Das Animationmobil vereint Animation mit TV Kamera, aber alles viel experimenteller und unkonventioneller. Eine Scheibe stellt den Frame dar. Darauf darf gezeichnet werden. Alles in Stop Motion Manier. Dem vorgestellt ist ein iPad, mit der Kamera und der mitlaufenden Film-Software. Schnitt findet sofort statt. Locations sind auch da, über all wo das Animationmobil steht. Dann muss gedacht und gezeichnet werden. Was sicher der schwierigste Teil ist, denn was fällt einem denn so aus em Kopf aus dem Stegreif ein? Es ist verführerisch die Technik auszuprobieren, ohne etwas zu sagen: „Hallo ich bind, das Haus des Nikolaus, Sonne und Strichmännchen sind nicht so schwer, aber eben Kidnerzeichnungen. Was aber geschieht wenn eine innere Auseinandersetzung stattfindet. Wenn sogar jemand Zeichen kann und will?
Ich habe auf der Ars Electronica einige der Künstlerinnen kennen gelernt und daraus entstand das Interview. Vielen Dank!
Wie ist die Idee in Euch entstanden. Gab es Vorläuferideen?
Wir kommen vom Lehramt Bildnerische Erziehung der Kunstuniversität Linz. Die Idee entstand im Laufe unserer Lehrveranstaltung, die meine Kollegin Helene Siebermair und ich speziell der Konzeption eines AEC-Projekts widmeten. Zu Beginn des Kurses war nur klar, dass wir gerne mit Animationsfilm arbeiten würden, und dass wir diese Technik allen Altersklassen auf spielerische Weise näherbringen wollen.
Wie seit ihr in der Konzeptionsphase vorgegangen? Habt Ihr skizziert, Prototypen gebaut, experimentiert?
Meine Kollegin war letztes Jahr am British Film Institute (Department für Film Education) und kam dort u.a. mit Animationsapps in Berührung, die wir den Studierenden zeigten. So entstanden erste Versuche mit verschiedenen Techniken – die StudentInnen haben sehr selbstständig und zeitintensiv gearbeitet und alles Mögliche ausprobiert. Es entstand die Idee, mit unterschiedlichen Layern zu arbeiten; zuerst wurde mit bemalten Folien gearbeitet, danach kam die Idee des „fahrbaren, bespielbaren Bilderrahmens“ auf.
Mit den Skizzen und allen unseren „Needs“ haben wir uns dann am Ende des Semesters für die Realisierung des Animationsmobils an den Künstler Andreas Strauss (https://www.flickr.com/photos/andreasstrauss/sets/) gewandt, der dann den Einfall hatte, das Animationsmobil auf der Basis eines alten Zahnarztstuhls zu bauen. Mit Weichgummireifen und vielen anderen tollen adaptierbaren Features kam das Ding dann buchstäblich ins Rollen.
Welche Motivation hat euch angetrieben?
Möglichst viele Menschen zum Animieren zu animieren 😉
Mit welcher Software wird der Film verarbeitet?
Wir arbeiten mit der App „I Stop Motion“. Außerdem hatten wir am Festival das Glück, neben einer „Soundstation“ von sehr netten Niederländern (www.watchthatsound.nl) platziert zu sein. So konnten die fertigen Kurzfilme danach noch selbst von den BesucherInnen vertont werden.
Welche kreativen inhaltlichen Möglichkeiten seht ihr in der Installation?
Wenn man erst mal die Grundtechniken des Animierens verstanden hat (was bei Betreuung durch unser Team verhältnismäßig etwa 10 Minuten dauert) gewinnt man dann während des Arbeitens am Mobil ziemlich schnell an Erfahrungswissen. Oft entstehen erst im Laufe des Animierens die besten inhaltlichen Ideen – vor allem, weil man begreift, wie durch das Mobil der existierende Hintergrund und der fiktive, bespielbare Vordergrund miteinander verschmolzen werden können; und dass das Mobil ermöglicht, Unmögliches (wie z.B. „fliegende“ Personen durch versetzt fotografierte Luftsprünge) „real“ werden zu lassen. Je nach Intensität der Auseinandersetzung sind die Möglichkeiten quasi unbegrenzt! So können z.B. filmische Gestaltungsmittel wie z.B. Überblendung können analog eingebaut werden.
Auch, dass man nicht an seine zeichnerischen Fähigkeiten gebunden ist sondern auch viele andere Utensilien wie Zeitungsausschnitte, Buntpapier, Tapes, Folien etc. verwenden kann, macht das Animationsmobil und somit die Technik sehr zugänglich und unterhaltsam.
An welche Stellen wurden die grössten Herausforderungen gesehen?
Eine Herausforderung aber auch nettes Feature ist die Tatsache, dass der/ die TeilnehmerIn, die die Glasplatte animiert, schwer gleichzeitig das Ipad bedienen kann. Falls eine weitere Person in die Animation mit eingebunden wird, sieht auch diese nicht, was von der Kamera gerade festgehalten wird. Das bedeutet, dass die Person hinter der Kamera gleichzeitig Regie führen und die Gruppe leiten muss. Das heisst: Teamwork par excellence!
Wie lange dauerte es von der Idee zum Ende?
Die Lehrveranstaltung wurde dieses Sommersemester abgehalten. Start war im März – bei einer Wochenstundenanzahl von 2×45 Minuten war die Umsetzungszeit relativ kurz. Die Studierenden hatten nur bis Ende Juni Zeit, ihre Ideen zu entwickeln und auszuprobieren. Zum ersten mal hatten wir das Mobil kurz vor Festivalstart Anfang September in Betrieb. Das tolle Ergebnis ist ganz sicher auch ihrem Enthusiasmus und Durchhaltevermögen zu verdanken! In den Sommerferien haben dann Helene und ich die Projektbetreuung für die Fertigstellung des Animationsmobils übernommen. Das Finetuning des Mobils lag in den Händen des Künstlers und bei einem Blick auf Andis weitere Projekte kann man nur sagen: Es ist ein echter Strauss geworden 😉
Wieviel Geld hat das Projekt gekostet?
Die Materialkosten lagen bei etwa 500€ excl. Kosten für Künstler und Ipad. Die Kosten variieren natürlich je nach verarbeitbarem Upcycling Material.
Was werdet ihr als nächstes mit dem Projekt machen?
Helene und ich planen eine weitere Lehrveranstaltung, wo wir die Möglichkeiten des Animationsmobils gemeinsam mit den Studierenden weiter entwickeln möchten.
Darüber hinaus werden wir es natürlich den anderen Studierenden vorstellen und möglichst viel pädagogisch, gestalterisch und/ oder künstlerisch damit arbeiten. Das Mobil bietet sich wie erhofft super an, um auch mit Schulklassen zu animieren. Außerdem wurden wir eingeladen, unser Animationsmobil im November im Rahmen des Deutschen Multimediapreis mb21 vorzustellen. Eine Kooperation mit dem Ars Electronica Center ist ebenfalls geplant.
Vielen Dank für das online Interview.
Credits:
LV-Leitung: Helene Siebermair & Verena Kroupa
Studierende (in nicht alphabetischer, rein erinnerungsbasierter Auflistung):
Christoph Flattinger
Julia Pinter
Barbara Heinzl
Ilona Stütz
Romana Maier
Bernhard Reichenbach
Karin Fellner
Sonja Murauer
Lisa Knaak
Erich Willner
Christine Brandl
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