, der zur Zeit im Ozean herum schwimmt“ erklärt Jason Klimoski. Klimoski ist der Gründer und Geschäftsführer der New Yorker Design Firma Studio KCA. Sie wurde von den Organisatoren der Triennale beauftragt zum Thema „Liquid City“ ein Kunstwerk zu entwickeln. Heraus kam diese 5 Tonnen schwere Skulptur. Der Wal erhebt sich aus den Fluten, hat bereits die Drehung auf den Rücken durchgeführt und wird in den nächsten Minuten mit einem Splash im Ozean verschwinden, wenn da einer wäre. Nur hier nicht. Hier befindet sich dieser Plastikwal an einer Gracht der Jan van Eyckplein in unmittelbarer Nahe zum Jan van Eyck Denkmal. Würde dieser kraftvolle Akt des Wals stattfinden, schlüge er auf die mit Pflasterstein ausgelegte, alte Brügger Brücke auf. Es ist ein dramatisches Kunstwerk.
Von Weiten zieht es Besucher an. Erst bei Annäherung erkennt der Betrachter die verarbeiteten Teile. Wäschekörbe, Fender, Waschmittelflaschen, Trinkflaschen, generell Flaschen aller Art, Klobürstenständer, Benzinkanister, Kanister aller Art, runde Plastikformen, ovale Plastikformen, Plastikdeckel in unterschiedlichen Größen, Wischeimer werden aneinandergereiht und zu dieser monströsen Skulptur.
Photographie © F. Werhahn
Der Betrachtende begreift in wenigen Sekunden die Botschaft. Der Wal steht für Größe, Kraft, Friedfertigkeit, für Gemeinschaft, für soziale Kompetenz usw. Auch wenn Wale in der Vergangenheit eher als Ungeheuer der Tiefe betrachtet wurden, Wale, die Menschen verschlucken, Schiffe in den Abgrund ziehen, heute ist der Wal ein Zeichen für eine von und durch Menschen gefährdete Natur und Umwelt.
Das Kunstwerk ist eine Mahnung. Denn wenn wir so weiter machen, wird die Vielzahl der Wassertiere sterben, und zwangsweise der Mensch auch. Wenn er weitermacht wie bisher und nicht zu Besinnung kommt, zerstört er seinen Lebensraum.
Mehr unter Triennale Brügge.
Gastautorin Dipl. Ing. Bekleidungstechnik Friederike Werhahn. Die Fotografien stammen von F. Werhahn.
Dieser Beitrag behandelt die Installation, Performance, Kunst von Anne Imhof im Deutschen Pavillon der Biennale in Venedig 2017.
Die Künstlerin
[1]Anne Imhof wurde 1978 in Gießen geboren, studierte in der Hochschule für Gestaltung in Offenbach Fotografie[2]und graduierte 2012 an der Städelschule in Frankfurt am Main. Sie malt, zeichnet, nimmt die Videokamera zur Hand und macht Musik. Installationen, Performances charakterisieren ihr Werk. 2013 erhielt sie ein Atelierstipendium der hessischen Kulturstiftung in Paris, 2015 den Preis der Nationalgalerie, 2016 lehrte sie als Gastprofessorin an der Akademie der Bildenden Künste München. Ihre Arbeiten wie die Oper „Angst“ wurden in Basel, Berlin, Montreal gezeigt. Performances wie „The School of the Seven Bells“, „Aqua Leo“, „Rage“, „Deal“ wurden u.a. in Einzelausstellungen im MOMA PS1, dem Carré d’Art – Musée d’art contemporain de Nîmes (2014) und in New Jersey, Basel und dem Portikus, Frankfurt am Main (2013) aufgeführt.
Abb.: 01 Eliza Douglas and Franziska Aigner in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Faust
aufgeführt anlässlich der Biennale 2017 in Venedig im Deutschen Pavillon
In den Pavillon geht es über den Seiteneingang und dort korrigieren Türsteher des [3]Offenbacher Technoclubs Robert Johnson akribisch die Menge. Wohlbemerkt Seiteneingang, das mutet kurios an, ein wenig verwirrend. Und dann wird der Besucher auch noch von dem Nightclubpersonal energisch herum geordnet. So schnell kann Macht ausgeübt werden. Eine Panzerglasplatte versperrt einen Teil des Portikus des Deutschen Pavillons, den Eingang zur Halle. Und dort wo der Besucher nicht hineinkommt, sind links und rechts mit Glas und Gittern von den Menschen getrennt, Hundezwinger hochgezogen. Einige Dobermänner laufen hin und her, manchmal spielen sie mit einem Bällchen oder sie nähern sich den Stäben, davor stehen Besucher. Es sind bewundernswerte Hunde, schön und elegant in der Form, schlank und schmal, schwarz und braun in der Fellfärbung, natürlich zeigen die Passanten Respekt und schrecken für einen winzigen Moment vor ihnen zurück. Der Dobermann wird als scharfer Wachhund mit Killerinstinkt in Filmen wie „Der Hund von Blackwood Castle“, „Eyes of an Angle“, „Dobermann“ als Gangster, „True Lies“[4]als kaltes Biest gezeigt. In Brandenburg steht die Rasse auf der Liste der gefährlichen Hunderassen (aber nur in diesem einen Bundesland). Es weckt Assoziationen. Wer kontrolliert die Hunde? Wo sind die Halter? Gibt es die sichere Machtverteilung Herr und Hund, Hund und Gefährte, Freund? Besteht die alte Ordnung der Unterwerfung der Natur und ihrer Kreaturen oder sind die Hunde gleichberechtigter Teil des gezeigten Kunstkosmos? Haben sie noch ihre Aufgabe des Schützens und Verteidigens? Sollte dies bejaht werden, wer oder was wird geschützt oder verteidigt? Sind es die Menschen im Innenraum? Ist es das Gebäude des deutschen Pavillons? Ist es die Idee des Gebäudes[5]? Ist es die Kunst? Ist es die Gesellschaft?
