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Biennale Venedig 2015: „Darwins Room“ von Adrian Ghenie, Rumänien

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Darwins Room: Malerei von Adrian Ghenie(*1977 in Baia Mare) ist im rumänischen Pavillon in den Giardini zu sehen. Malerei, wir wiederholen das Wort. Denn das gibt es nicht mehr so oft in den Länderpavillons.

Es sind klassische Werke: Öl auf Leinwand, nicht überdimensioniert, gut überschaubar, manchmal sogar eher Kleinformatig. Auch Zeichnungen mit Bleistift finden wir. Alt ist er nicht dieser Adrian Ghenie, gerade mal 37 Jahre. Seine Malerei derweil ist modern und klassisch. Klassisch die Portraits, die Motive, modern durch den Stil. Er arbeitet nicht mit Pinsel und Palette, nur mit Spachtel und Schablonen. Natürlich sind diese Utensilien auch nicht neu, aber das was er mit ihnen auf der Leinwand mit Ölfarbe vollbringt ist eindrucksvoll. Es ist ein gestisches Malen. Er selbst sagt: „You cannot paint this with a brush. It’s simply the result of an accident. Everything is an accident. Very few things are actually painted.“

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Man kann die Bilder nicht mit einem Pinsel malen, sie sind eher ein Resultat eines Zufalls, oder vielmehr eines Missgeschicks, eines Unfalls. Alles ist ein Störfall, Unfall. Es gibt nur weniges was tatsächlich gemalt wurde“. Von der Ferne erscheinen seine Bilder deutlich, je näher man kommt, desto stärker verflüchtigt sich der Eindruck. Die Farben verschwimmen. Das Auge sucht nach Grenzen, nach dem vorher so klar erkannten Figurativen. Als sei die Oberfläche zerstört, es ist ein brutaler Akt der Entstellung. Die Haut ist weggerissen und man sieht auf die innersten Tiefen. Dann tritt man wieder zurück und findet die Form erneut. Seine Kompositionen atmen den Geist des Verfalls. Die Bilder sind figurativ und abstrakt in einem.

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Er malt Portraits von Persönlichkeiten des 20sten Jahrhunderts und präsentiert sie im Pavillon. Menschen, die mit Völkermord und Misshandlung von Nationen assoziiert werden: Lenin, Ceausescu oder ein Dr. Joseph Mengele. Viele der Bilder heißen: Pie Fight Study 1 , 2, 3, 4, usw. Und so stehen wir von den Gemälden und versuchen die Gesichter zu erkennen. Wer verbirgt sich dahinter?

Er malt Gesichter und denkt an die ideologische Verkrüppelung der Darwinschen Theorien durch Nationalsozialisten.

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Er hat auch andere Motive: so Bilder von Lenins Grab, den Fensterspringer,  Laurel und Hardy oder Duchamp’s Grablegung. Seine Bilder sind in der Regel keine Cocktailparties, eher dunkle Kompositionen zu düsteren Themen. Meisterwerke.

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