Morgen beginnt die fmx. Und wir sind diesmal mit zwei Teams dabei. Professorin Katja Schmid wird sich um die Special Effects kümmern und mit einem Videoteam verschiedene KünstlerInnen interviewen, Professorin Ursula Drees wird ebenfalls mit einem Team Fragen der Kunst und des Erschaffens stellen. Trisha Gum hat bereits ein Interview zugesagt.
Trisha Gum arbeitet seit 10 Jahren in der Profiliga für Animation. „Trisha made Animation all the way through her life. And she developed a very distinct style. You need to know what she did, how she did it and what makes her different.“
Anfangs arbeitete sie als Art Directorin und Produktionsdesignerin für unterschiedliche TV Shows wie z.B. „Robot Chickens, The WB’s, MAD“ oder „Frankenhole“. Trisha Gum vollzog in 2010 die Transformation zur Regisseurin und Drehbuchautorin. 2011 war sie Teilnehmerin bei dem AFT’s (American Film Institute) Directing Workshop für Frauen. Dabei entstand „Losing Ferguson“.
Trisha Gum sagt über sich, sie sieht sich nicht als „Animator“. Sie eignet sich Stop Motion und Animationskenntnisse autodidaktisch an. Es geht ihr darum, Arbeitsprozesse zu verstehen und zu lernen. Ihr Ziel ist seit jeher als Regisseurin zu arbeiten.
„Robot Chicken“ ist eine Stop Motion Animation TV Show. Sie behandelt Themen der Pop Kultur. Es wird alles von TV Shows bis Comic Books aufs Korn genommen, schnell, scharf und raubeinig kommentiert. Insiderwitze und gute Kenntnisse zu aktuellen Showinhalten werden vom Betrachter gefordert. Hier geht es zur Sache: schwarzer Humor.
MAD Magazine war in den Anfängen eine Parodiemagazine auf die Superhero Helden Comix. Diese Inhalte wurden erweitert und es kam das heute bekannte Satire Magazine dabei heraus, wo politische, gesellschaftliche und kulturelle Themen besprochen und verballhornt werden. Es ist ein Teil der amerikanischen Kultur geworden auch wenn das Print Magazine nur noch vierteljährlich erscheint. Denn Warner Brothers hat das MAD Magazine als Video weiter entwickelt und genau dafür hat Trisher Gum Personen / Charaktere als auch Background Images hergestellt.
„Frankenhole“ ist ebenso eine Amerikanische Stop Motion Animierte TV Show, die ihre Premiere 2010 feierte und mit 20 Episoden 2012 auslief. Diese Show zielt auf Erwachsene und handelt von Dr. Victor Frankenstein, der als Unsterblicher mit Hilfe von Wormholes (Einstein Rosen Brücken) zwischen der Vergangenheit und Zukunft reist. Reisen zwischen den Welten finden statt und Europa scheint eine Region mit einer Vielzahl von Monstern und anderen übernatürlichen Kräften und Gestalten zu sein. Nicht immer gute im Übrigen, sogar eher selten. Die Kräfte von Dr. Frankenstein werden von den verschiedenen Patienten in Form von historischen Persönlichkeiten oder Bekanntheiten in Anspruch genommen. Es erscheinen eine Vielzahl von klassischen Monstern aber dennoch bleibt die Show eng an Dr. Frankenstein und seiner Familie. Es erscheint als seien die Menschen die Monster.
Diese Formate strotzen vor unvermittelter Rauheit, sie sind direkt und machen vor nichts halt. Sie sind kritisch und satirisch. Es sind unangepasste Formaten und deshalb muss der Erzählstil auch revolutionär, sperrig und kunstvoll anders gestaltet sein.
