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Yearly Archives: 2023

„infinity“  von Universal Everything

Im Zentrum für Kunst und Medien gab es die Ausstellung Bio Medien  zu sehen.

Es handelte sich im Wesentlichen um Exponate, die das generative Wesen von Biologie aufgreifen und in mediale Installationen übersetzen. Es fanden sich sowohl Robotik, Machine Learning als auch durch Künstliche Intelligenz generierte Installationen.

„Infinity“  von Universal Everything stand gleich am Anfang der Ausstellung. Auf der Leinwand ziehen jede Menge phantasievoller Kreaturen vorbei. Sie sind durch Algorithmen gesteuert. Mit Kinect- Kameras werden oder wurden Passanten aufgenommen, deshalb sind die Bewegungen der Kreaturen so wunderbar individuell. Die Besucher*innen werden geortet. Bei Annäherung  an die Projektion, werden die Kreaturen grösser, sie können auch zurück weichen oder es kommen neue Kreaturen heraus. Das musse die Besucher*in glauben, denn es lässt sich aber nicht durch Anschauung kontrollieren. Es gibt keine nachvollziehbaren Feedbacks auf das Handeln. Diese wundervolle Parade von unterschiedlichen Kreaturen zieht von links nach rechts vorbei. Alle sind bunt und unterscheiden sich in ihrer elastischen und wabernden Bewegung voneinander. Manche sind riesig, andere sind schmal und schlank. Dazwischen gibt es alles.

Die Kreaturen äußern sich durch verschiedene Klänge (-kanal Lautsprechersystem). Diese Äußerungen sind an die Positionen im Raum von Besucher*innen gebunden.

Das Ganze wurde mit Unity hergestellt, die Stereophonie wird durch die Software Zirkonium gesteuert.

Einige Klassiker waren auch zu finden wie „A-Volve“ von Christa Sommerer and Laurent Mignonneau, ein Werk das auf der Ars Electronica in Linz im Jahr 1994 mit dem Prix Ars Electronica ausgezeichnet wurde. Es ist Kult.

Es lohnt sich immer mal wieder beim ZKM vorbei zu schauen. Die Ausstellungen sind immer überraschend. Auch wenn die Ausstellung Biomedien vorbei ist, es kommen schon immer starke Ausstellungen hinterher.

Beitrag von Ursula Drees

Wang Qingsong: Fotografie, Hirshhorn Museum, Washington DC.

Nach dem Tod seines Vaters wurde Wang Qingsong gezwungen, seine Familie zu unterstützen. Er arbeitete jahrelang als Bohrer für eine Ölgesellschaft, bevor ihn seine Mutter ermutigte, mit Mitte zwanzig ein Kunststudium zu beginnen. Das war zu dieser Zeit ungewöhnlich. Die meisten seiner Kommilitonen in der Abteilung für Malerei an der Kunstakademie von Sichuan hatten Eltern, die traditionelle Künstler waren, und keine Arbeiter wie seine Eltern. Anstatt nach seinem Abschluss auf das Ölfeld zurückzukehren, zog er nach Peking, wo er die Fotografie in seine Arbeit einbezog.

Zunächst druckte er Bilder, die er aus Zeitschriften eingescannt hatte, auf Seidensamt, bevor er sich 1996 Photoshop aneignete, um digital überlagerte Werke zu schaffen. Nachdem er mit der digitalen Technologie nicht mehr einverstanden war, begann er im Jahr 2000 mit einem Pekinger Filmstudio zusammenzuarbeiten, wo er Modelle in aufwendigen Tableaus besetzte und inszenierte, die er in weitläufigen Panoramaszenen fotografierte.

Seine Panoramawerke wie Requesting Buddha Series No.1 und China Mansion sind gespickt mit Verweisen auf kanonische Werke der westlichen Kunstgeschichte, von Sandro Botticellis Geburt der Venus (1484 – 1486) über Edouard Manets Olympia (1863) bis zu Man Rays Ingres‘ Violine (1924). Diese Werke vereinen ein Übermaß an fremden Elementen zu schwungvollen, manchmal ostentativen Visionen des neuen China.

Die Panoramabilder sind voller Farbgewalt. Sie sind saturiert und eine verrückte Lebensfreude wird vermittelt.

Requesting Buddha Series No.1 (1999) Farbfotografie. Aus der Sammlung von Larry Warsh, Ausschnitt.
Requesting Buddha Series No.1 (1999) Farbfotografie. Aus der Sammlung von Larry Warsh, Ausschnitt.
Requesting Buddha Series No.1 (1999) Farbfotografie. Aus der Sammlung von Larry Warsh, Ausschnitt.

