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Journalisten verwendet wurde, die an auf Snowden-Daten beruhenden Artikeln arbeiteten. 2014.
Es sieht wie längst vergessene Teile im Archäologie Museum oder einem Völkerkundemuseum aus. Die Vitrine kennen wir, da finden sich immer kleine Nägel, Äxte oder winzige Glassplitter. Daneben dann die Erklärung dass alles alt ist und von fremden und sehr vergangenen Kulturen spricht. Das kann nur langweilig sein. Etwas für den Pflicht versessenen Bildungsbürger. All jene, die ins Museum gehen und sich jedes Artefakt ansehen, betrachten, durchdenken und versuchen zu erinnern. Die das Meiste aus so einem Museumsbesuch heraus holen und glauben nicht wieder kommen zu können.
Und hier? Was sehen wir? Es ist eine bitterböse, zynische Vitrine. Das geschieht mit Hardware, die sensible Daten trägt. Da wird alles zerbröselt, zerhackt, zerstört. Da darf nichts verfolgt werden. Der Besitzer, die Autoren dürfen nicht an Hand der digitalen Daten, der Spuren auf der CPU identifiziert werden. Also wird kräftig geschlagen, gekloppt, verbrannt und geschmolzen. Was übrig bleibt sind leere Hüllen aus zerstörtem Plastik und Elektronik Müll. Einst wertvoll, jetzt symbolische Mahnmale.
Was ist weiter entfernt vom bürgerlichen Leben: Der Mond oder das Leben eines Häftlings in US Gefängnissen? Und nicht irgendein Häftlingsleben, sondern jener in Einzelhaft? Kaum zu beantworten diese Fragen. Beide Leben oder Zustände sind unendlich entfernt. Interessiert uns das Leben eines Häftlings in Einzelhaft? Interessiert uns der Mars? Der wohl eher, daran sind Visionen und SciFi geknüpft. Ein Häftling ist kaum noch Mensch, eine Nummer, eine unbekannte Person. Der hat etwas Schlimmes getan, hat vielleicht getötet also hat er kein Recht auf Menschlichkeit, oder?
Ed Thomas von the Mill, London lassen mit dem Game 6×9:solitary confinement in 360 Grad das Leben, das Dasein der US Amerikanischen Häftlinge in Einzelhaft nachvollziehbar auferstehen. Es ist eine VR immersive Geschichte um einen Tag in Einzelhaft. Wie kann Empathie aufgebaut werden? Von so entfernten Lebenswelten?
Der Blick in eine übertriebene Fantasiewelt vielleicht? Geschichten von Angehörigen, von Wärtern, von Opfern? Oder der Blick des Häftlings. Die „One Person Story?“ Es heisst authentisch zu sein, ernsthaft und „faithfully“.
Es ist der Versuch ein Dokumentarisches VR Game zu präsentieren. Es soll echt wirken, real. Der Spieler ist in einer Zelle: 6 x 9. einer wirklichen Zelle nachempfunden, vielleicht sogar mehr. Nicht erdacht, sondern dokumentarisch nachgebaut. Eine Metazelle, eine die für alle Zellen gilt. Als real time environment ist das gut, denn eine Zelle ist vom Raum überschaubar, Detailreichtum kann erzielt werden. Und das macht die Zelle lebendig. So ein Umfeld ist beängstigend. „Creepy“ und der Sound ist es ebenso. Es ist echter Sound. Wirkliche Stimmen, wirkliche Geräuschkulissen. Es gibt Voice overs von Insassen. Sie erzählen von sich, von Phantasien, Gedanken von Erinnerungen, reflektieren, denken laut. Diese Voice overs basieren auf Gesprächen mit den Häftlingen. Die Stimmen passen. Die Lautstärke, der Raum. Es ist ein real time environment. Der Spieler begibt sich 9 Minuten in die Schuhe eines Häftlings. Er soll körperlich erleben was die Häftlinge fühlen. Es ist der Kontrollverlust, es ist der Wunsch zu überleben in dieser Isolation. Mit immer gleichen Wänden, mit einer spartanischen Einrichtung. Einer Matratze, die tagsüber aufgerollt wird. Mit eingeschränkten Lebensrechten. Mit vielen Verboten und Geboten: „roll die Matratze auf, putze, esse, schlafe wenn das Licht aus geht“.
Anfangs dürfen die Spieler nichts. Erst langsam lockert sich die Schärfe und Interaktion wird zugelassen. Sie dürfen einen Brief schreiben, “ letter writing excercises“ hört sich stärker an. Die Spieler erlebt den Verfall des Ichs, „psychological detoriation of the inmate“.
Wie kommt es zu so einer Idee? Denn VR wird oft für irrelevante Umgebungen eingesetzt. natürlich geht es immer um Immersion, um das Eintauchen in eine fremde Welt, um ein körperliches Empfinden, nicht die passive Vorstellung mit Empathie angereichert, sondern das in die Rolle eintauchen. „Mache einen Fallschirmsprung, fliege wie ein Vogel, gehe als Zwerg durch eine Welt.“ Aber „Lebe das Leben eines Outcasts?“ Dokumentarische Themen sind stark, sie sind da, sie sind Leben. Auch ein Leben das der Normalmensch nicht ansatzweise versteht. Jetzt wird VR klug. Wie lebt ein Flüchtling, wie lebt es sich als Expat im Ausland, wie lebt man in Johannesburg oder in anderen lebensbedrohlichen Umgebungen?
