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Ars Electronica 2024: „Hope – Who Will Turn the Tide“

Festival for Art, Technology & Society

Erlebt und geschrieben von Prof. Katja Schmid, Hochschule der Medien Stuttgart

Das Ars Electronica Festival 2024 setzt vom 4. bis 8. September ein starkes Zeichen für kollektive Anstrengungen in Zeiten globaler Krisen. Unter dem Motto „Hope – Who Will Turn the Tide“ lädt das Festival an 18 Locations in Linz dazu ein, über die Zukunft nachzudenken und sie zu gestalten.

Mariendom zur Eröffnungsnacht

Ein Auftakt der besonderen Art war die Eröffnungsnacht im Linzer Mariendom. Der 4. September, zugleich der 200. Geburtstag Anton Bruckners, bot den idealen Rahmen für eine außergewöhnliche musikalische Reise. Im ehrwürdigen Dom erwartete die BesucherInnen die Weltpremiere von “BruQner – The Sound of Entanglement”, einer einzigartigen Fusion von Orgelmusik und Quantenphysik.

Mit BruQner_The Sound of Entanglement kreieren Clemens Wenger (AT), Enar de Dios Rodríguez (ES),Martin Ringbauer (AT), Johannes Kofler (AT), Richard Küng (AT), Alexander Ploier (AT), Benjamin Orthner (AT/GH) und Philipp Haslinger (AT), Wolfgang Kreuzhuber (AT) und Gerhard Raab (AT) eine Symbiose aus Quantenphysik und Orgelmusik und bringen Bruckners Perger Präludium auf noch nie dagewesene Weise zur Aufführung.

Seit 1987 ist der Prix Ars Electronica einer der bedeutendsten Wettbewerbe für Medienkunst weltweit. 2024 wurden 2.950 Projekte aus 95 Ländern eingereicht, von denen eine hochkarätige Jury die herausragendsten Werke prämiert hat. Eine exklusive Auswahl dieser Werke wird erstmals im Lentos Kunstmuseum präsentiert. Doch dazu später mehr.

Die programmatische Frage „Who will turn the tide?” macht neugierig auf eine erwartete Andersartigkeit der Werke. Im Bunker der Postcity, wo man gleich im Eingangsraum von der provokanten Frage „How dare you maintain hopeful visions in times like these?“ empfangen wird, verstärkt sich die Erwartungshaltung ein weiteres Mal.

Kurz darauf, wenige Meter neben der Projektion, wird man zu einem verstörenden Selbstversuch herausgefordert. Das niederländische Projekt Compost as Superfood vom masharu Studio zeigt auf makro- und mikroskopischer Ebene die Kompostierung von Abfall.

Das masharu studio (NL) regt mit seinem Projekt Compost as Superfood dazu an, die Beziehung des Menschen zur Lebensmittelproduktion und zur Essbarkeit zu überdenken.

In  Gläser wird das Ergebnis ausgestellt: fertig zum Verzehr.

Die BesucherInnen werden aufgefordert, die verschiedenen Kompost-Samples zu verspeisen. Ein klarer Hinweis warnt davor, dies auf eigene Gefahr zu tun.

Es kostet Überwindung, vor Monitoren mit kriechenden Würmern und Mikroben den Löffel zu nehmen und Kompost zu kosten. Die eigenen Gewohnheiten und den Ekel zu überwinden.

Zögernd probierte ich den Nährhumus und war überrascht: Ein erdiger Geschmack, mit leichter Kaffeenote. Plötzlich stellte sich die Frage, ob dies die Zukunft sein könnte. Werden wir bald Kompost als Nahrungsmittel betrachten? Der Nachgedanke: Zukunftsfähigkeit heißt raus aus der Komfortzone.

Jedenfalls war ich stolz, mich überwunden zu haben, und erfreulicherweise fühle ich mich auch zwei Tage später noch topfit. Es gibt also noch viel mehr zu entdecken – und ich freue mich darauf, weitere Kunstwerke in den nächsten Artikeln vorzustellen.

Alle Photographien stammen von Professorin Katja Schmid

Der Beitrag wurde von Professorin Katja Schmid verfasst.

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