In China Mansion wird das Geschehen kommentiert, eher wohl interpretiert. Es wird gegessen, gevöllert sogar, die Frauen sind leicht bekleidet, oft verkleidet, betrinken sich, hängen rum, manche so betrunken, dass sie unter dem Tisch landen. (Leonardo da Vinci, Das Abendmahl, 1494–1498).

Oder Raffaels Die drei Grazien. Hier stehen sie vor einem Paravan, um sie herum andere Interpretationen der grossen westlichen Malkultur. Wie zum Beispiel Amedeo Modigliani´s „Liegender Akt“ (Nu couché). Gleich daneben liegt Edouard Manets berühmtestes Gemälde, die skandalumwitterte „Olympia“ (1863). Das Umfeld hat ausgeprägten Bordellcharacter. Die Darstellungen sind übertrieben, fast schon lächerlich. Und gleichzeitig werden der westlichen Betratchter*in bewusst, dass die Kunst eine Vielzahl von nackten Musen zu offerieren hat.

Als Betrachterin macht es Spass, das kunstgeschichtliche Wissen zu testen. Und dabei festzustellen, dass viele Motive zwar bekannt erscheinen, aber eine genaue Künstlerzuordnung nicht hinhaut. Dabei ist alles schon mal gesehen worden. In Katalogen, im Internet, vielleicht in den vielen Museen, die man im Laufe der Zeit gesehen hat.

Wie muss diese Fotografie auf andere Kulturen wirken? Was sagt das über die westliche Kultur aus? Was sagt es über die heutige Chinesische Kultur aus? Alles wird zitiert und verwäscht sich in der globalisierten Welt. Alte Traditionen bilden die heutige Welt nicht mehr ab.

Beitrag von Ursula Drees

Plantasia gewinnt

Der CommAward, der vom Comm Club Bayer ausgelobt wird und das schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich, hat die Preise vergeben. Plantasia, ein interaktiver Erlebnisraum hat in den Kategorien „Raum, Design, Interaction Talent und Sound“ durch Qualität und Finesse überzeugt.

So auch der Communication Arts Interactive. Seit 1959 veröffentlicht Communication Arts die besten Arbeiten der visuellen Kommunikation aus aller Welt. Fragt man einen Kreativdirektor, welche Wettbewerbe die einflussreichsten sind, so steht Communication Arts ganz oben auf der Liste. Hier gab es eine Auszeichung.

Plantasia, ein interaktiver Erlebnisraum der Studioproduktion EventMedia, Hochschule der Medien, Stuttgart.
Selbstgeschaffene Künstlichkeit umgibt den Menschen. Wir leben in Wohnkästen, bewegen uns in Blechpanzern auf betoniertem Grund. Wir zerstören unseren natürlichen Lebensraum. Mit Plantasia tauchen Besucher:innen in eine unberührte, magische Naturwelt ein. Damit wird ein Zeichen für eine befreite neue Natur gesetzt.

Im Zuge unserer Kooperation mit dem ZSW liefert die Gruppe der Studioproduktion EventMedia eine Interpretation zum Thema „junge Energie“. Selbstgeschaffene Künstlichkeit umgibt den Menschen. Wir leben in Wohnkästen, bewegen uns in Blechpanzern auf betoniertem Grund. Wir zerstören unseren natürlichen Lebensraum.

Wir gratulieren für die vielen Auszeichnungen und Preise.

Beitrag von Ursula Drees

Trapped Inside Interactive Medieninstallation

Die interaktive Medieninstallation Trapped Inside handelt von unserer Sucht nach Ablenkung durch Social Media. Wir wollen vom Alltag entfliehen und denken, TIK TOK, Insta, Meta etc. mit ihren unterhaltenden, kurzen, trivialen  Inhalten können das erfüllen. Aber der stetige Medienstrom gibt uns nichts. Trotzdem bleiben wir dran. Wir sind Trapped Inside. Wir schaffen es nur unter Mühen aus dem medialen Käfig zu entkommen. Wenn wir es schaffen, sind dann nur noch erschöpfter.

Diese Installation wurde drei Mal beim CommAward ausgezeichnet. In den Bereichen: Design, Interaction Talent und Design.

Wer die Installation von oben betrachtet, erkennt die abstrahierte Form eines Strudels. Die Szenografie, der dramaturgische Aufbau von Trapped Inside spiegelt unseren Inhalt. Alles ist selbst gemacht: von der Idee bis zum letzten Klebestreifen. Bis ins kleinste Detail wurde im Team alles erarbeitet.