Der Deutsche Pavillon
Der Deutsche Pavillon auf der Biennale in Venedig gehört zu den ersten. Schon 1905 wurde er ursprünglich als Bayrischer Pavillon vom venezianischen Architekten Daniele Donghi im neoklassizistischen Stil erbaut. Erst 1938 erlangte das Gebäude durch den von Hitler begünstigten Architekten Ernst Haider[6]seine nationalsozialistische Form. Der Giebel wurde abgerissen und durch einen Architrav, einen waagrecht auf Säulen aufliegenden Balken ersetzt, aus den runden schmalen Eingangssäulen wurden imposante rechteckige Pfeiler. Der großen Halle fügte man eine halbrunde Apsis im hinteren Bereich an und schaffte den notwendigen Eindruck von Monumentalität. Der zierliche Bau verwandelte sich zu einem streng geometrischen „Führerbau“ mit der Aufschrift „Germania“. Eine Herausforderung für Künstler, er ist nicht neutral, und nicht nur einmal wurden Stimmen laut, diesen Bau abzureißen, steht er nicht mehr für die Deutschen Ideale und durch eine zeitgemäße Architektur zu ersetzen.
Abb. : 02 Der Deutsche Pavillon in Venedig © Frank Kaltenbach
[7]„Ich denke, dass das Gebäude in seiner Brutalität spürbar ist. Und das Gebäude in seiner Härte wollte ich weiterhin offen gelegt und transparent lassen. Das ist zum einen sichtbar in der Materialität des Glases und zum Anderen passiert dadurch natürlich ein Einschluß.“ So Anne Imhof.
Abb.: 03 Der Grundriss des Deutsche Pavillons in Venedig © Frank Kaltenbach
Der Pavillon ist leer. Nur eine gläserne Decke hüfthoch angebracht, ein doppelter Boden teilt die Halle. Einige Wandvorsprünge, Podeste, ebenfalls gläsern, sind auf Kopfhöhe angebracht. Vereinzelt Objektlandschaften auf dem Boden, getrennt durch die Glasdecke. Ein leeres Gebäude, die Wucht dieser Halle wird nicht verkleidet, versteckt, entfremdet, zerstört. Es gibt keine Verstecke oder Kuschelnischen. Ein großer Raum, nackt, kühl, überlegen und transparent. Aber nicht leer. Neben den Besuchern bewegen sich auch die vierzig köpfige Gruppe aus jungen, sogar jugendlichen, vielleicht androgyn zu bezeichnenden Männern und Frauen, Tänzer und vor allem Vertraute und Freunde der Künstlerin scheinen dort zu existieren im Raum. Eine 4- 5 stündige Performance findet statt. Manchmal sind die Künstler eher wie ausgestellte Statuen, dann wieder kommt Bewegung auf, die Gruppe löst sich auf, verteilt sich und der Überblick geht verloren.
Im Gespräch mit [8]Silke Hohmann, Redakteurin des Kunstmagazins Monopol in Berlin spricht Anne Imhof von den langjährigen Beziehungen zu dem Tänzern schon lange vor einer Zusammenarbeit. Sie vergleicht die Arbeit mit den Tänzern mit dem Verhältnis von Musikern in einer Band. Jeder hat eigene Vorstellungen, und durch Vertrauen finden sich Wege, diese Vorstellungen zu verbinden. Die Arbeiten und Performances, Aufführungen entwickeln sich als stetes Aushandeln zwischen Regisseur und Künstler. Die innere Struktur wird von Anne Imhof geschaffen. Sie spricht von einem freien Konstrukt. Es geht ihr bei den Proben um Bilder. Einige Bewegungen sind geplant, aber vorrangig sollen Bilder geschaffen werden. Sie kommt von der bildenden Kunst, nicht vom Tanz.
