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Monthly Archives: Mai 2025

Der ADC hat getagt! Wir sind erfolgreich.

Das ist ein Post in eigener Sache.

Am Donnerstag der 22.Mai hat der Art Directors Club in Hamburg die gewonnenen Preise bekannt gegeben. Wie immer mit einer Gala, sowohl für die Talents, als auch für die Grossen. Wir haben zwei Studioproduktion bei den Talents eingereicht und haben eine tolle Bilanz vorzuweisen.

Die Studioproduktion Der Coup hat einen GOLD Nagel in der Kategorie „Creative Technology/Recent Technology“ gewonnen und einen SILBER Nagel bei „Spatial Experience/Extended Reality/Exhibition“.

Escape Room Studioproduktion „Der Coup“ . Dieses Kunstwerk musste gestohlen werden. ©Studioproduktion Event Media
In Hamburg auf der Bühne: in der Mitte stehen: Thomas Matula, Thuy-Nhien Juliane Pham und Stefan Kern. Flankiert von den Juroren des ADC.

Die Studioporduktion ExLibris hat den SILBER Nagel in der Kategorie „Creative Technology/Recent Technology“ gewonnen und bei „Spatial Experience/Extended Reality/Exhibition“ einen BRONZE Nagel.

Studioproduktion ExLibris beim magischen Baum. ©Studioproduktion Event Media.

Die Gewinner Silber und Bronze für ExLibris: Thomas Matula, Shady Hanny, Maria Anselem.

Das war ein Kopf an Kopf Rennen. Spannung. Wir sind sehr stolz. Das ist der dritte GOLD Nagel für eine Studioproduktion Event Media. In der Studioproduktion messen wir uns gerne mit andern Hochschulen, Akademien und Universitäten. Wir wollen wissen, ob unsere Themen, die Szenographie, die Heransgehensweise, das Spielerlebnis und alles was zu einem interaktiven Erlebnisraum gehört, konkurrenzfähig sind. Die Juroren des ADC sind aus dem Business und kennen sich aus. Sie wissen was sie tun, haben Erfahrung und viel selber gemacht und gesehen. Daher ist ein NAGEL beim ADC Talent Wettbewerb, egal welche Farbe, immer eine grosse Auszeichnung. Wenn es ein GOLDENER wird, dann springen wir im Dreieck.

in diesem Zusammenhang danken wir erneut unseren Sponsoren. Denn eins ist klar: ohne sie wären wir definitiv nicht so weit gekommen. Sie sorgen mit Geld, Technik, Know How für solche Erfolge. Wir machen natürlich auch viel, aber eines führt zum Anderen. Vielen Dank!

Der ADC Wettbewerb gilt als der wichtigste deutsche Kreativ-Wettbewerb, der Goldene Nagel als höchste Auszeichnung. In der 61. Ausgabe wurden 753 Einreichungen geehrt, sechs Grands Prix und 476 Nägel vergeben. Mehr als 9.600 Projekte waren vorab eingereicht worden. Mit dem Talent Award zeichnet der ADC insbesondere junge Kreative für herausragende Kommunikations- und Gestaltungsleistungen aus. Der Art Directors Club für Deutschland mit Sitz in Berlin ist ein unabhängiger Verein mit dem Ziel, exzellente kreative Kommunikation zu finden und zu fördern. Die Mitglieder arbeiten in den Kommunikationsberufen Design, Digital, Editorial, Film & Ton, Spatial Experience und Werbung sowie in Forschung & Lehre.

Weiterführende Links

Zum ADC Talent Award
Zum Projekt „Der Coup“
Zum Projekt „EXLibris“
Zur Studioproduktion Event Media

Beitrag von Ursula Drees

Zheng Guogu: Fellow Travelers im ZKM

Zheng Guogu wurde 1970 in Yangjiang, Provinz Guangdong, China, geboren. Sein Werk umfasst viele verschiedene Medien, darunter Kalligrafie, Architektur, Performance und Fotografie. Er zählt zu den bedeutenden zeitgenössischen Künstlern Chinas.

