1 Kanal stereoskopisches 3 D Video
Ohne den Titel gelesen zu haben, oder gar den Künstler nach Alter, Land und Herkunft beurteilt zu haben, ist das Video eine Reise in zwei Welten. Es wechselt zwischen Aufnahmen von Cos Playern und Menschen, die gegen Trump und für Bernie Sanders demonstrieren. Beide Szenerien werden im Wechsel geschnitten. Lange Sequenzen sind es jeweils, der Betrachter hat Zeit, die Filmausschnitte zu betrachten.
In der Cos Play Welt sind die kostümierten jungen Menschen, eigentlich noch Kinder, als Helden gekleidet. Die Perfektion der Verkleidung, durch Accessories, akuraten Tools und Waffen vervollständigt, verblüfft. Da ist das Einhorn, die Jungfrau, da ein Avatar, ein Elfe, da sind Comic- oder Animefiguren.
Der Konferenzort erscheint modern, klimatisiert, sauber und characterlos. Einer lehnt entkräftet an einer Säule. Dann kommt wer anderes, fragt nach einem Bild. Der private Mensch wird zum Performer, zum Model, zum Helden. Die Cos Player nehmen Heldenposen ein, Bilder werden gemacht. Die Show ist vorbei, es beginnt die Privatheit an der Säule. Der Posierende sackt zusammen.
Die Demonstration: AmerikanerInnen jeglicher Colour tragen Schilder und singen im Chor zu Rythmen ihre Schlachtrufe wie: „Let them in“ oder „This is what democracy looks like“.
Menschen wie jederman und jedefrau: verschiedene Haare, Kleidung, Haut, Alter und Grösse, vereint durch eine Überzeugung. Für Freiheit, für Demokratie, Diversität, Vielfalt und Gleichberechtigung. Manche tragen eine aufblasbare Weltkugel herum, andere die Fackel der Freiheitsstatue oder verkleiden sich gleich als Freiheitsstatue. Die Demonstration führt am Konferenzort vorbei, die Welten treffen aufeinander. Cos Player betrachten die Demonstraten und umgekehrt.
Geht es um Freiheit und Gleichberechtigung von Gesellschaften, egal wie sie sich definieren? Geht es um greifbare Politik, um akute Problemstellungen, oder umspannt die Botschaft alle nur erdenklichen Formen menschlicher Existenz und Selbstdefinition?
Verwunderlich ist es, wenn die Elfen mit kleinen Öhrchen und gelber Polyester Perücke, Synthetikkleidchen, roten Mündern und Schuhen in die Realität einzutauchen drohen. Es wird sich verkleidet, um eine andere Identität zu verkörpern, vielleicht sogar um nicht mehr von dieser Welt zu sein.
Verkleidungen tragen das Motiv der Fremdaneignung, der Vereinnahmung in sich. Das Motiv lautet: „Trinke das Blut des Gegners. Mache dir dessen Kräfte und Mächte zu eigen. Trage die Haut und das Fell jener, die dir gefährlich sind und vereinnahme sie für immer und ewig“.
„They came together to perform heroic gestures“. (In a manner that was meaningful to them).
Der Künstler schaut auf die Oberfläche. Durch den Vergleich bezweifelt er die Kraft der Übernahme. Cos Player bleiben Pupertierende, Spielende und Selbstdarstellende in Fantasiewelten. Demonstrierende, ganz der Wirklichkeit verpfllichtet, kämpfen, schaffen sich Gehör, konstituieren signifikate ideale. Sie sind Helden, posieren nicht minder für die Kamera, aber mit Grund. Die Gegenüberstellung geht nur auf formaler Eben auf, der inhaltliche Vergleich hinkt.
Beitrag von Prof. Ursula Drees
gesehen im Kunstbezirk, anlässlicher des 33. Stuttgarter Filmwinters.
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