Memopol-2 kartografiert das Informationsfeld ihrer Nutzer. Wird ein Personalausweis auf das Erkennungsdisplay gelegt, gescannt und errechnet beginnt die soziale Maschine, Informationen über deren Inhaber aus nationalen wie internationalen Datenbanken und aus dem Internet zusammenzutragen. Diese werden dann auf einer großen Displayinstallation visualisiert. Nutzer der Maschine werden mit Namen und Porträt gespeichert.
Die kyrillische Schreibweise des Installationstitels ist eine Anspielung auf den Großen Bruder in George Orwells dystopischem Roman 1984. Bei jedem Surfen im Internet, jedem Bezahlen mit der Bankomat-Karte, jeder Benutzung eines Ausweises hinterlässt man eine digitale Spur. Internet und soziale Netzwerke sammeln und liefern eine Fülle persönlicher Informationen. Die Hintergrundprüfung mithilfe von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken ist längst zur Routine geworden. Memopol-2 ermöglicht eine gründliche Prüfung des eigenen Hintergrunds, die unser virtuelles Abbild widerspiegelt.
Estland ist anderen Ländern bei der staatlichen Datenerhebung weit voraus. In Estland sind bereits seit zehn Jahren elektronische Personalausweise in Gebrauch und es existiert ein System, das alle staatlichen Datenbanken miteinander vernetzt. Mithilfe persönlicher Kartenlesegeräte sind diese Daten leicht abrufbar.
Bei der Prüfung meines Personalausweises, dem Neuen übrigens, konnte das System leider mein Geschlecht nicht erkennen. Ich wurde zum Mann. Macht nichts, mein Alter und mein angestrebtes Todesjahr, 2027, werden akkurat abgebildet, Sternzeichen und dazugehörigen Auszeichnungen, meine Freunde Auf Facebook mit Bildern und deren Verbindungen steigerte meine Popularität, und von 20 möglichen Sternchen bekam ich immerhin 5 an Famestatus. es wurden keine Brands aufgerufen, da hätte ich aber was anderes erwartet wo ich doch ein so treuer e-bay Nutzer bin, mein Gehalt beläuft sich auf 1 Euro im Monat, das ist eine Standardangabe für alle, die noch keine Gehaltsangaben im Pass haben. In Estland scheint das bereits der Fall zu sein. Hoppla. Preise und Grands hatte ich anscheinend keine, auch den Führerschein nicht und war auch kein über Interpol gesuchter Verbrecher. Alles gut im Ganzen. nur das mit dem Mann sein, das macht mir zu schaffen.
Credits:
Idea, design, programming: Timo Toots (EE)
Co-designer: Martin Rästa (EE)
Co-programmer: Tanel Külaots (EE)
Co-programmer: Arne Gödeke (DE)
Sound design: Hendrik Kaljujärv, Karl Saks (EE) http://www.timo.ee
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