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Eine Machine, die ohne viel Material, ohne Mörtel und Klebstoffe, Mauern baut.
Ein Roboter wird mit leichtem Schaumglasschotter über einen Trichter gefüttert. Ein Schlauch führt die Öffnung an das Ziel, Schotter in kleinen Mengen wird abgegeben und zeitgleich mit einer locker aufliegenden Paketschnur verbunden. Bei der Weiterbewegung des Arms, wird die Schnur angezogen, nicht viel, aber ausreichend. Einige Schottersteine fallen runter, andere nicht, sie werden eher in einem kleinen Häufchen gebündelt. Nachdem eine Runde vollbracht ist, wird die Anhäufung mit einer Presse komprimiert, fest geklopft. Dann geht alles von vorne los. Mit dieser Technik entstehen Türme aus nur zwei Elementen: Schaumglasschotter und Faden. Dabei kommt eine solide Struktur aus losem Stein heraus.
Das Projekt ist im Forschungslabor Gramazio Kohler Research an der ETH Zürich und dem Self Assembly Lab des MIT’s entstanden. Fragen wie:
Kann eine bauliche Struktur, eine tragfähige Baustruktur entwickelt werden, die nicht nur von Robotern ausgeführt wird, sondern mit losen Elementen zu einer festen Struktur verwoben?
Es geht um den additiven Aufbau von architektonischen Elementen. Additive Fabrikation von Baustoffen in der Architektur kann vereinfacht als ein dreidimensionales Druckverfahren beschrieben werden. Es ermöglicht, funktionale und ästhetische Eigenschaften in ein Bauteil einzuweben und damit Architektur während des Bauprozesses bis auf die Ebene des Materials zu informieren. Die Grundmaterialien variieren, anfangs ist es der Ziegelstein, dann können andere Baumaterialien auf ihre Tragfähigkeit getestet werden.
Wer bei der Produktion zuschaut, kann ungläubig diese sehr lose Struktur und ebenso lose Fertigungstechnik bestaunen. Kann ein Türmchen mit so wenig befestigenden Materialien überhaupt den kleinsten Puffer aushalten? Es zuckt in den Händen mal ordentlich dagegen zu rempeln. Oder was macht diese Konstruktion wenn ein 8 Kilo Medizinball drauf geschmettert wird? In der Vorstellung fällt alles in sich zusammen. Die Vorstellung bleibt eine Vorstellung und der Turm als Ganzes bestehen. Interessieren würde es schon. Brennend sogar. Aber leider sind wir auf der Ars Electronica und dieses Werk ist auf der Schwelle zwischen Technik, Kunst und Wissenschaft. Mit Robotern.
Sie sind Gewinner des STARTS Prizes.
Artificial Intimacy ist ein Teilbereich auf der Ars Electronica und widmet sich mit der Frage nach Artifizieller Intimität.
Es geht um das Intime und das wird hier rein auf den Körper bezogen und nicht nur das, es wird auf Sex reduziert. Eine kleine Abteilung auf der großen Ars Electronica. Ein Raum mit mehreren Exponaten. Sechs vielleicht sieben vom ca. 10 sind eher der Pornografie gewidmet. Eines davon handelt von der ersten Sexpuppe für Frauen.
Erstaunlich, denn Frauen haben zwar Lustgefühle, aber die wurden doch bis dato stets befriedigt. Weiß nicht jeder Erwachsener, dass Frauen sich eher vor zu viel Sex schützen, als dass sie zu kurz kommen? Ist nicht der Mann der Darbende? Der vor sich hin Schmachtende, der Träumende nach schönem, ehrlichen, harten oder zarten Sex? Es gibt diese Bedürfnisse wohl auch bei Frauen, denn sonst wäre es nicht zu der ersten Sexpuppe für Frauen gekommen.
Das VICE MAG zeigt in einer Reportage das Paar, das verantwortlich ist. Sie haben eine Firma, die den männlichen Körper idealisiert nachbaut. Das männliche Sexobjekt ist ein wenig behaart an der Brust, ist ein wenig unfertig, die Haut weist Unebenheiten und Pigmentflecken auf. Die Scham ein wenig behaart, der Bauch glatt mit Sixpack. Das Gesicht jungenhaft, nicht sonderlich ausdrucksstark. Das scheint allen Puppen anzuhaften. Eine große Variation zeigt sich bei den Geschlechtsorganen. Größe, Breite, Länge, Farbe etc. da kann ausgewählt werden.
