Monthly Archives: Oktober 2021
Bewusstseinserweiterte Substanzen wie LSD, Pilze oder Mescalin haben zur Entwicklung verschiedener Kulturen beigetragen. Heutzutage haftet ihnen ein schlechter Ruf an. Sie gelten als gefährlich und Konsumenten werden von der Gesellschaft verurteilt. Aber ist das wirklich so? Ist die Tabuisierung dieser Drogen zeitgerecht? Wie können wir uns von diesen festgefahrenen Denkstrukturen lösen? An der Hochschule der Medien entstand ein interaktiver Erlebnisraum zu dieser Thematik.
Mit der Rauminstallation Psychotrop – shifted reality werden Sinneswahrnehmungen imitiert, die sonst nur durch halluzinogene Drogenerfahrung möglich ist. Wir öffnen die Türen zu einer anderen Wirklichkeit. Die Besucher erleben eine verschlossene, unbekannte und geheime Welt. Die Wahrnehmungsverschiebungen werden durch Erfahrungsberichte untermauert.
Die Installation führt die Besucher*in in den Raum des Gehirns. Es ist ein Kuppelraum, mit einer Grundillumination, in der Mitte ein stilisiertes Neuron. Das ist die Interaktionsschnittstelle. Von hier aus darf die Besucher*in die Erfahrungen eines Erlebnisses von bewusstseinserweiternden Substanzen steuern. Es ist ein leuchtendes Gebilde, aus dem Tentakel mit Endknöpfen heraus kommen. Wenn die Besucher*in unsicher ist, was zu tun ist, eine einführende Sequenz erklärt den Ablauf. Die Tentakel werden von der Besucher*in mit der Hand umfasst, eine Vibration und Lichtsignal zeigen Gehirnaktivität an, die im Kuppelraum verortete Projektion startet.
Es ist ein Waldspaziergang. Je länger die Besucher*in das Endstück in der Hand hält, desto durchdringender entwickeln sich Bild- und Tonwelten. Farben werden intensiver, Formen konturierter oder verschwommener, Geräusche lauter, eindringlicher, ausdrucksstärker. Selbst Geräusche aus großer Ferne hört die Besucher*in.
Wer bewusstseinserweiterte Substanzen zu sich nimmt, dessen Wahrnehmung ist hochsensibel. Filter, die im normalen Dasein das Wichtige vom Unwichtigen trennen, gibt es nicht. Das Umfeld wird mit den Sinnen ohne Grenzen abgebildet. Selbst Wahrnehmungsverschiebungen werden hör- und sichtbar. Es entstehen Formen und Muster, Bewegungen und Verwischungen.
Diese Veränderungen werden durch Erfahrungsberichte untermauert. Wir haben Interviews geführt, wir bringen gemachte Erfahrungen nahe.
Der Erlebnisraum ist intim und wird durch eine geodätischen Kuppel umschlossen. Die Besucher*innen legen sich auf Sitzsäcke, der Blick ist in die Kuppe gerichtet. Vor ihnen, in angenehm greifbaer Entfernung befinden sich die moderat federnden Tentakel der Interaktionsschnittstelle. Es sind 18 an der Zahl mit einem Endknöpfchen als stilisierte Nervenbahn-enden. LED-Streifen, die zunächst auf dicke Aludrähte montiert und anschließend in flexible Silikonschläuche geschoben wurden, bilden den Körper.
Die Endknöpfchen sind mit transparentem PET-Filament 3D-gedruckt und mit Silikon wegen einer angenehmen Haptik ummantelt. Ein Vibrationsmotor gibt den Besuchenden ein haptisches Feedback. Gleichzeitig als Feedbackunterstützung ändert sich bei Berührung die Farbe.
Das Mediensteuerungstool Touchdesigner realisiert die Impulse.
Die verschiedenen Bildsignale werden live verarbeitet und reagieren auf das Verhalten der Besuchenden. Insgesamt gibt es 18 Reaktionen, wovon einige auditiv, einige visuell und ein paar auditiv-visuell gemischt sind und wiederum untereinander vermengt sind.
Die Wahrnehmungsänderungen basieren auf Erfahrungsberichten von wirklichen Konsument:innen. Es wird nichts erdacht, spekuliert oder angenommen.