„Viele der Performer kenne ich schon lange und wir haben erst später angefangen zusammenzuarbeiten. Das Vertrauen war also schon da. Es gibt auf jeden Fall eine geteilte Vorstellung für die Dinge, die passieren. Insofern verbindet uns mehr als ein professioneller Zusammenhang, es geht schon eher in die Richtung einer Band“, so Anne Imhof.[9]
Abb.: 04 Eliza Douglas, Franzsiak Aigner, Stine Omar, Lea Welsch, Theresa Patzschke in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
[10]„Mir ist ganz wichtig, dass jeder in jedem Moment Herrschaft über sein eigenes Tun hat. Dass sie oder er die Entscheidungsgewalt hat über den nächsten Schritt oder die Möglichkeiten, die sich aus der Situation ergeben. Aus dieser Freiheit heraus entstehen Momente, die für meine Arbeit relevant sind. Das heißt nicht, dass ich die Kontrolle abgebe. Es gibt aber eine feste Struktur, in der das alles abläuft – eine Art inneres Gesetz, das ständig gebrochen wird.“ so Anne Imhof.
Die Tänzer tragen Alltagskleidung, Streetwear: T-Shirts von Trigema, weiße Tennissocken, Jogginghose von Adidas, weite Sweater, Hoodies, Bergfällerhemden, zerrissene Jeans, Sportschuhe, Sportshorts. Die Kleidung strahlt Demonstrationsschick aus, Antifa-Mode. Es gibt keine farbenprächtige Palette: schwarz, ausgewaschenes Blau, Weiß, Blau, Grautöne beherrschen das Bild. Keiner ist geschminkt oder auffällig dekoriert. Die Haare werden offen getragen oder als Pferdeschwanz zurück gebunden, die Männer haben manchmal einen drei Tage Bart. Niemand hat nur ein Gramm Fett zu viel, es sind junge, schöne, natürliche, muskulöse und möglicherweise selbstoptimierte Menschen. Diese Körper sind Modelkörper, bereit für die Werbewelt, für Ökonomie, der Körper als Konsumgegenstand des freien Marktes.
Abb.: 05 Emma Daniel, Franziska Aigner, Mickey Mahar, Ian Edmonds, Frances Chiaverini, Stine Omar, Lea Welsch in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Es entstehen lebende Bilder, manchmal mit und manchmal ohne Geräusche, Töne oder Musik. Die Gruppe bewegt sich langsam, manchmal erstarren sie und nach einer Weile kommt erneut Bewegung auf. Das Tableaux vivants, das lebende Bild oder „die Darstellung von Werken der Malerei und Plastik durch lebende Personen“[11]erfreute sich um 1900 in Theater und Varieté einer großen Beliebtheit. Im frühen 19. Jahrhundert entsteht eine sehr populäre visuelle Kultur wo Darsteller für wenige Minuten in Stillstand erstarren, und ein Gemälde oder eine Skulpturengruppe erschaffen.[12]Manche Figurationen in „Faust“ erscheinen historisch, andere wieder modern. Da greifen zwei nach dem Handy und drucken es an den Hals, dabei zischen sie. [13]Hanno Rauterberg von der DIE ZEIT empfindet diese Szenarien „als sögen [sie] Luft aus dem Apparat und würden ohne ihn ersticken“.
Manchmal ergeben sich Spiegelungen auf dem Boden oder an den Glaswänden. Es finden plötzliche Bewegungen statt. Kurze Versammlungen. Ein Kreis wird gebildet, eine Gasse woanders aufgestellt. Oder jemand erstarrt und schaut entrückt irgendwo hin, als sei er tot oder verrückt. Ein anderer liegt auf dem Boden eng an die Glasmauer gedrückt.
Abb.: 06 Lea Welsch, Emma Daniel, Mickey Mahar, Thilo Garus in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Die Performance findet auf vielen Ebenen im Deutschen Pavillon statt. Die gläserne Decke aus Panzerglas als zweiter Boden, der nicht höher als 120 vom tatsächlichen Raumboden entfernt ist, teilt die Halle in der Horizontalen. Im unteren Bereich ist es ziemlich beengt. Die Performanceartisten liegen, kriechen oder hocken zusammengefaltet. Sie versuchen die Glasdecke zu durchbrechen. Sie schlagen sich und stoßen stumme Schreie aus. Sie masturbieren, aber es scheint als wäre die Hand von der Person getrennt. Es passiert einfach, es ist eine stumme Provokation. Es ist ein stummer Lust Akt oder ist es überhaupt Lust? Ist es Zwang, ist es ein Widerstand, eine Provokation?
Andere sitzen neben Aschenbechern, Gläsern und anderen Gegenständen wie z.B. Steinschleudern, Handtücher, Behälter mit Metallkugeln, Seifenstücke, Vaseline, Wattebausche, Feuerzeuge, schwarze Matratzen, Telllöffel, Emergency drinking Water Flaschen von Seven OceanS oder Hundefutter. Und Feuer.[14]Es geht um Macht, eine unbekannte Quelle mit unbändiger Kraft scheint die Menschen zu erschöpfen, sie in die Knie zu zwingen.