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Die Interviewerin steht im Arbeitsraum, schaut auf die Arbeitsschritte, fragt sich ob eine solche Atmosphäre denn zu ständigen Gedanken über das Eine verführt. Scheinbar nicht. Der Bäcker denkt nicht immer an das Essen von Plunderteilchen, Automechaniker denken nicht immer an Auspuffrohre, Zahnärzte nicht immer an Mundhöhlen, Lehrer nicht immer an Didaktik, Sekretären nicht immer an Statistiken, Stewards nicht immer an Chicken oder Beef, Verkäufer an Waren und Artikel. Und so ist das in der Branche auch. Ein Beruf. Puppenmacher, große Puppen Sexpuppen. Das ist es. Für Frauen.
Intimität? Die Reporterin befragt eine Kundin, sie arbeitet in der Sexindustrie, hat eine Fernbeziehung und Needs. Die befriedigt diese an der Puppe, sie kommt ihr gerade recht. Es gab keine andere Frau, die sich befragen ließ? Wollte keine die Intimität der Fragen erdulden? Oder über Intimität mit einer Puppe sprechen? War da Scham im Spiel? Diskretion? Privatsphäre?
Die Reporterin probiert eine männliche Sexdoll aus. Sie wird halbwegs anständig dabei gefilmt. Und zeigt sich vom Produkt überzeugt. Vom haptischen Empfinden ist die Nachahmung nah am Original. Sie performt wie gewünscht und die Frau hat die Kontrolle zu jeder Zeit.
Ein Erfolg. Und so fühlen sich Männer mit weiblichen Sexdolls. Der Ersatz ist vielleicht besser als das Original. Immer zur Hand, widerspricht nicht, ist vollständig zu kontrollieren, erfüllt was es zu erfüllen gibt und nur das Verstauen einer so großen Puppe ist ein bisschen schwierig. Wohl auf. Das ist doch alles sehr praktisch und komplikationsfrei. Auch ohne Risiko. Der Charakter braucht keine Schärfung. Ich kann so bleiben wie ich bin und komme auf meine Kosten. Lasst uns innerlich ein bisschen verwahrlosen. Das passt in die heutige Kultur. Wir fragen immer wieder, was soll das auf einer Kunst, Technologie, Wissenschaftskonferenz? Ist die Erschaffung des Menschen, das Frankensteinsyndrom die Motivation? Ist es die Gottgleichheit des Menschen, die die Sucht nach Lebenspuppen leitet. Kann es einfach der Wunsch nach körperlicher Befriedigung sein. Kann es nur das Animalische im Menschen sein?
Künstliche Intelligenz bezieht sich in erster Linie auf die künstliche Nachahmung oder Hervorrufen von Intelligenz. Wobei das nicht einfach ist, angesichts der Tatsache, dass Intelligenz etwas nicht konkret Festlegbares ist. Intelligenzen gibt es viele: emotionale, soziale, faktische, logische, kombinatorische. Messmethoden dafür sind nicht verlässlich, denn da wo der Mensch, oder besser das Individuum im Spiel ist, haben wir es mit vielen Ausprägungen zu tun und bei der Messung mit ebenso vielfältigen Formen der Äusserung von Etwas bestimmten. Das lässt sich über Sprache, Wahrnehmung, Körpermessungen, einer Kombination aller messen. Die Umgebungseinflüsse für jeden einzelnen unterscheiden sich und bringt Unschärfe in eine Messung. Was ist Intelligenz. Und wie wollen wir sie nachempfinden. Am Einfachsten kann es mit faktischer Leistung geschehen. Da gibt es messbare Quantitäten. Wieviel von einer Sache kann man sich wie schnell merken, erinnern und wiedergeben?
Kann künstliche Intelligenz ohne Körperlichkeit entstehen?
In Science Fiction Movies gibt es hin und wieder Erscheinungen, deren körperliche Dichte diffus ist und die eine Künstliche Intelligenz repräsentieren sollen. ES sind nebelhafte Formen, Dämpfe, Dunst, Schatten, Moleküle, Schwärme, manchmal Datenströme, weil sie nur vom Rechner gesehen werden können. Eine Künstliche Intelligenz benötigt einen Körper, zumindest für die Menschen. Denn nur dann lässt sie sich identifizieren. Diese Körper sind die Container der Intelligenz. Darin lebt sie, ohne würde die Intelligenz sterben.
Künstliche Intelligenz ist etwas geistiges, auch wenn der Körper ihr eine Form gibt. Da wo ein Körper, da gibt es auch Intimität. Denn der Körper ist beim Menschen gleichbedeutend mit Sexualtrieb und Vervielfältigung, mit Reproduktion oder dem Akt der Reproduktion. Die Ausstellung Artificial Intimacy, Künstliche Intimität, geht auf diesen Gedanken ein. Scheinbar aber nur, denn eigentlich geht es um Sexpuppen, für Männer in erster Linie und Frauen in zweiter Linie. Nicht jedes Artefakt ist dem Körper und dem Sex gewidmet aber die Mehrzahl.
