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Alexander Tuschinski’s experimenteller Kurzfilm GOLD!

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Vor einigen Wochen berichtete ich bereits von der Teilnahme des experimentellen Kurzfilms GOLD bei der Biennale in Mykonos. Dieser Kurzfilm ist eine Collage aus Bildern und Filmen verlassener Goldgräberstädte Amerikas mit den Regenwaldgiganten.  Die Musik von Beethoven gibt den Takt und das Schnittmuster vor.  Und deshalb verdichtet sich das Bildwerk rhythmisch. Schneller und wilder werden die Impressionen, es ist ein Sog und ein Dahintaumeln. Wer diesen Kurzfilm sieht, erkennt die Verbindung, die inhaltliche und symbolische Aufladung der Bilder mit der Musik, ein dramatisches Werk.

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Lydia Venieri mit Alexander Tuschinski und dem Goldenen Pelikan, der ja eigentlich weiss ist.

Herr Alexander Tuschinski hat meiner Neugierde die Spitze genommen und in einem Interview Fragen beantwortet. Vielen Dank Herr Tuschinski, dass sie sich die Zeit genommen haben. Und das obwohl sie gerade an einem Kurzfilm mit dem grossen Hugo Niebeling arbeiten und den Film TIMELESS weiter vorantreiben. Wie ich erfuhr, konnten sie Helmut Berger (bekannt aus Visconti-Filmen) und Zachi Noy (aus „Eis am Stiel“) ans Set bekommen. Meinen Glückwunsch. Ich warte schon gespannt auf die Fertigstellung von Timeless und hoffe, sie erneut zu diesem Film interviewen zu dürfen. Aber jetzt will ich über GOLD sprechen.

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Gold hat Gold gewonnen. Herr Tuschinski: mit welcher Begründung wurde der Beitrag geehrt?

Danke. Die Biennale-Präsidentin Lydia Venieri schrieb zum Film: „Alexander Tuschinski in Gold narrates the constant story of the exploits just with images and music like a story in a song with a very original personal way who make me think of the diaries of historians . His original and personal style make us honor Gold with The Golden Pelican.“

Gab es viele und unterschiedliche Kategorien?

Es gab bei der Mykonos-Biennale verschiedene Kategorien Filme: Kurzfilme, die abends in einem Amphitheater gezeigt wurden wie bei einem „klassischen“ Filmfestival; und „Video-Graffiti“. Das sind Kurzfilme, die an verschiedenen Stellen der Altstadt an Häuser projiziert wurden und dann von den Passanten wie ‚bewegtes Graffiti’ gesehen wurden. Der Goldene Pelikan wurde allerdings nicht nach Kategorien vergeben, sondern nach Jury-Entscheidung für die besten Filme des Festivals.

Welche Kriterien wurden ausgelobt? Oder war es eine juryinterne Entscheidung ohne vorherigen Kriterienkatalog?

Erst direkt nach der Vorführung des Films erfuhr ich davon, dass er den Preis gewinnt. Das war sehr überraschend – eine juryinterne Entscheidung. Allerdings war mir schon vorher aufgefallen, dass fast alle Festival-Mitarbeiter, die ich traf den Film kannten… Die Kriterien waren – soweit ich es mitbekommen habe – Originalität und Kreativität. Aber es war eine juryinterne Entscheidung.

Wieviele Einreichungen gab es?

Die Biennale erhielt natürlich viel mehr Einreichungen als Filme gezeigt wurden. Im Wettbewerb liefen etwa 80 Kurzfilme, das genaue Programm gibt es auf http://mykonosbiennale.com/filmfestival/program/dramatic-nights/ Ich war begeistert wie divers das Programm war – von abstrakten audiovisuellen Experimenten bis zum „klassisch“ narrativen Kurzfilmen waren nahezu alle Arten von Filmen vertreten, und viele internationale Filmemacher waren dafür angereist.

Welche Pläne wird dieser Gewinne nach sich ziehen? Wird ein weiteres Projekt angeschlossen?

Auf Mykonos selbst habe ich viel gefilmt und plane, meinen Film „Gold.“ damit zu erweitern. Ich plane daraus ein audiovisuelles Kaleidoskop verschiedener Gegenden und Zeiten zu machen – von den antiken Ruinen auf Delos über verlassene Goldminen in Kalifornien bis hin zu den Mammutbäumen der amerikanischen Westküste. Der Preis motiviert ungemein. Außerdem habe ich auf dem Festival einige internationale Kontakte geknüpft, die für zukünftige Projekte sehr interessant sein können.

Werden sie neben Ihren Spielfilmen stärker die Experimentalfilme in den Fokus des Schaffens setzen?