Diese Utensilien des Überlebens einer modernen Gesellschaft liegen nicht zufällig herum, sie werden geplant, ausgelegt, sind Objektkunstwerke. Diese Dinge sind nicht Requisiten, sie geben Anhaltspunkte für das Verhalten der Performancekünstler, sie sind Teil der bewegten Bilder. Sie gehören zwingend zum Kunstwerk. Sie verweisen auf wichtige Momente, stellen Höhepunkte und Verständnismarker dar.
Abb.: 07 Eliza Douglas masturbiert. Eliza Douglasin Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 08 Emma Daniel an der Wand im unteren Bereich. Sie sitzt auf dem Boden, nur ihre Hand greift auf die gläserne Decke. Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Auf der gläsernen Decke
Auf der gläsernen Zwischendecke steht das Publikum. Nur dort darf es sich aufhalten. Nicht im Bodenbereich, nicht bei den Hunden oder auf den Wandpodesten. Hier findet eine Vermischung mit den BesucherInnen statt. Manchmal singen die Künstler, oder sie beginnen Ringkämpfe, dann umarmen sich andere und während der Umarmung entwickelt sich ein Kampf. Der löst sich auf und es kommt zu einer Art Annäherung von Mann und Frau. Nicht lange und schon ringen sie erneut auf Bodennähe. Die Bewegungen werden langsam ausgeführt, nie gefährlich, aber unaufhaltsam. Es geht um Unterdrückung, um Ausbruch, Demütigung, Unterjochung, Abwesenheit, Leere, Ödnis, Aufbegehren, Opponieren, Rebellion, Anpassung, Gehorsam und Meuterei.
Andere Künstler schreiten in schnellen raumgreifenden Schritten die Halle ab, dann bleiben sie stehen und starren einander an. Es kommt jemand hinzu, starrt mit. Ausdruckslose Gesichter, eine innere oder äußere Motivation ist nicht zu erkennen. Wieder jemand anderes atmet gegen eine Scheibe. Ganz nah ist das Gesicht an der Oberfläche, so nah dass das Spiegelbild vielleicht nicht gesehen wird, es ist für den Zuschauer da.
Abb.: 09 Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Eine weitere Ebene besteht aus Glasvorsprüngen, gerade breit und tief genug, um darauf zu stehen. Sie sind an den Wänden auf einer ansehnlichen Höhe angebracht und verteilt. Darauf stehen die Künstler und Künstlerinnen, verrenken sich, gähnen, drehen den Kopf zur Wand und zurück, singen. Sie befinden sich erhoben wie auf unsichtbaren Regalen oder Säulen. Skulptur und Ware in einem.
Manchmal sitzt eine oder mehrere Artisten mit den Hunden im Zwinger. Sie kommen heran, lecken die Hand, zeigen sich in verspielter Laune. Die Performer tun nichts, mit ausdruckslosen Gesichtern befinden sie sich dort, wo die Hunde sind, keine mimische Veränderung, keine Regung. Und dann schwingen sich zwei auf den hohen Zaun, sie sitzen dort, schauen herunter. Der Balanceakt ist ihnen nicht anzumerken. Sie betrachten. Erstarrt sind sie nicht, aber regungslos. Wieder andere nehmen Platz auf den Treppenstufen vor dem Gebäude. Der Ortwechsel ändert nichts an ihrer Haltung. Undurchdringlich, gefasst, verschlossen. Und dann wieder steht einer oben auf dem Dachfirst. Schaut runter. Setzt sich und verweilt, harrt aus, ruht, hält inne. Das Gebäude ist da und es zieht die Artisten hinein und hält sie in einem unsichtbaren Bann.
In einem Vorzimmer befindet sich eine Installation mit Starkstromstecker und Buchse, anderen Dingen und Gitarre. Weiße Bilder an der Wand. Ein pulsierendes Rauschen wie in einem Maschinenraum oder nah an einer Turbine einer Talsperre erfüllt laut und dröhnend den Raum. Dann gibt es einen Bruch und eine Bassgitarre schlägt einen Ton oder Akkord an und der Hall pulsiert. Manchmal sind es Orgelklänge, Geigen und andere Streichinstrumente, vielleicht eine Laute, so genau kann das nicht gesagt werden, die Musik kommt aus den Lautsprechern, sie kann auch durch Synthesizer erzeugt worden sein oder gleich digital. Klavierklänge läuten Gesang ein. Eine Performanceartistin erhebt ihre glasklare wunderschön seelenwunde Stimme. Diese Klänge sind sehnsüchtig, sie rühren das Herz, Trauer Verlangen klingt mit. Es sind Choralähnliche in Moll vorgetragene Melodien. Melancholisch, tragend, harmonisch erinnern sie an Kirchenmusik. Es beginnt mit einzelnen Stimmen, aber sie werden durch SMS Anweisungen von der Künstlerin Anne Imhof dirigiert und zu einer dichten Harmonie. Sie singen vom Ich. Ein magischer, geradezu betörend schöner Moment.
