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Forest of Sensors von Yang Jian (2008-2019)

Es ist ein 2007 ins Leben gerufenes Projekt namens „Three Rooms“, das gemeinsam mit dmn Nam June Paik Center, dem CAC – Chorus Art Center, Shanghai und dem ZKM, Karlsruhe junge MedienkünstlerInnen unterstützt. Im Jahr 2018-2019 wurden Kim Heecheon aus Korea, Yang Jian aus China und Verena Friedrich aus Deutschland ausgewählt.

Das Werk des Künstlers Yang Jian aus China stellt sich konfus dar. Der Raum besteht aus einem Wirrwarr von Dingen.

Da gibt es jede Menge Zimmerpflanzen aus Plastik, die sehen einigermaßen geputzt aus. Und überzeugen auf den ersten Blick als lebendige Organismen. Aber nicht allzu lange. Dann andere Dinge: Ventilatoren, Monitore, Röhrenbildschirme, Kartons, Plastikcontainer, Plastikrohre, Fussball, Kabel, Kleiderbügel, Überwachungskameras, Taurollen, Barhocker, Luftballons, Flaschen, Kopfhörer an Kopfhörerständern und viel, viel mehr. Alles etwas älteres Material, sodass der Verdacht aufkommt, es handele sich hier um eine Müllhalde, einen Dschungel von Found Material.

Nur in Begleitung einer Führung darf das Areal betreten werden. Es soll betreten werden. Wer es schafft, den Raum zu durchqueren ohne einen Signalton auszulösen, ist ein Artist. Alles ist voll gestellt, schneller als gedacht, berührt die Schulter, der Fuss, der Rücken oder ein Arm etwas.

Der Titel verspricht einen Wald aus Sensoren und das wird erfüllt. Von den Dingen und den Pflanzen gehen dünne Kabel ab. Wer etwas berührt, löst den hellen, fast ein wenig schrillen Alarmton aus. Die Phantasie geht los? Was mag hier beschrieben sein? Geht es um den Verlust der Natur in einem Wald von verkabelten Objekten der Industrie? Oder sollen Besucher empfindsam den Objekten und deren Lebensform gegenüber gemacht werden? Sollen Gedanken an die Seele der Dinge aufkommen?

Bei genauer Betrachtung stellt das Auge fest, das alle Gegenstände in China hergestellt wurden. Überall „Made in China“. Und dann wird erklärt, dass der Künstler einige Wochen durch die Archive, Kellerräume, alten Büros, Lagerstätten des ZKM’s gewandert ist, auf der Suche nach Dingen mit dem Aufdruck „Made in China“. Der Künstler wollte ein durch und durch Chinesisches Kunstwerk herstellen, ohne Material zu transportieren. Natürlich wird dem Besucher bewusst, dass fast jedes Umfeld, sei es Privat oder Offiziell durch Objekte „Made in China“ bestückt ist. Das sind Stühle, Regale, Kleidungsstücke, Nähgarn, Autos, Sitze, Kissen, Kosmetik, Trinkflaschen, Computer, Telefone, Kabel, Kartons, Fussbälle, Kopfhörer, Luftballons. All das, was hier gezeigt und vernetzt wird.

Verwundert stellten selbst die Mitarbeiter des ZKM bei seiner Suche und seinem Fundsachen fest, was dort in den Ecken und Tiefen des ZKMs lagerte. Vor allem die vielen Plastikpflanzen brachten Erstaunen hervor. Aber warum nur wird alles vernetzt? Warum gibt es diesen scharfen Signalton?

Es wird erklärt, dass der Künstler eine Analogie des Lebens der Menschen in Hong Kong herstellt. 2Bewege dich durch das Labyrinth, sei gewiss, dass eine Fehlbewegung, Fehlaussage oder Fehleinschätzung zu einer Verwarnung führt, zu einem schrillen Signalton der Gefahr“. In Hong Kong werden Bürgerrechte beschnitten und ein freies Bewegen oder gar Durchschreiten gibt es nicht mehr. Überall gibt es Kontrollen. In den Einkaufszentren, in den öffentlichen Verkehrsmitteln, in den Museum, auf den öffentlichen Plätzen. Es wird überwacht. Freiheitliches Verhalten wird für die Installation verlangt, aber dann kommt die Bestrafung. Das lässt sich auf Hong Kong übertragen.

Beitrag von Prof. Ursula Drees

Fotografien wurden von einer Handkamera vor Ort gemacht©Ursula Drees

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