Monthly Archives: Juni 2025
Die Ausstellung „Laurent Ballesta – Mers et Mystères“ ist derzeit im Musée de la Photographie Charles Nègre in Nizza zu sehen und läuft noch bis zum 28. September 2025. Sie ist Teil der Biennale des Arts et de l’Océan und wurde anlässlich der UN-Ozeankonferenz (UNOC 2025) konzipiert, die im Juni in Nizza stattfindet.

Die Ausstellung präsentiert 53 großformatige Unterwasserfotografien von Laurent Ballesta.
Er ist ein renommierter französischer Fotograf, Biologe und Abenteurer in der Tradition eines Jacques-Yves Cousteau. Seine Werke erscheinen wissenschaftlich und künstlerisch zugleich. Sie eröffnen einen unbekannten Blick auf die tiefen Welten der Ozeane. Die Ausstellung ist in drei thematische Abschnitte gegliedert:
- Antarktis: Unter den Eisschichten der Adélie-See enthüllt Ballesta eine überraschend vielfältige Unterwasserwelt mit farbenfrohen Gärten und einzigartigen Meeresbewohnern.
- Pazifik: In der Südpassage des Fakarava-Atolls in Französisch-Polynesien dokumentiert Ballesta das spektakuläre Fortpflanzungsritual der Zackenbarsche, das über 700 Grauhaie anzieht.
- Mittelmeer: Im Rahmen der Expedition „Planète Méditerranée“ tauchte Ballesta mit seinem Team 2019 bis zu 28 Tage lang in Tiefen von 60 bis 140 Metern zwischen Marseille und Monaco. Dabei entstanden beeindruckende Aufnahmen der wenig erforschten Tiefseegebiete des Mittelmeers.

Begleitend zur Ausstellung wird der Dokumentarfilm „Planète Méditerranée“ von Gil Kebaïli gezeigt, der Ballestas Expedition im Mittelmeer dokumentiert. Der Film ist gut. Ein längerer Dokumentarfilm. Dann erst begreift man was es bedeutet in diesen Tiefen irgendetwas zu machen. eine grosse logische Herausforderung eröffnet sich. Gleichzeitig werden die Entstehungsgeschichten einiger, besonders spektakulärer Bilder erklärt.

Manche Fotos sind in ihrer Kälte und Starre ein Kunstwerk. Die Farben, die absolute Präszision der Bildauflösung, die Tiefenschärfe und Komposition sind auf den Punkt. Da kann das Auge der Betrachten nicht vorbei gehen.

Und dann gibt es diese leichten und weiten Bilder. Das Motiv ist in der Ferne, da geht es um Bewegung, um einen Tanz in Mitten der Finsternis. Natürlich ist die reine Motiventschlüsselung eine Leichtigkeit, aber die Bewegung und der Moment spielen die Rolle des Aussergewöhnlichen.
Oder übergrosse, eher verwirrende Fotografien. Erst nach einer gewissen Betrachtungsphase, entschüsseln sich die Bildelemente. Das Oben und Unten und die Bilddynamik blättern sich nach einander auf.

Ein schönes und ruhiges Erleben von unbekannten Unterwasserwelten. das Museum liegt im Zentrum der Alten Stadt , ganz nah an einem schönem Marktplatz und dem Meer. Es ist wunderbar gekühlt und in seiner Grösse überschaubar. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Ein Besuch wert.
- Die Bilder sind im Musée de la Photographie Charles Nègre, 1 Place Pierre Gautier, 06300 Nizza zu sehen
- Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 18:00 Uhr; montags geschlossen
- Erwachsene 7 €, Gruppen ab 10 Personen 5 €; freier Eintritt für unter 18-Jährige, Studierende und Arbeitssuchende.
Beitrag von Ursula Drees
Bemerkenswert ist sein Projekt „Liao Garden“ in seiner Heimatstadt Yangjiang. Es verbindet Technologie, Mystik und Natur und folgt der Vison des Künstlers einen anderen Zusammenlebens.
Liao Garden ist ein fortlaufendes Kunstprojekt des chinesischen Künstlers Zheng Guogu. 2000 fängt damit in der Nähe seiner Heimatstadt Yangjiang an. Ursprünglich unter dem Namen „The Age of Empire“ bekannt, inspiriert von dem gleichnamigen Computerspiel, wurde es 2012 in Liao Garden umbenannt.
In der Ausstellung Fellow Travelers im ZKM erhält diees Projekt viel Raum im oberen Stockwerk. Es wird in Szene gesetzt. Dokumentation und Kunst sind nicht zu trennen. mit grossformatigen Fototapeten wird der Bild gelenkt. Es ist ein grünes Naturspiel von Nah und Fern. Die Fotos zeigen Blätter, Wurzeln, Blattwerk aller Art, alles ganz nah. Darauf sind kleinere Screens angebracht. Manchmal ist es Kunst, manchmal eine Dokumentation oder ein Interview. Auf dieser Seite ist es eine lange Aufnahme eines Mannes der auf einem flachen Felsblock sitzt, kauert, kniet und auf den Strom des Wassers um ihn herum schaut. Gerne würde ich diese Bild mit Caspar David Friedrich’s „Wanderer über dem Nebelmeer“ in Verbindung bringen. Es ist eine gewagte Assoziation, kunstgeschichtlich unbegründet, aber trotzdem kam sie mir in dem Moment, wo ich das Bild sah in den Sinn. Deshalb nehme ich mir die Freiheit und lösche meine Gedanken nicht.