Abb.: 10 Eliza Douglas in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Anne Imhof taucht auf, schaut das Treiben an, gibt Anweisungen über das Handy und verschwindet. Ganz in schwarz gekleidet mit Basecap vom Edeldesigner Balenciaga bleibt sie unnahbar. Sie agiert als Dirigentin, Choreographin, sieht alles, initiiert alles und leitet an. Sitzt hier die Macht?
Schlüpft die Künstlerin in die Rolle des Mephisto? Der dem Wissensdurstigen, dem Forschenden und Zweifler Faust verspricht, ihm so lange zu dienen und seine Wünsche zu erfüllen, bis er Lebensglück erfährt? Um ihm dann seine Seele zu stehlen? Sind die gelenkten Performancekünstler Repräsentanten für Faust? Ist das Publikum die schweigende Menge, die Gesellschaft? [15]Wird der Faustische Pakt mit dem Warenfetisch offen gelegt?
Abb.: 11 Frances Chiaverini in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Oder bezieht sich der Titel auf die Faust des Protestes? Die Kuratorin Susanne Pfeffer[16]äußert sich in einem Interview mit dem SWR am 11.5. 2017: „Die Faust, ein Element, das sich eigentlich nur aus dem Zusammenschluss der Finger ergibt und dann im Grunde eine Kraft bündeln kann und zum Schlagen bereit ist, zum Wehren, aber auch zum Angriff. Das ist Sinnbild für diese Performance: Wie setzen sich Individuen auseinander oder gegeneinander? Wie formieren sich Gruppen?“ Der Titel bezieht sich daher nebensächlich auf Goethes „Faust“, hauptsächlich auf das Symbol der Faust als Zeichen für Rebellion und Gewalt.
„Es stellt die Frage wie selbstbestimmt wir handeln. Und uns bewegen und unsere Körper eigentlich noch unser Eigentum sind oder vielleicht sind es schon Objekte oder vielleicht sind sie schon selbst zur Ware geworden.“ Susanne Pfeffer im Gespräch mit dem SWR.[17]
Bedeutung
Es wird geschaut, sich gedreht, fotografiert, gefilmt, dokumentiert. Die Situation ist beängstigend nahezu komisch, der Besucher befindet sich in der Mitte des Geschehens, er schaut zu und hält fest. Der Mensch als Zuschauer, als zufälliger Passant betritt die Welt der Anne Imhof und die vielen metaphorischen Situationen die Politik, Leben, Gesellschaft und Dasein konstituieren- schweigend und gaffend, fast ein wenig gelähmt.
Nur eins kann der Besucher: er versichert sich der Geschenknisse durch unentwegtes Fotografieren und Aufnehmen. Ausdrucksstarke Bilder der Performer, ihrer Handlungen werden das Ergebnis sein, auch wenn die Zielrichtung und der Zweck im Verborgenen bleiben. Die Bilder sind bedeutend, aber eine Realität wird nicht dargestellt, eher die Ware der Zuschauenden. Photographie von etwas, das wie Leben aussieht.
Abb.: 12 Frances Chiaverini, Mickey Mahar, Eliza Douglas, Lea Welsch, Ian Edmonds in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Das Kunstwerk ist unberechenbar. Die Bühne nicht definiert. Zu jeder Zeit kann an jedem Ort etwas passieren: auf den Außenstufen, dem Zaun, im Zwinger, am Seiteneingang, auf dem Dach, im Vorraum, auf dem Boden, auf der Zwischendecke, den Wandpodesten: überall. Der Besucher versucht die Geschehnisse durch alle Schichten der Gesellschaft und des Gebäudes zu sezieren. Überall ist der Blick erlaubt, aber löst er etwas aus? Die Performancekünstler sehen den Besucher, ignorieren sie, schauen durch sie hindurch, sie sind im besten Fall ein Hindernis, dass zur Seite gedrängt wird, sie gehören nicht dazu. Es geht um Macht und Ohnmacht, Willkür und Gewalt, Widerstand und Freiheit.
Das Glas schafft Distanz zu sich selbst und zu den Subjekten, die zu Objekten werden. Selbst wer die Performance verfolgt, erkennt, dass die Gesamtheit nicht erfassbar ist. Der Ort ist hell und transparent, aber das trügt, es ist eine durch Ohnmacht und Willkür, durch Unterdrückung und Kontrolle geprägte Szenerie. Die weitläufige Verteilung, unvorhersehbaren Aktionen, die Gleichzeitigkeit, Konsequenzlosigkeit verhindert eine Festlegung. Stetig verschiebt sich das Bild und damit das Gesamtkunstwerk. Die Signifikanten: Objekte, Gebärden, Verortungen, Beziehungen, Musik, Geräusche formen ein sich stetig änderndes Bild. Der Pavillon ist eingenommen von den Künstlern, den Bildern, den Objektarrangements, der Musik, der Hunde und den gläsernen Installationen. Das alles ist „FAUST“, ein lebendes Bild. Der Betrachter wandert hindurch und sucht nach der allumfassenden Perspektive.