Zhengs Werke wurden international ausgestellt, unter anderem im Museum of Modern Art (MoMA) in New York, das 2019 seine Ausstellung „Visionary Transformation“ präsentierte. Seine Arbeiten sind in bedeutenden Sammlungen vertreten, darunter das Guggenheim Museum und das Hammer Museum. ​

Im Jahr 2006 wurde Zheng mit dem Best Artist Award der Chinese Contemporary Art Awards ausgezeichnet. Seine Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Symbolen, Konzepten und Energie sowie seine Erforschung der „Ästhetik der Energie“ tragen zu seiner Bedeutung in der aktuellen Kunstwelt bei.

Eines seiner Werke, The Aesthetic Resonance of Chakra No. 1 (2014), befasst sich mit dem Konzept der Chakren – Energiezentren, die im tantrischen Hinduismus und Vajrayana-Buddhismus bekannt sind. In diesem Werk verwendet Zheng wabenförmige Strukturen und symmetrisch angeordnete Farbpunkte entlang einer zentralen Achse, in Öl gemalt. Die Energiezentren werden symbolisch dargestellt. Er abstrahiert, bindet die Chakren Lehre in eine geometrische Formensprache ein und interpretiert die Lehre bildlich auf neue Art und Weise.

Wer ein solches Bild malt, der wird sich meditativ seinem Thema nähern. Es dauert viel Zeit und Muse diese Komposition mit Öl zu realisieren. Der Atmen, die ruhige Hand, die Farbe, die Form, der Abstand zueinander, die Gedanken, die die Idee führen. Wer sich die Bilder anschaut, sieht grosse Ordnung, sieht Klarheit, sieht Struktur, Vereinfachung, Konzept und Idee.

Zhengs spiegelt seine Auseinandersetzung mit der chinesischen Spiritualität wider, insbesondere mit dem Studium des Qi, der grundlegenden Lebenskraft in der traditionellen chinesischen Medizin und den Kampfkünsten. Seine Gemälde weisen geometrische und ikonografische Elemente auf, die von tibetisch-buddhistischen Thangka-Gemälden inspiriert sind und sich durch eine lebendige, vielschichtige Bildsprache auszeichnen.

Seit den wirtschaftlichen Reformen in den 1980er-Jahren hat sich China von einer planwirtschaftlich geprägten Gesellschaft hin zu einer konsumorientierten Wirtschaft entwickelt. Mit dem wachsenden Wohlstand der Mittelschicht hat sich der Konsum zu einem zentralen Bestandteil des Alltags und der Identitätsbildung entwickelt. Die Konsumgesellschaft bleibt in China ein ambivalentes Phänomen: Motor für Wachstum und Modernisierung – aber auch Auslöser von sozialen Spannungen, Umweltproblemen und kulturellem Wandel. Die Menschen und die Regierung als zentralistisches Element reagiert auf den Identitätswandel nicht mit klarer Ablehnung oder vollständiger Anpassung, sondern mit einem strategischen, oft widersprüchlichen Umgang: Einerseits wird kulturelle Identität gefördert, andererseits werden Konsum und Globalisierung akzeptiert – solange sie sich mit chinesischer Eigenständigkeit vereinen lassen. Das Ergebnis ist eine neue kulturelle Hybridform, die Tradition modern interpretiert und gleichzeitig offen für globale Einflüsse ist. Das hört sich an, als wäre das Problem halbwegs im Griff. Aber die kulturelle jahrtausend andauernde Identität verschwimmt. Was mal unausgesprochen als Richtig und Gut, Falsch und nicht gut angesehen wurde, muss plötzlich benannt werden. Es ist eine Suche nach diesem hybriden Kulturform. Einfach ist das nicht. Chinesischen Künstler benennen das, versuchen dem einen Ausdruck zu verschaffen. So auch Zheng Guogo.

Durch die Kombination digitaler Techniken mit akribischer Handmalerei versucht Zheng, visuelle Frequenzen zu erzeugen, die mit dem Meridiansystem des Körpers in Resonanz treten und eine Interaktion zwischen dem Kunstwerk und dem Energiefluss des Betrachters ermöglichen.

