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Monthly Archives: Dezember 2025

William Kentridge: Oh to Believe in Another World

Die Installation basiert auf dem gleichnamigen Film, der als Auftragswerk zur Begleitung der 10. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) entstand, die der russische Komponist nach Stalins Tod komponierte. In der Stalinzeit bewegte sich Schostakowitschs Leben zwischen Anpassung und künstlerischer Selbstbehauptung und die Sinfonie gilt gemeinhin als Abrechnung mit dem Diktator. Ausgehend von der Musik und dem Leben Schostakowitschs hat Kentridge eine fiktionale Bildcollage inszeniert und spannt einen Bogen von Lenins Tod (1924) über Majakowskis Selbstmord (1930), die Ermordung Trotzkys (1940) bis zu Stalins Tod (1953).

Das gesamte Setting – Bühne, Ausstattung, Figuren und Kostüme –  wurde im Stil der Collage- und Montagetechniken des russischen Konstruktivismus entworfen. Eingebettet ist die lose Erzählung von politischer Macht und künstlerischer Freiheit, von revolutionärem Aufbruch und dem Verfall einer Utopie, von Hoffnung und Desillusion in eine kaleidoskopartige Sequenz aus .

In Oh To Believe In Another World begegnet uns ,,Geschichte in Form einer Collage“ (William Kentridge).

Es ist eine visuelle Erzählung. Kentridge verwendet viele Medien. Schrifttafeln, Collagen, bewegte 2 dimensionale Puppen auf Karton, Filmausschnitte, Textpassagen, historische Fotos, Reproduktionen von Skulpturen und Bildern, alte Zeitungsseiten und Buchcover. Das schafft einen rauen, spontanen und sehr durchdachten visuellen Stil.

Wer den Film betrachtet wird assoziativ sehen und konzeptuell denken.

Zu sehen noch bis zum 4. Januar 20266 in Dresden im Albertinum.

5-Kanal-Filminstallation, 15:42 min (in dieser Ausstellung als 7-Kanal-Version präsentiert Five channel film Installation, 15:42 min. Courtesy Kentridge Studio© William Kentridge

Regie/ Director William Kentridge
Schnitt- & Tondesign/ Editor & sound design Janus Fouche
Zusätzliche Redakteure/ Additional editors Zana Marovi, Joshua Trappler
Kostüm- & Puppendesign/ Costume & puppet design Greta Goiris
Bühnenbild und Modellbau/ Set & model design Sabine Theunissen
Kamera/ Camera Dusko Marovi SASC

Fotos, Videos und Beitrag von Ursula Drees

Stations von Bill Viola

© Bill Viola; photo © ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe

In Bill Violas Werk „Stations“ werden fünf zentrale menschliche Erfahrungen thematisiert, die sich mit den existenziellen Aspekten des Lebens und der Spiritualität befassen:

  1. Geburt – Die erste Station thematisiert den Beginn des Lebens und die Wunder der Entstehung.
  2. Tod – Diese Station widmet sich dem Ende des Lebens und den damit verbundenen Emotionen und Ängsten.
  3. Trauer – Hier wird das Gefühl der Trauer hervorgehoben, das als Teil des menschlichen Daseins und des Umgangs mit Verlust dargestellt wird.
  4. Transformation – Diese Erfahrung beschäftigt sich mit den Übergängen im Leben, sei es durch Veränderungen oder tiefgreifende Lebensereignisse, die zu persönlichem Wachstum führen.
  5. Auferstehung oder Wiedergeburt – Die letzte Station thematisiert den Kreislauf des Lebens, der den Gedanken an Erneuerung und spirituelle Wiedergeburt umfasst.

Diese fünf Erfahrungen bilden das emotionale und thematische Rückgrat von „Stations“ und laden die Betrachter dazu ein, über ihre eigene existenzielle Reise nachzudenken.

Die Ästhetik von „Stations“ zeichnet sich durch die Verwendung von Wasser, Licht und Körperlichkeit aus. Es ist eine fünfkanalige Videoinstallation, bei der nackte Figuren in Wasser schweben, im ZKM sind sie auf grossformatigen Leinwänden zu sehen. Diese Figuren haben etwas Übernatürliches, Göttliches oder auch Geisterhaftes an sich. Die Bewegungen verschmelzen mit der stillen, fast meditativen Klangkulisse eines Unterwasserraums. Unter jeder Projektion befinden sich polierte schwarze Granitplatten. Sie spiegeln die Bilder. Die kontemplative Atmosphäre betont die Themen Leben, Tod und Wiedergeburt.

Bill Viola studierte von 1969 bis 1973 an der Syracuse University, wo er einen Bachelor of Fine Arts in der Fachrichtung Malerei erwarb. Während seiner Studienzeit entdeckte er sein Interesse an Video- und Bildmedien und absolvierte anschließend ein Praktikum am Experiential Media Studio im Experimental Television Center in New York.

Viola gilt als einer der Pioniere der Videokunst. Seine Arbeiten zeichnen sich durch eine tiefgehende Auseinandersetzung mit Themen wie Leben, Tod, Spiritualität und menschliche Emotionen aus. In den 1970er Jahren begann er mit der Erstellung von Videoinstallationen. Er nutzt moderne Technologien, um ageometrische Darstellungen von Wasser, Raum und Licht zu erschaffen.

Beitrag und Videos von Ursula Drees