Zu Beginn werden die Besucher*innen von einer einleitenden Introsequenz in die Möglichkeiten der Installation eingeführt. Thematisch und interaktiv. Dann wird „gespielt“. Je länger die Hand auf der Interaktionsschnittstelle liegt, desto intensiver die Wahrnehmungsänderungen. Das endet mit der Egoauflösung, ein Phänomen unter Drogeneinfluss. Die Probanden erzählen von einer Art Eintreten der Persönlichkeit in ein ganzheitliches Universum. Wenn dieser Zustand in der Installation erreicht ist, wird nicht mehr interagiert. Die Besucher*innen haben Zeit und Ruhe diese Erlebnisse zu hören und das Spektrum der Möglichkeiten zu erleben. Manche sind positiv, andere sind kritisch, reflektieren die Unberechenbarkeit der bewusstseinserweiterte Substanzen. Dieses Final soll gehört werden, es trägt zum Verständnis bei.
Psychotrop@Studioproduktion Event Media
In dieser Installation haben 3 bis 4 Besucher*innen Platz. Sie ruhen in angemessener Distanz zueinander auf den Sitzsäcken. Bequem und entspannt. Es ist eine verweilende, kontemplative Atmosphäre. Mit Zeitdruck erschliesst sich die vorgestellte Welt weniger, daher der Aufbau zur Förderung des gelassenen Betrachtens.
[psyçoˈtroːp] – shifted reality
Name | Aufgaben | Studiengang |
---|---|---|
Jaqueline Fischer | Sponsoring, Produktionsleitung, Finanzen Video, Dokumentation | MW |
Dinah Naegele | Fotografie, Produktionsleitung, PR, Grafik, Bühne | MW |
Benjamin Mantay | Video, Dokumentation, Regie, Animation Licht, Bühne, Ton | AM |
Sophie Kergaßner | Animation, Mediensteuerung, Regie, Grafik, Bühne, Fotografie, Wettbewerbe | AM |
Lena Irmler | Mediensteuerung, Licht, Grafik, Medientechnik | AM |
Finn Max Röpcke | Bühne, Ton, Medientechnik, Video | AM |
Ida Teschner | Projektmanagement, Finanzen, Sponsoring | MW |
Elisabeth Heckmann | Projektmanagement, PR, Bühne, Wettbewerbe | MW |
Niels Keller | Medientechnik, -steuerung, Fotografie | AM (Master) |
Teamfotos Bildergalerie:
Sponsoren:
Life Beyond Earth (Leben jenseits der Erde) ist das Ergebnis einer internationalen, multidisziplinären Initiative zur Erforschung der Grenzen bewohnter Umgebungen jenseits der Erde, die das Gebiet der Architektur erweitert und die Menschen inspiriert, sich mit den Folgen künftiger Gesellschaften in neuen Umgebungen auseinanderzusetzen. In dieser Arbeit wird untersucht, was nötig ist, um Leben unter den extremen Bedingungen extraterrestrischer Umgebungen zu erhalten.
Life Beyond Earth ist eine Installation, die das Konzept eines Monddorfes von Skidmore, Owings & Merrill und der Europäischen Weltraumorganisation zum Leben erweckt. Sie wird auf der 17. internationalen Architekturausstellung der Biennale di Venezia vorgestellt. Die Installation versetzt die Besucher in eine Mondsiedlung der nahen Zukunft – ein Testgelände für neue Lebensformen in extremen Umgebungen und ein Modell für die globale Zusammenarbeit im Weltraum.
„Life Beyond Earth bietet eine Vision für eine dauerhafte und nachhaltige menschliche Präsenz auf dem Mond“, so SOM Design Partner Colin Koop. „Die Installation ermöglicht es den Besuchern, sich vorzustellen, wie neue Technologien und ein kollaborativer Ansatz für die Erforschung des Weltraums durch den Menschen neue Formen der Gemeinschaft schaffen könnten.“
Durch die Zusammenarbeit von SOM und ESA wurde eine funktionsübergreifende, multidisziplinäre Design- und Ingenieursmethodik entwickelt, die einen unkonventionellen Ansatz zur Entwicklung von Habitat-Architekturen und Strategien für die Masterplanung von Mondinfrastrukturen in naher Zukunft verfolgt. So konnten Wissenschaft, Industrie, menschliche Faktoren und Erfahrung das Ergebnis beeinflussen.
Life Beyond Earth zeigt eine Kapsel, die Teil des geplanten Monddorfes ist und die kreative und wissenschaftliche Expertise der Bau- und Raumfahrtindustrie nutzt, um aktuelle und in naher Zukunft umsetzbare Technologien zu verwenden. Die Installation untersucht eine grundlegend andere Art der Integration von Weltraumarchitektur und Urbanismus mit Selbstständigkeit, autonomem Leben und nachhaltigem Ressourcenmanagement, um eine besondere Art des Lebens jenseits der Erde zu ermöglichen.