Abb.: 03 Josh Johnson in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 14 Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Es ist ein Akt des Kontrollierens, etwas das sich aber gleichzeitig einer Kontrolle entzieht. Die Gleichzeitigkeit der Ereignisse erinnert an Marshall McLuhans „Allatonceness“[18]. Dort beschreibt er die Auswirkungen der Vernetzung durch moderne Medien. Wie sie eine Erweiterung und eine Veräußerung des menschlichen Körpers darstellen. Hand Held Devices werden zur Erweiterung der Sinnesorgane. Der Computer imitiert Funktionalitäten des Gehirns und damit wird er zu einer Veräußerung des Gehirns. Die Konsequenzen schienen theoretisch zur Zeit der Veröffentlichung Ende der 60iger Jahre noch undeutlich, heute trägt jeder Mann und jede Frau einen Handgroßen Computer mit sich. Die Informationen sind einen Klick entfernt, Gedächtnisleistung ist nicht von Nöten, das Gedächtnis ist externalisiert. Die Netzgesellschaften leben ungebunden und unabhängig von Orten und Zeiten.
“Time” has ceased, “space” has vanished. We now live in a global village…a simultaneous happening.” [19]
Technischer Fortschritt macht den Menschen zu einer Marke, es geht um das Aussehen, um den Anschein um ein Image. Kommunikationskanäle schaffen Gemeinschaften aber grenzen anders Denkende aus, machen sie nicht mal sichtbar (FB Algorithmus). Eine Einseitigkeit der Welterfahrung schränkt den Geist des Menschen ein, die Kultur des Aufbegehrens des Demonstrierens, des Diskutierens, des Denkens und Abwägens, des Verstands und der Kompromisse durch Intelligenz wird zu Gunsten einer Kultur von Überzeugungen und Glaubensbekenntnissen verdrängt. Gleichzeitig verliert der Mensch seine Privatsphäre. Persönliche Daten werden digital abgelegt. Wir sprechen vom „gläsernen Kunden“ als Marketingobjekt, der „Gläserne Bürger“ als Teil des Kampfes gegen Terrorismus, oder der „Gläserne Mensch“ als Soziologisches Phänomen.[20]In den Zeiten der schwindenden Privatheit und steigender Transparenz aller Lebensbelange verhalten und kommunizieren sich Menschen eher als Marke denn als Privatpersonen.
Die Performance ist verstörend. Kontrolle und Willkür, Einflussnahme von außen und sprachbefreite Kommunikation, Machtausübung ohne Ursachen zu begreifen. Die Menschen sind nahezu nur Körper und der wiederum scheint ihr einziges Kapital zu sein. Eine seelenlose dem Konsum hingegebene Gesellschaft. Er sucht nach Überlebensstrategien, aber bricht er aus? Das tut er nicht, er kann es nicht, diese Freiheit wird ihm nicht geschenkt.
Anne Imhof – Faust
Dauer der Performance 4-5 Stunden
Kuratiert von Susanne Pfeffer
40 Personen in der Performance
Artikel von Ursula Drees
Quellen
Bendrath, Ralf (2007): Der „gläserne Bürger“ und der vorsorgliche Staat. Zum Verhältnis von Überwachung und Sicherheit in der Informationsgesellschaft. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 8, Beitrag 7. Online-Publikation: http://www.soz.uni- frankfurt.de/K.G/B7_2007_Bendrath
Brockhaus‘ Konversations‘ Lexikon (1902), 14. Aufl., Bd. 10. Leipzig, Berlin, Wien: F.A. Brockhaus.
Silke Hohmann (2017): Wie man sich dem anderen zeigt. In: Was wir tun. Heft über das Institut für Auslandsbeziehungen / ifa. – Regensburg: ConBrio,.
Kaltenbach, Frank (2017): Mehrdeutiger Hybrid: Bungalow Germania auf der Biennale in Venedig. In: DETAIL • Zeitschrift für Architektur + Baudetail, Heft 6/2014, „Bauen mit Beton“, München.
McLuhan, Marshall; Fiore, Quentin (1967): “The Medium is the Massage: An Inventory of Effects”, Penguin Books, London, UK.
Rauterberg, Hanno (2017): Der Stille Aufruhr .In: DIE ZEIT online vom 28. Juni 2017. http://www.zeit.de/2017/27/anne-imhof-biennale-venedig-faust-performance/komplettansicht(23.01.2018)
Wiegand, Daniel (2016): Gebannte Bewegung. Tableaux vivants und früher Film in der Kultur der Modere, Züricher Filmstudien 36, Schüren Verlag GmbH, Zürich.
