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Hier sollte man sich schlau machen. Das ist ein toller Wettbewerb. Warum? Weil Agenturen und Nachwuchsprojekte gleichwertig behandelt werden. Die grossen Agenturprojekte treten gegen kleinere, freiere und innovativere Projekte von Hochschulen und Studierenden an. Wer jetzt denkt: „Ach Gott, die Agenturen hantieren mit einem Budget über 500.000€, da hat doch ein kleines Studierendenprojekt keine Chance“ ist falsch gewickelt. Denn die kleineren projekte haben oftmals einen weniger kommerziellen Ansatz, sind innovativer, legen mehr Wert auf das Besondere und den Inhalt. Oft haben die Studentischen Projekte die ein oder andere grosse Agentur einfach geschlagen.
Es geht nicht nur ums investierte Geld, es geht nicht um Grösse, es geht um Qualität.
Das sind die Kategorien:
DIE BEWERTUNGSKRITERIEN lauten nämlich:
KONZEPT – wird die Arbeit von einer Leitidee angetrieben?
HALTUNG – kommuniziert die Arbeit eine nachhaltige Aussage?
NARRATION – erzählt die Arbeit eine Geschichte?
GESTALTUNG – wird die Arbeit herausragend gestaltet?
FORMAT – werden neue Begegnungsräume geschaffen?
Und jetzt wird klar wie es dazu kommt, dass der Wettbewerb für Gross und Klein absolut gleich ist. Es zählt Qualität.
Die Gebühren sind mit max. 300,- pro Einreichung sehr moderat – Studierende zahlen NICHTS.
Bewerben ist angesagt.
Parable of Gravity, artist Casey Curran: Kinetische Blumen wachsen aus einer verwahrlosten Landschaft in einer außerweltlichen Installation von Casey Curran
In Parable of Gravity (Gleichnis der Schwerkraft) hat des Künstlers Casey Curran einen Garten aus zarten kinetischen Blüten inmitten einer weiten Fläche von einer Reihe bröckelnder Gerüste angelegt. Curran positioniert pulsierende Pflanzenformen auf 20 Holzgerüsten. Die oberen Bereiche der Strukturen sind mit einer dicken Schlammschicht überzogen. Sie ragen am äußeren Rand der Installation auf 2,4384 Meter Höhe hinaus. Dort findet sich eine in der Luft schwebende menschenähnliche Figur. Dieser anonyme Körper ist auch von Blumen bedeckt. Diese Blumen sind aus lasergeschnittenen Polyester-Zeichenpapieren und werden von Kurbeln und kleinen Motoren angetrieben.
Zirpende mechanische Elemente versetzen die Betrachter*in in die Geräuschkulisse eines Regenwaldes. Er ist von vielfältigen Insekten, quakenden Fröschen, sich bewegenden Ranken und fallendem Wasser bewohnt. Er wird als Hörbild vermittelt. Hier wird eine Umgebung im Übergang, die gleichzeitig einen Zyklus von Wachstum und Zusammenbruch durchläuft präsentiert. Dieses fabrizierte Ökosystem spielt auf das feine Gleichgewicht der natürlichen Systeme unserer Welt und unseren Einfluss als Menschen auf ihr Wohlergehen an.
Jedes Quader stellt einen Kleingarten dar. Die Kinetischen Gärten sind von Hand konstruiert und aus lasergeschnittenem Polyester-Zeichenpapier zusammengesetzt. Der Auftrieb des Materials erzeugt in den mechanisierten Skulpturen ein lebendiges Zittern, das einer Stop-Motion-Fotografie einer botanischen Blüte ähnelt. Diese konstruierte Welt ist minimalistisch in Form und Farbe. Das unterstützt die Komplexität der Blumen.
Am Ende des Ausstellungsraums, hängt ein hohler Asteroid aus Aluminium. Dieses Gebilde der 951 Gaspra nachempfunden ist. Der Asteroid Nr. 951, Gaspra, wurde am 29. Oktober 1991 von Galileo aus einer Entfernung von ungefähr 1000 Kilometern photographiert. Die Skulptur heisst „Anchor of Janus“ (Anker des Janus). Janus zitiert den römischen Gott als auch auf die verschlungenen Motive gotischer Kathedralen. Die Besucher*in entdeckt das Rosettenmotiv in der Mitte des Asteroids. Dieser Bestandteil in den Ausstellungsräumen hängt dominant über der Filigranität des Gartens. Das Gebilde ist andersartig und bricht die Ästhetik, stellt eher etwas Bedrohliches dar. Diese mythologische, architektonische und astronomische Konvergenz berücksichtigt nicht nur die wissenschaftlichen und spirituellen Aspekte unserer Verbindung zur natürlichen Welt, sondern auch unser kulturelles Erbe und die Art und Weise, in der vergangene technologische Fortschritte unser Leben und unsere Erfahrungen heute noch beeinflussen. Darüber hinaus erkennt der Bezug auf Janus die duale Natur des menschlichen Fortschritts an, mit all den positiven und negativen Implikationen, die er mit sich bringt.