In der Serie „Visionary World in a Changing State of Mind“ richtet Zheng den Fokus speziell auf das Herzchakra, das im Chakrensystem als Zentrum von Liebe, Mitgefühl und emotionaler Energie gilt. Es sind drei grosse Ölgemälde im Stile eines Thangkas gestaltet. Er überlagert mehrere Bilder von Thangkas digital und erreicht eine komplexe, vielschichtige Kompositionen. Dann überträgt er sich auf eine Leinwand und mal mit ÖL nach. Die Bilder sind für die Augen wie Wimmelbilder. Auf den ersten Blick sind sie vor allem voll und farbig. Aus der Nähe lassen sich einzelne Formen isolieren, manche sind zu benennen, manche eher geometrische Muster. Aus der Ferne wird die Farbkomposition wahr genommen. Es sind komplementäre Kontraste die jedem Bilder vorherrschen.

In The Great Visionary Transformation- Traquility of the Heart ist eis Blau und Gelb. Natürlich gibt es die anderen Erdtöne auch. Es geht um die vorherrschende Farbstruktur. Hier steht man lange und differenziert den Blick. Mal viel, dann isoliert eine Form erkennen, wieder zurück usw. Es ist ein ständiges Hin und Her. Die Lesehierarchie ist auf den Mittelpunkt konzentriert. Es gibt ein Innen und Aussen aber die Lesehierarchie der westlichen Formalgestalten in Bildern lässt sich nicht finden. Hier ist alles auf Einmal zu sehen. Es gibt keine Besonderheit, es gibt nur das Innen und Aussen. So sind die beiden Folgebilder auch gestaltet.

Visionary Transformation of the Colored Gaze betont den Grün Rot Kontrast. Der Bildaufbau ist vergleichbar mit dem Bild davor. Die Formsprache unterscheidet sich. Hier gibt es auch ein Innen und Aussen, aber das Aussen zeigt sich wiederholende Motive, die auf einem Hintergrund von Organe-rot-gelb platziert sind. Sie sehen aus wie zwei sich gegenüber befindlichen Einheiten. Sie sind symemetrisch. Es können zwei knieende Menschen sein, zwei Fische, zwei was auch immer. So genau lässt sich das nicht sagen. Aber die Bildordnung zeigt nicht nur ein Innen und Aussen, sondern auch ein oben und Unten. Auf diesem Bild lässt sich die herangehensweise nachvollziehen.

Einweiteres der Serie Infrared Transformation No.2 ist wieder ein Stück eindeutiger. Violett – Magenta beherrscht die Farbwahl. Die Komposition ist deutlich so auch die Motive.

Gesehen und mit dem Iphone fotografiert im ZKM , Karlsruhe, Ausstellung Fellow Travelers. ​

Beitrag von Ursula Drees

Sung Hwan Kim: dog video (2006)

Dog Video von Sung Hwan Kim, entstanden 2006 kombiniert verschiedene Medien wie Animation, Performance, Erzählung und Musik zu einer surrealen und atmosphärischen Komposition. Es reflektiert persönliche Erinnerungen. Da tritt ein überstrenger, dominanter, fast missbräuchlicher Vater auf. Der kommandiert seinen Sohn herum. Er spricht nicht, sondern hat verschiedene Glockentöne, die jeweils eine bestimme Handlung auslösen müssen. „Bring mir zu Essen, Schliesse die Tür“, „mache den Abwasch“. Klare Anweisungen werden da über Klangkombinationen gesetzt. Das gesprochene Wort gibt es nicht. Der Vater, vom Künstlergespielt, behandelt seinen Sohn wie einen Hund. Und so sehen wir eine Person mit Vatermaske in einem Stuhl sitzend. Neben ihm, auf allen vieren, der Sohn mit Hundemaske, gespielt von einem Freund. Der Vater will, dass der Sohn-Hund Sitz, Platz oder gib Pfötchen macht, nach vorne schaut oder auf den Schoss springt. Hunde sind treue Tiere, sie ordnen sich unter, sie akzeptieren Hierarchien, sie lieben bedingungslos, egal wie hässlich, grausam, gemein und lieblos der, die Halter*in sind. Hunde sind ausgeliefert, sie sind abhängig. So scheint es dem Künstler ergangen zu sein. Das ist teils biographisch zu verstehen, aber es ist auch eine übergeordnete Aussage. Denn in des Künstlers Geburtsland wird eine autoritäre, strenge Erziehung angewendet. So wie es jahrhundertelang in Europa der Fall war. Kinder waren nicht sichtbar, sie waren da, aber spielten als eigenständige Wesen keine Rolle. Sie sollten Respekt lernen, gehorchen und so schnell wie möglich zu Erwachsenen werden. Die männlichen Nachkommen sollten den Stammbaum weiterführen, die Weiblichen sollten verheiratet werden und Kinder bekommen, um anderen Stammbäumen zu Erben zu verhelfen.