In jeder Ausstellung wird der die Besucher*in vor die Herausforderung gestellt entweder zu lesen und sich zu bilden, oder aber zu denken und all seine Sinne und die Wahrnehmung auf das Gezeigte zu fokussieren. Wer nur durch flaniert, dem wird sich das Werk nicht offenbaren, dann bleibt es an der Oberfläche. Aber das Entschlüsseln fordert und macht Spass. Daher fragte ich mich, warum diese Wand durch einen Kreis, der wiederum das Gestänge nicht verdeckt, gebrochen wird. Das Durchschauen auf das Dahinter ist gewollt. Die Besucher müssen den runden Mantrateppich sehen, die Gestängepyramide, den Rechner, den Sitz. Natürlich stellt sich die Frage, was da wohl mit dem Rechner anzustellen ist.
Der Weg geht auf die Rückseite, zur Rechnerseite. Jetzt bewegt sich was im Kopf und ich verstehe was das alles soll. Der Aufbau wird klarer. Dieses Projekt erstreckt sich über ein weitläufiges Gelände in der Nähe seiner Heimatstadt Yangjiang und dient sowohl als Wohn- und Arbeitsraum für Zheng Guogu als auch als Plattform für künstlerische Experimente. Es umfasst vielfältige Strukturen wie eine goldene Pyramide, ein Atrium und sogar ein „Museum des Windes“. Der Künstler betrachtet Liao Garden als ein sich ständig weiterentwickelndes utopisches Gebiet, das traditionelle chinesische Philosophie mit anarchischer Bauweise außerhalb konventioneller gesetzlicher Parameter verbindet. Das wird gezeigt.
Die Szenerie mit dem Rechner ist „Age of Empires“ das bekannte Echtzeit-Strategiespiel gewidmet. Hier kann man auch gleich mal spielen. Es werden Imperien aufgebaut, Städte errichtet und Armeen befehligt – alles auf Grundlage historischer Epochen und Kulturen. Zheng Guogu wuchs damit auf. „Age of Empires“ inspirierte ihn , es bot ihm die Möglichkeit, virtuelle Welten zu erschaffen – ein Raum, in dem Geschichte, Macht und Kultur im Kleinen „gespielt“ wird. Er nutzt es als Modell für das Gestalten von Realität – also nicht umgekehrt. Das Computerspiel wird zur architektonischen Inspiration und zur philosophischen Metapher: Wie im Spiel entscheidet er, was wann und wo gebaut wird – Kunst als Strategie und Simulation von Macht. Er fängt an, an seinem riesigen architektonisch-künstlerischen Lebensprojekt „Liao Garden“ zu bauen.
Über 20 Gebäude, Pavillons, Brücken, Höfe, Skulpturen – eine Mischung aus Tempelanlage, privatem Rückzugsort und Kunstinstallation sind da. Sie sind aus Beton, Glas, Naturstein – oft aus der Umgebung oder recycelt, gebaut. Elemente aus der chinesischen Gartenarchitektur (Wasser, Felsen, Pflanzen) werden mit modernen oder surrealen Formen kombiniert. Manche Räume sind für Meditation gedacht, andere für Kunst, Teezeremonien oder Zeremonien. Dieser Garten ist als eine Manifestation seiner Gedankenwelt, in der sich Chakren-Lehre, Daoismus, Popkultur und Strategie-Denken zu verstehen. Die Architektur folgt keinem klaren Masterplan – sie wächst organisch, wie eine „bauliche Collage“. Es ist eine Art lebendige Skulptur, die ästhetische, spirituelle, digitale und kulturelle Ebenen verbindet.




Ein zentrales Anliegen von Zheng Guogu in Liao Garden ist die Erforschung der Beziehung zwischen Symbolen, Konzepten und Energie, was er als „Ästhetik der Energie“ bezeichnet. Durch die kontinuierlichen Erweiterungen und Modifikationen des Gartens spiegelt er den buddhistischen Glauben an die Vergänglichkeit der physischen Welt wider. Liao Garden dient nicht nur als physischer Raum, sondern auch als Medium für die Auseinandersetzung mit Themen wie Wahrnehmung, Spiritualität und der Wechselwirkung zwischen Mensch und Umwelt.
Beitrag und Fotos von Ursula Drees