Emily Kelly von MadArt Direktorin + Kuratorin beschreibt die Installation als ein prophetisches Werk. Die Gespräche für die Ausstellung begannen lange vor der COVID-19-Pandemie und den soziopolitischen Umwälzungen und Umweltkatastrophen des letzten Jahres. „Inmitten dieser sich häufenden Ereignisse fühlen sich die konzeptionellen Erkundungen von Parable of Gravity heute relevanter denn je an. Es ist unbestreitbar, dass die unvorhersehbaren Kosten der rasanten technologischen Innovation, die wachsende menschliche Bevölkerung und unser Einfluss auf den Planeten uns an den Rand unseres Überlebens gebracht haben, mit Blick auf eine Zukunft, die um uns herum zu zerbröckeln scheint. In diesem Moment haben wir die Chance, das zu retten, was wir nicht verloren haben, und unser Erbe für die nachfolgenden Generationen zu hinterlassen. Curran nutzt seine Installation, um uns die Möglichkeit zu geben, unsere gegenwärtige und zukünftige Beziehung zueinander und zur Welt um uns herum zu bewerten, oder vielmehr neu zu bewerten.“
In einer Erklärung erklärt Curran das Zusammentreffen der künstlichen und organischen Themen:
„Ich fühle mich zum Fundament der Dinge hingezogen, zur Wurzel ihrer Ursache und dem langen Zyklus ihrer Existenz. Es ist eine Faszination für Strukturen, die zwischen dem sehr Großen und dem sehr Kleinen liegen. Der Wunsch, ein System zu sehen, das in die Natur der Dinge geschrieben ist und jede Oberfläche, jeden Gedanken und jede Idee definiert. Ein einfaches Stück Menschlichkeit, das irgendwo zwischen Sternen und Knochen liegt und die großen und kleinen Triumphe unserer zahllosen Bemühungen beschwört. Ich konzentriere mich hauptsächlich auf die Bildhauerei, bin aber nicht auf ein bestimmtes Medium beschränkt. Ich erschaffe kinetische Umgebungen mit einer inneren Logik und Geschichte, die oft durch eine einfache Handkurbel angetrieben werden. Ich lade Betrachter*innen ein, durch seine Teilnahme Teil des Werks zu werden und ein Tableau aus Flora und Fauna zu animieren, das bei Aktivierung zum Leben erblüht oder flattert. Bei der Konzeption meiner Arbeiten konzentriere ich mich auf eine verborgene Erzählung und ordne visuelle Elemente zu, die mit dem Konzept der Arbeit übereinstimmen. Oft verwende ich verschnörkelte Strukturen und einfache Konstruktionsmethoden, um mein Interesse an Natur, Fundament und Form zu unterstreichen. Bei der Erstellung meiner Arbeiten suche ich nach Mustern in der Umgebung und versuche, die Symmetrie in ihren Ökosystemen herauszukitzeln. Ich suche danach, wie sich Innovation in unsere sich ständig erweiternden Systeme von Komplexität und Wissen einfügt. Ich schaffe Arbeiten, die versuchen, die Konzepte von Chaos, Muster und Emergenz zu überbrücken. Dies sind die Säulen, nach denen ich suche, die nachdenklichen Hände, die meine Metaphern halten.“
Weitere Informationen hier.
Beitrag von Ursula Drees
(Linz, 8.9.2021) Es ist nichts weniger als die Neuordnung unserer aus den Fugen geratenen (digitalen) Welt, zu der die Ars Electronica 2021 aufruft. Gemeinsam mit Künstler*innen, Wissenschaftler*innen, Entwickler*innen, Aktivist*innen und Entrepreneurs aus aller Welt legt das Festival den Finger in die Wunde und bringt Themen wie unsere lückenlose Überwachung, die Hochkonjunktur von Verschwörungstheorien, den digitalen Feudalismus und den gigantischen ökologischen Fußabdruck des WWW aufs Tableau. Dabei in Alarmismus oder Pessimismus zu verfallen, ist dennoch weder Sache noch Stil von Ars Electronica. Im Gegenteil. Mit unzähligen künstlerischen Projekten, technologischen Prototypen, wissenschaftlichen Experimenten und zivilgesellschaftlichen Initiativen zeigt das Festival stattdessen, dass und wie wir die drohende digitale Dystopie vermeiden können. Im dritten Jahrzehnt dieses 21. Jahrhunderts liegt es an uns, die Karten neu zu mischen und einen NEW DIGITAL DEAL auf den Weg zu bringen.
