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Fallen angels of the apocalypse von Rezsö Berczeller

Ungarische National Gallery, Buda Castle 1990-91. Reszö Berceller (1912-1992, Ungarn)

Er hat das industrielle Zeichnen gelernt, dann wechselte er zur Ungarischen Hochschule für Bildende Künste. Dort schloss er unter János Vaszary sein Studium ab. Er nahm regelmäßig an der Nationalen Biennale für Kleinplastik in Pécs teil. Er lebte in Budapest.

„Fallen angels of the apocalypse“ von Rezsö Berczeller
Ungarische National Gallery, Buda Castle 1990-91 Fotografie von Ursula Drees

Er begann als Maler, wurde aber – nicht zuletzt unter dem Einfluss und mit Hilfe von Endre Szöllősi – zum Bildhauer. Seine ersten Werke waren kleine Skulpturen und Porträts, aus denen er in den 1950er und 1960er Jahren, immer noch in einem kleinen skulpturalen Rahmen, seine charakteristischen Themen entwickelte, die den menschlichen Körper als Konstruktion, als Maschine oder als komplexes Ungeheuer interpretieren (Marschierer, Kämpfer, Tänzer usw.).

„Fallen angels of the apocalypse“ von Rezsö Berczeller
Ungarische National Gallery, Buda Castle 1990-91 Fotografie von Ursula Drees
„Fallen angels of the apocalypse“ von Rezsö Berczeller
Ungarische National Gallery, Buda Castle 1990-91 Fotografie von Ursula Drees

Seine ersten großformatigen Werke waren aus Holz, wie Dózsa (1972) oder Karóbahúlt (1968-69) – ersteres wurde Jahrzehnte später zerstört, letzteres befindet sich im Museum in Middelheim (Antwerpen). Für das Holzskulpturensymposium in Nagyatád schuf er eine riesige Brückenskulptur.

Neben den traditionellen Materialien experimentierte er auch mit ungewöhnlichen Werkstoffen wie verzinktem Gitter. Letztere nutzte er in den 1980er Jahren, um seine erstaunliche Serie von Fallen zu schaffen (für die er auch riesige Kohlezeichnungen anfertigte). Sein Werk ist von den Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs und der ungarischen Revolution von 1956 geprägt, es geht ausschließlich um den Untergang der Menschheit. Er beschäftigte sich intensiv mit dem physischen Leiden (Gehängte, Hingerichtete, Wöchnerinnen, Körperbehinderte) und mit Katastrophen, Katastrophen, Visionen der Apokalypse. Am Ende seines Lebens wollte er seine Skulpturengruppe von 32 Engelsfiguren in der Kirchenhalle der Städtischen Gemäldegalerie in Budapest oder unter der Kuppel der Ungarischen Nationalgalerie aufhängen lassen. In Deutschland ist er nicht so bekannt. 

„Fallen angels of the apocalypse“ von Rezsö Berczeller
Ungarische National Gallery, Buda Castle 1990-91 Fotografie von Ursula Drees

Die ursprüngliche Bedeutung von Engel ist „Bote“ oder „Abgesandter“: ein Gesandter, der den Menschen göttliche Botschaften überbringt. Engel tauchen in allen Kunstepochen von der Antike bis in die Gegenwart auf. Sie kommen zum Beispiel als majästetische himmlische Diener in  der Gotik vor, als pausbäckige Putten oder als furchterregenden Verkünder der Apokalypse.  

Wer die Installation sieht, fragt, ob die Figuren Menschen oder Engel sind? Fliegen sie frei oder befinden sie sich im freien Fall? Der Titel dieses skulpturalen Ensembles bezieht sich auf das Jüngste Gericht in der Bibel, wenn sieben Engel ihre Trompeten blasen, um zu signalisieren, dass das Ende der Welt eingeläutet ist.

Sie bewegen sich langsam, eher schwebend, dennoch weisen manche mit dem Kopf nach unten. Sie fallen.

Beitrag von Ursula Drees

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