Pressetext der Kunsthalle Basel anlässlich der Eröffnung der Ausstellung als Oper „Angst“ von Anne Imhof vom 10.6. – 21.8.2016. http://www.kunsthallebasel.ch/wp-content/uploads/Anne_Imhof_Presse_Dossier_DE.pdf
Anmerkungen
Institut für Auslandsbeziehungen.Es fördert im Kulturaustausch ein friedliches Zusammenleben von Völkern, Staaten und Religionen. Das ifa initiiert den interkulturellen Dialog. Es befördert den Kultur- und Kunstaustausch in Ausstellungs-, Begegnungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen. Es trägt zum Friedenserhalt durch zivile Konfliktbearbeitung und zur kulturellen Vielfalt durch die Förderung kultureller Minderheiten bei. http://www.ifa.de/de/kunst/biennalen/biennale-venedig/anne-imhof-faust.html
Titel Thesen Temperamente widmet dem Deutschen Pavillon eine Sendung. Sie wird am 14.05.2017 ausgestrahlt und auf der Mediathek der ARD zu sehen. http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Anne-Imhof-Deutscher-Pavillon/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=42826300
Susanne Pfeffer im Interview mit dem SWR am 11. Mai 2017 zum Deutschen Pavillon und FAUST. Susanne Pfeffer ist Kunsthistorikern und Kuratorin. Sie ist Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main.https://www.swr.de/swr2/kultur-info/der-deutsche-pavillon-bei-der-biennale-in-venedig/-/id=9597116/did=19526214/nid=9597116/17ukihf/index.html
Informationen zum Deutschen Pavillon der Architekten RKW Architektur. Anlässlich der 14. Architektur Biennale stellte der Deutsche Werkbund die Frage „This is modern“ nach einer Neuinterpretation und Umgestaltung des Gebäudes an 22 Architekturbüros. shttp://rkw.plus/de/projekte/deutscher-pavillon-venedig
Anlässlich des 100 Geburtstag des Deutschen Pavillons veröffentlichte Hildegard Lorenz im der Münchner Merkur eine knappe Zusammenfassung der Baugeschichtlichen Historie des Gebäudes. https://www.merkur.de/kultur/mm-dabei-sein-alles-330696.html
Abbildungsverzeichnis
Abb.: 01 Eliza Douglas and Franziska Aigner in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb. : 02 Der Deutsche Pavillon in Venedig © Frank Kaltenbach
Abb.: 03 Der Grundriss des Deutsche Pavillons in Venedig © Frank Kaltenbach
Abb.: 04 Eliza Douglas, Franzsiak Aigner, Stine Omar, Lea Welsch, Theresa Patzschke in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 05 Emma Daniel, Franziska Aigner, Mickey Mahar, Ian Edmonds, Frances Chiaverini, Stine Omar, Lea Welsch in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 06 Lea Welsch, Emma Daniel, Mickey Mahar, Thilo Garus in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 07 Eliza Douglasin Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 08 Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 09 Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 10 Eliza Douglas in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 11 Frances Chiaverini in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 12 Frances Chiaverini, Mickey Mahar, Eliza Douglas, Lea Welsch, Ian Edmonds in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 13 Josh Johnson in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
Abb.: 14 Emma Daniel in Anne Imhof, Faust, 2017, German Pavilion, 57th International Art Exhibition – La Biennale di Venezia © Photography: Nadine Fraczkowski; Courtesy: the artist, German Pavilion 2017
[1]https://de.wikipedia.org/wiki/Anne_Imhof(19.01.2018)
[2]Hans Ulrich Obrist: Choreographed Layers: Anne Imhof in ESSAYS Mousse 54 im Sommer 2016. http://moussemagazine.it/anne-imhof-hans-ulrich-obrist-2016/(20180123) Hans Ulrich Obrist ist Co-Direktor der Serpentine Galerien in London. Davor hat er Das Museum für moderne Kunst der Stadt Paris kuratiert. Seit seiner ersten Show 1991 hat er bereits über 300 Ausstellungen kuratiert.
[3]Titel Thesen Temperamente widmet dem Deutschen Pavillon eine Sendung. Sie wird am 14.05.2017 ausgestrahlt und auf der Mediathek der ARD zu sehen. http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Anne-Imhof-Deutscher-Pavillon/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=42826300
[4]Arnold Schwarzenegger wird von zwei Dobermännern durch die eisige gartenlandschaft des Bösewichts gehetzt.
[5]1938 als nationaler Repräsentationsbau zur Machtdemonstration von Nazideutschland vom Architekten [5]Ernst Haiger, der bereits einige Führerbauten entworfen hatte, verändert.
[6]Ernst Haiger 81874 – 1952) baute das Kasino im Münchner Führerbau und die Bar im Münchner NS Ausstellungsgelände „haus der deutschen Kunst“.
[7]Titel Thesen Temperamente widmet dem Deutschen Pavillon eine Sendung. Sie wurde am 14.05.2017 ausgestrahlt und auf der Mediathek der ARD zu sehen. http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Anne-Imhof-Deutscher-Pavillon/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=42826300
[8]Interview: Wie man sich dem Anderen zeigt. Gespräch mit Silke Hohmann. Sie ist Redakteurin beim Kunstmagazin Monopol in Berlin. in Was wir tun. Ein Heft über das Institut für Auslandsbeziehungen / ifa. – Regensburg: ConBrio, 2017. – 31 S.
http://www.ifa.de/en/visual-arts/biennials/anne-imhof-faust/wie-man-sich-dem-anderen-zeigt.html
[9]ebd., S. 01-31
[10]vgl. Interview mit Silke Hohmann.