Zu Beginn wählen die Besucherinnen ihr Thema am Wish-Terminal. Hier  täuschen wir Customization und Personalisierung vor. Dann wird die Besucherin durch einen enger werdenden, gebogenen Tunnel in das Epizentrum der Installation gesogen. LED-Spiralen weisen im Medientunnel den Weg. Rhythmen und Social Media Sounds stimmen ein, Wind von hinten treibt die Besucherin in das Innere.

Dieser Gang ist in unterschiedliche Module aufgeteilt. So wird eine Verjüngung zum Inneren der Installation erzielt. Die Module selbst sind für sich allein stehende Elemente. Der Auf-und Abbau ist erleichtert.

Im runden Epizentrum, dem Medienstrudel, stellt sich die Besucherin auf den Infinity Mirror. Er suggeriert eine unendliche Tiefe, es endet nicht. Die Besucherin wird mit einer ungeheuren Masse an Videos und Tönen konfrontiert. Ein Fokussieren oder Erkennen ist unmöglich. auch lässt sich aus dem Audiostrom nichts bestimmtes Filtern. Dort wo der Blick hinfällt, verändert sich Form, Geschwindigkeit und Placement in geballter Form zu einer Videowolke. Wenn wir denken, dass wir nur lange irgendwohin schauen und meinen, jetzt etwas erkennen zu können, wird es durch die Medienwolke vereitelt. Wer woanders hinschaut, erkennt auch hier wieder, dass der Blick und Erkennen durch die lästigen Animationen und Bildwechsel versperrt bleibt. In Zusammenarbeit mit dem Institut für KI wurde eine Micro-Gesichtserkennung für die Blickrichtungserkennung verwendet. Das Tracking erfasst die kleinsten Kopfwendungen und die Medienwolke geht mit.

Es gibt kein Entkommen. Wir sind mitten drin, aber erkennen tuen wir nichts. Wie kann entkommen werden? Wollen die Besucherinnen entkommen?

Im Medienstrudel locken nach kurzer Zeit Stimmen aus der Ferne.

„Befrei dich!“ „Komm zu uns!“ Es sind Sirenen, sie verheißen Gutes. Gleichzeitig verbietet eine Stimme aus unmittelbarer Nähe, wie eine innere Stimme, ein Eingreifen. „Drücke nicht!“

Die Besucherin soll sich aus der Installation befreien. Sie ist erfolgreich, wenn sie den Emergency Button drückt. Erst will er gefunden werden, dann will er gedrückt werden. Das kostet Überwindung. Wir haben alle gelernt, dass man ein System nicht einfach so mir nichts dir nichts ausschalten sollte. Wer es tut wird belohnt.

Dann endet  der mediale Terror sofort. Schlagartig wird es still und alle Bildschirme gehen aus. Es wird ruhig und der Ausgangstunnel schaltet auf Grün. De führt direkt zur analogen Welt, die Chill Zone.

Dort ist alles echt: die grünen Pflanzen, der blaue Himmel, die Menschen, die Gespräche, die Gemeinsamkeit und Entspannung. Die Drinks, die Liegestühle – alles. Auch die anderen und jetzt wird miteinander gesprochen, gelacht und genossen.

Trapped Inside – Befreie dich aus dem Medienwahn

Das Team

Teilnehmer*innen

NameAufgabenStudiengang
Franz KreuzerMediensteuerung / Programmierung
Medientechnik / Planung
Ton
AM
Frederic Joël Seraphin WanderslebProjektmanagement
PR
MW
Henrieke FischerRegie
Fotografie / Grafik
Video
AM
Jana HörPR
Projektmanagement
Produktionsleitung
MW
Jürgen PopowVideo
Ton
Mediensteuerung / Programmierung
Medientechnik/Planung
AM
Katrin BezighoferSponsoring / Finanzen
Dokumenation
AM
Kseniia AnhornTon
Medientechnik / Planung
Fotografie / Grafik
AM
Kylie ChenDokumenation
Sponsoring / Finanzen
Bühne
MW
Lena IrmlerTutorin: Mediensteurung / ProgrammierungAM
Moritz HuberBühne
Mediensteuerung / Programmierung
Medientechnik / Planung
AM
Nadja PelzerProduktionsleitung
Regie
Bühne
MW
Nelli SchenkelFotografie / Grafik
Regie
Video
Bühne
AM
Ralf LandthallerMedientechnik / Planung
Ton
AM
Yannic HäbererProjektmanagement
PR
MW
Nadja WeberKonzeption, Interaktion, SensorikenLehrbeauftragte

Sponsoren

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