Trisha Gum hat als Gestalterin begonnen. Sie verwendet analoge und digitale Ausdrucksmittel und Tools um ihren Gestalten/Kreaturen und Hintergründen ein Gesicht zu geben. Sie erweitert den klassischen Weg der 3 D Animation und den damit verbundenen, erwarteten Look, der durch die Programme antizipiert wird. Es ist eine Kunst mit Hand genauso kreativ zu arbeiten wie mit dem Rechner. Gerade mit der Hand, mit analogen Elementen, wie Papier, Pappe, Farbe, Stiften, mit gefundenen Dingen wie Holzsticks oder anderen Elementen des täglichen Lebens lassen sich unerwartete Figurinen gestalten. Das ist leicht gesagt und gedacht, aber schwer umgesetzt, denn das Gefühl setzt sich in Kreativität fort und wird durch eine eindeutige künstlerische Position bestimmt. Mit Erfahrung, Geschicklichkeit, Wissen zu dem Handwerkszeug und der Reaktion untereinander und für einander lässt sich dann gestalten. Was vielleicht leichtfüßig und einfach erscheint, ist in vielen Fällen ein langsamer Prozess. Denn die schnelle Skizze kann den glücklichen Moment beinhalten, jener, der etwas besonders ausdrucksstark vermittelt, aber diese Ausdrucksstärke wieder zu beleben und in derselben unvermittelten Eigenwilligkeit zu erschaffen und zu beleben, bedeutet Arbeit. Denn das Besondere lebt im Detail und das genau will erkannt werden und auf Bewegungen und Situationen angewandt werden. Trisha Gum schafft es. Sie erschafft eben diese unvermittelten Bilder und Situationen. Sei es in Charakteren oder in einer Szenerie.
Trotzdem zog es sie zur Regie und zum Drehbuch. Sie will Geschichten erzählen. Eigene Geschichte, ihre Geschichten. Die Transformation vom der Art Direktorin zur Regisseurin in der Film oder Animationsindustrie stellt sich nicht kinderleicht dar. Es gibt ja eher überschattete Wege, die zu beschreiten sind. Da gibt es kein Formular, mit dem sich auf eine andere Position beworben werden kann. Diese Transformation ist individuell, es ist kein einfacher Weg, den beschritten werden kann. Die richtigen Leute sollten den Lebensweg kreuzen und dann sollten diese Leute auch Aufmerksamkeit für die eigenen Belange aufbringen. Und wie überzeugt man dann diese Menschen vom noch nicht gelebten Talent? Eins das da ist, aber noch nicht im Limelight steht.
2011 entsteht „Losing Ferguson“, Story und Regie von Trisha Gum. Es ist die Geschichte einer Frau, die nach dem Tod ihrer Familie einen Bruch zur Lebenswelt, zur Realität erlebt. Sie verliert den Boden unter den Füssen und geht eine imaginäre Beziehung oder Freundschaft mit einem erdachten Freund „Ferguson“ ein. Der wiederum verlässt die Heldin Rebecca aber eines Tages ohne Vorankündigung, einfach so und nun erst beginnt der lange Weg der Konfrontation mit der Realität, mit dem Eigenen ich und den Erlebnissen und der Vergangenheit.
Das ist der Anfang.
2015 werden ihre Bemühungen für Writing and Directing der über amazon produzierten Arbeit „Tumble Leaf“ mit einem Emmy gekrönt. Es geht um einen blauen Fuchs in einem fremden und märchenhaften Land. Dieser blaue Fuchs erlebt Abenteuer, lernt neue Freunde kennen, Liebe und das Leben. Jede Wegbiegung ist ein Blick in eine phantasievolle Begegnung mit der Welt. Eine Serie für Vorschulkinder.
Mittlerweile wird sie zu den wichtigen der Branche gezählt. Sie ist einer der großen Animatoren. Sie hat für den erfolgreichen Animationsfilm “The LEGO Batman Movie“ die Verantwortung für die Story gehabt und mit der Fortsetzung des LEGO Films „The LEGO MOVIE 2“ einen weiteren Karriereschritt gemacht und als Co Director neben dem Storytelling auch die Regie übernommen. Und genau an diesem Punkt steht sie jetzt. Wir interviewen sie, denn sie ist eine der auf der fmx eingeladenen Superstars.
Beitrag von Professor Ursula Drees. In Vorfreude auf die fmx.
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