[11]Brockhaus‘ Konversations‘ Lexikon (1902), 14. Aufl., Bd. 10. Leipzig, Berlin, Wien: F.A. Brockhaus, S. 1029
[12]Daniel Wiegand (2016): Gebannte Bewegung. Tableaux vivants und früher Film in der Kultur der Modere, Züricher Filmstudien 36, Schüren Verlag GmbH, Zürich, S. 14.
[13]Hanno Rauterberg (2017): Der Stille Aufruhr in der Zeit online vom 28. Juni 2017 http://www.zeit.de/2017/27/anne-imhof-biennale-venedig-faust-performance/komplettansicht(23.01.2018)
[14]Pressetext der Kunsthalle Basel anlässlich der Eröffnung der Ausstellung als Oper „Angst“ von Anne Imholf vom 10.6. – 21.8.2016. http://www.kunsthallebasel.ch/wp-content/uploads/Anne_Imhof_Presse_Dossier_DE.pdf
[15]Titel Thesen Temperamente widmet dem Deutschen Pavillon eine Sendung. Sie wird am 14.05.2017 ausgestrahlt und auf der Mediathek der ARD zu sehen. http://www.ardmediathek.de/tv/ttt-titel-thesen-temperamente/Anne-Imhof-Deutscher-Pavillon/Das-Erste/Video?bcastId=431902&documentId=42826300
[16]Susanne Pfeffer im Interview mit dem SWR am 11.Mia 2017 zum deutschen Pavillon und FAUST https://www.swr.de/swr2/kultur-info/der-deutsche-pavillon-bei-der-biennale-in-venedig/-/id=9597116/did=19526214/nid=9597116/17ukihf/index.html
Susanne Pfeffer ist Kunsthistorikern und Kuratorin. Sie ist Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main.
[17]Susanne Pfeffer im Interview mit dem SWR am 11.Mia 2017 zum deutschen Pavillon und FAUST https://www.swr.de/swr2/kultur-info/der-deutsche-pavillon-bei-der-biennale-in-venedig/-/id=9597116/did=19526214/nid=9597116/17ukihf/index.html
Susanne Pfeffer ist Kunsthistorikern und Kuratorin. Sie ist Direktorin des Museums für Moderne Kunst (MMK) in Frankfurt am Main.
[18]“Ours is a brand-new world of allatonceness. ‘Time’ has ceased, ‘space’ has vanished. We now live in a global village…a simultaneous happening.
Electric circuitry profoundly involves men with one another. Information pours upon us, instantaneously and continuously. As soon as information is acquired, it is very rapidly replaced by still newer information.
Our electrically configured world has forced us to move from the habit of data classification to the mode of pattern recognition. We can no longer build serially, block-by-block, step-by-step, because instant communication insures that all factors of the environment and of experience co-exist in a state of active interplay.” Marshall McLuhan & Quentin Fiore (1967): “The Medium is the Massage: An Inventory of Effects”, Penguin Books, London, UK, S. 39
[19]Vgl. Marshall McLuhan & Quentin Fiore (1967): “The Medium is the Massage: An Inventory of Effects”, Penguin Books, London, UK
[20]Bendrath, Ralf (2007): Der „gläserne Bürger“ und der vorsorgliche Staat. Zum Verhältnis von Überwachung und Sicherheit in der Informationsgesellschaft. In: kommunikation@gesellschaft, Jg. 8, Beitrag 7. Online-Publikation: http://www.soz.uni- frankfurt.de/K.G/B7_2007_Bendrath
Die Studioproduktion Event Media an der Hochschule der Medien gewinnt einen Nagel in Bronze beim ADC 2018. „Schatten“ überträgt einen szenischen Kurzfilm in eine eventmediale Inszenierung. Erik, Familienvater und Angestellter in einer Notrufzentrale, verschuldet den Tod eines Kleinkindes. Er schickt den Rettungswagen an eine falsche Adresse. Schuldgefühle zermürben ihn. Er versucht sie zu verdrängen, wird immer wieder durch Flashbacks an jene Schicht in der Leitstelle erinnert. Depressionen, Angstzustände, Paranoia und Autoaggression verändern sein Leben. Erst mit der Akzeptanz seiner Schuld kann er dem Teufelskreis entkommen.
Das ist die Geschichte der Installation Schatten. Drei unterschiedliche räumliche Einheiten repräsentieren die Stadien der Loslösung: Verdrängung, Flashbacks und Akzeptanz.
Eine Kooperation von den Studioproduktionen Event Media und der Studioproduktion Film und den Druck- und Medientechnologie-Studierenden an der Hochschule der Medien. Darüber sind wir stolz, denn der Art Directors Club ist ein Prestigeträchtiger und nicht einfach zu erhaltendender Preis.
Hipp Hipp HURRA! GRATULATION!
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Ursula Drees
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