Kunsthaus Bregenz
VALIE EXPORT wurde in Linz geboren. Heute lebt die promovierte Medienkünstlerin, Performancekünstlerin, Filmemacherin in Wien. Ihr Werk ist gross und umfassend. In der Kunsthalle Bregenz zeigte sie die Installation „Oh Lord, Don’t Let Them Drop That Atomic Bomb on Me“. In der beeindrucktenden Eingangshalle. Unterschiedliche verzinkte Rohre in Form von Orgelpfeiffen hängen von der Decke. An der Stirnseite liegen Holzpfeiffen aus der Wallfahrtsbasilika Sieben Schmerzen Mariae am Postlingberg in Linz auf dem Boden. Diese Orgelpfeiffen wurden durch neue ersetzt und VALIE EXPORT übernimmt den Bestand. Sie stellt eine Soundskulptur zusammen.
Es ist eine grosse Installation. Die Orgeln hängen herab, manche sind kleiner andere ziemlich gross. Wer das Arrangement sieht, kann an zweierlei denken: Orgelpfeifen oder schmale Bomben. Die Verzinkung macht sich zu Kriegsgeschossen. Die Verbindung ist gewollt. Die Kirche steht für eine Institution die gut und böse, moralisch und unmoralisch definiert. Die Kirche im heutigen Licht gesehen, ist längst nicht mehr die unantastbare heilige Institution. Zu viele Skandale der Vergangenheit machen sie zu einer fast schon zwielichtigen Gemeinschaft. Es ist immerhin ein eigener Staat. Mit eigenen Gesetzen und Regeln.
Die hölzernen Pfeifen auf dem Boden, die Originale, hingen in einer Marienverehrungskirche. Ind er Installation wird deshalb nicht nur auf die Institution der katholischen Kirche verwiesen, mit allem Gutem und weniger Guten, sondern inhaltlich auch auf die Dualität der Rolle des Weiblichen in der Kirche. Die Kirche, die das Weib als Heilige oder Hure sieht, eine patriarchische Institution, fast schon wie ein Geheimbund von Männern. Die Form der Orgelpfeiffen mit der zusätzlichen Bedeutung von Kriegsmaschinerie.
Gleichzeitig wird ein Lied von Charles Mingus intoniert. Der afroamerikanische Jazzmusiker hat das Lied 1961 komponiert, am Höhepunkt der Auseinandersetzungen um den Kalten Krieg. Oh Lord, Don’t Let Them Drop That Atomic Bomb on Me ist Gebet und Geheul zugleich. Es ist eine schmerzliche Interpretation. Wird gesungen oder geklagt? Wird gewimmert oder sind es eher in Angst entstandene Gesänge?
In einer Ecke werden die Orgelpfeiffen wie eine Stalinorgel präsentiert. Die Raketen sind fertig zum Abschluss. Es sind keine Friedenssymbole, sondern Todesgeschoße.
Beitrag von Ursula Drees
Comments are closed.