Ed Thomas erzählt, dass die Tester durch ihre Körpersprache den Spielzeitpunkt anzeigten. Wie eingeschränkt, wie bewegungsbeschnitten sie waren. Wie sie sich drehten und dann nicht mehr. „Tester had a specific body language. We knew where they were by examining the body language“.
Anfangs dachten die Kreativen von THE MILL, 9 Minuten seinen zu lang. Aber nein, die Zeit vergeht schnell. Es ist ein 6×9 VR Experience.
Fotos: entweder Screenshots vom Trailer auf You Tube oder mit freundlicher Genehmigung der Organisatoren der FMX.
In sozialen Internetdiensten posten, schreiben, demonstrieren, propagieren, feiern, leben und präsentieren wir uns. Immer zu jeder Zeit, ständig. Und weil wir alle daran teilnehmen erscheint uns das Tun harmlos. Zwar wissen wir, dass wir unser Inneres Preis geben, dass wir uns zugängig machen für Jedermann, Freund oder Feind, aber es ist uns trotzdem egal. Privatsphäre und Datenschutz sind bekannte Schlagworte: langweilig, übertrieben ängstlich. Und dennoch wenn wir posten, manchmal kommt da ein kleiner Zweifel, wer das alles sieht. Der neue Arbeitgeber? Die NSA oder der BND? Wer weiss, was die Zukunft bringt? Was geschieht bei einem Wandel der Einstellung, wenn nicht mehr die Liberalität herrscht, sondern bestimmte Ansichten, Gruppen und Taten verboten werden? Wenn Randgruppen kriminalisiert werden? Wenn Alkoholkonsum oder Sex zur Gefahr werden, wenn Nacktheit oder Selbstständigkeit der Gedanken nicht mehr erwünscht sind?
Wie kann dann der persönliche Datenstrom nachträglich an das herrschende Meinungsbild angepasst werden? Sollten wir das nicht jetzt schon aus Vorsicht tun? Sollten wir nicht mit einer Autozensur beginnen? Oder uns zurückziehen? Oder weiter machen in der Hoffnung auf die Warholschen 15 Minutes of Fame einfach weiter?
In dieser Installation des Schweizers Marc Lee sehen wir auf 4 Leinwänden in Echtzeit den User- generated Content. Die Menschen erzählen Geschichten über sich, über andere, über politisches, soziales, über alles was geschieht. Es wird global reflektiert und kommentiert. Ob es viele Menschen interessiert ist ein Glücksspiel. Manchmal wird plötzlich die Geschichte es Hundes im Badezimmer zum Hit, manchmal tatsächliche Neuigkeiten. Alle sprechen, alle reden, alle schreiben und alles zusammen erscheint erst mal oberflächlich und sinnlos. Wenn es auf 4 Leinwänden gezeigt wird. Ein Einheitsbrei. Mehr nicht. Man wird zum Beobachter und Überwacher. Wer will. Alle anderen drehen sich weg und langweilen sich. Zu Recht, aber eben nicht immer.
Das ZKM ist sich seiner Wertigkeit bewusst und richtet ein Kunstasyl ein. Ob dieser Raum jemals sicher ist, so sicher wie die Kirchenräume, wissen wir nicht. Es ist das Büro für Edward Snowden. Wenn er aus Russland nach Deutschland kommen sollte: hier ist er sicher. So glaubt das ZKM und gibt sich mit der Einrichtung des Büros Mühe. So eins hätte ich auch gerne. Nur der Preis dafür ist sehr hoch.
Es ist eine Mixed- Media Installation mit Video, Digitaldruck, einem Mondfahrzeug und Sand. Am Eingang begrüsst das Plakat „Lunar Girl“ die Besucher. Lunar Girl ist eine futuristische, westliche Blondine mit Samuraischwert, Metallkleid und dickem Klunker am Finger. So will die Heldin der Geschichte Selena werden. Die wiederum ist ein verrückte Japanerin, jung und der Wissenschaft verschrieben. Sie will als erste Frau Spuren auf dem Mond hinterlassen. das aber wiederum ist nicht einfach, denn Mondfahrten werden nicht so oft durchgeführt. Und dann muss man Astronautin sein und nicht Selena, die in einer kindlichen Unordnung farbenfroh mit Kuscheltieren, kurzen Röcken und Rechnergerät aller Art in einem engen Zimmer lebt.
Der Wunsch ist da. Wie also kommt man zum Ziel. Und was genau ist das Ziel. Will Selena selbst dort sein? Oder will Selena eine markante Gender Antwort geben auf die Mondanzugsabdrücke, die wir vermeintlich kennen. Sie will letzteres. Sie will wie Lunar Girl zeigen, dass Frauen, nicht Astronauten auf dem Mond sein können. Und woran man dies für immer und ewig sehen kann erklären natürlich die Fussabdrücke.
Wie soll das klappen. Selena baut ein Mondfahrzeug. Das sehen wir vor dem Video auf Sand stehend. Es wurde nach Beratungen mit Ingenieuren und Fachleuten des Johnson Space Center der NASA in Hauston entworfen und gebaut. Mit einem Unterschied, vor dem Fahrzeug ist eine zusätzliche Installation eines Fussabdrucks eines Stöckelschuhs installiert. Bewegt sich das Fahrzeug rotiert der Stöckelschuh und hinterlässt in Schrittweite, eher Trippelschritte den Abdrucks eines Pumps. Auf dem Mond. Und vielleicht ist das Lunar Girl, oder Selena.
Diese Installation ist humorvoll. Bunt, unkonventionell, japanisch.