Mit freundlicher Genehmigung der Ars Electronica: Pressetext
Peep Show Box aus Plexiglas, mdf, Holz und Stahl
Die Installation „Never take a trip alone“, bestehend aus zwei großen, auf der Technik des 17. Jahrhunderts basierenden Perspektivkabinetten, zwei Radierungen, zwei 3D-Videosimulationen und zwei mit gotischer Typografie beschrifteten Papieren, füllt einen Großteil eines Raums in der Budapester Nationalgalerie.
Adam Albert stellt in seinem Werk „Never take a trip alone“, die Frage nach der Historie der Repräsentation in der Geschichte des Sehens, die der Perspektivkasten des 17. Jahrhunderts mit sich bringt und macht dies mit dem Oevre zweier einflussreicher deutscher Persönlichkeiten der Kulturgeschichte: Johann Wolfgang von Goethe und Alexander von Humboldt. Durch die Gegenüberstellung verschiedener Epochen und Medien unternimmt Albert Ádám eine imaginäre Zeitreise und reflektiert den Wandel in der kunsthistorischen Bewertung verschiedener Medien. Ádám modelliert deren Werkräume neu und stellt sie verkleinert und als weisses Objekt in den Galerieraum. In diesen Kästen befinden sich die symbolischen Denkmäler und Gedenkstätten ihrer realen und imaginären Abenteuer.
Albert Ádám„Never Take a Trip Alone. 2011, Peep Show box aus Plexiglas, mdf, Holz und Stahl gesehen in der Ungarischen Nationalgalerie Budapest©Ursula Drees
Die Integration dieser Arbeitszimmer in das Format der perspektivischen Box gewinnt eine weitere Ebene, indem Albert die visuelle Erfahrung, die das barocke Gerät bietet, der Visualisierungsmethode der neuesten computerbasierten Animation gegenüberstellt. Diese inszeniert buchstäblich das Umherschweifen des Auges in den Räumen. Sie simuliert, wie sich die Besucher oder die Besitzer im Raum bewegen.
Das dritte Stück von Alberts Arbeit ist die traditionelle perspektivische Darstellung der Räume in einem Kupferstich.
Das vierte Stück ist eine zweiteilige farbige Zeichnung, die ein emblematisches Objekt jedes Raumes, die Leiter und das Monokular, hervorhebt.
Das vierteilige Werk, das mit verschiedenen Visualisierungstechniken hergestellt wurde und so den Galerieraum bevölkert, schafft eine gut durchdachte Installation, in der sich alle vier Stücke gegenseitig reflektieren. Die Inschriften auf der papierbasierten Zeichnung, der Bildoberfläche und dem Darstellungskanon verweisen explizit auf den historischen Rahmen, der in Alberts Arbeit eine Rolle spielt.
Die Inschriften auf den papierbasierten Zeichnungen, der Bildfläche und dem Darstellungskanon tun dies nicht minder. Darüber hinaus bildet die traditionelle, perspektivische Gestaltung der Stiche im Zusammenspiel mit der Betrachtungsposition, die die perspektivischen Kästen erfordern, ein differenziertes Raster auf die wechselnde Rolle des Kanons und die des Betrachters.
Die Kästen sind genau, detailliert, gearbeitet. Jedes Element stimmt. Allein das handwerkliche Geschick hält die Betrachterin vor den Kästen. Faszination strahlt die Miniaturausgabe dieser Arbeitsräume aus und gerne würde man hinein fassen. Es ist ein sehenswertes Werk.
Beitrag von ursula drees
Hier sollte man sich schlau machen. Das ist ein toller Wettbewerb. Warum? Weil Agenturen und Nachwuchsprojekte gleichwertig behandelt werden. Da treten die grossen Agenturprojekte gegen kleinere, freiere und innovativere Projekte von Hochschulen und Studierenden an. Wer jetzt denkt: „Ach Gott, die Agenturen hantieren mit einem Budget über 500.000€, da hat doch ein kleines Studierendenprojekt keine Chance“ ist falsch gewickelt.
Wer auf die Short- und die Gewinner Liste der vergangenen Jahre schaut, wird sehen, es gibt viele Projekte von Studierenden, die die grossen Agenturen aus dem Feld werfen. Warum? Weil nicht nur Geld, nicht nur Grösse, nicht nur BÄM zählt.
Das sind die Kategorien:
DIE BEWERTUNGSKRITERIEN lauten nämlich:
KONZEPT – wird die Arbeit von einer Leitidee angetrieben?
HALTUNG – kommuniziert die Arbeit eine nachhaltige Aussage?
NARRATION – erzählt die Arbeit eine Geschichte?
GESTALTUNG – wird die Arbeit herausragend gestaltet?
FORMAT – werden neue Begegnungsräume geschaffen?
Und jetzt wird klar wie es dazu kommt, dass der Wettbewerb für Gross und Klein absolut gleich ist. Es zählt Qualität.
Die Gebühren sind mit max. 300,- pro Einreichung sehr moderat – Studierende zahlen NICHTS.
Bewerben ist angesagt.