Das ist eine gute Frage. Zur Zeit arbeite ich hauptsächlich an meinem Film „Timeless“, für den Anfang August Helmut Berger (bekannt aus Visconti-Filmen) und Zachi Noy (aus „Eis am Stiel“) vor der Kamera standen.

TimelessAlexanderTuschinski_MakingOf_Helmut_Berger_Zachi_Noy

Mein Hauptaugenmerk wird auch in Zukunft auf den Spielfilmen liegen, und dazwischen immer mal wieder ein kurzer Experimentalfilm. Wobei Spielfilm und Experimentalfilm sich ja nicht ausschließen. Wie ich schon im vorherigen Interview ausgeführt habe, ist auch bei meinen Spielfilmen, die eine Story transportieren, die Bildsprache sehr experimentell. Jetzt im August habe ich mich z.B. richtig in Helmut Bergers Augen „verliebt“ und viele Nahaufnahmen seiner intensiven Blicke gedreht, durch die seine Szene eine ganz ungewohnte visuelle Dynamik entwickelt. Ein Stilmittel, das z.B. in Sergio Leones Western öfters in kurzen Momenten verwendet wird (extreme Nahen von Blicken während Dialogen), dehne ich hier auf eine längere Szene aus. Bergers Augen nehmen teils seine Antworten / Reaktionen vorweg; um in meiner Analogie aus dem letzten Interview zu bleiben: Seine Blicke sind schon die „Verben“ in der Bildsprache, sie sagen alles aus, das Gesprochene dient nur noch als Bekräftigung. Außerdem verwende ich Bergers Blicke als „roten Faden“ durch den Film – durch sehr experimentelle Schnitte. Was das genau heißt, können die Zuschauer im fertigen Film sehen – diese eher experimentellen Schnitte lassen die Botschaft des Films noch intensiver werden. Einen längeren englischen Artikel zur Zusammenarbeit mit Berger habe ich vor ein paar Tagen veröffentlicht. http://www.alexander-tuschinski.de/resources/Helmut_Berger_Article_2015_Timeless_Alexander_Tuschinski.pdf

TimelessAlexanderTuschinski_Set_Mit_Helmut_Berger_Zachi_Noy

Welche experimentellen Vorgänge planen sie? Wird sich das Experiment auf Narration, auf Kameraarbeit, auf Lichtsetzung, auf Schnitttechnik, auf Postproduktion beziehen?

Bei der Narration arbeite ich gerne unkonventionell und abseits von allen Genrekonventionen. Ich mag es nicht, wenn man – durch das „Genre“ – schon relativ schnell sagen kann in welche Richtung sich ein Film entwickeln wird. Timeless ist deshalb unberechenbar – er ist Satire, Komödie, wird Drama, wird Kriegsfilm, wird Slapstick, wird plötzlich ernst – wie das reale Leben. Für mich ist Timeless bisher mein bedeutendstes Werk, sowohl von der besonderen Filmgrammatik als auch von der starken Aussage zu Gesellschaft und Leben.

Hauptsächlich ist das Experimentelle bei mir aber immer die Kameraführung und der Schnitt. Beides in Kombination kann sehr interessante Effekte erzielen, wenn man sich auf spontane Intuition dabei verlässt und sich nicht nach vorgefertigten Schemata richtet. Als ich neulich in Paris war hatte ich dazu ein sehr interessantes Gespräch mit einem Besucher der Cinémathèque française: Er meinte, dass alle filmischen Experimente schon gemacht seien; wenn man sich das experimentelle Schaffen von z.B. Dziga Vertov und anderen Filmpionieren schon aus den 20ern ansieht, kann man versucht sein dem zuzustimmen – es ist nicht leicht etwas komplett Neues zu schaffen was noch nie so gemacht wurde. Aber meiner Meinung nach ist es möglich, wie bei der Analogie zur Sprache. Die einzelnen Wörter sind alle schon zig-millionenfach verwendet worden in Werken. Vielleicht auch einzelne Formulierungen. Aber es ist immer noch möglich sie zu etwas ganz Neuem zu kombinieren. Um es auf Film anzuwenden: Es ist schwer, eine Einstellung zu drehen an die wirklich noch niemand gedacht hat. Aber in der Montage sind die Möglichkeiten noch längst nicht ausgeschöpft. Man muss nur versuchen, unvoreingenommen zu denken wenn man dreht und schneidet.

Das Interview wurde in der Zeit zwischen dem 6. Juli und 10. August online geführt. Immer wieder tauschten wir uns aus bis heute. Ein schöner Dialog, der auch eher experimentell geführt wurde als geplant. Vielen Dank Herr Tuschinski für ihre Zeit und Ihre aufschlussreichen Antworten. Ich freue mich auf das nächste Interview mit Ihnen.

Die Bilder und Fotografien stammen von Alexander Tuschinski und unterliegen seinem Copyright.

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