Das Moon Village Projekt ist das Ergebnis einer multidisziplinären Initiative der ESA und wurde in Zusammenarbeit mit dem MIT AeroAstro Professor und ehemaligen NASA Astronauten Jeffrey A. Hoffman entwickelt. Zugleich gibt das Projekt eine Antwort auf das Thema der Biennale Architettura 2021 – Wie werden wir zusammenleben? – indem es die Art und Weise beleuchtet, in der die Forschung zur Bewohnbarkeit des Weltraums Erkenntnisse über das globale Zusammenleben und die gemeinsame Nutzung von Ressourcen liefert, die auch auf dringende Probleme hier auf der Erde anwendbar sind.
Der Animationsfilm ermöglicht es den Biennale-Besuchern, sich das Monddorf in Betrieb vorzustellen und die komplexen Zusammenhänge zu verstehen, die seinem Design zugrunde liegen. Der von Hoffman erzählte Film nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise von der Erde zum Mond und zeigt, wie die Siedlung im Laufe der Zeit wachsen und sich entwickeln wird.
So stellen sich die Macher des Projekts das mögliche Leben auf dem Mond vor. Es ist schön präsentiert. Das Modell, der Film, die Grafiken, alles zusammen. Davon abgesehen ist diese Art von Leben nicht mit dem Wort „leben“ wie wir es verstehen deckungsgleich. Unser Leben ist an Natur gebunden. Wir gehen in den Wald, machen Spaziergänge, fahren zu Meer oder leben dort. Wir fischen, bauen Gemüse und Obst an, pflanzen Blumen, hüten Wälder, jagen einen zu hohen Wildbestand, schützen Bienen, stellen Vogelhäuser auf, legen Walnüsse aus, kompostieren und machen Marmelade ein. Wir gehen raus um frische Luft zu schnappen, können Fenster öffnen und schliessen, joggen draussen und liegen bei einem schönen Sommertag in einem park auf Gras, schauen in den Himmel, zählen die Wölkchen und schlummern. Gleichzeitig bauen wir Burgen aus Beton, pflastern Strassen, sprechen von Nutztieren und halten sie in Bedingungen, die nicht eines Menschen Geiste würdig sind. Wir drücken Preise für Milch und Essbaren, fliegen zum Shoppen in ein anderes Land, pusten mit den Verbrennungsmotoren, Kohlekraftwerken und anderen Fabriken die Luft voll mit Schadstoffen. Wir bekämpfen Krankheiten mit Pestiziden oder anderen Mitteln und geben nicht viel auf die Natur, die uns so schön erfreut und am Leben erhält. Aber noch wissen wir, was es heisst unseren Planeten zu retten. In diesem Beispiel wird eine scheinbar funktionierende Überlebenssituation geschaffen. Das hat mit dem, was wir unter Leben verstehen nichts zu tun.
Da gibt es nichts eigenes, Individuelles, Privates, Besonderes. Da sind die Menschen wie Nutztiere, nur haben sie ein bisschen mehr Raum um sich. Aber von Familien, von Geburten oder Tod, von Lieben und Hassen, von Gefühlen und Irrationalem wir nichts gesagt. Wenn wir es schaffen, unseren Planten nieder zu wirtschaften und uns eine solche Lebensform droht, dann Gnade uns Gott.
Beitrag von ursula Drees
Hier sollte man sich schlau machen. Das ist ein toller Wettbewerb. Warum? Weil Agenturen und Nachwuchsprojekte gleichwertig behandelt werden. Die grossen Agenturprojekte treten gegen kleinere, freiere und innovativere Projekte von Hochschulen und Studierenden an. Wer jetzt denkt: „Ach Gott, die Agenturen hantieren mit einem Budget über 500.000€, da hat doch ein kleines Studierendenprojekt keine Chance“ ist falsch gewickelt. Denn die kleineren projekte haben oftmals einen weniger kommerziellen Ansatz, sind innovativer, legen mehr Wert auf das Besondere und den Inhalt. Oft haben die Studentischen Projekte die ein oder andere grosse Agentur einfach geschlagen.
Es geht nicht nur ums investierte Geld, es geht nicht um Grösse, es geht um Qualität.
Das sind die Kategorien:
DIE BEWERTUNGSKRITERIEN lauten nämlich:
KONZEPT – wird die Arbeit von einer Leitidee angetrieben?
HALTUNG – kommuniziert die Arbeit eine nachhaltige Aussage?
NARRATION – erzählt die Arbeit eine Geschichte?
GESTALTUNG – wird die Arbeit herausragend gestaltet?
FORMAT – werden neue Begegnungsräume geschaffen?
Und jetzt wird klar wie es dazu kommt, dass der Wettbewerb für Gross und Klein absolut gleich ist. Es zählt Qualität.
Die Gebühren sind mit max. 300,- pro Einreichung sehr moderat – Studierende zahlen NICHTS.
Bewerben ist angesagt.