Wobei das Wort Intimität sogar Werte außerhalb der reinen körperlichen Befriedigung suggeriert. Intimität soll entstehen wenn zwei Wesen einander näher kommen. Sich fühlen und spüren, darauf gleichwertig reagieren und einander bereichern.
Dieser Gedanke kann nicht gefunden werden. Wohl aber die körperliche Nähe. Sie wird im Kunstprojekt, wobei das Wort Kunst hier eher auf ein künstlerisches Handwerk zielt, namens SAMANTHA von Sergi Santos mit seiner Sexdoll Synthia Amatus, KURZ SAMANTHA.
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Samantha ist entweder eine dunkelhaarige oder blonde real life size Babypuppe. Ihre Schultern sind schmal, die Taille wie die von Sissi, die Beine ohne Mängel, wirklich große Brüste und eine durch die Bekleidung gut sichtbare Vagina. Alles was für Intimität mit einem Mann benötigt wird ist da. In kurz die phänotypischen Merkmale des Weiblichen sind übergroß der Rest schmal und schlank. Der Mund leicht geöffnet. Die Augen groß, die Lippen schmackhaft. Die Oberfläche ist aus weichem gummihaften Material, hautfarbig getont.
Da sitzt sie inmitten des Ausstellungsraums auf einem Sofa mit einem Spot versehen. Sie ist spärlich bekleidet, jeder kann sie anfassen. Vor allem aber der Künstler, der sie wortreich und auch etwas schamlos präsentiert. Seine Wortwahl könnte ein wenig gehobener sein, aber das scheint wohl nicht zu diesem Genre zu passen. Denn Intimität ist hier Sex und das ist gleichbedeutend mit Fucking. Der Entwickler Sergi Santos steht hinter seiner Sexdoll und plaudert vollmundig aus seinem Leben. Wie er sie anmacht, wann er sie benutzt, was seine Frau dazu meint, wie gut sie ihm tut, welche Funktionen und Level sie beherrscht.
Um ihn herum stehen vor allem Frauen, alle Altersgruppen sind vertreten. Sie hören aufmerksam zu, sie sind mit dem weiblich emphatischen aufmunternden Pokerfaxe ausgestattet. Ob ihre Aufmerksamkeit der Absurdität der Erklärungen gewidmet ist, oder der Sache selbst, bleibt unbeantwortet. Nichtsdestotrotz schaut sich das Publikum das Sexobjekt genau an. Diese Puppe also ersetzt das weibliche Geschlecht solange es um das dumpfe Fucken geht. Das also reicht um die Triebe im Zaum zuhalten. Sowohl im Zaum für die Frauen als auch im männlichen Zaum. Denn der scheint wie des Öfteren vermutet immer zu wollen. Das Testosteron blubbert morgens, mittags und abends und der Denkapparat ist von diesem Blubberns so beeinträchtigt, dass eine besser aussehende und deutlich höher entwickelte Beate Use Sexpuppe herhalten muss.
Es wird nicht gesagt, ob mit oder ohne Kondom gearbeitet wird. Ob die Ergüsse einen Eigengeruch erzeugen, ob es Abnutzungsspuren gibt, ob etwas nachlässt oder nicht.
Was jedoch hervorgehoben wird, dass sie unterschiedliche Modis hat und diese Modis können je nach Ansprache oder Beanspruchung auf- oder abgebaut werden. Wird sie oft verwendet, wird sie auch entsprechend auf sich aufmerksam machen, wenn es Zeit ist, ist dies nicht der Fall hält sie sich zurück. Sie kann alle Arten von Response, ob körperlich wird nicht gesagt, eher computersprachlich. Sie sagt Dinge wie: Ich will jetzt, oder willst du es hart oder soft…..
Sie wiegt 35 Kilo, ist 165 cm groß, ihre Augen sind grün, das Haar lang, rötlich brünett und glatt, der Brustumfang ist 78 cm, die Taille 53 cm und die Hüften sind 85 cm. Mit einer ausbaufähigen Software kostet sie 3750 €. Die einfache Sexpuppe ohne Extras kostet 2295 €. Sie hat die körperlichen Vorzüge aber alles Eigenständige geht ihr ab. Es stellt sich die Frage, welche der Puppen am Markt öfter bestellt werden.
Es ist eine Sexpuppe in einer Ausstellung. Sie wird fast obszön vorgestellt. Das Objekthafte des Weiblichen steht im Vordergrund. Und das auf der Ars Electronica.
