#3 If You Have Starry Skies in Your Eyes, Rib (JP)
Award of Distinction, Prix Ars Electronica, Ausstellung von 13 PreisträgerInnen im Lentos Kunstmuseum
Unter den PreisträgerInnen, die im Lentos Kunstmuseum ausgestellt sind, hat mich eines besonders beeindruckt. Es sind Rib’s Kreationen von Augenprothesen. Ich brauchte einen Moment in der Ausstellung, um zu verstehen, dass die Künstlerin auf einem Auge erblindet ist und eine Prothese trägt. Sie hat diesen Umstand zum Anlass genommen, ihre eigenen Prothesen zu gestalten und selbst herzustellen, nachdem sie sich das entsprechende Verfahren angeeignet hat.
In Japan sind Augenprothesen traditionell so gestaltet, dass sie realen Augen möglichst exakt nachempfunden werden. Dieser rationale Ansatz spiegelt sich in den strengen Normen der japanischen Industrie für Augenprothesen wider, die individuelle Wünsche wie „Ich möchte eine Prothese mit etwas größeren Pupillen, die zu meinen farbigen Kontaktlinsen passen“ oder „Ich hätte gerne eine Prothese mit einer blauen Iris“ nicht berücksichtigen. Offiziell zugelassene Hersteller lehnen solche maßgeschneiderten Prothesen ab.
Gegen diese gesellschaftlichen Vorurteile stellt Rib ihr Kunstwerk in Form einer innovativen, interaktiven Prothese vor. Diese Prothesen, die Rib selbst trägt, haben unterschiedliche Designs, eine davon integriert einen Magnetsensor, ein LED-Licht und eine Batterie, alles umhüllt von medizinischem Acrylharz. Durch die Beleuchtung des Auges mittels des Magnetsensors wird die Prothese zu einem Symbol für Individualität und Selbstdarstellung.
Das Projekt basiert auf Ribs persönlichem Hintergrund und setzt sich gegen die gesellschaftliche Wahrnehmung von Menschen mit Behinderungen ein, die oft als „unsichtbar“ oder „unberührbar“ angesehen werden und die Tendenz haben, sich zu verstecken. Mit diesem leuchtenden, prosthetischen Auge fordert Rib die gängigen Vorstellungen über naturtreue Replikation von Prothetik heraus und bietet Menschen mit Behinderungen mehr Möglichkeiten zur Selbstdarstellung. Ribs Ziel ist es, die Einzigartigkeit und das Potenzial physischer Unterschiede zu zeigen und die Akzeptanz sowie das Verständnis für Vielfalt zu fördern.
https://www.righteyerib.com/work
Beitrag und Medien von Professorin Katja Schmidt.
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