Monthly Archives: Februar 2023
Im Zentrum für Kunst und Medien gab es die Ausstellung Bio Medien zu sehen.
Es handelte sich im Wesentlichen um Exponate, die das generative Wesen von Biologie aufgreifen und in mediale Installationen übersetzen. Es fanden sich sowohl Robotik, Machine Learning als auch durch Künstliche Intelligenz generierte Installationen.
„Infinity“ von Universal Everything stand gleich am Anfang der Ausstellung. Auf der Leinwand ziehen jede Menge phantasievoller Kreaturen vorbei. Sie sind durch Algorithmen gesteuert. Mit Kinect- Kameras werden oder wurden Passanten aufgenommen, deshalb sind die Bewegungen der Kreaturen so wunderbar individuell. Die Besucher*innen werden geortet. Bei Annäherung an die Projektion, werden die Kreaturen grösser, sie können auch zurück weichen oder es kommen neue Kreaturen heraus. Das musse die Besucher*in glauben, denn es lässt sich aber nicht durch Anschauung kontrollieren. Es gibt keine nachvollziehbaren Feedbacks auf das Handeln. Diese wundervolle Parade von unterschiedlichen Kreaturen zieht von links nach rechts vorbei. Alle sind bunt und unterscheiden sich in ihrer elastischen und wabernden Bewegung voneinander. Manche sind riesig, andere sind schmal und schlank. Dazwischen gibt es alles.
Die Kreaturen äußern sich durch verschiedene Klänge (-kanal Lautsprechersystem). Diese Äußerungen sind an die Positionen im Raum von Besucher*innen gebunden.
Das Ganze wurde mit Unity hergestellt, die Stereophonie wird durch die Software Zirkonium gesteuert.
Einige Klassiker waren auch zu finden wie „A-Volve“ von Christa Sommerer and Laurent Mignonneau, ein Werk das auf der Ars Electronica in Linz im Jahr 1994 mit dem Prix Ars Electronica ausgezeichnet wurde. Es ist Kult.
Es lohnt sich immer mal wieder beim ZKM vorbei zu schauen. Die Ausstellungen sind immer überraschend. Auch wenn die Ausstellung Biomedien vorbei ist, es kommen schon immer starke Ausstellungen hinterher.
Beitrag von Ursula Drees
Nach dem Tod seines Vaters wurde Wang Qingsong gezwungen, seine Familie zu unterstützen. Er arbeitete jahrelang als Bohrer für eine Ölgesellschaft, bevor ihn seine Mutter ermutigte, mit Mitte zwanzig ein Kunststudium zu beginnen. Das war zu dieser Zeit ungewöhnlich. Die meisten seiner Kommilitonen in der Abteilung für Malerei an der Kunstakademie von Sichuan hatten Eltern, die traditionelle Künstler waren, und keine Arbeiter wie seine Eltern. Anstatt nach seinem Abschluss auf das Ölfeld zurückzukehren, zog er nach Peking, wo er die Fotografie in seine Arbeit einbezog.
Zunächst druckte er Bilder, die er aus Zeitschriften eingescannt hatte, auf Seidensamt, bevor er sich 1996 Photoshop aneignete, um digital überlagerte Werke zu schaffen. Nachdem er mit der digitalen Technologie nicht mehr einverstanden war, begann er im Jahr 2000 mit einem Pekinger Filmstudio zusammenzuarbeiten, wo er Modelle in aufwendigen Tableaus besetzte und inszenierte, die er in weitläufigen Panoramaszenen fotografierte.
Seine Panoramawerke wie Requesting Buddha Series No.1 und China Mansion sind gespickt mit Verweisen auf kanonische Werke der westlichen Kunstgeschichte, von Sandro Botticellis Geburt der Venus (1484 – 1486) über Edouard Manets Olympia (1863) bis zu Man Rays Ingres‘ Violine (1924). Diese Werke vereinen ein Übermaß an fremden Elementen zu schwungvollen, manchmal ostentativen Visionen des neuen China.
Die Panoramabilder sind voller Farbgewalt. Sie sind saturiert und eine verrückte Lebensfreude wird vermittelt.
In China Mansion wird das Geschehen kommentiert, eher wohl interpretiert. Es wird gegessen, gevöllert sogar, die Frauen sind leicht bekleidet, oft verkleidet, betrinken sich, hängen rum, manche so betrunken, dass sie unter dem Tisch landen. (Leonardo da Vinci, Das Abendmahl, 1494–1498).
Oder Raffaels Die drei Grazien. Hier stehen sie vor einem Paravan, um sie herum andere Interpretationen der grossen westlichen Malkultur. Wie zum Beispiel Amedeo Modigliani´s „Liegender Akt“ (Nu couché). Gleich daneben liegt Edouard Manets berühmtestes Gemälde, die skandalumwitterte „Olympia“ (1863). Das Umfeld hat ausgeprägten Bordellcharacter. Die Darstellungen sind übertrieben, fast schon lächerlich. Und gleichzeitig werden der westlichen Betratchter*in bewusst, dass die Kunst eine Vielzahl von nackten Musen zu offerieren hat.
Als Betrachterin macht es Spass, das kunstgeschichtliche Wissen zu testen. Und dabei festzustellen, dass viele Motive zwar bekannt erscheinen, aber eine genaue Künstlerzuordnung nicht hinhaut. Dabei ist alles schon mal gesehen worden. In Katalogen, im Internet, vielleicht in den vielen Museen, die man im Laufe der Zeit gesehen hat.
Wie muss diese Fotografie auf andere Kulturen wirken? Was sagt das über die westliche Kultur aus? Was sagt es über die heutige Chinesische Kultur aus? Alles wird zitiert und verwäscht sich in der globalisierten Welt. Alte Traditionen bilden die heutige Welt nicht mehr ab.
Beitrag von Ursula Drees