Interaktivität? Es gleicht der menschlichen Kommunikation. Es wird eine Frage gestellt und eine Antwort erwiedert, es wird erneut eine gestellt und wieder kommt es zu einer Antwort. Ein stetes Spiel von wechselseitigem Gedankenaustausch. Wenn es unter Menschen geschieht, kommt es zu Verknüpfungen der Gedanken, sie können Neues hervor bringen, aber das muss nicht sein. Jedoch wird es erwünscht. Der Impuls, die Auseinandersetzung, die zu einem andersartigen Gedanken führt und dies zu einer neuartigen Handlung.
Wenn es unter Rechnern geschieht, dann kann das für Menschen zu einer nicht entschlüsselbaren Kommunikation führen. Es mag wie DADA aussehen, mag wie ein „aneinander vorbei“ Reden erscheinen, es kann alles mögliche sein, aber nicht unbedingt sinnstiftend.
Wenn es zwischen einem Mensch und einem Rechner geschieht, erwarten wir, dass der Mensch der kontrollierende Impulsgeber ist. Er kann einen Prozess in Gang setzten, kann ihn stoppen, kann in jedem Moment abschalten oder aufhalten.
Bei At INFINITUM: a parasite that lives of human energys wird eine andere Situation geschaffen. Die Maschine kontrolliert und steuert die Handlungen des Menschen. Durch seine Produktivität wird Strom und damit Licht erzeugt. Der User legt seinen Arm in eine entsprechend vorbereitete Schiene. Dann senken sich Plexiglasmanschetten an denen Elektroimpulse angebracht sind und halten den Arm fest. Wenn der User nun die Hand senkt und hebt, wird Strom erzeugt und damit Licht. Tut er dies nicht, sondern lässt er seinen Arm in der Schiene entspannt ruhen, stimulieren die Elektroden die Arme und führen sie zu einer Bewegung. Der Mensch verliert die Kontrolle über sein Handeln. Unfreiwillig arbeitet sein Arm. Diese Form der Interaktion liegt nicht in unserem Interesse, aber es ist gut sie durchdacht zu haben. Es weist auf Endzeitphantasien, wo Maschinen die Menschheit übernehmen.

A Robot doing nothing ist einer Arbeit des Studenten Emanel Gollob, der an der Universität für angewandte Künste in Wien studiert. Er beschäftigt sich mit Arbeit. Was bedeutet arbeiten? Heute in den Zeiten, wo es keine Grenzen zwischen Privatsphäre und Arbeitswelten gibt. Die Arbeit Nehmenden gehen nach Hause, nach dem Tag im Büro, schalten ihr Werkzeug, den Rechner an und sind für jedermann erreichbar. Sie empfangen emails und andere Mitteilungen sowohl von beruflicher als auch privater Seite. Es kann, wenn gewünscht, immer gearbeitet werden, es kann, wenn gewünscht, nicht abgeschaltet werden. Wir wollen und können immer kommunizieren und genauso auch produzieren oder Kontakte und Informationen aller Art aufnehmen. So auch arbeiten Roboter. Sie werden programmiert und arbeiten ohne Unterlass. Wenn sie nicht ausgeschaltet werden. Sie sind die Produktionsmaschinen.
Das frühere Handwerk ist verdrängt durch industrielle Produktionsschritte und Maschinen. Was ist, wenn ein Roboter einfach nichts tut? Eine absurde Frage, wo doch Maschinen nicht für Kurzweiliges Handeln gebaut und programmiert werden? Warum sollten Roboter eine Art Freizeithandung aufnehmen? Eine Art Hobby? Das Nichtstun? Damit wird der Roboter vermenschlicht. Ihm werden Freiheiten und Fragen zugesprochen, die per se nicht in seine Lebenswelt gehören. Es sind seelenvolle Fragen, der wer nichts tut, der schaltet ab. Der entspannt sich, der tut Dinge, ohne Grund und Ziel. Der kann kreativ werden, der kann Neues schaffen, der kann ein und ausatmen und sein selbst baumeln lassen. Mit „A Robot doing nothing“ wird ein Kunstwerk präsentiert, dass vom Roboter für die Menschen ist. Ohne Sinn und Zweck dreht sich der Kopf des Roboters in unterschiedliche Richtungen und mit der Drehung verdrehen sich die dort angebrachten elastischen farblichen unterschiedlichen Bänder und überrachen den Betrachter mit unterschiedlichen Verflechtungen und Flechtformen.
Dann rollen sie sich auf und bewegen sich langsam drehend in ein eine andere Richtung. Dabei wird erneut ein Körper aus Fäden gedreht und so ght es langsam in einem Fort. Meditativ und wer zuschaut tut nichts. Leerlauf, schauen, nicht denken, nicht produzieren, nicht kommunizieren.