Dog Video thematisiert an der Oberfläche die Beziehung zwischen Mensch und Tier einerseits, aber eine Ebene darunter die des Vaters zu seinem Sohn. Auf dieser Ebene spricht der Künstler von Autorität, von Freiheit, von Erziehung, konditioniert zu werden wie ein Hund, von koreanischen kulturellen Normen. Der Vater ist streng, disziplinierend, so sehr, dass es an Missbrauch grenzt. Wer so aufwächst, der muss sich befreien, muss reflektieren, muss sich lösen, um seine tatsächliche Identität finden. Das ist eine Lebensaufgabe. Noch eine Ebene darunter ist es eine Geschichte von Abhängigkeiten zu Erziehungsberechtigten. Es geht um Unterdrückung, Konditionierung, Machtmissbrauch. Wo beginnt Gehorsam, wo geht es in Unterwerfung und Selbstaufgabe über?

Der strenge Vater in „Dog Video“ ist mehr als nur eine persönliche Erinnerung – er steht für gesellschaftliche Erwartungen, Disziplinierung und die Beziehung zwischen Autorität und Individuum.

Die Handschrift des Künstlers ist nicht offensichtlich. Es wird viel mit Querverbindungen und Assoziationen gearbeitet. Die Farben mögen einen bestimmten Bedeutungsraum haben, die Formsprache in der dekonstruierte Anordnung ist nicht einfach zu einem Ganzen zu schliessen. Das Kunstwerk ist verschlossen. Kontexte werden hart erarbeitet.

Sung Hwan Kim ist ein südkoreanischer Künstler, der für seine interdisziplinären Arbeiten bekannt ist, die Video, Performance, Zeichnung und Sound miteinander verbinden. Sein Werk zeichnet sich durch eine poetische und traumartige Erzählweise aus, die persönliche Erinnerungen, Fiktion, traditionelle koreanische Erzähltechniken und politische Themen miteinander verwebt.

Ein zentrales Element in Kims Kunst ist die Auseinandersetzung mit Identität, Migration und kultureller Hybridität. Er nutzt oft fragmentierte Erzählstrukturen, um subjektive Erfahrungen und kollektive Geschichten zu reflektieren. Dabei integriert er persönliche Reflexionen, Mythen und historische Bezüge, die er durch experimentelle filmische Mittel zum Ausdruck bringt.

Kim arbeitet häufig mit Musikern und Performern zusammen und erschafft immersive, multisensorische Installationen. Seine Werke sind international anerkannt und wurden in Institutionen wie dem Museum of Modern Art in New York oder der Tate Modern in London gezeigt.

Insgesamt steht Sung Hwan Kims Kunst für eine experimentelle und poetische Erforschung von Erinnerung, Sprache und kultureller Identität, die den Betrachter in vielschichtige und oft surreale Erzählwelten eintauchen lässt.

Im ZKM werden mehrere Installationen, Objekte, Zeichnungen des Künstlers präsentiert. Die Besucher*innen schlendern durch die Installationen. Sie sind räumlich durch spitze Wandelemente in schwarz getrennt. Es gibt sowieso eine Menge geometrische abstrakt anmutende Trennelemente. Die sehen aus wie Schattensetzungen. Sehr kühl und kontrolliert.

Zu sehen im ZKM, Karlsruhe.

Beitrag von Ursula Drees

Die Photographien wurden vor Ort von UDrees aufgenommen